Aachen: Bombenstimmung in der KAL

Antifaschistische Recherchegruppe Aachen 05.09.2010 17:28 Themen: Antifa
Am 1. September 2010 wurde der 19-jährige Aachener Neonazi Falko Wolf wegen der Vorbereitung einer Sprengstoffexplosion von der Polizei festgenommen und zwecks weiteren Ermittlungen nach Berlin verbracht. Dort ermittelt die Berliner Staatsanwaltschaft.
Falko Wolf war bereits bei den am 1.Mai 2010 in Berlin stattgefunden Neonaziaufmärschen aufgefallen, als er während einer Vorkontrolle floh und bei der Flucht Gegenstände wegwarf. Nach späteren Erkenntnissen handelte es sich um neun selbst gebastelte pyrotechnische Sprengsätze. Diese sollen so aufgebaut gewesen sein, dass Silvester-Böller mit Schwarzpulver und Glassplittern präpariert wurden, sodass diese beim Einsatz zu schwersten Verletzung hätten führen können. Der Polizei zufolge wollte Falko Wolf diese Sprengsätze in Berlin einsetzen. In der KAL ist seit ihrer Gründung das Know-How und die Bereitschaft vorhanden, Sprengsätze herzustellen, und sie gegen Menschen, die nicht in das faschistische, völkische Weltbild ihrer AkteurInnen passen, einzusetzen
Wolf, der sich bereits seit dem 15. Lebensjahr in der extremen Rechten Aachens bewegte, hat sich in den letzten Jahren durch besonders brutales Vorgehen hervor getan, und gilt als „Abdreher“. So war Wolf maßgeblich an diversen neonazistischen Aktionen beteiligt. Schüsse aus seinem Auto mit einer Zwille auf Personen vor dem AZ Aachen mit Stahlkugeln, Angriff auf das AZ Aachen mit einem Morgenstern und Essigsäure, Schüsse aus seinem Auto auf AZ BesucherInnen mit einer Gaspistole, versuchter Angriff auf das Camp des Bildungsstreiks in Aachen, Körperverletzung auf einer Vorabifeier gegen 2 Personen, die Falko Wolf für vermeintliche Linke hielt. Mehr dazu:
 http://de.indymedia.org/2010/09/289126.shtml
Im Rahmen der Festnahme von Falko Wolf wurden außerdem Durchsuchungen einer weiteren Wohnung in Aachen und eine im Bergischen Land durchgeführt. In Aachen wurde die Wohnung eines 24.jährigen durchsucht, der zudem als Haupttäter der Schändung des jüdischen Friedhofs Anfang August gilt. Die Durchsuchung in Radevormwald (Bergisches Land) fand bei Aktivisten von „Pro NRW“ statt. Über ihre Verbindung zu Falko Wolf ist bisher nichts genaueres bekannt. Mehr dazu:  http://de.indymedia.org/2010/09/289024.shtml
Die neonazistische KAL (Kameradschaft Aachener Land) behauptete jüngst, das Falko Wolf nicht mehr Mitglied der Organisation sei, versucht sich aktuell von ihm zu distanzieren. Es muss beachtet werden, dass Falko Wolf am 1.Mai noch Mitglied der KAL war, und zuletzt auch noch in Bad Nenndorf zusammen mit KAL-AktivistInnen und dem Kölner Axel Reitz marschierte. Weiterhin war Falko Wolf in den letzten Jahren gerade aufgrund seiner brutalen Aktionen in der KAL hoch aufgestiegen, und galt als enger Freund von Denis und Thomas Unruh, die neben Rene Laube die KAL „anführen“. Falko Wolfs Aktivitäten haben zudem zu internen Streitereien innerhalb der KAL geführt, in deren Zuge einige Aktivisten diese verließen, um sich anderen Organisationen zuzuwenden.
Diese Ausmaße extrem rechter Gewalt stehen allerdings auch in Aachen nicht isoliert. Bei der Gründung der KAL 2002 stand unter anderem der Neonazikader Christian Malcoci (ehemals FAP) Pate. Es wird vermutet dass Malcoci die neonazistische Broschüre „Bewegung in Waffen“ erstellt hat. In diesem, im Untergrund produzierten Blatt wird minutiös die Herstellung und der Einsatz von Sprengkörpern wie etwa Rohrbomben erläutert. Malcoci Senior mit seinen weitreichenden Kontakten zu sowohl parteigebundenen als auch parteifreien Neonazis ist eine in der Naziszene unumstrittene Führungsfigur. Nicht zuletzt weil Christian Malcocis Sohn Tim Malcoci führendes Mitglied der KAL ist, sind die Verbindungen zu Christian Malcoci nach wie vor existent.
Ein weiterer interessanter Fall ist der des Markus Kahlenborn. Kahlenborn war im Ruhrgebiet Mitglied der Nazi-Terrorgruppe „Volkswille“. Im Rahmen seiner neonazistischen Aktivitäten war er u.a. als Sprengstoff-Experte an diversen Straftaten beteiligt, wurde allerdings nur auf Bewährung verurteilt. Zu dieser Zeit fand er Unterschlupf bei der Aachener Burschenschaft „Libertas Brünn“. In Aachen trat er als Anti-Antifa-Aktivist auf. Später avancierte Kahlenborn zum NPD-Kreisvorsitzenden. Kahlenborn studierte an der RWTH-Aachen. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, dass Kahlenborn 2003 Mitgliedern der linken Fachschaft Philosophie an der RWTH drohte, sie alle in die Luft zu sprengen. Interessant ist zudem, dass Kahlenborn ebenfalls plante, Sprengsätze mit auf Demonstrationen zu nehmen und sie gegen AntifaschistInnen einzusetzen. Siehe dazu einen sehr ausführlichen Text auf Indymedia Linksunten vom Polit Cafe Azzoncao:  http://linksunten.indymedia.org/de/node/22293

