Berlin: Zahltag am Jobcenter Neukölln
Mit einem Zahltag am Jobcenter Neukölln starteten heute in Berlin die Herbstaktionstage unter dem Motto "Berlin on Sale - nicht mit uns". Die Sonne war auf unserer Seite somit ging der Plan vollends auf, direkt vor dem Jobcenter für einen kollektiven, widerständigen Umgang mit Hartz-Schikanen zu werben, Konzepte wie Zahltag und gegenseitiger solidarischer Begleitung ins Amt bekannter zu machen und den Beginn der Herbstaktionstage bei frischen Brötchen und (leider etwas dünnem, aber was solls) Kaffee zu feiern.
Um neun Uhr ging es los und schnell waren Infotische, Brötchenteller und Meckerecke aufgebaut, irgendwann auch das mobile Soundsystem installiert und die ersten Flyer verteilt. In Redebeiträgen verschiedener Initiativen wurden nicht nur die neuesten zynischen Diskussionen um die Hartz-Gesetze verurteilt, es gab auch mannigfache Hinweise, wie mensch sich konkret dagegen wehren kann: Ob durch Teilnahme an der Demo selbstorganisierter Erwerbslosen-Initiativen am 10. Oktober in Oldenburg, ob durch Benutzung des Notruftelefons gegen Zwangsumzüge, ob durch den Besuch der Versammlung gegen das Jobcenter Neukölln zum Austauschen über konkrete Schikanen und vielleicht auch gemeinsamen Aushecken der besten Strategien dagegen, natürlich auch durch aktive Teilnahme an den Herbstaktionstagen u.v.a. - es gibt schon eine ganze Reihe ganz konkrete Möglichkeiten, bei denen sich wütende Menschen anschließen können. Nicht vergessen werden aber sollte dabei auch der vermeintlich kleine, aber mindestens genau so wichtige Alltagswiderstand. In Berlin ist es die Initiative "KeineR muss allein zum Amt", die ein Netzwerk aus solidarischen Menschen aufbaut, die sich gegenseitig als Beistände ins Amt begleiten und dabei erleben, wie ein solcher Beistand Wunder wirken kann.
An den regelmäßig in verschiedenen Städten durchgeführten Zahltagen geht es darum, für solche kollektiven Alltagsstrategien öffentlich zu werben und (nicht nur)bei den Betroffenen in den Jobcentern deutlich zu machen, was eigentlich selbstverständlich sein sollte: Wir betteln nicht um Almosen - auch wenn in Ämtern, Medien und Politikbetrieben gerne anderes suggeriert wird - sondern haben Rechte. Und wir sind bereit, um diese Rechte zu kämpfen, indem wir uns schlau machen im Gesetzesdschungel und uns gegenseitig unterstützen, indem wir aufklären über die Machenschaften von Jobcentern und Beschäftigungsindustrie, indem wir auf die Strasse gehen und demonstrieren und noch ganz andere Aktionen machen, indem wir nicht aufhören zu behaupten, dass es schöneres und wichtigeres im Leben gibt als Lohnarbeit.
So also auch heute in Neukölln, einem der besonders miesen Jobcenter Berlins. Irgendwas zwischen 50 und 100 Menschen haben sich zu früher Morgenstunde (na ja, ab etwa neun Uhr) versammelt. Es wurden Begleitungen angeboten und auch angenommen, eine Sozialrechtsanwältin stand bereit und wurde gern konsultiert, jede Menge Flugblätter und Broschüren wechselten die Besitzerin. Entgegen allen Erwartungen und früheren Erfahrungen blieb das JObcenter erst mal offen und somit wurde die Möglichkeit genutzt, Aufkleber mit Rechtshilfetipps auf Fluren und Toiletten anzubringen, ein Transparent zu hissen (dem allerdings nur eine sehr sehr kurze Verweildauer beschieden war), Flugblätter zu verteilen und inhaltliches Konfetti zu streuen. Ein wenig unamüsiert reagierten Jobcenterleitung und Berliner Polizei auf die Pokalübergabe in Auswertung der Umfrage nach den "kundenunfreundlichsten SachbearbeiterInnen". Ob dies daran lag, dass sie solche öffentlichen Bekanntmachungen generell nicht lieben oder ob sie wie auch wir entsetzt waren, dass sich gleich vier MitarbeiterInnen diese zweifelhafte Ehre fortan teilen müssen (falls sie sich nicht ändern) konnten wir nicht weiter ergründen. Denn als Uniformträger verschiedenster Ausprägung die Treppen hocheilten, waren die PreisverleiherInnen schon wieder auf dem Rückweg.
Mit Schließung der Tore des Jobcenters endete auch der Zahltag mit einer kurzen Demo durch Neukölln zum Hermannplatz. Auch wenn wir gar nicht so viele waren, hat es Spaß gemacht zu sehen, welch freundliches Interesse die Menschen am Wegesrand unseren Flugblättern und Redebeiträgen entgegenbrachten. Noch einmal wurde ausführlich für eine Beteiligung an den Herbstaktionstagen und am sozialen Widerstand überhaupt geworben. Wir sehen uns wieder, hieß es nach der kurzen Abschlusskundgebung.
An den regelmäßig in verschiedenen Städten durchgeführten Zahltagen geht es darum, für solche kollektiven Alltagsstrategien öffentlich zu werben und (nicht nur)bei den Betroffenen in den Jobcentern deutlich zu machen, was eigentlich selbstverständlich sein sollte: Wir betteln nicht um Almosen - auch wenn in Ämtern, Medien und Politikbetrieben gerne anderes suggeriert wird - sondern haben Rechte. Und wir sind bereit, um diese Rechte zu kämpfen, indem wir uns schlau machen im Gesetzesdschungel und uns gegenseitig unterstützen, indem wir aufklären über die Machenschaften von Jobcentern und Beschäftigungsindustrie, indem wir auf die Strasse gehen und demonstrieren und noch ganz andere Aktionen machen, indem wir nicht aufhören zu behaupten, dass es schöneres und wichtigeres im Leben gibt als Lohnarbeit.
