Heißer Herbst in Berlin

Einige Antifas aus Berlin 05.11.2010 20:44 Themen: Antifa Antirassismus Soziale Kämpfe
Der November in Berlin verspricht spannend zu werden. Nachdem in der vergangenen Woche - vermutlich Neonazis - versucht hatten, den ältesten Infoladens Berlins, den M99, anzuzünden und der Red Stuff, sowie eine Privatwohnung mit neonazistischen Sprühereien beschmiert wurden, war es bereits zu Aktionen gekommen. Nun finden demnächst zum dritten Mal in Folge die „Siempre Antifa!”-Aktionswochen und die diesjährige Silvio Meier-Demonstration statt. Zusätzlich ist für Ende November ein antikapitalistischer Schulstreik und eine Belagerung des Bundestages geplant.
Die Siempre Antifa-Aktionswochen haben bereits einiges zu bieten: mit einem internationalen Actionday am 11. November mit zahlreichen Aktionen, einer Konferenz und einem Abschlusskonzert ist für alle etwas dabei. Direkt im Anschluss findet am 20. November die diesjährige Silvio Meier-Demonstration unter dem Motto „Kampf den Nazis! Kampf dem Staat! Gemeinsam für eine Gesellschaft ohne Rassismus und Unterdrückung” statt. In diesem Jahr sollen Themen wie rassistische Polizeigewalt, der seit Wochen andauernde rassistische Diskurs, Abschiebungen und Antiziganismus in den Fokus gerückt werden. Eine Woche zuvor wird es in Neukolln wieder zahlreiche Aktionen gegen das Nazigedenken zum Volktrauertag auf dem Friedhof am Columbiadamm und eine antirassitische Demonstration geben. Bereits in wenigen Tagen findet die alljährliche Demonstration in Gedenken an die Reichspogromnacht in Moabit statt.


„Gegen Anti-Antifa auf allen Ebenen!”

Seit Ende des letzten Jahres wurden bereits mehr als 100 Angriffe auf linke Locations durch Neonazis verübt. Trauriger Hohepunkt bildet hierbei der versuchte Brandanschlag auf den linken Infoladen M99 in Berlin Kreuzberg. Nach der Auflosung der „Freien Nationalisten Mitte” (FN Mitte) und dem Brandanschlag auf das Auto eines ihrer Kader scheint die Neonaziszene in Berlin am Boden. Es kommt zwar immer wieder zu Sprühereien an linken Locations, zu Übergriffen auf Menschen, die nicht in ihr beschränktes Weltbild passen, und Propaganda-Aktionen.Ihre eigenen Aktionen, wie ein peinlicher Aufmarschversuch auf dem Kurfürstendamm am 16. Oktober oder das Gedenken an Jürgen Rieger in einem „Gebüsch” in Neukolln bleiben jedoch meistens bedeutungslos. Dennoch zeigen die Angriffe der vergangenen Woche dass wir uns weiterhin mit ihnen kämpferisch auseinandersetzen müssen.

Die Antifaschistische Linke Berlin hat sich aus diesem Grund im Rahmen von der Silvio Meier-Demo einen eigenen Schwerpunkt unter dem Motto „Gegen Anti-Antifa auf allen Ebenen!” gesetzt. Ihr Ziel ist es durch antifaschistische und antikapitalistische Aktionen die Neonazis dauerhaft zu schwächen. Außerdem thematisieren sie die seit mehr als einem Jahr andauernde Pressehetze und die koordinierte Zusammenarbeit zwischen Presse, Staatsanwaltschaft und Polizei. Die Repression gegen Alex, Christian und Tobias und aktuell gegen den in U-Haft sitzenden Thomas zeigen, welche Auswirkungen eine solche Zusammenarbeit haben kann.

In den vergangene Monaten kam es in Berlin auch immer wieder zu Durchsuchungen in den linken Buchläden Schwarze Risse, oh21 und dem M99. Die betroffenen Läden und ein Solidaritätskreis haben jetzt angefangen sich dagegen zu wehren. Unter dem Motto „Finger Weg von unseren Läden!” erklären etliche Gruppen der Berliner und bundesweiten radikalen Linken ihre Solidarität mit den betroffenen Läden.

Nach den Brandanschlag auf den M99 und den anderen Angriffen auf linke Locations, sowie den Durchsuchungen der Buchläden am Vortag kam es am 27. August in Berlin zu einer entschlossenen Spontandemonstration gegen Nazis und Repression. Dabei wurden Feuerwerkskorper gezündet und Bullen angegriffen. Eine Woche später fand unter dem Motto „Linke Strukturen verteidigen!” eine weitere entschlossene Demonstration statt, die nach diversen Übergriffen durch die Berliner Bullen frühzeitig aufgelost wurde.

„Siempre Antifa! Remembering means fighting!”

