Athens Polizei gewinnt 17. Riot

(muss ausgefüllt werden) 18.11.2010 12:39 Themen: Repression Soziale Kämpfe Weltweit
Gestern demonstrierten in der griechischen Hauptstadt 70.000 Menschen um der Erstuermung des Polytechnio 1973 zu gedenken. Am anarchistisch/antiauthoritaeren Block nahmen ca. 5.000 Leute teil, der Rest bestand aus Gewerkschaften, Sozialisten und Stalino Kommunisten.
Morgens hatte bereits der Staatspraesident die Univerisitaet mit seiner Anwesenheit beschmutzt, das Gedenken an den Studentenaufstand von 1973 wird von allen vereinnahmt.
Die stalinistischen Parteien hatten die gesamte Route von sechs Kilometern zur US Botschaft schon hinter sich als im Zentrum der sich formierende Block der PASOK Jugend angegriffen wurde. Die Jugendorganisation der Regierung nennt sich zwar sozialistisch, waere im politischen Spektrum Deutschlands aber ungefaehr auf Hoehe der Burschenschaften zu verorten.
Die PASOK Jugend greift regelmaessig Menschen an die fuer "Chaoten" gehalten werden.
Fotos von PASOK Schlaegern gestern:  http://athens.indymedia.org/front.php3?lang=el&article_id=1225910

Der schwarze Block repraesentierte alle Altersgruppen und sozialen Klassen der griechischen Gesellschaft. Als er sich in Bewegung setzte kam es zu einem heftigen Zusammenprall mit Militaerpolizei die an einem Spalier gehindert werden sollte. Die Bullen setzten sich mittels Chemikalien durch und bildeten auf beiden Seiten ein dichtes und enges Spalier.
Problematisch war das Tempo der Demo, das von den kommunistischen Bloecken an der Spitze bestimmt wurde und keine Dynamik zuliess.
Auf der gesamten Strecke griffen Jugendliche mit untauglichen Mitteln die Polizei an, die sich bis zur US Botschaft zurueck hielt. Als immer mehr Steine flogen gab es massiven Einsatz von Gas Granaten, die Demonstration wurde innerhalb einer viertelstunde auseinander geschlagen. Festgenommene wurden uebelst zusammengeschlagen, Kleingruppen die in Seitenstrassen Barrikaden errichteten wurden von DELTA Formationen zerrieben. Inzwischen sind diese Motorrad Einheiten weiter ausgebaut worden und operieren teilweise in 50er Gruppen.
Bericht+ Fotos auf englisch:  http://athens.indymedia.org/front.php3?lang=el&article_id=1225877
Mehr Fotos:  http://athens.indymedia.org/front.php3?lang=el&article_id=1225795

Danach war das Polytechnio von hunderten Beamten hermetisch abgeriegelt worden. Jugendgangs und AnwohnerInnen lieferten sich in Exarchia noch chaotische Strassenkaempfe mit der MAT. Diese behielt aber die Oberhand weil der Organisierungsgrad solcher Randale zurueck gegangen ist. So wurden als Konsequenz aus der Sache in der Marfin Bank im Mai gestern kaum Molotovs eingesetzt.
Touristen und Yuppies, die wie gewoehnlich alles ignorierend vor Restaurants und Bars konsumierten, fanden sich ploetzlich im Kreuzfeuer wieder.

Die Diskussion ueber die Toten waehrend einer Demo hat bislang zu keiner Loesung gefuehrt.
Die anarchistische Bewegung ist in der Krise. Die Organisierten stehen unter starkem Repressionsdruck, zudem muessen inzwischen 30 Gefangene und Untergetauchte unterstuetzt werden.
Gestern wurden 70 Menschen festgenommen.
Randale auch in Patras:  http://athens.indymedia.org/front.php3?lang=el&article_id=1225783
Videos:  http://www.zougla.gr/page.ashx?pid=2&aid=205782&cid=4
 http://de.euronews.net/2010/11/18/jahrestag-der-studentenrevolte-gewalt-und-proteste-in-griechenland/
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Ergänzungen

Medien

m. 18.11.2010 - 13:24
Die Deutschen Medien sprechen von 17 bzw 20tsd Demonstranten.

