Strassenschlachten in Belgrad

Peter 11.10.2010 09:34 Themen: Antifa Freiräume Gender Soziale Kämpfe
Am 10.10., fand in Belgrad ein Umzug von ca. 800 bis 1000 homosexuellen Menschen, die "Parade des Stolzes" statt. Der Umzug musste wegen angekuendigter Gewalt seitens kirchlicher Kreise bis hin zu neofaschistischen Organisationen eine laecherlich kurze Roune nehmen und fand auf Grund der gefaehrlichen Situation praktisch unter Ausschluss der Oeffentlichkeit statt. Die Polizei noetigte die Demonstrationsteilnehmer/innen sogar, um auf die Abschlussveranstaltung zu gelangen, sich mit gelben Armbinden zu markieren, um zu erkennbar zu machen, dass die Leute auf Waffen durchsucht wurden und zu den Demonstrationsteilnehmer/innen gehoeren.
Strassenschlachten in Belgrad
Die folgenden Informationen sind zusammengetragen aus Gespraechen mit der lokalen Bevoelkerung Belgrads, Berichterstattung aus dem Fernsehen und dem was ich selber gesehen habe. Fuer die Richtigkeit der folgenden Informationen kann ich daher nicht 100%ig garantieren, ich habe sie aber nach bestem Wissen und Gewissen ausgewertet und zusammengefasst.
Heute, am 10.10., fand in Belgrad ein Umzug von ca. 800 bis 1000 homosexuellen Menschen, die "Parade des Stolzes" statt. Der Umzug musste wegen angekuendigter Gewalt seitens kirchlicher Kreise bis hin zu neofaschistischen Organisationen eine laecherlich kurze Roune nehmen und fand auf Grund der gefaehrlichen Situation praktisch unter Ausschluss der Oeffentlichkeit statt. Die Polizei noetigte die Demonstrationsteilnehmer/innen sogar, um auf die Abschlussveranstaltung zu gelangen, sich mit gelben Armbinden zu markieren, um zu erkennbar zu machen, dass die Leute auf Waffen durchsucht wurden und zu den Demonstrationsteilnehmer/innen gehoeren.
Zum Schutz der Demonstration wurden laut serbischen Medienangaben 5000 Beamte eingesetzt. Die Situation war aber alles andere als sicher, denn es hatten sich in Belgrad 6000 bis 7000 gewaltbereite, von kirchlichen Wuerdentraegern aufgestachelte und neofaschistischen Organisationen mobilisierte Menschen versammelt, die unter Parolen wie (sinngemaess uebersetzt) "toetet die schwulen" auf die Polizei losgingen und versuchten die Demonstration anzugreifen. In der ganzen Stadt kam es um die Demonstration herum zu heftigen Strassenkaempfen, unter anderem wurde auch das Gebaude des staatlichen Fernsehsenders angegriffen, Muellcontainer gingen in Flammen auf, oeffentliche Verkehrsmittel und Autos so wie polizeifahrzeuge wurden demoliert bzw. angezuendet und es wurden einige Laeden gepluendert. Unter dem Mob fanden sich auch immer wieder Geistliche, die die meist jungen Maenner noch motivierten weiter zu kaempfen und diesen homophoben Gewaltexzess 'gewissermassen' in den Augen der Randalierer legitimierten.
Laut Medienangaben sind bei den Ausschreitungen ueber 120 Polizisten verletzt worden, die Demonstration fand aber, zum ersten mal(!), statt.
Vor neun Jahren sollte die Demonstration zumersten mal stattfinden, konnte allerdings nicht, da die Demo angegriffen worde. Im Jahr 2009 war die Demonstration
nach unzaehligen Drohungen abgesagt worden.

Wer sich dazu was anschauen will:
 http://www.b92.net/eng/
 http://www.politika.rs
gibt eigentlich auf allen serbischen Nachrichtenseiten was darueber zu finden... halt bekannte suchmaschinen befragen
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Ergänzungen

Radio Belgrad

Radio Belgrad 11.10.2010 - 10:14
Die Schläger kamen zu einem großem Teil aus der Socijalistička Partija Srbije, welche aus dem Bund der Kommunisten Jugoslawiens hervorgegangen ist.
Sozialismus und Nationalismus sind mal wieder eine unheilige Allianz eingegangen, diesmal gegen Schwule.

