[B]: Demonstration gegen O2-World

Ina Müller 12.09.2010 11:53 Themen: Soziale Kämpfe
200-250 Menschen demonstrierten am Freitagabend anlässlich ihres 2. Geburtstages gegen die O2-World. Bei ihrer Eröffnung war es zu massiven Protesten gekommen, diese konnte empfindlich gestört werden. 2 Jahre danach haben die Menschen noch immer keinen Bock auf die O2-World. Diesmal ging der Protest weiter: die Halle wurde angezündet... (allerdings nur als Pappmodell).
Nach szenetypischer Verspätung zog die Demonstration mit etwa 200-250 Leuten zuerst durch Friedrichshain. Die Mobilisierung war relativ niedrig gehalten, deswegen kann die Anzahl der Leute als Erfolg bewertet werden. Die anwesenden Tourist_innen und Simon-Dach-Straße-Besucher_innen freuten sich über ein Handyfotomotiv und die Demonstration rief lautstark Parolen. Es gab Redebeiträge vor dem Liegenschaftsfonds, um auf die unsoziale Grundstückspolitik des Senats und vor dem frisch sanierten May-Ayim-Ufer um auf die teure Luxussanierung hinzuweisen.

"Happy Birthday to you !"

Weiter ging es durch den Wrangelkiez zur nächsten Zwischenkundgebung an der Brachfläche an der Cuvrystraße, welche beim Aktionstag "Mediaspree entern" besetzt worden war. Weiterhin gibt es keine Bauaktivität und die Anwohner_innen hoffen, dass dies so bleibt oder (kaum vorstellbar), dass in Berlin einmal für eine soziale und unkommerzielle Nutzung gebaut wird. Der Wrangelkiez ist ein deutliches Beispiel wie die kapitalistische Stadt funktioniert. Ist ein Viertel beliebt, dann reagiert der Markt und die Mieten steigen. Das trifft immer die Menschen mit geringeren Einkommen.

Dann kam die Demonstration an der O2-World an. In der O2-World war ein Eishockey-Spiel und die Fans schauten von den Balkonen auf die ankommende Demonstration. Gleichzeit gab es ein kostenloses (?) Konzert der HipHop-Band K.I.Z. unter dem großen O2-Schild an der Spree.Die Demonstration beschloss den O2-Geburtstag angemessen zu feiern. Ein relativ großes Pappmodell der Halle wurde mit Luftschlangen und Konfetti verziert. Dann wurde "Happy Birthday to you" gesungen. Leider begannen irgendwelche Chaoten die O2-World zu demolieren und schließlich sogar anzuzünden. Als nun wieder das Geburtstagsständchen angestimmt wurde, war die Stimmung mit dem lichterlohen Feuer eine andere.

Sogenannte "Polizei" war auch anwesend und verstellte den Weg direkt vor die ecklige Halle. Im November wird das nächste Prestigeobjekt eingeweiht: das Luxushotel nhow, wo ein Zimmer pro Nacht über 150 Euro kostet. Hier hat die Kampagne "Mediaspree entern !" schon massive Proteste angekündigt. Denn wer hier baut, kriegt Ärger !

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Ergänzungen

Demo besser vorher ankündigen

Mobi 12.09.2010 - 16:01
Also ich war um 18 Uhr da und gleich wieder weg - ganz viele Grün-Braune auch, aber ansonsten kaum jemand. Wann schaffen es die Linken Subkulturen in Berlin endlich an einem Strang zu ziehen? Was soll eine Demo mit 250 Leuten? Nüx. Nichtmal die Stadtteilinitiativen in Neukölln waren informiert...Plakate? Null. Verdächtige Mailinglisten? Null.

Wieso ist es nicht möglich endlich mal ein Powervolles Mobisystem auf die Beine zu stellen das auch funktioniert, sich immer vergrößert und von allen progressiven Gruppen genutzt werden kann?