Das dritte Jahr in Folge finden vom 11. bis zum 20. November wieder die Siempre Antifa-Aktionswochen statt. Siempre Antifa versucht schon seit Jahren erfolgreich die internationale Vernetzung von antifaschistischen Kämpfen und Aktionen voranzutreiben. In Gedenken an alle von Faschisten ermordeten soll es auch dieses Jahr wieder zu Aktionen kommen. Der diesjährige Schwerpunkt liegt unter dem Motto „Remembering means fighting!” auf dem international stattfindenden Rechtsruck, faschistischen Strukturen in Europa und der Repression gegen Strukturen in Rußland. Am 11. November findet ein internationaler Aktionstag in Gedenken an die ermordeten Genoss_innen statt.

Am 13. und am 14. November gibt es in Berlin außerdem wieder eine internationale Konferenz und diverse Aktionen. Neben Workshops zum aktuellen Schwerpunkt der Siempre Antifa-Aktionswochen wird es als Abschlussveranstaltung eine Diskussion zur internationalen Vernetzung von Antifastrukturen geben. Im Rahmen der Aktionswochen ist in Madrid am 11. November eine Demonstration in Gedenken an Carlos geplant. Siempre Antifa beteiligt sich auch wieder an der diesjährigen Silvio Meier-Demonstration am 20. November 2010. Nach der Demonstration wird in Berlin als Abschluss ein großes Konzert u.a mit Los Fastidios und Wasted Youth stattfinden.

Hinaus zur Silvio Meier-Demo 2010!

Auch dieses Jahr wird es wieder vielfältige Aktionen im Rahmen der Silvio Meier-Demo geben. Unter dem Motto „Kampf den Nazis! Kampf dem Staat! Gemeinsam für eine Gesellschaft ohne Rassismus und Unterdrückung!” soll es dieses Jahr um die andauernde rassistische Hetze gegen Migrant_innen, rassistische Polizeigewalt, die Abschiebemaschinerie und Nazistrukturen gehen. Auch in Berlin verfügen die Neonazis noch über Infrastruktur wie z.B den Naziladen Tromso in Friedrichshain und die Nazikneipe „Zum Henker” in Schoneweide. Es kommt auch weiterhin zu Übergriffen, so wurde im vergangenen Sommer im Volkspark Friedrichshain ein dunkelhäutiger Jugendlicher von einem Nazi rassistisch beleidigt und durch eine Schreckschußwaffe im Gesicht schwer verletzt.

Doch der Hauptakteur des Rassismus in Deutschland bleibt der Staat. In umfassendem Ausmaß betreibt er eine morderische Politik der Abschreckung, gegen alle, die hier Asyl suchen. Der Staat ist Betreiber einer, aus dem offentlichen Bewußtsein heute, weitgehend verdrängten Abschiebemaschinerie. Nach offiziellen Angaben wurden 2009 mehr als 17.800 Menschen aus Deutschland abgeschoben, bzw. direkt nach ihrer Ankunft auf deutschen Flughäfen, an Landes- oder Seegrenzen zurückgewiesen. Dabei ist zu beachten, dass es heute die wenigsten Flüchtlinge überhaupt schaffen, nach Deutschland zu gelangen. Viele scheitern – nicht selten todlich – an den Mauern der sich zunehmend abschottenden „Festung Europa”. Der Alltag vieler Menschen mit deutschem Pass, deren Aussehen nicht dem der deutschen Mehrheitsbevolkerung entspricht, ist von Rassismus geprägt: bei der Wohnungs- oder Arbeitssuche, auf der Straße oder auf Ämtern werden sie von ihren „deutscheren” Mitbürger_innen ausgegrenzt. Die Lebensbedingungen von nur „geduldeten” Flüchtlingen sind noch weit schlechter. Sie werden permanent durch reaktionäre „Ausländergesetze” entrechtet, schikaniert und bedroht. Läuft die „Duldung” aus, geraten viele Flüchtlinge in Abschiebehaft.

Auch dieses Jahr gibt es deshalb wieder ein Antifa-Jugendinfo - was in großer Stückzahl verteilt wird - Plakate, Flyer, Aufkleber und jede Menge Aktionen. Die Demonstration beginnt am 20. November um 15 Uhr am U-Bahnhof Samariter Straße und wird wieder kraftvoll und entschlossen durch Friedrichshain ziehen. Am Tag darauf findet ebenfalls um 15 Uhr dieMahnwache in Gedenken an Silvio Meier statt. Nachdem bereits im vergangenen Jahr die Umbenennung der Samariter Straße in Silvio Meier-Straße auch praktisch gefordert wurde, findet dieses Jahr eine zentrale Podiumsdiskussion zur geforderten Umbenennung statt. So verspricht auch die diesjährige Silvio Meier Demonstration spannend zu werden.



