Konzert von rechtsoffener Band "Frei.Wild"

antifas aus hamburg 18.11.2010 01:20 Themen: Antifa Kultur
Am 30.12.2010 wie auch 2009 ist ein Konzert in der Markthalle geplant, bei dem als Hauptact die italienische Band Frei.Wild spielen sollen. Italienische Band und dann dieser Name?
Am 30.12.2010 ist ein Konzert in der Markthalle geplant, bei dem als Hauptact die italienische Band Frei.Wild spielen sollen. Italienische Band und dann dieser Name? Nun, der Sänger Philipp „Fips“ Burger erklärt das so:
„Wir fanden die Adjektive ,Frei’ und eben auch ‚Wild’ geil und auch passend für Onkelzsound! Es sind zwei Wörter die typisch für
jugendliche Einstellungen sind! Beide zusammen Frei.Wild eben! 2 . es sollte halt ein deutscher Name sein, weil Frei.Wild ausschließlich
deutsche Texte hat und auch immer haben wird!“ (Interview mit O!visions im August 2005)

Alle Bandmitglieder, die sämtlich aus Südtirol stammen, haben die Böhsen Onkelz als Ikonen auserkoren, was sich sowohl in Musik als
auch in den Texten widerspiegelt:

„Südtirol, wir tragen deine Fahne,
denn du bist das schönste Land der Welt,
Südtirol, sind stolze Söhne von dir,
unser Heimatland, wir geben dich niemehr her.
Südtirol, deinen Brüdern entrissen,
schreit es hinaus, daß es alle wissen,
Südtirol, du bist noch nicht verlorn,
in der Hölle sollen deine Feinde schmorn.“ (aus dem Lied Südtirol)

Rebellischer Lifestyle gewürzt mit ordentlich Patriotismus also. Dass es sich bei letzterem nicht lediglich um Attitüde und hohle Phrasen handelt, sondern eine nicht ganz unüberlegte Weltanschauung dahinter steht, stellte Fips auch unter Beweis. Bis 2008 war er nicht nur Mitglied der Partei Die Freiheitlichen, er bekleidete dort sogar ein Amt. Eben jene Partei verfolgt das Selbstbestimmungsrecht der
Südtiroler, das perspektivisch zur Angliederung an Österreich führen soll (eine Verbindung, die in der Zusammenarbeit mit der
rechtspopulistischen FPÖ vorbereitet wird). Zudem bekennt sie sich offen zu ausländerfeindlichen Positionen. Oder wie es von ihnen
selbst beschrieben wird, zu einem „[...] liberale[n] Politikverständnis mit seinem wertekonservativen Gesellschaftsbild. Und vor allem
[zu] unser[em] Südtirol- und Tirol-Patriotismus.“ (M. Demanega: Freiheitliche Wurzeln (2009)).

Das im Wahlprogramm erklärte Ziel sind „freie Bürger in einem freien Land“, welches dann wie folgt erreicht bzw. umgesetzt werden soll:

"Aufrechterhaltung des muttersprachlichen Prinzips auf der Grundlage des Autonomiestatuts; bessere Ausbildung der Zweitsprachenlehrer und Bekämpfung der ethnischen Falscherklärungen.
Keine ideologischen Experimente im Kindergarten- und Schulwesen! Nein zu Immersion und Koranunterricht.
Einheimische zuerst. Die Sozialwohnungen und die Wohnbauförderung sind vornehmlich der einheimischen Bevölkerung vorzubehalten.
Die Ausgaben für den öffentlichen Gesundheitsdienst und für soziale Einrichtungen sind genauestens zu kontrollieren, damit keine
Verschwendung, keine Ungerechtigkeiten und kein Missbrauch stattfinden. Einwanderer, die einzig und allein zu dem Zweck eingereist sind, Sozialleistungen zu erhalten oder ihre Identität zu verschleiern, sollten ihren Rechtsanspruch auf soziale Leistungen verlieren und das Land verlassen müssen.
Grundsätzlich dürfen nur solche Personen ins Land, die einen Arbeitsplatz und eine Wohnung nachweisen. Zuwanderern, die aufgrund
objektiver Kriterien keine Chance auf eine Arbeitsstelle haben, ist die Aufenthaltsgenehmigung zu verwehren. Sie sind umgehend
abzuschieben.
Hilfe für Asylbewerber durch Errichtung eines Flüchtlingsheimes sowie Ausländerwohnheime.
Verstärkte Bekämpfung der Kriminalität – Sofortige Ausweisung und Aufenthaltsverbot für ausländische Straftäter. Die Sicherheitsorgane sollten bürgernah vor Gewaltverbrechen (z.B. Vergewaltigungen), Wohnungseinbrüchen, Autodiebstählen, Beschaffungskriminalität und Vandalismus schützen. Neubau des Gefängnisses in Bozen. Einheimische Häftlinge sollen in Bozen bleiben dürfen. Übertragung der
Kompetenzen für Einwanderungsfragen sowie der Polizeihoheit vom Innenministerium an das Land."
(Auszüge aus dem Wahlprogramm der Freiheitlichen Stand: 2009)

