[Greifswald] Gedenken an Eckard Rütz

GreifswalderIn 26.11.2010 13:02 Themen: Antifa Soziale Kämpfe
Gestern, am 25.11.10, gedachten etwa 80 - 100 Personen dem vor zehn Jahren von Neonazis erschlagenen Obdachlosen Eckard Rütz.
Dieses Jahr jährte sich der bereits zehnte Todestag des Obdachlosen Eckard Rütz, der in der Nacht zum 25.11.2000 vor der Greifswalder Mensa von Nazis ermordet wurde. Auch dieses Jahr fand eine Gedenkkundgebung statt, zu der das Bündnis 'Schon vergessen?!' aufrief.
So kamen um 14:00 etwa 80 bis 100 Menschen zusammen, um Eckard Rütz, aber auch Klaus-Dieter Gerecke (welcher ebenfalls im Jahr 2000 von Nazis in Greifswald ermordet wurde) und anderen Opfern neonazistischer Gewalt zu Gedenken.

Es wurden Redebeiträge des Bündnisses, sowie vom Dompfarrer gehalten, die u.a. auf die Einteilung in 'nützliche' und 'unütze' Menschen aufmerksam machten, die Gewalttaten wie diese hervorbringen. Sie betonten außerdem, dass diese Einstellungen keinesfalls nur in rechtsextremem Kreisen populär seien, sondern bis weit hinein in die bürgerliche Gesellschaft vertreten würden.
Ebenfalls kritisert wurde, dass die Stadt nach dem zweiten Morde innerhalb eines Jahres im Jahr 2000 die Strategie des Verdrängens und Verschweigens gewählt hatte. Nach dem ersten Mord an dem ebenfalls Obachlosen Klaus-Dieter Gerecke in der Gützkower Str gab es noch einen Aufschrei und zeitweilig bis zu 7000 Demonstranten gegen rechte Gewalt.
Doch nach dem Mord an Eckard Rütz versuchte die Stadt einen Mantel des Schweigens über den Vorfall auszubreiten, das war dann anscheinend doch ein zu großer Imageschaden wür die 'weltoffene' Universitätsstadt Greifswald.

Erst durch jahrelanges antifaschistisches Engagement mit tatkräftiger Unterstützung der Domgemeinde konnte im Jahre 2007 ein Gedenkstein eingeweiht werden.
Um so erfreulicher war es, dass dieses Jahr sogar ein Kranz im Namen des Oberbürgermeisters niedergelegt wurde. Anscheinend ist die Stadt lernfähig bzw. hat gemerkt, dass es für ein weiteres Verschweigen der Tat mittlerweile zu spät ist.

Auch muss auch hier wieder drauf hingewiesen werden, dass die Stadt Greifswald weiterhin ein Naziproblem hat, was von öffentlichen Stellen immer wieder gerne dementiert oder herunterspielt wird.
Zum einen selbsternannte 'Nationale Sozialisten', die zwar v.a. durch unhübsche Sprühereien, das massenhafte Verkleben von Aufklebern und schlecht geschriebenen Blogeinträge auffallen, zum anderen aber auch die Burschenschaften, von den zumindest zwei dem rechtsradikalen Lager zuzuordnen sind und zu denen viele Konservative aufgrund ihres bürgerlichen Auftretens kaum Berührungsängste haben.


Am Rande der Gedenkveranstaltung machte auch die Polizei wieder einmal deutlich, was sie davon hält, wenn es engagierte Menschen gibt, die aus einer antifaschistischen Motivation an die Opfer von rechter Gewalt erinnern, indem anwesende Zivibullen Potraitaufnahmen von Anwesenden durchführten. Insbesondere wurden jene Personen fotografiert, die am Auf-&Abbau beteiligt waren und Redebeiträge hielten. (Einschließlich des Dompfarrers, der nun wirklich bekannt ist in Greifswald...)
Darauf angesprochen, dass sie bitte aufhören sollten zu fotografieren, stellten die Zivibullen sich dumm, reagierten agressiv und versuchten die
Person, die sie angesprochen hatte, festzunehmen, was Ihnen aber dank der Intervention anderer Anwesender misslang.

Auch streunerten am Rande einige bekannte Nazis herum, wurden aber entweder auf Distanz gehalten oder vertrieben.

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Weiter geht es am Samstag, an dem noch eine antifaschistische Demonstration stattfinden wird.
Diese beginnt um 13:00, ebenfalls an der Greifswalder Mensa.


Weitere Informationen zum Mord an Eckard Rütz:

 http://schonvergessen.blogsport.de/hintergrund/


Weitere Berichte zum Gedenken:

 http://antifahgw.blogsport.de/

 http://rotehilfegreifswald.blogsport.de/

 http://www.webmoritz.de/2010/11/25/nicht-vergessen-80-menschen-gedachten-eckard-rutz/

 http://links-lang.de/presse/10529.php
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Ergänzungen

autonomia

red revolution 26.11.2010 - 13:32
vllt wäre es mal ganz nützlich wenn ihr reinschreibt, wo die demo langführen soll, für leute (so wie ich) die sich unterwegs einreihen wollen, da sie es nicht zeitlich schaffen an der mensa zu sein..^^

Demobeginn

Konrad 27.11.2010 - 11:43
Demobeginn um 14:00 Uhr!!!

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