Die Essenz von gestern

Analysis 18.11.2010 - 14:18
Zahlenmäßig war die Demo ein voller Erfolg und hat gezeigt, daß es eine massenhafte Unzufriedenheit und einen hohen Grad der Politisierung im Land gibt. Zum Vergleich: Eine derart große "linke" Demo hat es in Deutschland nicht ansatzweise zu irgendeiner Zeit gegeben. Auf die Bevölkerungszahl umgerechnet wäre das so wie wenn eine halbe Million Menschen durch Berlin ziehen.
Die fehlende Medienresonanz ist ganz klar auf den relativ friedlichen Charakter der Demonstration zurück zu führen. Ob das nun an der massiven Polizeipräsenz lag oder an einem Bewußtseinswandel der Protestierenden? Beides ist sicherlich der Fall. Zum einen wurden die Polizeikräfte im letzten Jahr extrem verstärkt, aufgerüstet und "weitergebildet", sie gehen deutlich aggressiver vor als in den Jahren zuvor und die Schwelle bis zum Einschreiten ist gesunken. Dazu kommen neue "Antiterrorgesetze" die aus einem Molli- und Steinewerfer schnell einen Terroristen machen, der sich dann mit einer mehrjährigen Haftstrafe konfrontiert sieht. Im Grunde die gleiche Entwicklung die Deutschland schon lange vollzogen hat: Repression und ein hartes Vorgehen der Polizei haben den "Kampf auf der Straße" letztenendes zum Erliegen gebracht.
Aber auch die Einstellung der Protestierenden in Griechenland hat sich nach den Molli-Toten im Frühjahr geändert. Es gab viele Diskussionen um die Sinnhaftigkeit der Gewalt und nicht wenige haben sich distanziert, teilweise wurde die Bewegung gelähmt. Hinzu kommt die ohnehin vorhandene Spaltung der einzelnen Gruppen, welche eine Bündelung der Kräfte nahezu unmöglich macht, obwohl diese Kraft eigentlich vorhanden wäre.

Schwerverletzter Flüchtling durch Schüsse

in Igouminitsa 18.11.2010 - 14:30
Falls wer in der Nähe von Albanien tanken muß...:

Ein bekannter Nazi -facebook foto- und Besitzer ein Tankstelle mit dem Namen Cyklon eröffnet Feuer auf Flüchtlinge, die sich auf LKW versteckten...
 http://en.contrainfo.espiv.net/2010/11/17/igoumenitsa-western-greece-murderous-attack-against-migrants/

PASOK Jugend etwa= Burschenschafften????

ölk 18.11.2010 - 16:24
"Die Jugendorganisation der Regierung nennt sich zwar sozialistisch, waere im politischen Spektrum Deutschlands aber ungefaehr auf Hoehe der Burschenschaften zu verorten."

Die PASOK ist etwas "linker", besonders außenpolitisch, als unsere SPD. Ebenso wie diese, startete sie als sozialistische Partei. Im Gegensatz zur SPD hat die PASOK aber ihren Namen nicht geändert, als sie in ihrer Ausrichtung einen "reformistischeren" Kurs einschlug. Die PASOK Jugend ist alters-entsprechend etwas radikaler. Grundsätzlich ist die griechische Linke, mit Ausnahme der Anarchisten natürlich, vielleicht etwas "patriotischer" (in Ermangelung eines besseren Wortes) als bei uns.
Sie aber auf Höhe der Burschenschaften zu verorten, die bei uns mehrheitlich rechtslastig bis rechtsextrem sind ist falsch.

PASOK Jugend = Jusos

z 18.11.2010 - 16:49
Die PASOK-Jugend kann man politisch ungefähr bei den Jusos verorten, sie wollen eine soziale Marktwirtschaft und sind gegen den neoliberalen Kurs ihrer Partei. Sie mit Burschenschaften zu vergleichen ist totaler Schwachsinn und an den Prügeleien zwischen PASOK-Jugendlichen und selbsternannten Avantgarde-Linken in Griechenland sind viele beteiligt, einseitige Schuldzuweisung macht da auch keinen Sinn. Im Grunde sind all diese Grabenkämpfe konterrevolutionär. Jeder Anarchist der sich lieber mit JUSOs beschäftigt als mit den Repräsentanten des Systems spielt einfach nur den Herrschenden in die Hände.

heute härtester Sparkurs präsentiert

shit happens 18.11.2010 - 17:12
Die griechische Regierung hat den gestrigen Tag noch abgewartet um heute mit großem Selbstbewusstsein den härtesten Sparkurs in der Geschichte des Landes zu präsentieren. Lebensmittel sollen teurer werden, am Gesundheitswesen gepart werden. Und wieder profitieren die Vermögenden mit einer Regelung die es ermöglicht, Immobilien zu erwerben ohne die Herkunft des Geldes anzugeben. Also quasi Geldwäsche und Steuerbetrug per Gestz legitimiert.

Details dazu:  http://www.tagesschau.de/wirtschaft/griechenland956.html

PASOK & so.

