(B) Freitag: Geburtstag der O2-Halle

Senta Berger 07.09.2010 06:21 Themen: Freiräume Soziale Kämpfe
Am 10. September jährt sich die Eröffnung der O2-Halle in Berlin zum zweiten Mal. Damals waren die pompösen Feierlichkeiten im lautstarken Protest untergegangen. Aber auch hete noch steht die blöde Halle für eine Stadtentwicklung, die sich nach den Interessen der großen Unternehmen richtet und öffentliche Flächen gnadenlos privatisiert. Und dann noch die steigenden Mieten als Folgen der Aufwertung à la Mediaspree! Grund genug, mal wieder die Wut auf die Straße zu tragen.
Es passiert ja nicht alle Nase lang, dass Ostern und Weihnachten auf einen Tag fallen. Die Spreepirat_innen jedenfalls freuen sich tierisch darüber, dass der Beginn des Intersquat-Festivals und der zweite Jahrestag der O2-Hallen-Eröffnung auf einen Tag fallen. Jana Runge, eine Sprecherin der Gruppe, hat es uns erklärt: Intersquat, das heißt, hunderte Aktivist_innen werden auf Besuch in Berlin erwartet, um die manchmal etwas bewegungsmüden und subkulturell bequem gewordenen Berliner_innen beim gemeinsam-mal-wieder-was-gebacken-bekommen zu unterstützen. Und O2-Hallen-Eröffnung, das war die geniale Protest-Sause vor zwei Jahren, als die pompös angelegte Hallen-Feierlichkeit aufs peinlichste ins Wasser gefallen war, weil der lautstarke Protest gegen das Event-Ufo und seinen rechts-klerikalen Besitzer Philip Anschutz alles andere übertönt hatte.

Wir sind alle eingeladen! (Teil 2)

So wird seit ein paar Tagen auf dem MS-entern-Blog für eine Demo-Party zum zweiten Geburtstag der O2-Halle am Freitag abend mobilisiert. Um 18 Uhr soll es in der Revaler Straße vorm RAW-Tempel losgehen. Die Route soll mit einem kleinen Schlenker Richtung Simon-Dach-Straße dann vorbei am Berliner Liegenschaftsfonds und rüber nach Kreuzberg gehen, wo nach dem Besuch des May-Ayim-Ufers eine Schleife durch den Wrangelkiez geplant ist. Dann geht es wieder auf die Oberbaumbrücke und ab zur O2-Hölle...äh- -Halle.

"Die ganze Demo soll schnell, dynamisch und lautstark durch die Kieze und vor die Halle ziehen, damit die Leute anschließend noch genügend Zeit haben, den Abend und die Nacht bei weiterem (Geburtstags-?)Feiern zu verbringen", teilt Jana Runge für die Spreepirat_innen mit. "Wir wissen, dass viele Leute echt sauer sind über das, was ihnen da am Spreeufer an ekliger Investorenarchitektur vor die Nase gestellt wird. Und die meisten wissen, dass sie mit ihren steigenden Mieten für diese profitorientierte Stadtentwicklung bezahlen sollen - oder aus den gentrifizierten Kiezen verschwinden. Aber wir machen bei diesem Plan nicht länger mit."

Aber was haben die Spreepirat_innen denn gegen die O2-Halle? Eine Aufwertung der Gegend kann der Klotz ja wohl kaum sein... "Die Halle steht ganz klar für eine Stadtplanung, die den Profitinteressen der großen Unternehmen dient", meint Jana Runge. "Die Wünsche der Anwohner_innen werden dabei mit Füßen getreten. Auch wenn nicht bei jedem Bauprojekt gleich steigende Mieten die Folgen sind: Mediaspree bedeutet in jedem Fall kommerzielle Aufwertung und die Privatisierung der Spreeufer, und deswegen gehört Mediaspree versenkt."

Genau das hat ja auch der Bürger_innenentscheid “Spreeufer für Alle” gefordert. Doch mehr als zwei Jahre nach dem Entscheid sieht es so aus: Im November soll das nhow-Luxushotel im Osthafen eröffnet werden (Preis pro Nacht: 170 Euro!), und ab 2011 will HochTief daneben einen Büropalast aus dem Boden stampfen, der sich “Berlins Große Freiheit” schimpft.

Noch mehr Luxus-Bauprojekte am Spreeufer

"Diese Freiheit der Investoren ist aber nicht die Freiheit, die wir meinen!" gibt Jana Runge entrüstet zu Protokoll, und zählt weitere Investorenpläne für die nächste Zeit auf: Die Køpi soll mal wieder versteigert werden, die denkmalgeschützten Kühlhäuser der Eisfabrik werden gerade von der TLG Immobilien abgerissen, die HochTief-Zentrale ist in Bau, das superschicke Baugruppenprojekt “Spreefeld” (auf dem Kiki-Blofeld-Gelände) steht ebenso in den Startlöchern wie ein Neubau auf der Seifenfabrik und ein Hotel-Carloft-Mix am Treptower Spreeufer. Auch “Labels 3” ist schon angedacht, und bei Anschutz wird laut Zitty der Bau einer kleinen O2-World-Schwester erwogen.

Genügend Gründe also, die Schnauze voll zu haben und nach dem Ende der Sommerpause den Investoren mal wieder zu zeigen, dass mit den Spreeufern nicht gut Kirschen futtern ist. Die Spreepirat_innen malen es sich folgendermaßen aus: "Tragen wir unsere Wut auf die Straße: Bringt eure Trillerpfeifen, Vuvuzelas, Trommeln und was auch immer die Mauern der Halle erbeben lassen könnte, mit."

"Seid viele – seid laut – seid unkontrollierbar…"

Freitag, 10. September um 18 Uhr
Revaler Ecke Libauer Straße (Friedrichshain)

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Ergänzungen

Mediaspree-Architekt auch bei den Carlofts

Nikita Tchibo 07.09.2010 - 17:24
Sergei Tchoban, der Architekt des nhow-Hotels und weiterer Entwürfe für das Spreeufer (Brommybrücke, Dämmisol-Gelände, East Side Tower, Große Freiheit) hat übrigens auch die Innenarchitektur des Carlofts entworfen. Zu bestaunen gibt es sie bei dieser Verkaufsanzeige für das 1,34 Mio. teure Dachgeschoss.

Demo-Route

Nikolausi 09.09.2010 - 02:03
Die Demo-Route (mitsamt einer Änderung, die durch die Berliner Polizei erwirkt wurde) gibt es jetzt auch in Wort und Bild zu finden - auf dem Blog von Mediaspree entern! Und im Blog des Intersquat Festivals gibt es einen Aufruf zur Demo in deutsch und englisch.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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