[LE] Rassistischer Mord?

Peter Fresh 26.10.2010 10:29 Themen: Antifa Antirassismus
Am Sonntagmorgen wurde der Iraker Kamal K. in der Leipziger Innenstadt von zwei Männern ermordet. Dass es sich dabei wohl um ein rassistisches Motiv handelt, steht außer Frage.
Am Sonntagmorgen wurde der 19 Jährige Iraker Kamal K. vor dem Leipziger Hauptbahnhof von zwei Männern ermordet. Die Täter Daniel K. (28) und Marcus E. (32) hielten sich in der Parkanlage vor dem Bahnhof auf, als Kamal, eine Freundin von ihm und eine weitere Person die Anlage durchquerten. Daniel K. und Marcus E. begannen daraufhin die Gruppe zu beschimpfen. Bei der Auseinandersetzung stürzten sich beide auf Kamal, welcher kurz darauf mit einer tiefen Schnittwunde im Bauch zusammenbrach. Beide Täter wurden erst in diesem Jahr aus dem Gefängnis entlassen. Dort saßen sie wegen schwerer Körperverletzung und Vergewaltigung ein. Beide Männer wurden nun dem Haftrichter vorgeführt. Dazu schreibt die LVZ:

"Das Tatmotiv sei nach wie vor unklar, sagte Ricardo Schulz, Sprecher der Staatsanwaltschaft Leipzig, am Montagabend. Die Ermittlungen würden weiter in alle Richtungen laufen. Dies betrifft auch Vermutungen, die Messerattacke der beiden Männer auf den jungen Iraker könnte ausländerfeindliche Hintergründe haben. „Wir haben dafür bisher keine Anhaltspunkte", sagte Schulz. Die beiden Beschuldigten haben sich zum Tatvorwurf bisher nicht geäußert."

Allerdings, so die LVZ, sei einer der beiden Männer bereits vor ein paar Jahren wegen rechtsextremer Tätigkeiten aufgefallen. Zudem trug einer der beiden Männer bei der Festnahme einen Pullover über dem Gesicht mit der Aufschrift: "Kick off Antifascism". (Fotos: bild.de)

Unklar ist bis jetzt jedoch, ob sich Täter und Opfer im Vorfeld bereits kannten, denn auch Kamal K. ist wegen Körperverletzung aktenkundig gewesen.

Dass es sich bei diesem Mord um ein rassistisches Motiv handelt und nicht um private Streitereien wird zu beweisen sein, die Fakten sprechen aber dafür.
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Ergänzungen

Pressemitteilung zum Vorfall

luna 26.10.2010 - 10:52
Mord in Leipzig - Kamal K. wäre das 6. Opfer rechter Gewalt in Leipzig seit 1990

(Pressemitteilung, J. Nagel, Leipzig, 26.10.2010)

Die genauen Umstände des gewaltsamen Todes von Kamal K. in der Nacht vom 23. auf 24.10.2010 beginnen sich zu lichten. Ein rassistischer Hintergrund kann nicht ausgeschlossen werden und liegt zu allem Überfluss sehr nah. Einer der mutmaßlichen Täter ist bereits im Zusammenhang mit einer neonazistisch motivierten Straftat aufgefallen.
Der 19-jährige, aus dem Irak stammende Kamal K.war in jener Nacht auf dem Weg zu der Wohnung in der Nähe des Leipziger Hauptbahnhofes, in der er mit seiner Familie wohnt. Doch dort sollte er nie ankommen.
Der Tot eines Menschen ist für die Betroffenen immer schmerzhaft. Wenn es sich um einen politisch motivierten Mord, um ein Hassverbrechen handelt, wird ein solcher Fall zur öffentlichen Sache und nimmt die gesamte Gesellschaft in die Verantwortung. Diskriminierungsdenken führt regelmäßig zur Verletzung der körperlichen Unversehrtheit von Menschen die von einer gesetzten Norm abweichen. In den vergangenen Jahren verzeichneten die Beratungsstellen für Betroffener rechts motivierter und rassistischer Gewalt sachsenweit 400 im Jahr 2008, 263 im Jahr 2009 bzw. 120 im 1. Halbjahr 2010 entsprechende Übergriffe. Betroffen waren in erster Linie MigrantInnen und nicht-rechte Jugendliche.
Fünf Menschen wurden in Leipzig seit 1990 ermordet, weil sie einen Migrationshintergrund hatten (Achmed B. 1996, Nuno L. 1998 ), weil sie homosexuell (Bernd G. 1996) oder sozial benachteiligt (Klaus R. 1994, Karl-Heinz T. 2008) waren.
Sollte auch Kamal K. Aufgrund rassistischer Motive zu Tode gekommen sein, bedarf es nicht nur einer diesem Tatmotiv entsprechenden Verurteilung und Bestrafung der Täter, dann muss sich auch die Gesellschaft positionieren. Das Problem sind nicht nur die, die das Messer zücken und zustechen, sondern ein gesellschaftliches Klima, das durch Rassismus und Ausgrenzungsdenken geprägt ist sowie eine Politik, die Rassismus produziert.
Mein tiefstes Mitgefühl gilt der Familie und den FreundInnen des Ermordeten.