Keine Sozialisten

nörg 11.10.2010 - 13:10
@Rado Belgrad: Verwechselst du die SPS mit der Serbischen Radikalen Partei (SRS)? Die Faschisten von der SRS haben nämlich gemeinsam mit der Kirche zum Angriff auf die Parade aufgerufen. Die an der Regierung beteiligte SPS ist inzwischen auf Pro-EU-Kurs und inhaltlich am ehesten mit der SPD zu vergleichen. Kommunistisch oder sozialistisch ist an denen so gut wie nichts. Schwule jagen gehört aber definitiv ebenfalls nicht zu ihrem Programm.

Belgrade LGBT Pride 2010

a3yo 11.10.2010 - 13:27

AFP Belgrad schreibt:

Ingo 11.10.2010 - 15:55
Am Rande einer Schwulenparade ist es in der serbischen Hauptstadt Belgrad zu massiven Ausschreitungen von Rechtsextremen gekommen. Die Polizei ging mit Tränengas gegen vermummte Demonstranten vor, die Steine und Molotow-Cocktails auf die Sicherheitskräfte der bunten Parade warfen. Die serbische Regierung verurteilte die "Hooligan-Gewalt" und kündigte ein hartes Vorgehen gegen die Unruhestifter an.

Ein Großteil der Gewalt entlud sich nach dem Ende der streng abgesicherten Gay Pride Parade, an der sich rund 1000 Homosexuelle beteiligten. Zunächst hatten einige Demonstranten versucht, die Polizeiabsperrungen zu durchbrechen. Sie wurden von den Sicherheitskräften jedoch zurückgehalten. Die Polizei setzte Tränengas ein und brachte mehrere gepanzerte Fahrzeuge in Stellung, um die Parade zu schützen.

Eine Gruppe von Randalierern verwüstete die Zentrale der Demokratischen Partei (DS) von Präsident Boris Tadic, der den Marsch befürwortet hatte. In dem Gebäude entstand ein Feuer, das aber schnell unter Kontrolle gebracht werden konnte. Auf den Sitz der Sozialistischen Partei wurden Steine geschleudert. In der Zentrale des Staatssenders RTS gingen mehrere Fenster zu Bruch. Einige Randalierer brachen in Läden ein.

Mehr als 120 Menschen, zumeist Sicherheitskräfte, wurden laut Gesundheitsministerium verletzt. Die Polizei nahm mehr als 100 Menschen fest. Belgrads Bürgermeister Dragan Djias erklärte, die Aufräumarbeiten nach den Verwüstungen würden rund eine Million Euro kosten.

Schon am Samstag hatte es Proteste gegen die Gay Pride gegeben. Unter dem Motto "Verteidigung der Familie" zogen zwischen 5000 und 10.000 Menschen durch die Straßen der serbischen Hauptstadt. Zu der Demonstration hatte die ultranationalistische Organisation Dveri aufgerufen.

Die Gay Pride am Sonntag war die erste derartige Veranstaltung in Belgrad seit 2001. Die damals erste Schwulenparade in Serbien wurde von Rechtsradikalen so massiv gestört, dass sie abgebrochen werden musste. Im vergangenen Jahr wurde die Parade kurzfristig abgesagt, nachdem die Regierung erklärt hatte, sie könne die Sicherheit der Teilnehmer nicht gewährleisten.

Präsident Tadic erklärte, sein Land werde die Einhaltung der Menschenrechte für alle Bürger sicherstellen und dulde keine Gewalt, mit der einigen Menschen diese Freiheit abgesprochen werden solle. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft kündigte an, die "höchstmöglichen" Strafen für die Unruhestifter beantragen zu wollen.

AFP schreibt weiter...

Bert 11.10.2010 - 16:00
Bei den Krawallen anlässlich der ersten Homosexuellenparade in Belgrad ist am Sonntag laut Medienberichten auch die österreichische Botschaft ins Visier von Hooligans geraten. Der Sender B-92 berichtete, dass gewaltbereite Gegner der Pride-Parade ein Polizeifahrzeug vor der Botschaft in Brand setzten. Am Gebäude selbst sei allerdings kein Schaden entstanden.
Krawalle im Stadtzentrum

Zu Konfrontationen zwischen Anhängern extremnationalistischer Gruppen sowie Fußballrowdys mit der Polizei war es bereits kurz vor der Schwulenparade gekommen, die Krawalle setzten sich auch danach im Stadtzentrum fort. Die österreichische Botschaft befindet sich rund zwei Kilometer vom Veranstaltungsort der Pride-Parade entfernt.

