Köln: Blutbeutel gegen Schulbesuch d. Bundeswehr

xoicjv 10.09.2010 18:08 Themen: Militarismus
Köln: Jedes Jahr zum Schuljahresanfang findet an der Edith-Stein-Realschule ein "Berufsorientierungstag" für die Jahrgangsstufen 9 und 10 statt. Dabei stellen Vertreter/Innen verschiedener Berufssparten ihre Ausbildungsberufe vor - in diesem Jahr wurde als ein möglicher Ausbilder auch die Bundeswehr eingeladen, um die Schüler/Innen über eine mögliche Ausbildung zu informieren. Grund genug für einige wackere Skelettierte, vor Schulbeginn am Schultor zu stehen, Flugblätter und "Blutbeutel" an die Schüler/Innen zu verteilen und deutlich zu machen: Soldat/Soldatin ist KEIN normaler Beruf! Bundeswehr raus aus der Schule!
Mitgebracht hatten die antimilitaristischen Skelette zwei Transparente, mit denen sie das Schultor flankierten und ihren Standpunkt verdeutlichten: "Bundeswehr raus aus den Schulen!" und "Keine Ausbildung zum Krieg!". Schnell waren die Flufblattverteiler/Innen umringt von kleinen und größeren Schüler/Innen, die zum Teil bis dahin nicht darüber informiert waren, wer da heute zu Gast in ihrer Schule sein sollte. So fanden auch die Flugblätter reißenden Absatz, auf denen nachzulesen war, was den Beruf des Soldaten/der Soldatin vor allem ausmacht - das Töten nämlich und die Gefahr, selbst im Krieg draufzugehen. Ein blutiges Geschäft also - versinnbildlicht in "Blutbeuteln", die mit den Flugis an die Schüler/Innen verteilt wurden. Gerade an diesen (farbbefüllten) "Notrationen" waren die Schüler/Innen besonders interessiert - trotz der eindeutigen Beschriftung "Nicht werfen!" fanden die Schüler/Innen schnell eigene spannende Verwendungsvorschläge: "Mein Freund hat gesagt, damit können wir die Bundeswehr bewerfen!".

Nachdem die farbgefüllten Notrationen so ihren Weg in die Schule gefunden und die Fantasie der Schüler/Innen angeregt hatten, war der herbei eilende stellvertretende Schulleiter, selbst Kriegsdienstverweigerer, wie er betonte, eher empört: "Ich habe großes Verständnis für Ihre Position, und sie können sicher sein, dass wir im nächsten Jahr unsere Entscheidung, die Bundeswehr einzuladen, noch einmal überdenken werden. Zumindest werden wir unsere Schüler auch über Ihre Positionen informieren. Aber schließlich ist die Bundeswehr eine im Grundgesetz verankerte Institution und damit demokratisch. Und es ist undemokratisch, dass unsere Schule vielleicht Ihretwegen voller Farbe sein wird!".

Ob die Sorge des demokratischen Stellvertreters berechtigt war und die Mitbringesel in der Schule schließlich unsachgemäße Anwendung fanden, ist zu diesem Zeitpunkt leider nicht bekannt.
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Ergänzungen

Das Flugi

s.o. 10.09.2010 - 18:30
"Soldat" / "Soldatin" ist KEIN normaler Beruf!

Heute findet an Eurer Schule der "Informationstag zur Berufswahlfindung" für die Klassen 9 und 10 statt. Dazu wurde auch die Bundeswehr eingeladen - Militär an der Schule aber ist alles andere als normal, und obendrein gefährlich: Schliesslich ist Soldat / Soldatin eben KEIN Beruf wie jeder andere, sondern ein blutiges und todbringendes Handwerk, das in Kriegseinsätzen wie z.B. in Afghanistan täglich praktiziert wird. Für dieses Kriegshandwerk soll heute an Eurer Schule geworben werden.

DAZU SAGEN WIR: NEIN!
DIE BUNDESWEHR HAT AN DER SCHULE NICHTS ZU SUCHEN!

Die Bundeswehr ist kein normaler Arbeitgeber - denn tatsächlich geht es beim Beruf des
Soldaten / der Soldatin weder um "KFZ-Mechaniker" oder "Speditionskauffrau" oder irgendeine
andere Qualifikation. Es geht darum, Euch zunächst für Kriege auszubilden, damit Ihr später in Kriegseinsätzen - wie z.B. zur Zeit in Afghanistan - Gehorsam leistet, Befehle befolgt und tötet.

