Enough is Enough - Demonstration in Amberg

ASR 28.09.2010 23:31 Themen: Antifa
Über 400 AntifaschistInnen sind am vergangenen Samstag den 25. September gegen die Amberger Stadtpolitik des Verdrängens und Ignorierens auf die Straße gegangen. Die von der ver.di Jugend Oberpfalz, der KAO Amberg und der ASR aus Sulzbach-Rosenberg organisierte Demonstration verlief trotz einiger versuchter Angriffe und Störungen aus dem rechten Lager friedlich und ohne größere Zwischenfälle. Dieser Umstand ist den DemoteilnehmerInnen zu verdanken, die solidarisch zusammenstanden und sich weder von Nazis noch von der Polizei aus der Ruhe bringen ließen.
Die Demonstration startete um 14:00 Uhr am Paulanerplatz und führte zum Kreisverkehr vor die Geschäftsstelle des CSU Kreisverbandes Amberg-Sulzbach, wo die erste Zwischenkundgebung von den Regensburger Falken gehalten wurde. Von dort aus ging es durch den leichten Nieselregen weiter zum Englischen Garten. Hier wurde vor 15 Jahren der Homosexuelle Klaus-Peter Beer von zwei Amberger Neonazis erst bewusstlos geschlagen und mit Springerstiefeln in Gesicht und Körper getreten. Anschließend warfen sie ihr hilfloses Opfer in die Vils, wo er ertrank. Die Stadt Amberg hat sich nie mit diesem Vorfall auseinandergesetzt. Weder wurde, wie schon 2003 von der LiSt Amberg gefordert, der Vilssteg in Klaus-Peter Beer Steg umbenannt – nicht einmal eine Gedenktafel wurde angebracht.
Deshalb wurde nach einem Redebeitrag der ASR, der die ansteigenden homophoben Tendenzen in der Gesellschaft zum Thema hatte und an Klaus-Peter Beer erinnerte, die bereits zuvor angebrachte Gedenktafel an die Stadt Amberg überreicht.
In unmittelbarer Nähe zur Gedenkkundgebung hatten sich ca. 40 Nazis zusammengerottet und störten mit lautem propagieren der Parole 'Hier marschiert der nationale Widerstand'. Dieser von den Nazis nicht zufällig gewählte Ort, um an die Demonstration heranzukommen legt klar dar, dass vielleicht die Personen andere sind, die Ideologie aber die gleiche geblieben ist.
Die Neofaschisten wurden bald daraufhin unter Polizeischutz zurück zu ihrer Stammkneipe dem '500' geführt wo sie bei Eintreffen der antifaschistischen Demonstration über drei Reihen Bereitschaftspolizei und USK weiter pöbeln und beleidigen konnten. Vereinzelt flogen Kastanien, Eier und Feuerzeuge in Richtung der Nazis, ein Polizist wurde von einem Feuerzeug im Gesicht getroffen.
Die vielen AntifaschistInnen und die ganze Aufregung müssen einem Alt-Nazi, der schon zuvor die Kundgebung am Vilssteg mit gestört hatte, wohl zu viel gewesen sein – er erlitt einen Schwächeanfall und musste Notärztlich versorgt werden.
Nach der letzten Zwischenkundgebung der KAO am Malteserplatz, die aktuelle Naziaktivitäten und die Organisation und Struktur derselben thematisierte zog die Demonstration weiter zur Abschlusskundgebung am Marktplatz. Dort stellte die ver.di Jugend nochmals vor dem Rathaus ihre Forderungen und löste die Demonstration anschließend auf.

Bereits im Vorfeld der Demonstration wurde auf die Stadt großer Druck ausgeübt – bei einer Mahnwache die von 30 Neonazis gestört wurde, konnte jedeR AmbergerIn mit eigenen Augen sehen, dass es sehr wohl eine aktive rechte Szene in Amberg gibt. Trotzdem folgte einige Tage darauf ein Brief von Oberbürgermeister Wolfgang Dandorfer an den ver.di Bezirksvorsitzenden der Oberpfalz in dem er noch immer behauptete, das die „in der Stadt selbst nicht vorhandene organisierte neofaschistische Szene“ nur als Gegendemonstranten anreisen würden und forderte die ver.di auf sich von dem Demoaufruf zu distanzieren. Natürlich entsolidarisierte sich die ver.di nicht aufgrund dieses unverschämten Briefes und teilte dies Herrn Dandorfer mit.
Das hat Wirkung gezeigt: In einem TV-Bericht von OTV hat Michael Cerny, 2. Bürgermeister von Amberg, zugegeben, dass im Stadtgebiet eine rechte Szene existiert.
Zwar ist es traurig, dass so etwas als Erfolg angesehen werden muss, doch in einer Stadt in der mensch 15 Jahre auf eine einfache Gedenktafel warten muss, der nach 1945 wiedergewählte Bürgermeister Joseph Filbig noch immer unkommentiert in der Ahnengalerie Amberger Stadtoberhäupter hängt und der aktuelle Bürgermeister das Jahr 1937 als ein Jahr „kultureller Blüte“ betrachtet ist es einiges Wert, wenn sich die Stadtoberhäupter eingestehen eine rechtsradikale Szene in ihrer Stadt zu haben.

Die Ziele der Demonstration wurden erreicht – es ist uns gelungen unseren Protest laut und entschlossen auf die Straße zu tragen und wir sind auf Gehör gestoßen. Das Eingeständnis der Stadt Amberg ist ein Schritt in die richtige Richtung auf dem es aufzubauen heißt!
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Polizei

ola_ola 29.09.2010 - 15:46
Das Erstaunliche bei der Demonstration war die ungewohnte Zurückhaltung der Polizei. So wurden die Seitentransparente toleriert sowie auch musste die Demo nicht in Dreier-Reihen laufen, wie es im Auflagenbescheid erläutert war. Zwar gab es einzelne Polizisten, die die Auflagen ein bisschen ernster nahmen als ihre Kollegen, aber letztendlich ist die Polizei sehr "deeskalierend" aufgetreten.

Insgesamt war die Demo ein toller Erfolg im Hinblick auf die Öffentlichkeitsarbeit und auf die Mobilisierung. Natürlich ist die Demo ansich auch sehr gut verlaufen. Friedlich, aber dennoch kraftvoll und kämpferisch. Nur das Wetter war nicht so erfreulich.

enough is enough
fight the power


Hier der Polizeibericht:
 http://www.polizei.bayern.de/oberpfalz/news/presse/aktuell/index.html/123856


Hier das Interview mit Radio Z Nürnberg zur Mobilisierung:
 http://www.youtube.com/watch?v=ISjrMVZvSAA

Bilder

FNS zerschlagen! 29.09.2010 - 16:23

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 5 Kommentare an

Voller Erfolg — AK Schwandorf

gratulation — berlina

Bitte — muss ausgefüllt werden

Bündnis — Theomax