Demmin: 350 bei antifaschistischen Aktionstag

Das Handy blinkt auf. Eine kurze Melodie verkündet den Eingang einer neuen SMS. Wir finden heraus, ob du beim Konzert warst. Und dann kannst du dich frisch machen! So heißt es sinngemäß. Keine Frage ein antifaschistisches Konzert in MV - noch dazu in Demmin - ist keine Normalität. Vielleicht ist dies auch der Grund warum die Lokalpresse so wohlwollend berichtete. Sogar das Portal "Endstation Rechts", welches in der Vergangenheit immer wieder als Rekrutierungsstätte für Extremistenjäger negativ aufgefallen war (Antifaschistisches Infoblatt Nr. 66 (PDF)), kündigte diese Veranstaltung an.

Abgesehen von persönlich adressiert Drohungen hielten sich die Neonazis jedoch auffallend zurück. Weder das Krypto-NPD Portal "MupInfo", noch "NSRostock" äußerten sich zum Stacheln, der demnächst ihr "Homezone" behelligen würde. Dies gab sogleich Anlass zu Spekulationen. War dies als Hinweis zu sehen, dass militante Angriffe der Neonazis zu erwarten waren? Ein beredetes Schweigen also, da man Antifaschisten nicht unnötig vorwarnen wollte? Recht behalten sollten diejenige, welche das Schweigen als stillschweigende Kapitulation sehen wollten. Bis auf ein, zwei PKW's welche vollbesetzt durch die Gegend cruisten war von den Nazis an diesem Tag nichts zu sehen.

Stattdessen besuchten rund 60 Leute die Infoveranstaltung an Nachmittag. Dort gab es einen Vortrag, der die Neonaziszene in MV beleuchtete. (Bericht über die Infoveranstaltung im Nordkurier) Erfreulich aus Sicht der Veranstalter war nicht nur die unerwartet hohe Teilnehmeranzahl, sondern vor allem, dass es sich bei den Besuchern um ein äußerst gemischtes Publikum handelte. Am Rande konnten einige Kontakte geknüpft werden. Ob dies alleine genügt in Demmin Zustände zu erreichen, indem es möglich ist, dass nichtrechte Jugendliche ein angstfreies Leben führen können, bleibt abzuwarten. Zumindest ein Anfang ist gemacht.

Zum Konzert fanden sich etwa 350 Feierwütige ein. Neben einer lokalen Hardcoreband spielte hier die Hip-Hop-Formation Schlagzeiln. Der Höhepunkt des Abends stellte aus Sicht vieler sicher die antifaschistische Band Feine Sahne Fischfilet dar. Die Band stellte an diesem Abend ihr neuestes Album "Wut im Bauch, Trauer im Herzen" vor.

Wie jedes Jahr dürften die Nazis auch im nächsten Jahr einen Aufmarsch zum 8. Mai organisieren. Vielleicht hat dieser Abend ein Stück dazu beigetragen, dass im nächsten Jahr hoffentlich mehr Gegenaktivitäten zu erwarten sind.