Von wegen heißer Herbst

Verena Nadorst 14.09.2010 - 17:30
Also, ob er nun heiß wird - keine Ahnung, aber ereignisreich scheint der Herbst schon zu werden, allein was das Thema Wohnen/Miete/Gentrifizierung/Freiräume angeht:

 http://mietenstopp.blogsport.de/termine/

Und in der Taz gab es übrigens einen Artikel zur Demo und einigen Gesprächen mit Demo-Teilnehmer_innen:

 http://taz.de/1/berlin/artikel/1/geburtstagsfeier-am-lagerfeuer/

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 8 Kommentare

O2 schon für 1 €

Seller 12.09.2010 - 12:39
Hendis bei 02 schon für 1 € - billiger gehts wirklich nicht ! Also was soll das .......

Gelesen?

@ Seller 12.09.2010 - 13:10
Es geht doch nicht darum dass O2 überteuerte Handys verkauft (wie kommst überhaupt darauf?).Es geht darum, dass durch Stadtumstrukturierungen - wie z.B. der Bau der O2 Halle - die Lebensverhältnisse beeinflusst, also unter anderem Mietpreise in diesem konkreten Beispeil steigen lässt. (Weil die O2 Halle der Gegend einen gewissen "noblen" Flair gibt und somit Vermieter darauf reagieren können) Das ist unter anderem das Problem, für genaueres check:  http://mediaspreeentern.blogsport.de/

Es geht weiter...

demofant 12.09.2010 - 15:38
Am Donnerstag gehts weiter um 20:00 Uhr am Roten Rathaus.
Da spucken wir denen in die Suppe die von dieser blöden Umstrukturierung profetiern!

Also 16.9 20:00 Rotes Rathaus (Alexander Platz)

Seid laut kreativ und vergesst eure wut nicht!

gottchen...is das süß....

les 12.09.2010 - 15:44
der kommentar mit den handys is ja schon fast niedlich...glaubst du in der o2-world werden handys verkauft? hehe...mal abgesehen davon, dass genau deine billig angepriesenen handys von ausgebeuteten menschen für einen hungerlohn produziert werden und somit auch nicht gerade das sind, was mensch kaufen sollte....aber "was soll´s...." *augenverdreh*
vorher am besten mal hintergründe studieren, bevor du wieder einen schlauen kommentar los lässt ;)

Wir sind nicht alle es fehlen????

wo bist du, ihr??? 12.09.2010 - 15:46
Es war ein Häuflein, es war keine besonders gute Mobilisierung und viele Gesichter, die vor ein paar Monaten und Jahren mit auf der Straße waren, sind einfach nicht da gewesen. Liegts an den Semesterferien, an Urlaub? Die Parolen waren nicht aktuell genug, kein Bezug zu anderen Städteveränderungen in der BRD - Mediaspree reiht sich ja letztlich in eine Masse an Entscheidungen in der gesamten BRD ein, wo die Menschen vor Ort meist das Nachsehen haben. Hier sei nur S21 genannt...

Ich sehe seit geraumer Zeit, dass in Berlin Kampagne um Kampagne nach einiger Zeit einfach Kraft, Mut, Einfaltsreichtum und die Menschen verlassen. Auch bei der "Freiheit statt Angst" - Demo sind wir weniger geworden, bei aller radialen und guten Redebeiträge und dem recht lauten "Block".

Langer Atem, ein gemeinsames Ziel, das alles miteinander verbindet - theoretisch wie praktisch- das scheint zumindest derzeit im linksradikalen Spektrum Berlins sehr sehr schwierig.
Den Versuch, die Themen zu bündeln und das gemeinsame daran zu fokusieren fehlt und die "Übersetzung", der "Zugang" zu "Erwerbslosen", "Lohnabhängigen", "Einwanderungsgruppen" ist gelinde gesagt schwach ausgeprägt. Wenige reißen sich eine Zeit lang den Arsch auf, immer größere Organisationsevents organisieren immer kleinere und oft ausgepowerte Gruppen. Wir müssen hier unbedingt etwas ändern, sonst werden wir in den kommenden Monaten und Jahren unversehens wieder von "historischen" Ereignissen überrollt, ohne einen Zugang zu ihnen zu haben.

