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Freiburg: Linke Gruppen gegen Jesse-Vortrag

antifa 06.11.2010 17:45
Weil der sogenannte "Extremismus-Forscher" Eckhard Jesse (TU Chemnitz) in Freiburg im Rahmen einer Gedenkreihe an die deportierten badischen Juden am 20.11.2010 sprechen soll, regt sich Widerstand bei der lokalen Linken. Antifaschistinnen und Antifaschisten von Linkspartei über Gewerkschaftsgruppen und Studierendenvertretung bis hin zur Antifa und kommunistischen Organisierungen haben eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht, in der die Ausladung Jesses gefordert wird. Deutlich wird darin, dass ein Vortrag über "weichen und harten Extremismus" am Beispiel der NPD und Linkspartei (vor allem in dieser Gedenkreihe) an der Uni Freiburg nicht geduldet werden wird.
Gemeinsame Erklärung:
Wir dulden keine Geschichtsverdrehung an der Uni Freiburg


An­läss­lich des Ge­den­kens an das Schick­sal der Ba­de­ner jü­di­schen Glau­bens wäh­rend des deut­schen Fa­schis­mus ver­an­stal­tet die Ka­tho­li­sche Aka­de­mie der Erz­diö­ze­se Frei­burg eine aus­ge­dehn­te Vor­trags­rei­he. The­ma­ti­siert wer­den neben dem Schick­sal der jü­di­schen Be­völ­ke­rung, der fa­schis­ti­sche Ter­rorap­pa­rat sowie der Wi­der­stand da­ge­gen. Es geht also in ers­ter Linie um eine Er­in­ne­rung an die Opfer des Fa­schis­mus und um die mör­der­haf­te Ideo­lo­gie und Wirk­lich­keit des An­ti­se­mi­tis­mus – soll­te man mei­nen.

Sauer stößt auf, dass im Rah­men die­ser Reihe am Mitt­woch, 10. No­vem­ber 2010 ab 20:15 Uhr eine Ver­an­stal­tung mit dem so ge­nann­ten „Ex­tre­mis­mus­for­scher“ Ecke­hard Jesse in der Al­bert-​Lud­wig-​Uni­ver­si­tät Frei­burg im KG I/Hör­saal 1015 statt­fin­det. Der Vor­trag Jes­ses trägt den Titel „Po­li­ti­scher Ex­tre­mis­mus in Deutsch­land – Was ist „har­ter“, was ist „wei­cher“ Ex­tre­mis­mus?“. An­hand eines sol­chen Sche­mas sol­len die Par­tei Die Linke sowie die fa­schis­ti­sche NPD cha­rak­te­ri­siert wer­den.

Das von Jesse pro­pa­gier­te Ex­tre­mis­mus­mo­dell ist von sehr sim­pler Natur. Gemäß einem Huf­ei­sen meint er, sei es mög­lich po­li­ti­sche Strö­mun­gen zu cha­rak­te­ri­sie­ren. Der de­mo­kra­ti­schen „Mitte“ stellt er zwei gleich­ar­ti­ge und gleich schlech­te Rän­der ge­gen­über, die sich ge­gen­sei­tig be­din­gen und be­nö­ti­gen wür­den und auch noch we­sens­gleich seien. Solch un­wis­sen­schaft­li­che und ver­kürz­te Sche­ma­ta eig­nen sich nicht zur Ana­ly­se po­li­ti­scher Strö­mun­gen!

Was hier von Sei­ten der Ka­tho­li­schen Aka­de­mie und des Stu­di­um ge­ne­ra­le ge­plant ist, ist ein un­ge­heu­er­li­cher Akt des Ge­schichts­re­vi­sio­nis­mus. Der Rah­men einer Ver­an­stal­tung zum Ge­den­ken an Ver­folg­te des Na­zi­re­gimes soll dazu miss­braucht wer­den, gegen bei­spiels­wei­se die Par­tei Die Linke zu het­zen. Diese wird mit der NPD, und im Ge­samt­zu­sam­men­hang der Ver­an­stal­tungs­rei­he, auch mit dem deut­schen Fa­schis­mus und des­sen an­ti­se­mi­ti­scher Pra­xis, in ein und die­sel­be „ex­tre­mis­ti­sche“ Ecke ge­stellt.