Gegner der Parade hatten in den frühen Nachmittagsstunden den Sitz der regierenden Demokratischen Partei und der Sozialistischen Partei sowie das Parlament Serbiens, die Büroräume des Menschenrechtsbeauftragten und den staatlichen TV-Sender RTS im Stadtzentrum angegriffen. Gegen das starke Polizeiaufgebot im Stadtzentrum flogen Steine, Molotow-Cocktails und Knallkörper. Etliche Fahrzeuge wurden demoliert und in Brand gesetzt, Schaufenster zerschlagen. Auch mehrere öffentliche Busse wurden beschädigt.
42 Polizisten verletzt

Nach Angaben aus Krankenhausquellen dürften bei den Krawallen mindestens 44 Personen, davon 42 Ordnungshüter, verletzt worden sein. Die Regierung hat die Krawalle aufs Schärfste verurteilt. Es würden alle Maßnahmen getroffen werden, um die öffentliche Ruhe und Ordnung herzustellen und die Verantwortlichen für die Krawalle zur Rechenschaft zu ziehen, teilte die Regierung in einer Aussendung am Nachmittag mit. Den Rowdys drohen nach Angaben eines Sprechers der Staatsanwaltschaft mehrjährige Haftstrafen.

Belgrad Riot Stadt

.. 11.10.2010 - 18:04
Man sollte jedoch in Erinnerung halten, dass Belgrad eine Stadt ist, die sehr viel "Erfahrung" mit Riots und Ausnahmezuständen hat; ebenso wie die Polizei dort. Ich denke es gibt keine andere Stadt im europäischen Raum, wo es in den letzten 25 Jahren so hart und so oft wegen diverser Dinge gekracht hat. Von daher also "nix neues", wenn die Leute dort durchticken. Dass dort ein großer Teil der Bevölkerung reaktionären Gedanken hinterher hängt, sollte jedoch ebenso klar sein. Man sollte sich jedoch fragen woran das liegt, und kommt dann um eine Betrachtung von vielen Jahrzehnten serbischer/jugoslawischer Geschichte nicht umher.

Zerfall Jugoslawiens, Hooligans, Schwulenhasser, Nazis, Parlamentsstürmung, EU, all sowas.

Christliche Rechte

X 11.10.2010 - 19:24
Am Samstag demonstrierten bis zu 20.000 Gegner der "Parade der Kranken", die sich für "familiäre, christliche Werte" einsetzten. Das ist Mainstream in Serbien. Regierungspolitiker äußerten sich gegen die Homo-Parade, wollten die TV-Sender abdrehen, damit "ihre Kinder diese Kranken nicht sehen". Andere setzten sich für das Recht Andersdenkender ein, öffentlich ihre Meinung zu äußern, betonten jedoch, dass sie "normal" seien....Die Teilnehmer der Pride marschieren um einen Straßenblock bis zum Studentenkulturzentrum, wo eine Party stattfindet. Eine Gruppe von serbisch-orthodoxen Popen und Nonnen bekreuzigt sich unaufhörlich und richtet das Kruzifix gegen die Kolonne
weiter:  http://www.taz.de/1/politik/europa/artikel/1/im-ausnahmezustand/

Ungarn, Italien, Niederlande, Schweden, Dänemark, Serbien, überall ist die christliche Rechte auf dem Vormarsch. Merkwürdigerweise hat sie es in Deutschland noch relativ schwer, obwohl sie es immerhin geschafft hat, mit Hilfe des Springer-Verlages und des Spiegels Islamophobie hoffähig zu machen.

Audio: Homophobe Übergriffe

Radio Dreyeckland 13.10.2010 - 23:29
Nach mehreren Jahren Pause konnte am letzten Sonntag endlich die zweite Gay Pride in Belgrad stattfinden. Auf Druck der EU waren die Behörden bereit, die Sicherheit der Parade durch massiven Polizeieinsatz zu gewährleisten. Und der war nötig: Die Parade wurde von einem homophoben Mob angegriffen, die versuchten, die Barrikaden zu durchbrechen. Unter dem Motto „Verteidigung der Familie"und dem Segen irre blickender lieferten sich die Schwulen- und Lesbenhasser schließlich einen Kampf mit der Polizei, bei dem zahlreiche Menschen verletzt wurden. Die Teilnehmerinnen der Pride konnten wenigstens während der Veranstaltung vor Übergriffen geschützt werden. Unsere Interviewpartnerin Sofie lebt in Kroatien und war bei der Pride in Belgrad.

Klick:  http://www.freie-radios.net/portal/content.php?id=36600

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