S21: Rollstuhlfahrer von Polizei misshandelt

Gegen die Ungerechtigkeit 03.10.2010 19:43 Themen: Militarismus
Die Auswirkungen der unverhältnismäßigen Gewaltorgien der Polizei nehmen kein Ende. Wie nun bekannt wurde haben Polizisten aus einem Wasserwerfer einen Rollstuhlfahrer schwer misshandelt. Die harte Vorgehensweise gegenüber schwächeren Demonstrationsteilnehmer_Innen ist kein Zufall, sondern wie sich heraus stellt eiskaltes Kalkül.
Durch gezielte Wasserpenetration mit starkem Strahl wurde der wehrlose Rollstuhlfahrer, der sich zufällig vor dem Wasserwerfer befand auf das übelste gegen 13.09 Uhr misshandelt. Anwesende kommentierten das Treiben als skandalös. "Jetzt werden schon unbeteiligte Bürger_Innen im Rollstuhl angegriffen, wir sind doch keine 1. Mai Steinewerfer, das geht zu weit!". Ein anderer verurteilte die Gewaltorgien mit den Worten: "Das ist doch einfach nur noch widerlich, der arme Rollstuhlfahrer wurde schwer verletzt, das ist nicht nur geschmacklos sondern verlässt die Bühne des legitimierten Ermessensspielraums, die der WaWe-Besatzung zu steht." Und weiter mit Hinblick auf die aktuellen Einheitsfeierlichkeiten "Nach 20 Jahren Wiedervereinigung erinnert mich das doch stark an den Schießbefehl bei der Mauer, es scheint so als wurde eine Order der obersten Polizeiheeresleitung herausgegeben, besonders brutal auf Kinder und Behinderte los zugehen.". Während die Anhänger vom Schwarzen Block mit Samthandschuhen angefasst wurden, hat man Pazifisten und Unbeteiligte gezielt mit Foltermethoden überzogen, die eher an Guantanamo als die sonst üblichen eher ruhigen Baden-Württembergische Verhältnisse erinnern.

Die Misshandlung wurde auf Video festgehalten, dem Betroffenen geht es vom Schock und den Prellungen abgesehen den Umständen entsprechend gut, nur die Elektronik des Rollstuhls hat noch ein paar Macken. Zusammen mit dem Landesverband Baden Württemberg "Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung e.V." sowie dem ABID ( http://www.abid-ev.de) werden wir am kommenden Montag eine Kundgebung gegen Diskriminierung und unverhältnismäßige Gewalt durchführen, im Anschluss ist eine Soli-Party zur Finanzierung einer neuen Steuerungselektronik für das Fahrzeug der Betroffenen geplant.

Video vom Übergriff:  http://www.youtube.com/watch?v=yuxmxt4TbAU#t=3m55

Wir rufen dazu auf, weiterhin kreativen Widerstand zu leisten. Lasst euch nicht einschüchtern, bringt eure Babys, eure Kinder, Großeltern oder durch Behinderung gestrafte Freunde mit und zeigt der Bahn, dass wir keine Angst haben und zusammen gegen diese widerliche Ungerechtigkeit auf die Straße gehen!

Kommt zur Mahnwache gegen unverhältnismäßige Polizeigewalt: Montag 18.00 Stuttgart, Treffpunkt: Hahnemannstraße 1 (vor dem Polizeipräsidium Stuttgart). Sie schießen auf die Schwächsten, gemeint sind aber wir alle!
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Kein Einzelfall: Pfefferspray gegen Blinde

Zoschi 03.10.2010 - 20:18
"es scheint so als wurde eine Order der obersten Polizeiheeresleitung herausgegeben, besonders brutal auf Kinder und Behinderte los zugehen."

Das kann ich auch bestätigen. Ich habe gesehen wie BFE-Einheiten im Schlossgarten gezielt einen Blinden misshandelt haben, der beim 1. Gerangel nahe dem Konfliktherd stand. Das Opfer war unmissverständlich als Blinder zu erkennen gewesen, die Polizisten machten sich aber nur darüber lustig: "Haha, schau mal, der merkt das echt nicht, feuer mal mehr auf die Lippen" war der hämische Kommentar während dem Pfefferspray-Einsatz, wo dem Blinden zunächst in die Augenregion gefeuert wurde, das Opfer aber nicht sofort zu Boden ging. Über den Zustand der Person ist mir aber nichts bekannt.

Berlin, 04.10., 19 Uhr Potsdamer Platz

Protest 03.10.2010 - 20:26
In Berlin gibt es am Montag um 19 Uhr wieder einen Schwabenstreich, eventuell mit anschließender Demo. Der Irrsinn muss aufhören. S21, Atompolitik, Sparpakete, Bankenrettungen, Überwachung, Polizeigewalt, Hartz-IV-Elend.