Polizei

Antifa 26.10.2010 - 11:45
Interessant sind ja in dem Zusammenhang wieder einmal die Aussagen der Polizei über möglicherweise rassistische Hintergründe der Tat. Aussagen, wonach es für ein politisches Motiv "bisher keine Anhaltspunkte" gibt, sind angesichts der Kleidung der mutmaßlichen Täter einfach nur absurd. Wahrscheinlich waren es am Ende wieder nur politische Extremisten. Dabei ist der Mord einmal mehr der Beleg für ein zunehmend rassistisches Klima gegen Minderheiten in diesem Land. Tote werden bei der als wissenschaftliche oder öffentliche Diskussion bezeichneten Hetze wie schon zu Beginn der 90er Jahre billigend in Kauf genommen.

ist

egal 27.10.2010 - 15:31
Spontandemonstration "Das Problem heisst Rassismus"
Mittwoch | 27.10. | Treffpunkt 17:30 | Park beim Kant-Gymnasium

In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurde in der Nähe des Leipziger Hauptbahnhofs der 19-jährige Kamal K. mit einem Messer ermordet. Einer der beiden Tatverdächtigen gilt laut Medienberichten als polizeibekannter gewaltbereiter Neonazi. Auf Fotos von der Festnahme ist zudem ein Tatverdächtiger mit einem Kleidungsstück zu sehen, auf dem „Kick off Antifascism“ zu lesen ist. Zu diesem Zeitpunkt kann man also davon ausgehen, dass es sich um einen rassistisch motivierten Mord handeln könnte.

Seit 1990 wurden nach Recherchen der ZEIT und des Tagesspiegel in Deutschland 137 Menschen durch nazistisch bzw. rassistisch motivierte Gewalt ermordet, 5 davon in Leipzig. Dies ist jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Rassistische Diskriminierung und Gewalt sind alltäglich in Deutschland. Doch die Übergriffe und Anschläge, denen auch MigrantInnen immer wieder ausgesetzt sind, sind nicht die Taten eines von der Gesellschaft isolierten „rechten Randes“. So ist es auch der Staat selbst, der Rassismus praktiziert, wie durch Abschiebung von AsylbewerberInnen oder deren Unterbringung in weitab gelegenen und menschenunwürdigen Unterkünften.

Auch in Leipzig gibt es eine merkliche rassistische Stimmung. Daran arbeitet nicht zuletzt das hiesige Zentralorgan LVZ in seiner Berichterstattung regelmäßig mit. Immer wieder werden so im Zusammenhang mit Negativereignissen, wie Straftaten, auf die Herkunft vermeintlich nicht deutscher TäterInnen verwiesen. Solche Vorfälle werden damit in einen direkten Zusammenhang mit „Nationalität“ und „Abstammung“ gestellt. Die LVZ trägt daher an einer rassistischen Stimmung zweifelsfrei eine Mitschuld.

Wir wollen deshalb mit euch spontan auf die Straße!

Der Mordverdächtige Daniel K. – ein Neonazi

sony 01.11.2010 - 22:43
Es gebe kein eindeutiges Tatmotiv, sagt die Staatsanwaltschaft. Doch zumindest Daniel K. kann eine Neonazi-Karriere nachgewiesen werden:

„Der Verdächtige Daniel K. aus Leipzig war etwa in den Jahren 2002 bis 2007 im Raum Aachen, Mönchengladbach und Düren in der Neonazi-Szene involviert. Zeitweise war er Mitglied der eng mit der NPD verwobenen Neonazi-Bande ‚Kameradschaft Aachener Land‘ (KAL), nahm an Aufmärschen und anderen Treffen statt. Der 28-Jährige sitzt nun in Leipzig in Untersuchungshaft, weil er mit dem 32-jährigen Erfurter Marcus E. in der Nacht zum Sonntag im Zuge eines Streites einen 19-jährigen Iraker erstochen haben soll.“

Mehr dazu bei Blick nach rechts. Auch die Aachener Nachrichten berichten über die eindeutigen Intentionen des Daniel K.:

„Im Februar 2007 verurteilte das Landgericht Aachen K. gemeinsam mit dem KAL-‘Kameradschaftsführer‘, René L., wegen unterlassener Hilfeleistung, weil sie nach einem Saufgelage einen ‚Kameraden‘ nicht daran gehindert hatten, seine schwangere Freundin zu misshandeln. Mitte 2007 folgte gegen K. zudem ein Urteil wegen einer Geiselnahme in Stolberg sowie Körperverletzung. K. war deswegen zu einer Haftstrafe von drei Jahren und drei Monaten verurteilt worden.“

Wie aus diesen Berichten auch hervorgeht, war Daniel K. ein Anhänger der Todesstrafe.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Feige Schweine — mein Name

Mal zur Klarstellung — Pünktchen

@ Puenktchen — nene

@nene — Stargate

bitte nicht.... — robert

... — ...

Widerlich! — Nie wieder Deutschland!

... — ???

@Stargate — wieder

Bescheuert! — seit ihr alle!

Neue Welle rechter Gewalt — Thüringer Würstchen

@pünktchen — setzen!

fightback — nazis sind dumm

@ egal — .