Göttingen: Kundgebung gegen Mord in Leipzig

SK 28.10.2010 19:50 Themen: Antirassismus
Am 28.10. fand in Göttingen vor dem Alten Rathaus eine Kundgebung zum Mordfall in Leipzig statt.
Am 28.10. fand in Göttingen vor dem Alten Rathaus eine Kundgebung statt, an der ca. 90 Menschen teilnahmen.

Es ging darum, das am Sonntagmorgen ein mensch mit vermeintlichen migrantsischem Hintergrund vor dem Bahnhof in Leipzig ermordet wurde.


Die Kundgebung dauerte ca. eine Stunde.
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Ergänzungen

Wochenendseminar: antimuslimischen Rassismus

Antifa HH 28.10.2010 - 23:08
Erscheinungsformen, Kritik und Analyse
des antimuslimischen Rassismus

Vom 10. – 12. Dezember 2010 findet an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) in Hamburg ein Wochenendseminar zum Thema antimuslimischen Rassismus statt.

Es wird darum gehen, mit Vorträgen und Workshops einen differenzierten Rassismusbegriff zu erar­beiten und für die aktuellen Ausdrucksweisen des antimuslimischen Rassismus zu sensibilisieren.
Es geht nicht darum – wie dies in einigen „interkulturellen“ Ansätzen gemacht wird – eine Religion „richtig zu verstehen“, oder die Lebensweisen bestimmter Communities „authentisch“ darzustellen. Denn das Problem sind nicht die „Objekte“ des Rassismus*, sondern die rassistischen Diskurse und die Rassismusträger_innen sowie die Strukturen, die die konstruierten „Objekte“ erst in spezifischer Form entstehen lassen.

Als Referent_innen sind u. a. eingeladen: Prof. Iman Attia, Dr. Manuela Bojadzijev, Prof. Gazi Caglar, Prof. Sabine Schiffer, Jugendliche ohne Grenzen (JOG), Integration-Nein-Danke!, Beratungsstelle ReachOut. Und als Abschluss-Performance die antirassistische Show Edutainment Attacke mit Noah Sow und Mutlu Ergün!

Redebeiträge

der Kundgebung 29.10.2010 - 10:20
Redebeitrag I:

In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurde in der Nähe des Leipziger Hauptbahnhofs der 19-jährige Kamal K. mit einem Messer ermordet. Einer der beiden Tatverdächtigen gilt laut Medienberichten als polizeibekannter gewaltbereiter Neonazi. Auf Fotos von der Festnahme ist zudem ein Tatverdächtiger mit einem Kleidungsstück zu sehen, auf dem „Kick off Antifascism“ zu lesen ist. Zu diesem Zeitpunkt kann man also davon ausgehen, dass es sich um einen rassistisch motivierten Mord handeln könnte.
"Das Tatmotiv sei nach wie vor unklar“, sagte Ricardo Schulz, Sprecher der Staatsanwaltschaft Leipzig, am Montagabend. Die Ermittlungen würden weiter in alle Richtungen laufen. Dies betrifft auch Vermutungen, die Messerattacke der beiden Männer auf den jungen Iraker könnte ausländerfeindliche Hintergründe haben. „Wir haben dafür bisher keine Anhaltspunkte", sagte Schulz. Die beiden Beschuldigten haben sich zum Tatvorwurf bisher nicht geäußert."

Am 5. Juni 1993, vor etwa siebzeneneinhalb Jahren also, standen wir nach den Morden von Solingen und Mölln mit vielen Menschen auf diesem Platz.

Das Morden ist weitergegangen, und wir stehen wieder hier, nach siebzeneneinhalb Jahren. Laut Tagesspiegel gab es bisher seit der Wiedervereinigung 137 Todersopfer faschistischer Gewalt, viele hunderte Menschen seitdem verletzt. Doch die Übergriffe und Anschläge, denen auch Migrant_innen immer wieder ausgesetzt sind, sind nicht die Taten eines von der Gesellschaft isolierten „rechten Randes“. So ist es auch der Staat selbst, der Rassismus praktiziert, wie durch Abschiebung von Flüchtlingen oder deren Unterbringung in weitab gelegenen und menschenunwürdigen Unterkünften.