Als im September 2008 dann auf der Homepage der Freiheitlichen erklärt wurde, dass Fips mit seiner Band Frei.Wild auf einer
Parteiveranstaltung auftreten sollte, passte das wohl nicht so ganz ins Bild einer unpolitischen Deutschrock-Oi-Band, welches die Band und v.a. ihr Management in der Öffentlichkeit aus kommerziellen Gründen abzugeben wünschen. Der geplante Gig wurde abgesagt und im Oktober 2008 trat Fips aus der Partei aus. Danach wurde versucht am Image zu feilen und eifrig Texte geschrieben, welche eine Distanzierung von alledem deutlich machen sollten:
„Das ist das Land der Vollidioten, die denken, Heimatliebe ist gleich Staatsverrat, wir sind keine Neonazis und keine Anarchisten, wir sind einfach gleich wie Ihr, von hier.“ (aus dem Lied Das Land der Vollidioten (2006))
„Wir tanzen keinen Adolf Hitler, tanzen keinen Mussolini, wir mögen keinen Berlusconi und schon gar nicht diesen Fini, wir mögen keinen Marx und Engels, auf Bush und Hussein wird geschissen, also redet jemand anderem ins Gewissen.“ (aus dem Lied Das Land der
Vollidioten (2006))
Und schon früher: „Rot und Braun, keinem darfst du trau’n.“ (aus dem Lied Schwarz & Weiss (2006))
Dumm nur, dass diese Texte nicht gerade an Glaubwürdigkeit gewinnen, wenn sie (hauptsächlich) aus der Feder von Fips stammen, der
seinen Parteiaustritt 2008 folgendermaßen kommentierte:
“Was die Mitgliedschaft bei den Freiheitlichen betrifft: Ich bin aus der Partei wieder ausgetreten und habe auch das Amt niedergelegt,
aber nicht etwa deswegen, weil ich Schuldgefühle habe oder mit dem Parteiprogramm nicht einverstanden wäre, soviel ist sicher,
sondern weil ich, vor allem nach der Aussprache mit der Crew, eingesehen habe, dass es etwas zwiespältig ist, Parteimitglied zu sein und gleichzeitig Distanz vor der gesamten Politik zu nehmen, da gebe ich euch recht und habe meine Konsequenzen gezogen.”
Frei.Wild sind keine Nazis? Vielleicht stimmt das sogar, deren ideologische Momente sind ihnen jedenfalls nicht nachzuweisen.
Unwiderleglich sind sie aber bekackte Rassisten irgendwo zwischen Nationalismus und chauvinistischer Deutschtümelei.

Darüber hinaus sind sie sich allerdings nicht zu schade mit Bands gemeinsam Konzerte zu spielen, welche zweifellos rechtsradikales
Publikum anziehen. So z.B. die Enkelz, bei denen es im Rahmen eines Konzerts im N8 in Osnabrück 2005 zu Flaschenwürfen und
Übergriffen auf einen Wagenplatz kam und 2007 nach Augenzeugenberichten Nazis mit rechten Symbolen, Tattoos und rechten
Meinungen nicht zur Minderheit gehörten.

Auseinandersetzungen zum Thema finden sich u.a.:

 http://antifapinneberg.blogsport.de/2009/11/06/freiwild-konzert-in-der-elbmarschhalle-in-horst/

 http://venceremos.sytes.net/gad/texte/co/konzert-von-rechtsoffener-band-frei.wild.html

Konzert absagen!

Kein Platz für Nationalisten in Hamburg!
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Ergänzungen

rechtsoffen

JCB 18.11.2010 - 08:45
Diese Vokabel ist nichts wert und gehört aus der Benutzung, "rechtsoffen" bedeutet theoretisch nur, das man sich nicht von rechten Meinungen abgrenzt. Damit wäre zB auch Blümchen "rechtsoffen", was ja wohl mehr als Bullshit ist. Blümchen ist aber nur "unpolitisch", von daher sollte man eine Band wie Freiwild besser dem "rechten Umfeld" oder "rechtaffin" nennen.

ohje

armes land 18.11.2010 - 09:22

"Italienische Band und dann dieser Name? "

JausMU 18.11.2010 - 16:36
Ist nicht ungewöhnlich. Wer sich in Südtirol aufhält, wird meistens kaum einen Unterschied zu Österreich/Süddeutschland feststellen. Es leben natürlich auch ethnische Italiener dort, die Gegend / Beschilderung ist jedoch zweisprachig und kulturell, sprachlich ist die Gegend stark mehrheitlich klar "deutsch" geprägt.