So also auch heute in Neukölln, einem der besonders miesen Jobcenter Berlins. Irgendwas zwischen 50 und 100 Menschen haben sich zu früher Morgenstunde (na ja, ab etwa neun Uhr) versammelt. Es wurden Begleitungen angeboten und auch angenommen, eine Sozialrechtsanwältin stand bereit und wurde gern konsultiert, jede Menge Flugblätter und Broschüren wechselten die Besitzerin. Entgegen allen Erwartungen und früheren Erfahrungen blieb das JObcenter erst mal offen und somit wurde die Möglichkeit genutzt, Aufkleber mit Rechtshilfetipps auf Fluren und Toiletten anzubringen, ein Transparent zu hissen (dem allerdings nur eine sehr sehr kurze Verweildauer beschieden war), Flugblätter zu verteilen und inhaltliches Konfetti zu streuen. Ein wenig unamüsiert reagierten Jobcenterleitung und Berliner Polizei auf die Pokalübergabe in Auswertung der Umfrage nach den "kundenunfreundlichsten SachbearbeiterInnen". Ob dies daran lag, dass sie solche öffentlichen Bekanntmachungen generell nicht lieben oder ob sie wie auch wir entsetzt waren, dass sich gleich vier MitarbeiterInnen diese zweifelhafte Ehre fortan teilen müssen (falls sie sich nicht ändern) konnten wir nicht weiter ergründen. Denn als Uniformträger verschiedenster Ausprägung die Treppen hocheilten, waren die PreisverleiherInnen schon wieder auf dem Rückweg.
Mit Schließung der Tore des Jobcenters endete auch der Zahltag mit einer kurzen Demo durch Neukölln zum Hermannplatz. Auch wenn wir gar nicht so viele waren, hat es Spaß gemacht zu sehen, welch freundliches Interesse die Menschen am Wegesrand unseren Flugblättern und Redebeiträgen entgegenbrachten. Noch einmal wurde ausführlich für eine Beteiligung an den Herbstaktionstagen und am sozialen Widerstand überhaupt geworben. Wir sehen uns wieder, hieß es nach der kurzen Abschlusskundgebung.
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Ergänzungen
Schrottdemo
Woran lag es? Wie kommen "unsere" Botschaften außen (nicht) an? Die Kundgebung am Heinrichplatz hätte man wirklich lassen sollen und stattdessen zum Potsdamer Platz mitnehmen sollen, da haben nämlich am Abend die ganzen Leute gesteckt. Siehe Posts vom gleichen Tag.
Versammlung gegen das JobCenter Neukölln
Gemeinsam fördern wir den Protest gegen die täglichen Schikanen und Schweinereien, gegen das tägliche Unrecht. Gemeinsam fordern wir das JobCenter heraus, seine menschenverachtende Politik zu verändern!
Um gegen diese mächtige Institution anzukommen, wollen wir uns gemeinsam stark machen. Dazu müssen wir unsere Gemeinsamkeiten finden, unsere gemeinsamen Probleme. Darüber müssen wir reden, uns gegenseitig danach befragen.
Wenn auch Du Frust mit dem Amt hast und Dir vorstellen kannst etwas mit anderen gegen das JobCenter zu unternehmen, dann komm zur Versammlung!
Zusammen schaffen wir es unsere Rechte durchsetzen!
Versammlung am 11. Oktober 2010 // 19:00
Salvador-Allende-Club // Jonasstr. 29 // Neukölln
ZUSAMMEN! GEGEN DAS JOBCENTER NEUKÖLLN
[Telefon] 01578-8530852
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
Action
Man organisiert gegen das böse Arbeitsamt, organisiert doch auch ne Jobsuche. Dann braucht man sich auch nicht über das böse Arbeitsamt aufregen.
Arbeit suchen?
Wie schön wenn einem zwischen all dem Scheiß noch dumme Spüche aus Deutschen Landen seviert werdcn, jetzt geh ma schön kacken (arbeiten) du Doofi!
neukölln eh?
ansonsten - oder grad drum - klasse aktion, hab letztens noch mit einem drüber gequatscht. "grad drum" weil ihr da offensichtlich eine chance habt, genug leute - und sei's auch nur für paar wochen - zu interessieren und zu informieren. das interesse ist ja beachtlich. wenn nur 1/4 dieser interessierten einen virtuellen erste-hilfe-kasten von euch mitnehmen, sozusagen, kann man die kampagne nicht mehr stoppen. und wenn dieser erste-hilfe-kasten ihnen nicht nur beim streß mit dem amt weiterhilft, sondern auch eine schutzimpfung gegen sarrazitis beinhaltet, dann um so besser. wenn nicht, chance vertan, näxters mal besser machen.
die leute müssen erkennen können wer auf ihrer seite steht und wer sie nur verhetzt weil hetzerei dick kohle bringt in schland '10.
also organisiert euch so viele "trainees" wie ihr packen könnt, oder laßt es bleiben. aber bleiben laßt ihr es auf eigenes risiko, denn wenn ihr zu erfolgreich seid, kommt der repressionshammer, und dann müßt das prinzip zahltag ungreifbar und zu viele sein, sonst ist es platt.
und um zahltag wär's echt schade. wenn andere so viel power hätten wie ihr, würden die verhältnisse schon lange tanzen.
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