Es deutet sich derzeit eine Verschiebung in der politischen Landschaft der BRD an und neue globale Herausforderungen. Themen, wie eine Rechtskonservative Parteigründung neben der CDU/CSU, Islamophobie einerseits, radikale Christen und Islamisten andererseits, Rassismus als Konsenz in der öffentlichen Meinung und zur selben Zeit immer mehr Menschen die die "Schnauze" gestrichen voll haben von denen da "Oben" und ihren aroganten gemeinsamen Spielchen mit den Konzernen. Die Antiatomstimmung in der BRD ist riesig, das Entsetzen beim Projekt S21 in Stuttgart und der resultierende Proteststurm bemerkenswert und breit. Die herrschende parlaemtarische Demokratie bekommt aus der "Mitte" der Gesellschaft Widerstand - sehr konfus, nicht immer klar links, nicht immer klar rechts gestimmt - aber im Allgemeinen, wenn der Unmut groß genug ist, dass die eigenen Belange einfach übergangen werden und die Menschen merken: "Demokratie? Ihr macht doch was ihr wollt und immer unverschämter".

Der diesjährige Herbst soll heiß werden (heißt es allenthalben). Das hatte ich schon einmal und am Ende war die DDR die erweiterte BRD und nicht ein spannendes Experiment von Unten. Die "Westlinke" war völlig überrumpelt, die SED-ferne Linke kurzzeitig oben auf, bis zur ersten freien Wahl der Volkskammer, danach war Gesamtpolitisch nicht mehr viel zu machen, die Häuserkämpfe und der Sommer der Anarchie sind im Gedächtnis geblieben, ein paar Hausprojekte sind uns geblieben und nun, was kommt nun?

Wir müssen uns vergewissern über das was wir wollen und wie wir dies wollen, in der Vielfalt aber auch wieder mehr im alltäglichen Miteinander. Demos und Antifa, das kann nicht reichen... Schön ist zu sehen, dass hier wie da dennoch Neue junge Menschen auftauchen - nur leider sind diese meist nicht lange aktiv... Diese Gedanken sollen nicht totgetreten werden, nicht pauschal in die eine oder andere Richtung kritisiert - es wäre schön, wenn viele sie lesen und sich selber mal fragen - wie siehts aus, wo ist meine Wut, wie zeigt sie sich im Alltag, wie stark habe ich mich schon angepasst und sehe keinen sinn mehr in diesem und jenen, aber will ich immer noch oder wieder etwas Verändern - lasst uns beginnen, für einen Heißen Herbst, der auch uns Verändert!!!

Zustimmung

Roland Ionas Bialke 12.09.2010 - 16:58
Ich kann "wo bist du, ihr??? 12.09.2010 - 15:46" grösstenteils zustimmen. Was fehlt: K.I.Z. ist eine sexistische Band. (Mit Titeln wie "Huhrensohn" und "Sexismus gegen Rechts".)

wer....

.... 13.09.2010 - 08:46
... Kein sarkasmus von KIZ versteht ist echt arm dranne. Ich habe noch nie eine band erlebt die soviele subkulturen miteinander verbindet wie diese!
einfach ma über den tellerrand schauen kann nich so kompliziert sein.

mobilisierung

teilnehmer 13.09.2010 - 17:21
Aus einer kleinen Demo irgendwelche Rückschlüsse auf einen "heißen Herbst", der stattfindet oder nicht ziehen zu wollen, ist ein wenig übertrieben.
Es gibt eben unterschiedliche Intensitäten der Mobilisierung. Am 5. Juni haben wir stark mobilisiert, da kamen 3000 Leute, für die O2-Demo haben wir kaum mobilisiert, da kamen 200. Daraus können keine Rückschlüsse auf die Stärke der Bewegung getroffen werden.
Und es darf eben nicht der Anspruch sein, dass zu jeder Demo, die stattfindet, 3000 Leute kommen. Im übrigen ist Mobilisierung, kein Schalter der einfach angemacht werden kann, sondern ein Mittel, welches Zeit und Aufwand benötigt. Es einzusetzen oder nicht, ist eine Frage von Ressourcen.