Textauszüge

neutral 18.11.2010 - 20:00
„Diktatur, Demokratie, Kommunismus und Anarchie, Schwarz oder Weiß, Hell oder Dunkel, es ist die Vielseitigkeit, die diese Welt ausmacht.“
– Schwarz und Weiß von der CD Mitten ins Herz
Zudem wird in diesem Lied ein weiterer Hinweis auf die Gefährlichkeit des Extremismus gegeben:
„Rot und Braun, keinem darfst du trau'n.“
– Schwarz & Weiß von der CD Mitten ins Herz
In diesem Falle steht "Rot" für den Kommunismus und „Braun“ für den Nationalsozialismus.
Mit der Situation Südtirols in Italien beschäftigt sich unter anderem das Stück Das Land der Vollidioten:
„Das ist das Land der Vollidioten, die denken, Heimatliebe ist gleich Staatsverrat, wir sind keine Neonazis und keine Anarchisten, wir sind einfach gleich wie Ihr, von hier.“
– Das Land der Vollidioten von der CD Hart am Wind
Im gleichen Stück lehnen sie ein weiteres Mal Extremismus deutlich ab. Dabei beziehen sie sich auf das Stück Der Mussolini von DAF:
„Wir tanzen keinen Adolf Hitler, tanzen keinen Mussolini, wir mögen keinen Berlusconi und schon gar nicht diesen Fini, wir mögen keinen Marx und Engels, auf Bush und Hussein wird geschissen, also redet jemand anderem ins Gewissen.“
– Das Land der Vollidioten von der CD Hart am Wind
Auch im Lied „Schlauer als der Rest“ kommt diese Einstellung zum Ausdruck:
„Arbeitslos und Spaß dabei - Frei.Wilds Meinung: Vogelfrei, Adolf Hitler - Ehrenmann, war ein Teil vom Arschlochklan!“
– Schlauer als der Rest von der CD F.E.K.9 - Die Deutschrock Monster
In ihrem neuem Album "Gegengift" distanzieren sie sich sehr vom Rechtsextremismus das kommt in dem Lied "Wahre Werte" zum Ausdruck: "
„ Nicht von gestern, Realisten Wir hassen Faschisten, Nationalsozialisten“
– Wahre Werte von der CD Gegengift
Sie Betonen jedoch auch das sie von "Keinem Mensch die Feinde" seien im selben Lied:
„Das, was ich meine und jetzt werft ruhig Steine wir sind von keinem Menschen die Feinde.“
– Wahre Werte von der CD Gegengift

Guter Artikel zum Thema

Antifa 18.11.2010 - 22:27
Im bald erscheinenden Antifaschistischen Info Blatt Nummer 89 kommt ein guter Artikel zum Thema. Er ist heute schon auf der Webseite des AIB zu finden:  http://www.nadir.org/nadir/periodika/aib/archiv/89/freiwild.php

Fürth

Alerta Oi Oi 22.11.2010 - 17:33
In Fürth fand am Samstag ebenso ein Freiwild Konzert statt 20. November 2010

Lächerlich

Carden 19.01.2011 - 01:04
Ihr redet von einem Konzert das im Jahr 2008! stattfinden sollte abgesagt wurde und in dessen anschluss fleißig texte geschrieben wurden dabei zitiert ihr darauffolgend 2 lieder die aus dem jahre 2006 stammen? Findet ihr das nicht ein wenig arm?
Zitat:
Der geplante Gig wurde abgesagt und im Oktober 2008 trat Fips aus der Partei aus. Danach wurde versucht am Image zu feilen und eifrig Texte geschrieben, welche eine Distanzierung von alledem deutlich machen sollten:
„Das ist das Land der Vollidioten, die denken, Heimatliebe ist gleich Staatsverrat, wir sind keine Neonazis und keine Anarchisten, wir sind einfach gleich wie Ihr, von hier.“ (aus dem Lied Das Land der Vollidioten (2006))
„Wir tanzen keinen Adolf Hitler, tanzen keinen Mussolini, wir mögen keinen Berlusconi und schon gar nicht diesen Fini, wir mögen keinen Marx und Engels, auf Bush und Hussein wird geschissen, also redet jemand anderem ins Gewissen.“ (aus dem Lied Das Land der
Vollidioten (2006))
Und schon früher: „Rot und Braun, keinem darfst du trau’n.“ (aus dem Lied Schwarz & Weiss (2006))

und nebenbei: Einer Band die sich mehrfach von der rechten Szene distanziert und wie ich
gelesen habe auf dem Letzten Konzert in münchen plakate mit der aufschrift nazi-freie-zone
aufhänget als Rechts bzw. mit ihren neuem lieblingsadjektiv "rechtsoffen"
zu bezeichenen Grenzt das nicht schon LEICHT an rufmord?

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 8 Kommentare an

wer war denn — im logo?

Ergänzung — name

tritratrullala — Aaaah!

nazis — auf deren konzerten!

National - Anal!!! — Sugus

fuck nazis! — chaosad

Rechts? — jo