Den Protest zusammenbringen. In Stuttgart wird nun ein 3-Meter hoher Zaun um den Park gezogen. Es ist wichtig, dass Linke jetzt verständlich auf massig Flyern die Verbindung und Systematik von S21, Atomlobbypolitk, Hartz-IV etc. darlegen - aber ohne die Leute gleich in das kalte Wasser zu werfen.

 http://schwabenstreichberlin.wordpress.com/

Ein paar Korrekturen

Korrektor 03.10.2010 - 21:06
1. Es war kein "schwarzer Block" bei den Protesten, das was am ehesten in die Richtung geht, war in Bremen auf der Strasse, 600 km nördlich

2. Der "schwarze Block" ist meinst eh ein Medienphantom, welches als Begründung für Gewaltexzesse von Polizisten herhalten muss. Rech und dem Führer der Faschoorganisation GdP zufolge waren zum Beispiel alle Demonstranten in Stuttgart der Schwarze Block bzw. durch ihn angeleitet.

3. Wenn Du, lieber Artikelschreiber, das 4. oder 5. mal Polizeigewalt erlebst, wirst Du Dir überlegen, wie Du darauf reagierst. Wenn Du Dich wehrst oder gar mit Wut reagierst, dann bist Du selbst ein Mitglied des "schwarzen Block".

Also Vorsicht dabei, hier irgendwelche Spaltungs- und Polizeibrutalitätsbegründungspropaganda-Bla zu übernehmen!


Auch in Berlin

egal 03.10.2010 - 23:10
Auch in Berlin wurde in der Walpurgisnacht (30.04.2010) am Boxhagener Platz ein Mann im Rollstuhl aus einem Meter Entfernung von so einem Drecksbullen mit Pfefferspray eingedeckt. Auf die Frage, was das soll, grinste der Bulle nur und versteckte sich ganz schnell feige hinter seinen Kollegen!

WTF?

fx 04.10.2010 - 16:25
"Während die Anhänger vom Schwarzen Block mit Samthandschuhen angefasst wurden, hat man Pazifisten und Unbeteiligte gezielt mit Foltermethoden überzogen, die eher an Guantanamo als die sonst üblichen eher ruhigen Baden-Württembergische Verhältnisse erinnern."

Hab ich da irgendeine Ironie nicht verstanden, oder meinst du diesen behämmerten Satz etwa ernst? Die Polziebrutalität erinnert mitnichten an Gutanamo, sondern eben einfach nur an die ganz "normale" Polizeibrutalität bei linken Demos z.B. zu antirassistischen oder antikapitalistischen Themen. Falls du das nicht glaubst, kannst du das hier bei indy tausendfach bestätigen lassen.

Hier ein ziemlich guter Telepolis-Artikel genau dazu:
 http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33432/1.html

Der Artikel führt die Indymedia-User hier vor

und keiner kriegts mit :o) Welcome to Bild.de 04.10.2010 - 21:23
Klasse Artikel! Hier erkennt man, dass sich der Durchschnitts-Indymedia Leser und Kommentarschreiber auf dem selben Niveau wie die Bildzeitung bewegt :o) Würdet ihr euch mal das Video ansehen, dann käme jeder sofort darauf, dass der Inhalt in dem Artikel nicht mit dem im Video übereinstimmt bzw. besonders drastisch überspitzt wurde.

Der Rollstuhlfahrer steht nicht zufällig da und vom Wasserwerfer wird er auch nicht attackiert, die paar Tropfen die über ihn hinweg fliegen sind doch ein Witz. Eben jene typische Indymedia-Übertreibung. Nur hier war wohl das Gegenteil von ernst gemeint die Motivation des Schreibers. Mir scheint es so als wollte der Autor damit eine wenig satirisch Kritik loswerden.

Einerseits bezogen auf die heulenden Bürgis, die das erste mal Gewalt erleben und noch versuchen einen Unterschied zwischen verhältnismäßiger und unverhältnismäßiger Gewalt gegen Demonstranten zu skizzieren. Und andererseits bezogen auf die unterbelichtete Mehrheit von Indymedia-Usern, die in jedem Fall konsumiert was hier steht, auch wenn es vom Inhalt her noch so schwachsinnig ist, nur an ein paar Formulierungen wird sich dann noch abgearbeitet. Hauptsache es passt vom Kern her irgendwie ins eigene Schwarz-Weiss-Bild rein.

Wie man hier sieht ist die Vorführung gelungen, Gratulation!