Aktionsübersicht:

  • 9. November: Demonstration in Gedenken an die Opfer des Nazifaschismus und der Reichsprogromnacht in Berlin Moabit: 9.11 um 17h am Mahnmal Levetzowstraße (U-Bhf Hansaplatz, S-Bhf Tiergarten) www.aim-berlin.de.vu
  • Vom 11. bis zum 14. November 2010: „Remembering means fighting!” - Siempre Antifa- Aktionswochen. Mehr Infos: www.siempre-antifa.tk
  • 20. November 2010 | 15 Uhr | U-Bhf. Samariterstr: „Kampf den Nazis! Kampf dem Staat! Hinaus zur diesjährigen Silvio Meier Demo. Mehr Infos unter www.silviomeier.de.vu
  • 26. November 2010 | 10 Uhr | Potsdamer Platz: Belagerung des Bundestages gegen die Verabschiedung der Sparpackete und antikapitalistischer Schulstreik. Mehr Infos unter www.sparpaket-stoppen.de und www.schulstreik-berlin.de

Auf in einen heißen Herbst! Kampf den Nazis! Kampf dem Staat!
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Ergänzungen

Silvio-Meier-Demo

kreuzberger 06.11.2010 - 01:03
Hier das erste Mobi-Video zu Silvio-Meier-Demonstration Mobi-Video

Besetzer sticht Passant ab

Mörder!! 06.11.2010 - 03:48
Pressemeldung
Eingabe: 05.11.2010 - 13:05 Uhr
Auf dem Weg zur Arbeit von Unbekanntem verletzt
Friedrichshain-Kreuzberg
# 3525

Mit einer Stichwunde im Rücken wurde heute früh ein 29-Jähriger in ein Krankenhaus gebracht. Auf seinem Weg zur Arbeit befand er sich gegen 4 Uhr 15 gerade in der Rigaer Ecke Liebigstraße in Friedrichshain, als ihn ein Unbekannter verfolgte und anpöbelte. Der Fremde beschimpfte ihn als Nazi, obwohl seine Erscheinung – der 29-Jährige trägt beispielsweise einen langen Zopf – gänzlich dagegen sprach, und stach ihm, als er seinen Weg unbeirrt fortsetzte, in den Rücken. Dann flüchtete der Angreifer in unbekannte Richtung. Der Verletzte lief in ein Feinkostgeschäft, von wo aus Polizei und Feuerwehr alarmiert wurden. Der 29-Jährige schwebt nicht in Lebensgefahr. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen übernommen. Ein politisches Motiv erscheint nach bisheriger Beurteilung wenig wahrscheinlich.


great crisis riseup

antifa 06.11.2010 - 06:20

also

die 06.11.2010 - 12:41
demo am 9.November hat überhaupt gar nix mit einem von irgendwelchen antfas herbeihalluzinierten "heissen Herbst" zu tun. Was bitte ist "heisser Herbst" angesichts von Nazi-Brandstiftung und brennenden Synagogen am 9.11. überhaupt für eine geschmacklose Metapher? Und Flüchtlingsheime interessieren uns brennend, oder wie? Schaltet doch bitte weniogstens ab und zu mal eure Birne ein, und nicht nur die Pyrotechnik.

Diese Gedenkdemo findet mitlerweile seit über 20 Jahren statt, wird von der ältesten kontinuierlich arbeitenden Antifa-Gruppe der Stadt organisiert und eignet sich nicht zur Selbstinszenierung. Also keine Pyrotechnik, Bengalos und auf was manche Leute noch so kommen.
Hier geht es um ein würdiges Gedenken, Zeitzeugen sind anwesend und haben uns etwas mitzuteilen.

Es ist ein Teil linken Geschichts-Verständnisses und Gedenkens jenseits von Bewegungs-Konjunkturen und staatlichem Extremismus-Gebrabbel.

In diesem Sinne. Ihr seid zur Demo natürlich herzlich willkommen.

Zu dem, wie sich die Moabiter das Gedenken vorstellen sind auch schon mal ein paar Gedanken vor Jahren formuliert worden, als Leute meinten, die Demo zur Inszenierung ihrer politischen Befindlichkeiten nutzen zu müssen.

 http://www.aim-berlin.de.vu/

dort findet sich ein link, was sie wollen, und was sie nicht wollen.

Auf der Silvio- Demo ist es natürlich eure Sache, wie ihr angemessenes Gedenken formuliert...aber die Tatsache, dass sich an diese Demo fast nur noch Jugendliche beteiligen, während die Generation von Sylvio mitlerweile eher Ende 30 Anfang 40 ist, sollte den Veranstaltern vieleicht auch mal zu denken Geben.

kein wunder, daß die faschos alles klauen

ihr habt es vor gemacht 06.11.2010 - 13:31
Denn "Wasted Youth" sind sicherlich keine 50 Jahre alten Amis, die heute Stonerscheiss dudeln, sondern typisch deutsche fantasielos Hirnis, die noch nicht mal in der Lage sind einen eigenen Gruppennamen zu finden.
die Riffs sind dann sicherlich auch geklaut. Ihr PSEUDOS!

...."100 locations angegriffen" - sucht mal die Kameras: "locations" sind Drehorte - außer in FFM.

passt hier vielleicht nicht hin ,trotzdem

egal 07.11.2010 - 12:07
Laut eigenem Bekunden führten Nazis jetzt schon zum 2.ten Mal hintereinander Flugblattaktionen an Berliner Bahnhöfen durch,Neukölln,Hermannstr,Lichtenberg,um dort Ihre Nazipropaganda zu verteilen,bis jetzt ungestört,aber hoffentlich nicht mehr lange.Das ganze spielt sich meistens so in den Morgenstunden ab,so gegen 9.00 oder 10.00,also mal die Augen auf halten,und die Nazis wegjagen

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