Dies zeigt, dass in der KAL seit ihrer Gründung das Know-How und die Bereitschaft vorhanden ist, Sprengsätze herzustellen, und sie gegen Menschen, die nicht in das faschistische, völkische Weltbild ihrer AkteurInnen passen, einzusetzen. So legten am 18.07.2010 Neonazis eine selbst gebastelte Bombenattrappe vor dem AZ-Aachen ab. Das von der Polizei alarmierte Sprengstoffentschärfungsteam vom LKA Düsseldorf stufte den Aufbau der Attrappe als professionell ein, und „entschärfte“ diese vorsorglich.
Im Zuge der Ermittlungen gegen Falko Wolf wurde in Dortmund der für Samstag den 04.09.2010 Nazigroßaufmarsch verboten. Der Dortmunder Polizeipräsident Schultze? begründete dies damit, dass Wolf in den Tagen vor dem ersten September in Dortmund gewesen sei, dort in engem Kontakt mit den Führungskadern der Dortmunder Szene gestanden habe. Weiterhin wurde Wolf bei dem jüngsten Überfall von 20 Nazis auf die linksalternative Kneipe HirschQ mit vier weiteren Neonazis festgenommen. Deswegen wird vermutet, dass Wolf vorhatte, Sprengsätze während des Aufmarsches in Dortmund einzusetzen, bzw. diese an Dortmunder Nazis übergeben zu haben. Die Kontakte der KAL zur Dortmunder Neonazi-Szene sind seit Jahren bestens – nicht zuletzt durch Eric Troche, der regelmäßig zwischen Aachen und Dortmund pendelt und bestens vertraut ist mit Falko Wolf.
Dass Neonazis Bomben bauen ist so bedrohlich wie folgerichtig. Wirklich erstaunlich ist das Vorgehen der Behörden. Ein Neonazi, bei dem bereits am 1. Mai Sprengstoff gefunden wurde, wird vier Monate später verhaftet. Wozu sollte ihm diese Zeit gegeben werden? Der gleiche Neonazi kann seit Jahren in Aachen von Polizei und Justiz weitgehend unbehelligt politische GegnerInnen angreifen und verletzen. Als „Strafarbeit“ muss er dann und wann ein Buch lesen (Urteil des Aachener Jugendgerichts) oder 4 Wochen in Arrest (Urteil des Aachener Jugendgerichts). Verurteilt werden am laufenden Band dagegen AntifaschistInnen wegen Vermummung. Die Aachener Polizei ist anscheinend nicht fähig oder nicht willens, Parallelen zwischen einem Sprengstofffund in Berlin und einer Bombenattrappe in Aachen zu ziehen? Der Berliner Staatsschutz muss sich erst einschalten, bevor die Aachener Behörden reagieren? Der Aachener Bürgermeister spricht nach einer Friedhofschändung von Einzeltätern, da es in Aachen keine organisierte Neonazi-Szene gebe, während sogar der Verfassungsschutz inzwischen weiß, dass in Aachen eine der größten, brutalsten und organisiertesten Neonaziszenen in NRW bestehen?
Das alles kann im besten Fall als blinde Ignoranz ausgelegt werden, im schlechtesten allerdings als Freifahrtschein. Wer bei dieser geballten „Zurückhaltung“ zu dem Schluss kommt, dass politische RepräsentantInnen und staatliche Behörden nicht helfen werden im Kampf gegen Neofaschismus, liegt wahrlich nicht falsch.
Vielleicht aber bewegt der Fall Falko Wolf einige dazu, selbst zu agieren, endlich dafür zu sorgen, dass Neonazis weder in Aachen noch sonstwo was zu suchen haben, dafür zu sorgen, dass Nazismus als Denksystem auf dem Müllhaufen der Geschichte versandet.
Übrigens: am 25.9. wird die Aachener Polizei wiedermal versuchen dafür zu sorgen, dass Neonazis durch die Stadt ziehen. Diesen Naziaufmarsch zu verhindern, ist ein erster Schritt, der KAL/NPD zu zeigen, dass sie nichts in Aachen, in Stolberg, in Eschweiler oder sonstwo zu suchen hat.
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Ergänzungen

