Marokkos Eskalation fordert erstes Todesopfer

Projektgruppe Westsahara 25.10.2010 23:01 Themen: Repression Weltweit
Marokkos Eskalation der Proteste in der Westsahara führt zu erstem Todesopfer
Die ‚Projektgruppe Westsahara’ ist besorgt über die aktuelle Situation in der Westsahara und will mit diesem Schreiben auf die jüngsten Entwicklungen in den besetzten Gebieten aufmerksam machen. Seit einigen Wochen verlassen mehrere tausend Sahrauis ihre Wohnungen in den Städten El-Aaiún, Smara, Bojador und schlagen ihre Zelte in der Wüste auf.

"Camp der Würde" nennen die Menschen ihr provisorisches Zeltlager ca. 15 km außerhalb der Hauptstadt El-Aaiún. Mit diesem Schritt wollen sie gegen die soziale Benachteiligung von Seiten der marokkanischen Besatzungsmacht protestieren. So wird den Sahrauis Besitz von Häusern und das Betreiben von Geschäften verwehrt, sowie der Zugang zu Ausbildung und Arbeitsplätzen erschwert. Mit dieser Aktion fordern sie ein Ende ihrer Marginalisierung und gleiche Rechte für Alle.

Der friedliche Protest ist den marokkanischen Besatzern von Anfang an ein Dorn im Auge und führte in den letzten Tagen zu scharfen Repressionen. Seit Mitte letzter Woche ist der Handyempfang unterbrochen und das Lager ist durch marokkanische Sicherheitskräfte von der Außenwelt abgeschnitten. Um jeden Preis will Marokko verhindern, dass weitere Sahrauis aus den Städten zu den Protestierenden stoßen und der Protest die Weltöffentlichkeit erreicht. Diese Politik hat bereits ein erstes Todesopfer gefordert.

Der 14jährige Garhi Nayem wurde von marokkanischen Sicherheitskräften erschossen als er zusammen mit sieben weiteren Sahrauis in einem Geländewagen von El-Aaiún in Richtung Camp unterwegs war. Sie wollten den Protestierenden Lebensmittel, Wasser und Medikamente bringen. Offenbar plant Marokko die Demonstranten auszuhungern und die Situation ohne Rücksicht auf Verluste in der Zivilbevölkerung zu eskalieren.

Seit 1976 hält Marokko das Gebiet der Westsahara völkerrechtswidrig besetzt. Der Tod des Jungen ist nur ein weiteres Kapitel in der 35jährigen Geschichte von Verfolgung und Unterdrückung der Sahrauis im eigenen Land.

Wir fordern Marokko auf, die Belagerung der Camps durch Polizei und Militär zu beenden.

Wir unterstützen die Sahrauis in den besetzten Gebieten in ihrem Kampf für Gleichberechtigung und Anerkennung ihrer Interessen.

Nur das längst überfällige Referendum über den Status der Westsahara kann letztlich das Recht der Sahrauis auf Selbstbestimmung garantieren.

‚Projektgruppe Westsahara’
Berlin, den 25. Oktober 2010
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Ergänzungen

Unterstützung

medico 27.10.2010 - 08:44
medico international unterstützt die aktuelle Forderung der protestierenden Sahrauis nach einem sofortigen Abzug der marokkanischen Sicherheitsorgane. Eine sofortige Versorgung der Eingeschlossenen mit Nahrungsmitteln und Medikamenten muss garantiert werden. Die internationale Presse muss freien Zugang erhalten. Darüber hinaus müssen alle Menschenrechtsverletzungen und Repressalien gegen die sahrauische Bevölkerung eingestellt werden.

Die internationale Gemeinschaft und hier die UN müssen ihrer Pflicht nachkommen, damit der letzte Kolonialkonflikt in Afrika ein Ende findet und die sahrauische Bevölkerung in einem demokratischen Votum über ihre Zukunft frei entscheiden kann.

 http://www.medico.de/themen/menschenrechte/dokumente/exodus-in-die-wueste/3899/