Hier wird also eine Nähe ge­ra­de der­je­ni­gen po­li­ti­schen Rich­tung zum Fa­schis­mus sug­ge­riert, die in der Ver­gan­gen­heit gna­den­los von den Nazis ver­folgt wurde und am er­bit­terts­ten gegen die­ses Un­rechts­re­gime ge­kämpft hat. Al­lein diese his­to­ri­sche Tat­sa­che soll­te die von Jesse pro­pa­gier­te We­sens­gleich­heit von „Links-​“ und „Rechts­ex­tre­mis­ten“ Lügen stra­fen. Nicht die ex­tre­mis­ti­schen Kom­mu­nis­ten bil­de­ten mit Hit­ler eine Re­gie­rung, son­dern die Kon­ser­va­ti­ven aus der de­mo­kra­ti­schen „Mitte“ mach­ten mit den Nazis ge­mein­sa­me Sache!

Nicht nur, dass auch sämt­li­che se­riö­sen For­schun­gen Jesse wi­der­spre­chen, nein, Jesse ist auch als Per­son un­trag­bar. Zu nen­nen wäre hier haupt­säch­lich sein Mit­wir­ken an der fa­schis­ti­schen Zei­tung „Mut“ sowie wie­der­hol­te an­ti­se­mi­ti­sche Äu­ße­run­gen sei­ner­seits, die ihn als Re­fe­ren­ten end­gül­tig dis­qua­li­fi­zie­ren.

Wir fra­gen nun die Ver­an­stal­ter der Vor­trags­rei­he, ob sie Jesse wirk­lich im Ge­den­ken an die nach Gurs de­por­tier­ten Juden re­fe­rie­ren las­sen wol­len. Wer im Fa­schis­mus keine Ge­fahr sieht, die­sen her­un­ter­spielt und den Kampf gegen rechts sa­bo­tiert, die Geg­ner des Fa­schis­mus über­wa­chen und dis­kre­di­tie­ren will, und einen der­art un­sen­si­blen Um­gang mit An­ti­se­mi­tis­mus pflegt, soll­te in eine sol­che Vor­trags­rei­he nicht ein­ge­bun­den wer­den.

Wir for­dern von der Ka­tho­li­schen Aka­de­mie und dem Stu­di­um ge­ne­ra­le die Aus­la­dung Jes­ses!

Na­tür­lich wür­den wir eine Er­satz­ver­an­stal­tung, die dem An­lass des Ge­den­kens an die nach Gurs de­por­tier­ten Men­schen ge­recht wird und An­ti­fa­schis­ten nicht ver­höhnt, sehr be­grü­ßen.

Doch wir wer­den nicht zu­las­sen, dass Jesse in die­sem Rah­men eine Bühne für seine rechts-​kon­ser­va­tiv mo­ti­vier­te Pseu­do­wis­sen­schaft er­hält.

Un­ter­stüt­zen­de Grup­pen (al­pha­be­tisch):
An­ti­fa­schis­ti­sche Linke Frei­burg (ALFR)
Die Linke Kreis­ver­band Frei­burg
Die Linke.​SDS Frei­burg
DGB-​Hoch­schul­grup­pe Frei­burg
DKP Frei­burg
Links­ju­gend Frei­burg
RE­VO­LU­TI­ON – in­ter­na­tio­na­le kom­mu­nis­ti­sche Ju­gend­or­ga­ni­sa­ti­on
SDAJ Frei­burg
SJD – Die Fal­ken Orts­ver­band Frei­burg
UStA der PH Frei­burg
ver.​di Ju­gend Süd­ba­den
VVN-​BdA Frei­burg

Mehr Infos, Links zu den Unterzeichnerinnen und Pressestimmen:
www.antifaschistische-linke.de
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