Neonazi-Demo in Neustrelitz am 23. Oktober

AutorIn 25.10.2010 16:35 Themen: Antifa
"Propaganda auf Kosten der Betroffenen": Knapp 270 Neonazis demonstrierten am Sonnabend in Neustrelitz für die Todesstrafe auf. Lokale Initiativen zogen Gegenkundgebungen fernab vom Geschehen vor, während die Polizei direkte Proteste verhinderte.
Beschaulich ging es zu am Sonnabend auf dem Neustrelitzer Markt. Bunte Transparente gegen Nazis hingen aus, es wurden Filme gezeigt und Texte gelesen, auch Kaffee und Kuchen gabs für die am Tag insgesamt mehr als 200 Anwesenden. Die örtliche Zivilgesellschaft zeigte, was viel zu selten in Mecklenburg-Vorpommern passiert, ein Zeichen gegen Rechts. Dass dieses jedoch vor wenigen Menschen in der ruhigen Innenstadt stattfand, schien niemanden zu stören. Auch die Neonazi-Fotografen, die die Anwesenden ablichteten, interessierten nicht. Am wenigsten jedoch störte man die Demonstration der NPD.

Diese zog mit knapp 270 Teilnehmer/innen durch dichte Neubauviertel des Stadtteils Kiefernheide, um einmal mehr ihre populistische Propaganda nach der Todesstrafe für "Kinderschänder" zu verbreiten. Der örtliche NPD-Stadtvertreter Marko Zimmermann wie auch die NPD-Landtagsabgeordneten Tino Müller und Udo Pastörs übten sich mehr schlecht als recht im Ablesen von Redebeiträgen oder priesen mal wieder ihre Partei als einzige wahre und ultimative Opposition mit dem Geheimrezept zur Lösung alle politischen und sozialen Probleme an. Mit einer Mischung aus Voyeurismus und Menschenjagd thematisierten sie dabei einen Vorfall mutmaßlichen Kindesmissbrauchs in Neustrelitz im Sommer. Dass die Forderungen der Neonazis teilweise längt umgesetzt sind, vor allem aber jenen von Wissenschaftler/innen wie auch Betroffenenverbänden widersprechen und es keine Belege für steigende Fallzahlen gibt, interessiert die Rechten wenig. Ihnen geht es nicht um den Schutz der Opfer, sondern einzig um die Propaganda gegen Rechtsstaat, Demokratie und Feindgruppen. Nur wenige Tage vor der Neonazi-Demo hatten Rechte einen 14-jährigen Jugendlichen verprügelt, weil dessen Punk-Outfit nicht in ihr Weltbild passte.

Zum Protest gegen die Neonazis wurden in Neustrelitz im Vorfeld und während ihrer Demonstration mehrere Hundert Aufkleber und Flugblätter verteilt. Antifaschist/innen versuchten mehrmals, die Rechten direkt zu stören, wurden jedoch von der Polizei gehindert. Diese teilte mit, insgesamt 31 Platzverweise ausgesprochen zu haben.

Weitere Informationen:

 http://neustrelitz2310.blogsport.de/

Neustrelitz: Gegen Nazis und Todesstrafen-Mob
 http://de.indymedia.org/2010/10/292656.shtml

Bro­schü­re zum Thema se­xu­el­ler Miss­brauch der Amadeu-An­to­nio-​Stif­tung
 http://www.amadeu-antonio-stiftung.de/w/files/pdfs/broschuere-sexueller-missbrauch-antonio-stiftung-2010.pdf

Ar­ti­kel von Lobbi e.V. zum Thema „Kin­des­miss­brauch und die rechts­ex­tre­me Szene“
 http://lobbi-mv.de/hintergrallg/12.php

Ar­ti­kel „For­de­rung nach To­des­stra­fe nützt den Op­fern nicht“ von npd-​blog.​info
 http://npd-blog.info/2010/04/15/missbrauch-102/

Ar­ti­kel „Warum en­ga­gie­ren sich Nazis gegen Kin­der­schän­der“ von Netz gegen Nazis
 http://www.netz-gegen-nazis.de/artikel/warum-engagieren-sich-neonazis-gegen-kinderschaender

Sexueller Missbrauch: Fakten und offene Fragen
Institut für Forensische Psychiatrie, Charité – Universitätsmedizin Berlin
 http://www.rundertisch-kindesmissbrauch.de/documents/Impulsvortrag_VolbertundGalow_000.pdf

Kriminalität mit sexuellem Hintergrund
Zeitschrift Sicherheit und Kriminalität, 1/2003
 http://www.buergerimstaat.de/1_03/grund.htm
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Ergänzungen

Zahlen....

vxe 25.10.2010 - 17:20
Warum übernehmt ihr bei den Teilnehmerzahlen fast die Zahlen der Nazis selbst? Alle Regionalmedien sprechen von rund 200 oder von "bis zu 250" Teilnehmern. Die Nazis selbst sprechen von 270 und "rund 300" Teilnehmern. Selbst auf den Videos und Bildern kann man keine 270 oder gar 300 Teilnehmer entdecken.

Man sollte nicht auch noch durch solcherlei Ungenauigkeiten Nazis Aufwind geben, die Region hat es schon schwer genug.

Erbsenzählen

John D. 25.10.2010 - 18:12
Sorry, aber die TeilnehmerInnenzahlen wurden nicht von den Nazis übernommen, sondern beruhen auf der ebenso einfachen wie angesichts der Polizei/Medieninformationen ganz offensichtlich auch angebrachten Methode "Selbst Zählen". Was das (ja nicht unübliche) deutliche Abrunden der Zahl von Neonazis bei Aufmärschen nutzt bzw. wie reelle Zahlen der Region schaden, ist mir ein Rätsel.

Zahlenmagie...

vxe 25.10.2010 - 19:17
Dir ist aber schon klar das Nazis bei eigentlich all ihren Aufmärschen ordentlich aufrunden? Beim Selbstzählen, was ja anhand der vorliegenden Medien funktioniert würde ich, wie bereits erwähnt, eher auf höchstens 250 kommen.

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