[Ffm] Gedenktafel für Günter Sare angebracht

Autonome Gruppe zur Erinnerung an Günter Sare 13.10.2010 15:17 Themen: Antifa Repression

Am 28. September 1985, vor 25 Jahren nahm Günter Sare neben weiteren 1.000 DemonstrantInnen an den Protesten gegen eine Veranstaltung der NPD teil. Im Verlauf der Proteste wurde er von einem Wasserwerfer überrollt und getötet. Gestern Nacht wurde eine Gedenktafel in Frankfurt angebracht, die an Günter Sare und seine Tötung durch die Polizei erinnern sollen.

Vor 25 Jahren, am Samstag dem 28. September fand eine Protestveranstaltung gegen ein NPD-Treffen im Bürgerhaus Gallus statt. Etwa 1.000 Menschen beteiligten sich an einem internationalen Freundschaftsfest vor der Hufnagelschule in der Nahe des Bürgerhauses. Beim Eintreffen der FaschistInnen kam es zu einer Protestkundgebung Ecke Frankenallee/Hufnagelstraße. Die Polizei geleitete die TeilnehmerInnen der NPD-Veranstaltung ins Haus Gallus und begann gleichzeitig mit Wasserwerfern und Schlagstöcken gegen die versammelten DemonstrantInnen vorzugehen. Im Polizeifunk wurde durchgegeben, dass „kompromisslos vorgegangen“ werden solle. Um 20.54 Uhr passierte, was durch die Polizei bis heute als „Unfall“ dargestellt wird:

Der 36-jährige Günter Sare wurde auf der Kreuzung von einem Wasserwerferstrahl zu Boden geworfen. Als er wieder auf die Beine kam, fuhr ein zweiter Wasserwerfer um die Ecke und hielt kurz an. Obwohl die Besatzung den Demonstranten bei heller Beleuchtung gesehen haben musste, ja mit den Wasserkanonen gezielt auf ihn geschossen hatte, fuhr der Wasserwerfer mit hoher Geschwindigkeit an und überrollte Günter Sare im Brustbereich. Ein Sanitäter, ein Arzt und ein Medizinstudent, die dem noch lebenden aber schwerstverletzten Erste Hilfe leisten wollten, wurden von den Polizeikräften daran gehindert. Sie mussten ihn vor einen Autoscheinwerfer bringen, um ihn versorgen zu können, da die Polizei sich weigerte die Stelle an der er lag auszuleuchten. Trotz dringender Bitte, sofort einen Notarztwagen zu holen, dauerte es 10 Minuten bis ein zu gering ausgerüsteter Krankenwagen ankam. Erst nach 20 Minuten traf der Notarztwagen ein, in dem Günter Sare auf dem Transport starb.

In der Folge kam es in Frankfurt, aber auch in anderen Städten, im Rahmen von Protesten und Gedenkveranstaltungen immer wieder zu heftigen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Auch ein für Frankfurt zeitweise verhängtes Demonstrationsverbot, massenhafte Festnahmen und das überaus brutale Vorgehen der Polizei konnte die Proteste nicht unterdrücken.

Die Besatzung des Wasserwerfers kam wegen des Vorwurfs der Fahrlässigen Tötung vor Gericht und wurde in einem endlosen, fünf Jahre andauernden Prozess im Jahr 1990 unter fadenscheinigen Gründen schließlich freigesprochen.

Leider erinnert heute kaum noch etwas an Günter Sare. Zu einer letzten größeren öffentlichen Gedenkveranstaltung kam es vor 5 Jahren, anlässlich seines 20. Todestages. Die Anbringung einer bereits geschaffenen Gedenktafel an dem Ort, an dem Günter getötet worden war, ist von Seiten des zuständigen Ortsbeirats und der Frankfurter Kommunalpolitik immer wieder verweigert worden. Eine Gedenktafel an der Fassade des ehemaligen Jugendzentrums in Bockenheim, in dem Günter lange Zeit aktiv war, ist im Zuge von Umbauarbeiten entfernt worden, obwohl die VertreterInnen der Stadt zugesagt hatten, diese auch nach dem Auszug von fairesvotrejeu Anfang 2009 hängen zu lassen.

Um daran etwas zu ändern und auch 25 Jahre nach seiner Tötung durch die Polizei öffentlich und für alle Menschen sichtbar an Günter Sare zu erinnern, haben wir gestern Nacht eine Gedenktafel an der Frankenallee, Ecke Hufnagelstraße, an der Günter getötet worden ist, angebracht.

Hier der Text der Gedenktafel:

In Erinnerung an Günter Sare
* 19. Februar 1949 † 28. September 1985

Frankfurt (Hufnagelstraße, Ecke Frankenallee), den 28. September 1985, 20.54 Uhr. Ein Mann liegt auf der Straße, überfahren von einem Wasserwerfer. Es ist der 36-jährige Günter Sare, Arbeiter und Vorstandsmitglied im ältesten Frankfurter Jugendzentrum, dem JUZ Bockenheim. Über seinem Körper schlagen Polizisten auf einen zu Hilfe eilenden Jugendlichen ein. Günter Sare hatte gegen eine Veranstaltung der NPD demonstriert. Wenige Stunden später, erlag er seinen Verletzungen.

Nichts ist vergessen!
Wandelt Trauer und Wut in Widerstand!

In Gedenken und Solidarität,
Autonome Gruppe zur Erinnerung an Günter Sare

Ausführliche Dokumentation zur Tötung Günter Sares vor 25 Jahren:
http://www.antifa-frankfurt.org/Sare/sare-dokumentation.html

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Ergänzungen

Und wieder Wasserwerfer

Un. Gehorsam 13.10.2010 - 15:59
Und wieder wird vom Staat aufgerüstet:  http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33486/1.html

Gedenktafel ist leider wieder entfernt worden

(muss ausgefüllt werden) 17.10.2010 - 18:22

Wut zu Widerstand

Frankfurter Rundschau, 16.10.2010 (download pdf)

http://faitesvotrejeu.blogsport.de/images/FR_161010_Guenter_Sare.jpg

Zum Gedenken an Günter Sare wurde in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch an der Ecke Hufnagelstraße und Frankenallee von Unbekannten eine Tafel, bestehend aus sechs bedruckten Fliesen, angebracht. Nicht für lange: Die Fliesen liegen nun auf dem Trottoir, immerhin unzerstört. Wer sie demontiert hat, weiß niemand. Die Stadt will es nicht gewesen sein. Der 36-jährige Sare hatte am 28. September 1985 an einer Demo gegen die NPD in Frankfurt teilgenommen und war dabei von einem Wasserwerfer überrollt und getötet worden. Auf den Gedenktafeln steht: »Nichts ist vergessen! Wandelt Trauer und Wut in Widerstand!« prmz (Foto: Monika Müller)

Quelle: http://faitesvotrejeu.blogsport.de/2010/10/17/gedenktafel-fuer-guenter-sare-im-gallus-bereits-wieder-entfernt/

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