überlegen

scrutiny 05.10.2010 - 01:54
abgesehen davon, dass das verhalten der polizei nicht in ordnung war, finde ich es auch nicht besonders förderlich es so hinzustellen als sei ein mensch der im rollstuhl sitzt und ein bisschen wasser abgekommt nun der hammer skandal. ich denke auch nicht das es im sinne des rollstuhlfahrers ist diesen als """"behindert""""" und "so besonders hilflos" darzustellen.

sollen nun alle denken "oh sogar ein behinderter rollstuhlfahrer" bekommt wasser ab? ich denke der rollstuhlfahrer möchter selbst nicht anders als die anderen behandelt werden.

meine meinung, denoch denke ich eine sinnvolle ergänzung der sichtweise.

satire

scrutiny 05.10.2010 - 02:01
so mal richtig durchgelesen und ich schäme mich, dass ich nicht vorher drauf gekommen bin.

das ist die reinste satire. wer das nun ernsthaft glaubt, kann sich, wie vor mir schon von jemandem angenommen, ne bildzeitung kaufen. also: video gucken- nochmal lesen.

lustig

Sarkasmus?

mein Name 05.10.2010 - 10:50
Der Mann hat sich bewusst und mutig selbst entschieden zivilen, friedlichen Widerstand zu leisten.
Ich finde das absolut begrüßenswert.

Indy hat(sollte es sich nicht um einen sarkastische Artikel halten) solche Instrumentalisierungen und Überspitzungen doch nicht nötig.


so schnell kanns gehen

x 06.10.2010 - 19:50
es heisst doch immer, die radikale Linke müsste raus aus dem Ghetto, Kontakt aufnehmen mit "Normalos" usw. Der Bericht über den Wasserwerfereinsatz gegen den Rollstuhlfahrer und die Diskussion in den Kommentaren zeigt, daß das nicht ganz einfach ist.
Angenommen der Bericht ist keine Satire: dann hat der Autor / die Autorin den Wasserwerfereinsatz tatsächlich als "Folter" oder zumindest übertriebene polizeiliche Härte wahrgenommen. Sein/Ihr Rechtsempfinden wurde beleidigt. Wasserwerfer gegen Steineschmeisser sind ok, aber gegen "anständige" Stuttgart 21 GegnerInnen nicht. Und schon gar nicht gegen Behinderte, das widerspricht aus seiner/ihrer Sicht jeglichem Anstand.
Für Leute mit Demoerfahrung erscheint die Entrüstung, die aus dem Artikel spricht, schlicht absurd. Wir wissen aus Erfahrung, dass Polizeigewalt meist nicht Reaktion auf irgendwelche Demo-Gewalt ist, sondern ziemlich unabhängig davon, wie die Demo sich benimmt. Über sowas wie das Bespritzen des Rollstuhlfahrers aus dem Wasserwerfer wundern wir uns nicht, wir sind dran gewöhnt, dass während einer Demo übliche Anstandsregeln ausser Kraft gesetzt sind, dass blindlings drauflosgeprügelt wird, dass Pfefferspray und Tränengas eingesetzt wird und fies schmerzhafte Griffe beim Festnehmen.
Interessant finde ich, dass die nicht-demo-erfahrenen unter den Stuttgarter S21 GegnerInnen jetzt erleben, wie schnell man zu "den anderen" gehören kann - denen, die man selbst ablehnt, den Steineschmeissern, den Krawallmachern, dem ominösen schwarzen Block, den jugendlichen Gewaltbereiten. Ob es den Demonstranten gefällt oder nicht, sie sind jetzt quasi auf der anderen Seite der Barikade. Ist doch was, oder?
Ich finde es unklug, Leute, die solche Artikel posten, zu verspotten (und wenns Satire war, dann nicht besonders lustig). Immerhin zeigen solche Artikel, dass ordentliche Weltbilder, wo die Polizei dein Freund und Helfer ist und dich vor den Bösen schützt, auch in Frage gestellt werden können, dass klar wird, dass die Staatsmacht nicht unbedingt "gerecht" oder "demokratisch" handelt, und dass es manchmal nötig ist, ausserhalb vorgesehener politischer Arenen direkt auf der Strasse in die grosse Politik einzugreifen.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 19 Kommentare an

Samthandschuhe — black bloc

Skandal — nk

hört auf zu — Spalten!

Ganz Berlin hasst die Polizei! - Jetzt auch — blinde Wut gegen Staat, Justiz und Polizei

Dogmatisch Gewaltfrei — Bürger

immer nur Opfer — Rollstuhlfahrer

brutales video — edammer käse

egal — egal

Gewalt- — Fetisch

naja — ich

harter strahl — kann ich nicht sehen

kritik — kritiker

"Menschen mit Behinderung" — nicht "Behinderte"