Entdinglichung 18.11.2010 - 17:21
die PASOK ist ein in sich durchaus widersprüchliches Phänomen, sie entstand während der Militärdiktatur im Untergrund und im Exil aus einerseits radikalisierten Mitgliedern der liberalen Partei EK um Andreas Papandreou und andererseits aus Menschen aus der alten wie neuen Linken, bis zu ihrem Regierungsantritt 1981 lag sie verbal eindeutig links vom sozialdemokratischen Mainstream in Europa, andererseits war sie auch immer schon ein gutes Stück nationalistischer als dieser und war auch keine klassische sozialdemokratische Massenpartei mit Anbindung an Gewerkschaften oder soziale Bewegungen sondern schon damals eine auf den Vorsitzenden Papandreou und seine Dynastie zugeschnittene Honoratiorenpartei, deren Mitglieder gerade sich in der Provinz aus den Netzwerken der ehemaligen Zentrumsparteien EK und EDIK rekrutierten. In der ersten PASOK-Regierungsperiode wurde das Gros der Parteilinken von der Leitung aus der Partei gedrängt oder marginalisiert, desweiteren setzte ein Zustrom von KarrieristInnen in die Partei ein, der letzte relevante Teil der Parteilinken verliess die PASOK 1995 und rief die inzwischen weitgehend zerfallene linkspopulistisch-sozialdemokratische Partei DIKKI ins
Leben ... andererseits kann mensch der PASOK auch nicht vollständig absprechen, personell in der Tradition des Widerstandes vom 17. November 1973 zu stehen, stellvertretend sei hier die jetzige EU-Kommissarin Maria Damanaki genannt, die 1973 die Nachrichtensprecherin des Radiosenders im besetzten Polytechnikum war und damals KKE-Mitglied war, später Synaspismos vorstand und 2003 der PASOK beitrat ;-(

was den Nationalismus in der griechischen Linken angeht, so kann mensch sagen, dass speziell die KKE und PASOK-Linksabspaltungen wie DIKKI extrem nationalistisch und in der Mazedonienfrage schlicht durchgeknallt sind, ... andererseits sowohl Kräfte innerhalb von Synaspismos bzw. Syriza wie auch die im Bündnis Antarsya zusammengeschlossenen Gruppen und die anarchistischen/spontaneistischen Gruppen sowohl was die Kritik des antitürkischen, antialbanischen und antimazedonischen Rassismus in der griechischen Gesellschaft wie auch bezüglich der Behandlung der nichtgriechischsprachigen "nationalen Minderheiten" Positionen einnehmen, welche in der Mehrheitsgesellschaft als antipatriotisch gelten

ansonsten ist es ein massives Problem, dass PASOK-Jugend, KKE/KNE/PAME und ein Teil der Anarch@s und der Maos eine Platzhirschmentalität entwickelt haben, welche jegliche Bündnispolitik fast unmöglich macht

Verletzungen durch Polizeigranaten

egal 18.11.2010 - 17:57
 http://athens.indymedia.org/front.php3?lang=el&article_id=1226184
Einem weiteren Demonstranten explodierte eine im Gesicht

Polizei wirft Splitterbomben ?

Staatsanwalt Meyer 18.11.2010 - 23:05
So wie es aussieht hat die Polizei in Athen mit Splitterbomben die Demonstration angegriffen. Die dabei verursachten Verletzungen sind erheblich schlimmer als die der sogenannten Berliner Splitterbombe im Frühjahr, welche einen riesen Medienhype auslöste und wonach von einem neuen Ausmaß des linken Terrorismus in Deutschland die Rede war.

@saftwerk

kein Name 19.11.2010 - 12:13
That's the payed bodyguards os PASOK (the "socialist" party which governs the country). There are several times in the past, while PASOK or ND (right wing party) have organized teams like this in order to co-operate with the cops.

Weitere rassistische Attacken/Arzt-Protest

Distomo 19.11.2010 - 13:16

Auf Kreta werden Tunesiern mit Gewehrkolben Knochen gebrochen, einer mußte mit 24 Stichen genäht werden.
Fotos im KHS: http://athens.indymedia.org/front.php3?lang=el&article_id=1225980
In Athen verklagt ein Afghane 4 Bullen, die ihn auf ihrer Wache zwei Stunden mit Eisenstangen gequält haben, ....
 http://www.ekathimerini.com/4dcgi/_w_articles_politics_1_19/11/2010_121279
fotos: http://athens.indymedia.org/front.php3?lang=el&article_id=1226201
Früher, ja früher in den 80/90er als Pasok noch nicht ganz so asozial war, war medizinische Versorgung weitgehend umsonst. Aus Protest gegen die eskalierenden Sparmaßnahmen weigern sich Ärzte nächste Woche Praxis- und Attestgebühr zu kassieren.
 http://www.ekathimerini.com/4dcgi/_w_articles_politics_1_19/11/2010_121282

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 13 Kommentare an

Frage — Entdinglichung

@Entdinglichung — egal

Was ist denn der 17. Riot? — Krawall Tourist bringt Bombe mit

Zusammenhalten! — Anarcho

@saftwerk — .

Turnier oder wie? — Rennkuckuck