Der Zustand von rassistischer Ausgrenzung und rassistischen sondergesetzen dauert an. Rassismus ist Bestandteil von Regierungs- und Unternehmenspolitik geblieben, denn er äußert sich nicht nur in Mordtaten, sondern schon dort, wo Zuwander_innen in nützliche und unnütze Menschen eingeteilt werden.

Es gilt also, nicht nur gegen Nazis zu protestieren und Widerstand zu leisten, sondern Widerstand zu organisieren auch gegen die vorherrschende Politik in diesem Land und die noch grausigeren Zukunftspläne reaktionärer Kreise, gleich welcher Parteizugehörigkeit.

Vor unseren Augen vollzieht sich die Vertiefung der Kluft zwischen Arm und Reich, die Umverteilung von unten nach oben, ein mörderischer Wettbewerb auf nationaler und internationaler Ebene, in den wir uns auch noch freiwillig per Bündnis für Wettbewerbsfähigkeit, Standortsicherung usw. einbinden lassen sollen.
Tun wir das, zerstören wir selbst die solidarische Menschheit miteinander.
Gerade in der zeit der wirtschaftskrise benötigen die herrschenden ablenkungsmanöver, um von den wahren Ursachen für sozialabbau, krise, krieg und abzulenken, probleme werden ethnisiert, aus klassenfragen werden so „rassen“fragen gemacht.

Widerstand heißt diese kapitalistische und rassistische logik, die immer weitere Pogrome und neonazistische übergriffe schafft, zu anzugreifen.


Schaut nicht weg – greift ein !

Neonazis entgegentreten !

Solidarität statt Deutschland !

Kapitalismus abschaffen !




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Redebeitrag II:

was war passiert?
am frühen sonntag morgen wurde ein 19-jähriger mensch mit migrationshintergrund am leipziger bahnhof umgebracht. wie so oft ermittelt die staatsanwaltschaft in „alle richtungen“ und sie hätten keine hinweise auf einen ausländerfeindlichen hintergrund. die täter? der leipziger daniel k. sowie der thüringer markus e., zwei bekannte und bereits vorbestrafte rechtsextremisten. die leipziger volkszeitung konnte es sich nicht nehmen lassen zu erwähnen, das das opfer vermeintlich ebenfalls wegen körperverletzung polizeibekannt sei.

ein einzelfall? mitnichten.
seit der sogenannten wiedervereinigung wurden bereits mindestens 149 menschen durch neonazis ermordet, starben menschen bei gewaltsamen abschiebungen durch die polizei oder begingen, als vermeintlich letzten ausweg aus der drohenden ausweisung, in der abschiebehaft suizid.

in einer zeit, in der ein sarrazin seine erbbiologischen und islamophoben thesen verbreiten kann und dabei auf eine große akzeptanz in der bundesdeutschen bevölkerung stößt,

in einer zeit, in denen eine sogenannte intergrationsdebatte von politiker_innen der etablierten parteien, medien und bürger_innen geführt wird, die nicht ein emanzipatorisches und gleichberechtigtes miteinander verfolgt, sondern die ausgrenzung und einteilung von menschen nach wirtschaftlichen aspekten

in einer zeit, in der die bundeswehr wieder völkerrechtswidrige angriffskriege führt und die historische verantwortung für die verfolgung und ermordung von millionen von menschen durch die deutschen vergessen und abgeschlossen ist

in einer zeit, in der nationalismus wieder offen zur schau getragen werden darf, da man ja „wieder wer ist“; in der millionen von deutsche beim fussball ihre farben schwänken
in einer zeit, die geprägt ist vom rassistischen normalzustand und des begriffs der „deutschen leitkultur“

in dieser zeit fühlen sich neonazis als die vollstrecker des volkswillens und alles, was nicht in ihr weltbild paßt, und jede_r der_die anders sind, sind prinzipiell gefährdet.

dem heißt es sich entgegenzustellen – entschlossen und solidarisch !!!

* wandelt wut in widerstand *

* keinen fußbreit dem faschismus – keine handbreit dem system *

* für eine emanzipatorische und solidarische gesellschaft – frei von rassismus, faschismus und ausbeutung *

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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