Berichtigung

Pit von Lintert 06.09.2010 - 05:12
Zu Kalenborn
Der Bombenbastler der Gruppe Volkswille heisst (Dr-Ing) Markus Kalenborn, nicht Kahlenborn.
(Die FreundInnen der Antifa Nrw-Zeitung haben als Zuschauer beim Volkswille-Prozess im Gerichtsaal gesessen und seitdem gibt es versehentlich diese Unklarheit, Prozessakten aus Aachen lassen aber keinen Zweifel zu es handelt sich um die gleiche Person)
Aus dem kleinen Bombenbastler und NPD-Bundestagskandidaten der Gruppe Volkswille ist mittlerweile ein annerkannter Ingenieur geworden. Der kleine Sprengmeister arbeitet als Projektleiter Entwicklung/Konstruktion am FEV Motorentechnik in Aachen, er wohnt in Würselen bei Aachen. Bei der FEV handelt es sich um ein der RWTH Aachen eng verbundendem Institut welches Technologietransfers für alle grossen Automobilherstellern und Zulieferer weltweit im Angebot hat. Nach eigenen Angaben beschäftigt das Unternehmen weltweit 2000 Mitarbeiter überwiegend in der BRD. Darunter unter anderem auch, z.B. als Testfahrer, bekannte Neo-Nazis.
Auf Kalenborn selber sind zudem Patente angemeldet die sich mit dem Thema Kraftstoffeinsparung in Ottomotoren beschäftigen, einen genauen Überblick verschaffen konnte ich mir bisher leider noch nicht.
Fakt ist Kalenborn (Jahrgang 1973)ist ein international anerkannter Experte im seinem Gebiet. Meine zugegeben Kurz-Recherche hat ergeben das er bspw. am kommenden Freitag dem 10 September ab 9.00 Uhr in Graz in der Helmut-List-Halle einen Fachvortrag in illusterer wissenschaftlicher Gesellschaft hält, auf Einladung des Bürgermeisters. Ich bin kein Maschbauer aber der Mann scheint im seinen Gebiet allererste Sahne zu sein. (Der Sitzt quasi beim FC Barcelona der Autobranche auf dem 1ten Einwechselplatz) In Aachen hat er ja auch immer wieder Vorträge gehalten, z.B. auch ganz offiziell an der FH Aachen im Rahmen des triebwerktechnischen Kolloquiums im vergangen Wintersemester.
Viele seiner Jobvorgänger werden entweder an einer der beiden Achener Hochschulen mit einer Proffesur bedacht, oder gehen direkt an die Spitze, der Forschungsabteilungen, der grossen Autokonzerne.
Für seine hervorragenden Leistungen wurde er mit der der Borchers-Plakette der RWTH Aachen ausgezeichnet.
Als Hobby beschäftigt sich Kalenborn mit Oldtimern(u. a. BMW), hier verhält er sich komplett unaufällig und hilfsbereit, wer ein Problem mit der Karre hat wendet sich an ihn, und bekommt zügig alle Infos wie Schäden selber instand zusetzen sind, und wo es günstig Ersatzteile gibt, er gilt als kompetent und überaus hilfsbereit. Nicht nur ein Typ für Schwiegermütter auch noch ein überaus netter Kerl.

Falko Wolf und Markus Kalenborn?

Meine These ist, dass beide Nazis sind und beide ein explosives Hobby teilen. Ich halte es aber für höchst konstruiert das Kalenborn etwas mit den pyrotechnischen Anfertigungen des Falko Wolf oder der Bombenattrape vor dem Autonomen Zentrum zu tun hat. Das AZ ist ein Lufschutzbunker, und den würde der höchstwahrscheinlich locker zerlegen, wenn er wollte? Warum sollte Wolf auf der einen Seite mit "Bomben auf einer Demo" rumrockern, auf der anderen Seite Attrapen auslegen wenn er diesen Kontakt hat? Ihr analysiert doch selber das er als "abdreher" gilt. Mir ist alles weitere, zuviel Weihnachtsgebäck. Gerade in Bedrängnis halte ich persönlich genaue Recherche für notwendig um als AntifaschistInnen glaubwürdig zu bleiben.




Timm Maloci

Jens 06.09.2010 - 09:17
So weit ich weiss, gehört Timm Maloci (übrigens Sohn eines rumänischen Einwanderes)nicht zu den führenden Köpfen der KAL.

Da mag wohl daran liegen, das er in der Vergangenheit immer wieder enge Kontakte zu Leuten aus der Technoszene pflegte und diese Leute den Drogen nie abgeneigt waren und deswegen wird er in der KAL mehr belächelt als respektiert.

Ist das einer von den Malocis?

Kathi 06.09.2010 - 11:34

Nein

Surfer 06.09.2010 - 12:26

Graz

Info 07.09.2010 - 15:13
Hier das Tagungsprogramm von Graz,  https://www.avl.com/programme

An kombinierten Hybrid-Elektromotoren arbeitet Kalenborn auch, hierfür gibt es auch Patente, in der Tat aus dem "jugendlichen Sprengstoffexperten", ist ein geachteter Ingenieur geworden.

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