[09.11.2010] Gedenkkundgebung in Duisburg

Antifaschistisches Bündnis 9. November 16.11.2010 00:37 Themen: Antifa Blogwire
Rund 100 Teilnehmer_innen – überwiegend aus dem autonomen Antifa-Spektrum – kamen am Dienstag, den 09.11.2010 am Duisburger Platz der alten Synagoge zusammen, um gemeinsam an die Reichspogromnacht vor 72 Jahren zu erinnern. Aufgerufen hatte das “Bündnis 9. November”, ein Zusammenschluss antifaschistischer Gruppen aus der Region.
Verschiedene Sprecher_innen erläuterten in themenbezogenen Redebeiträgen die historischen und aktuellen Anlässe für die Gedenkkundgebung. So wurde beispielsweise von Einzelschicksalen verfolgter Jüdinnen und Juden während der 1930er Jahre berichtet. Hier wurde u.a. erläutert, wie der Rabbiner-Neumark-Weg – an dem die Kundgebung stattfand – zu seinem Namen gekommen ist. Im Gegensatz zu seiner Familie überlebte Manass Neumark die Shoa nicht. Er wurde 1942 im Konzentrationslager Theresienstadt ermordet. In einem weiteren Text wurde auf die aktuellen Entwicklungen der Nazi-Szene in der Region eingegangen. Ein anderer Beitrag beschäftigte sich mit deutscher Gedenkpolitik. Die Kritik an instrumenteller Erinnerungskultur betonte die Notwendigkeit linker Intervention im öffentlichen Diskurs über den Nationalsozialismus. Die Pausen zwischen den Beiträgen wurden mit einem musikalischen Programm überbrückt.Gegen Ende der Kundgebung tauchten drei bekannte Vertreter einer lokalen Kameradschaft am Straßenrand auf und versuchten, Teilnehmer_innen der Kundgebung zu fotografieren. Sie wurden jedoch schnell zurückgedrängt, sodass ihre Versuche erfolglos blieben. Die Polizei umstellte schließlich schützend die sichtlich eingeschüchterten Nazis und transportierte sie in der Folge in einem Mannschaftswagen ab. Tags zuvor war eine verzogene “Kameradin” aus dem direkten Umfeld der Duisburger Kameradschaft in Chemnitz geoutet worden.Nach Beendigung der Kundgebung zogen rund siebzig Antifaschist_innen mit Transparenten und lautstarken Parolen als Demonstrationszug in Richtung Hauptbahnhof. Auf dem Weg wurden Flugblätter an Passant_innen verteilt, die über den Anlass von Kundgebung und Demonstration informierten. Ein beträchtlicher Teil der Teilnehmer_innen fuhr noch im Anschluss nach Essen-Borbeck. Dort hatte die lokale NPD zu einer “Mahnwache” mit Bezug auf die ostdeutschen “Mauertoten” mobilisiert. Obwohl Teile der angereisten Antifaschist_innen am Borbecker Bahnhof von der Polizei festgehalten wurden, konnten sich andere Kundgebungsteilnehmer_innen an den Störaktionen gegen die NPD beteiligen.Antifaschistisches Bündnis 9. November
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

zur frage der polizei

ausgefüllt 16.11.2010 - 08:39
auf dem bild nicht ganz so gut zu erkennen:
anwesend waren in der situation ein gutes halbes dutzend polizeikräfte (so der jargon) in zivil. nicht zu vergessen die nachrückenden einheiten (jargon) in uniform.

wer da war konnte auch den einsatz eines teleskopschlagstockes (polizist in zivil) und cs-gas (eine der drei nasen) beobachten.

Bitte mehr davon

ein teilnehmender Antifa 16.11.2010 - 11:01
Sehr gute Aktionen um den 72. Jahrestag der Pogromnacht!

An dieser Stelle möchte ich kurz einige Punkte resümieren:

- Respektables und Länderübergreifendes(!) Neonaziouting
- Würdige Gedenkkundgebung
- Aktive bzw. passive Abwehr der Neonaziprovokation ohne Festnahme (zumindest auf Antifa-Seite)
- kraftvolle Spontandemo zum Hbf
- keine Festnahme für Antifas in Duisburg
- Im Anschluss: erfolgreiche und überwiegend gemeinsame Fahrt nach Essen
- Antifa-Protest in Essen

Aus Sicht der Veranstalter_innen ein Erfolg? Subjektiv ohne Zweifel!

Wird das Bündnis auch im nächsten Jahr rund um den 9. November Veranstaltungen durchführen bzw. aktiv sein?
Wünschenswert wäre es allemnal!


Ein eindrucksvoller Beweis, dass antifaschistische Theorie und Praxis auch in Duisburg funktionieren kann.

Weiter so!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 5 Kommentare

Im Schutze der Polizei?!

Mein Name 16.11.2010 - 01:58
Reichen bei euch in NRW 2 Bullen aus um 3 Nazis zu schützen?!

.

. 16.11.2010 - 14:55
"Die Polizei umstellte schließlich schützend die sichtlich eingeschüchterten Nazis und transportierte sie in der Folge in einem Mannschaftswagen ab."

wirklich eingeschüchtert sehen die aber nicht aus

ein gutes halbes Dutzend...

Mein Name 16.11.2010 - 16:27
Dann haben es also 8 Bullen geschafft 100 Leute aufzuhalten? Applaus.

Nasen trollt euch

Antifa 16.11.2010 - 18:23
Dieser unglücklichen Provo der drei bekannten Nasen wird hier -wahrscheinlich von einem der drei- zu viel Bedeutung beigemessen.
Weshalb sollten denn bitte alle Anwesenden auf die das Häuflein Elend losgehen?

Der versuchten "Störaktion" konnten die Nasen mit Ausnahme einiger Rückenfotos und kurzer Aufmerksamkeit -nach der Gedenkkundgebung(!)- nichts abgewinnen. Zu einer wahrscheinlich gewollten Unterbrechung bzw. Störung der Gedenkkundgebung kam es nicht. Die Nasen fingen erst nach Beendung der Gedenkkundgebung mit Fotografieren an. Eine unverhältnismäßige Hetzjagd und die eventuell damit verbundenen negativen Pressemeldungen blieben daher aus.
Stattdessen fand im Anschluss eine lautstarke Spontandemo (ohne einen einzigen Cop in Uniform) durch die gutbesuchte Duisburger Innenstadt statt. Dabei konnte der Anlass der Gedenkkundgebung noch an einen großen Teil vermittelt werden.
Unbefriedigendes Resultat für die Nasen.

der afa proll

Kalle 16.11.2010 - 21:19
Ich finde es gut und richtig, das in der situation keine Hetzjagd auf die 3 Nazis gestartet wurde, schließlich wäre es an einem solchen Datum sicherlich sehr ekelhaft gewesen mit nem gröhlenden Mob durch die straßen zu ziehen und auf Menschenjagd zu gehen.