Deshalb ist es skandalös, wenn Euch heute "angeboten" wird, Euch über eine "Karriere" bei der Bundeswehr zu informieren. Denn diese Karriere endet oft anders als man Euch weismachen
will: Zum Beispiel in der Psychiatrie, weil die Soldaten und Soldatinnen das ganze Elend des Krieges, die Zerstörungen, Verwundungen und die Toten nicht mehr aushalten können und darüber den Verstand verlieren. Oder im Rollstuhl, weil die eine Bombe eben doch nicht die andern, sondern einen selbst getroffen hat, wenn man ein wenig Glück hatte - denn schlimmstenfalls kehrt Euer Körper im Sarg zu Euren Lieben zurück.

Der Soldatenberuf ist kein normaler, kein "anständiger" Beruf. Im Krieg, und genau dafür
werdet Ihr als Soldaten ausgebildet, sind 90% der Toten Frauen, Männer und Kinder, die
keine Soldaten sind. Und der Krieg kann Euch auch Euer Leben kosten.

Deshalb: Sagt Nein! Wehrt Euch dagegen, dass Jugendoffiziere an Eurer Schule um
Kanonenfutter und für das Kriegshandwerk werben dürfen! Diskutiert mit Euren Lehrern,
Eltern und Schulfreund/Innen darüber, dass die Bundeswehr, die in Afghanistan Krieg führt, sich hier vermeintlich friedlich präsentiert. Sorgt dafür, dass an Eurer Schule nicht für einen Job geworben werden darf, in dem das Töten gelehrt wird und das Risiko der Traumatisierung, der Verstümmelung und des eigenen Todes besteht!

DAS MILITÄR HAT AN SCHULEN NICHTS ZU SUCHEN -
SOLDATEN RAUS AUS DER BUNDESWEHR!
BUNDESWEHR RAUS AUS DER SCHULE!

Rekrutierer

pb 11.09.2010 - 11:37
Hallo,
der erwähnte "Ausbilder" der Bundeswehr war ein "Mitarbeiter" des sogen. Zentrums für Nachwuchsgewinnung West ZNwG West - ein Rekrutierer, dessen Job es ist, Kanonenfutter zu werben (also kein Jungendoffizer, der mit den SchülerInnen ein bißchen über "Sicherheitspolitik" redet)
Eine Liste der anstehenden Termine des ZNwG West ist u.a. einsehbar unter
 http://www.jungegew.de/index.php/bundeswehrtermine-an-schulen-2010.html

Es gibt noch viel zu tuen.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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... 11.09.2010 - 01:41
Entschuldigt, aber das pseudoantimilitaristische Gehabe im Umgang mit der Bundeswehr an Schulen entpuppt sich immer mehr als inhaltsleeres Blablabla, daran ändert auch das Flugi nix. Wer verbirgt sich hinter den Skeletten? Militarismuskritische Mitschüler? Ist das Rumschmeißen der "Blutbeutel" nicht lediglich unreflektierte Coolness? Inhaltliche Auseinandersetzung mit der Rolle der Bundeswehr? Auch darin kommt das Flugi über Gemeinpunkte nicht weg - vielmehr lohnt gerade kritischen Punkten eine konkrete Plattform mit den Bundeswehrabgehörigen...
Selbst Zivi (janee, ist ja auch nur ein fauler Kompromiss, ich weiß schon), unterrichte ich u.a. Geschichte, Ethik und Politik. Das Bundesland, wo ich herkomme, schreibt mir bundeswehr- oder sonst kriegs-/friedensrelevante Lehrplaninhalte überall vor, lässt aber die nötigen Freiheiten für militarismuskritisches Denken. Ebenso erlebe ich die Mehrzahl meiner Kollegen und das Bewusstsein "unserer Kinder". Auch haben wir die für uns zuständigen "Jugendoffiziere" als politisch eher kritische Geister kennengelernt. Kritikfähiges Denken erwächst nur aus der Konfrontation mit gegenteiligen Positionen, andererseits müssen die Schüler in einem gewissermaßen "geschützten Bereich" auf die unausbleibliche Konfrontation mit "dem Bund" vorbereitet werden. Von daher sollte man gerade aus linker Position heraus nicht grundsätzlich die Bundeswehr vom Zugang zu Schulen ausschließen. Allein entscheidend ist vielmehr, was die konkrete Lehrer- und Schülerschaft haben will - das schließt einen Besuch der BW (die nunmal allein aufgrund einer Einladung seitens der Schule kommt!) ein und das ist gelebte Mitbestimmung - und wie das letztlich vor- und nachbereitet wird! In der Praxis erlebe und höre ich das eher so, dass der Besuch einer Schule durch die BW keinen nennenswerten Einfluss auf "die Überzeugungen" grundsätzlich militarismusanfälliger oder andererseits militarismuskritischer Schüler hat, aber sehr wohl Möglichkeiten bietet, überhaupt politisches Interesse zu wecken...

gewalt im fremden land ein fehlschlag

Anja 11.09.2010 - 08:03
Ich bin 26 Jahre alt und ich war auf Schulen in Bayern und Berlin und ich kann mich noch daran erinnern wie viele Mitschüler allein auf Waffen im Fernsehen abgegangen sind, natürlich auch die der Bundeswehr & ich bin froh drum gewesen, dass diese Tarnuniform-Leute nicht zu uns ins Klassenzimmer gekommen sind!
Das hat nix mit Generation zu tun! Amokläufe haben wir sicher schon mehr als genug!
Auf einer der Schulen wurde, kurz nachdem ich sie verließ, ein Lehrer erschossen! Das schreibe ich hier nicht so hin, das ist wahr !

SEID DEN KINDERN MAL EIN GUTES VORBILD UND PFLANZT VIELE FREIZUGÄNGLICHE OBSTBÄUME IM SCHULGARTEN STATT MÄNNEKEN IN TARNUMIFOM DEM KINDERN VOR DIE NASE ZU SETZEN, DIE IM ENDEFFEKT UNSER LAND AM HINDUKUSCH VERTEIDIGEN, KORANSCHULEN MIT KLEINEN KINDERN ZERSTÖREN UND SCHON JEDES KLEINE MITTEL DER GEWALT IN EINEM FÜR UNS FREMDEN LAND EIN FEHLSCHLAG IST, ZUM BEISPIEL. AUSSERDEM SOLDATEN DIE OHNEHIN ANGEHEIZTE STIMMUNG AUF VIELEN SCHULHÖFEN WEITER ANHEIZEN!!!!

bundeswehrmyass

soli 11.09.2010 - 08:14
respect für die schüler_innen, die sich mit ihrer schule über dieses thema anlegen! im ernst, lasst euch da nich kleinlabern von indy-trolls.

ich finde es vermessen, wenn sich leute hier darüber auslassen, als wäre das eine aktion, die man nur bashen könnte. die schule ist ein sehr repressives instrument, was sich den aktivist_innen da mitunter mit sehr krassen, konkreten konsequenzen entgegenstellt! es gehört viel engagement und mut dazu sich an der eigenen schule mit den verhältnissen anzulegen, weil die druckmittel sehr sehr massiv sein können, viel strikter im vergleich zu uni oder job. die lehrer_innen/schulleiter_innen haben einfach alle machtmittel in der hand.

an die kritiker_innen: was habt ihr eigentlich in eurer schulzeit politisch gerissen? wie wäre es euch ergangen, wenn man euch niedergemacht hätte dafür??? direkte aktion, gerade an schulen, gerade gegen bundeswehr!

Super Aktion

Soldat Schweijk 11.09.2010 - 09:15
Finde die Aktion von euch sehr gut, mehr davon!
Die Bundeswehr hat an Schulen nix verloren und es ist eine Unverschämtheit, dass die sich trauen den Soldaten Beruf dort zu präsentieren. Zudem ist es traurig das sich die Schulleitungen dazu hergeben den Mördern in Uniforrm eine Präsentationsfläche zu bieten!!
Daher war eure Aktion mehr als nur notwendig.
Ohne Meldung weiter machen.

Gute Aktion, nur noch reflektierter!

jbk 11.09.2010 - 16:00
Hey,
ich finde die Aktion echt sehr kreativ, lasst euch von schwätzern nicht unterkriegen. Ich habe in den letzten Jahren ähnliches gemacht und musste dafür sehr viel Repression kassieren. Zuletzt wurde ich wegen dieser und anderer kritischer Aktionen nicht durchs Abitur gelassen.
Als konstruktive Kritik kann ich euch nur mitgeben, dass ihr mehr Systemkritik mit in eure Aufrufe bringen müsst. Es geht ums große Ganze! Denn was representiert die BW an euren Schulen?!

Anarcho- syndikalistische Grüße