[Oschersleben] Bericht zur "ALGE bleibt"-Demo

ALGE? Bleibt! 30.08.2010 16:33 Themen: Antifa Freiräume
Am 28. August demonstrierten etwa 100 Menschen unter dem Motto "ALGE bleibt!" für den Erhalt des alternativen Wohnprojekts Alge e.V. in Oschersleben. Die friedliche Demonstration dauerte ungefährt zwei Stunden und zog dabei nahezu durch das gesamte Stadtgebiet.
Während der Demo kam es außerdem zu Neonaziprovokationen, auf die jedoch nicht näher eingegangen wurde. So versuchten zum Beispiel zwei Nazis, aus einer Privatwohnung an der Demoroute heraus, die Demonstrationsteilnehmer durch Pöbeleien zu provozieren und abzufilmen. Außerdem zeigten sie den verbotenen "Hitlergruß", die Polizei beließ es offenbar beim Filmen der Aktion.

Mit dieser Demonstration wurde den Entscheidungsträgern noch einmal deutlich gemacht, dass es noch Menschen gibt, die sich für den Erhalt von autonomen Frei- und damit auch Schutzräumen einsetzen.
Es konnten außerdem viele Bürger durch das Verteilen von Flyern über das Anliegen der Demonstranten informiert werden, desweiteren gab es zwei Zwischenkundgebungen.
Auch die Polizei hielt sich an diesem Tag mit direkten Provokationen erfreulicherweise zurück, wenn auch die Außenseiten des Demozuges von Polizeiketten flankiert waren und nahezu die komplette Demonstration von einem Kamerawagen abgefilmt wurde.
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Vor der Tür versuchte ein betrunkener Nazi eine Flasche auf die Demoteilnehmer zu werfen, was ihm jedoch misslang. Beim darauffolgenden Gerangel wurden zwei Antifaschisten in Gewahrsam genommen.
Die Nazis zeigten am Abend noch einmal "Präsenz", indem sie einen Böller vor dem Alge-Gelände zündeten und mit einem Auto "flüchteten". Der Rest des Abends konnte mit veganer VoKü, Musik und guter Stimmung ausklingen.

Hier noch einmal der Demoaufruf:

"Die Alge in Oschersleben ist ein nun schon seit 10 Jahren bestehendes alternatives Projekt in der Börde in Sachsen-Anhalt. Sie bietet den einzigen antifaschistischen Schutzraum auf der Strecke von Magdeburg nach Halberstadt.
Auf dem Gelände des Alge e.V. ist mensch nicht nur vor faschistischen und rassistischen Übergriffen sicher, sondern auch vor allen anderen Arten von Diskriminierung wie z.B.: Sexsimus oder Homophobie. In der Alge können sich junge Menschen frei nach ihrem Belieben entfalten, bei den verschiedensten Beschäftigungen wie Billard oder Dart, proben mit einer eigenen Band, Infoveranstaltungen anschauen und sich selbst einbringen, Konzerte besuchen oder alternativ auf dem Gelände wohnen und leben und sich und seine Umwelt dabei kreativ selbst gestalten.
Nun steht die Alge vor dem Aus, die Bewohner_innen bald auf der Straße und die Besucher_innen ohne Anlaufstelle in der Gegend da. So sind all diese Menschen, die sich einen alternativen und autonomen Rückzugsort vor 10 Jahren geschaffen haben nun wieder der monotonen und perspektivlosen Gegend und Gesellschaft ausgeliefert.
Wir wollen euch mit diesem Aufruf dazu aufordern, dem entgegenzutreten und mit gemeinsamer Kraft für den Erhalt des Vereins Alge in Oschersleben zu kämpfen, auch wenn es sich dabei vielleicht nicht mehr um den jetzigen Standort der Alge in der Magdeburger Straße 36 handelt. Wir sind für ein libertäres und alternatives Wohn- und Lebensprojekt in Oschersleben und überall und wollen uns ein solches schaffen. Ein Projekt in dem Menschen, egal welcher Religion, Herkunft, Geschlecht oder sexueller Orientierung, friedlich und abseits des „normalen“ Alltags zusammen leben und ihre Zeit verbringen können, wo Infoveranstaltungen, Proberäume, Schlafplätze oder Konzerte für jeden offen stehen.
Wir fordern auf dieser Freiraumdemo den Erhalt eines alternativen Projekts in Oschersleben, ein alternatives Wohnen in Oschersleben und dass der A.L.G.E. e.V. bleibt.
Für ein alternatives und autonomes Projekt in Oschersleben und überall!
A.L.G.E. BLEIBT!!!"
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Ergänzungen

Antifa-Sportfest am 02.10. in Halberstadt!

support 30.08.2010 - 16:50


Am 02.Oktober soll es nun endlich soweit sein: Nachdem der erste Termin für den Naziaufmarsch am 17.07.2010 aufgrund organisatorischer Schwächen abgesagt werden musste, nahm die Jugendorganisation der NPD, die „Jungen Nationaldemokraten“ (JN), die Anmeldung und Organisation höchstpersönlich in die Hand. Der missglückte Versuch einer Demonstration ist nicht die erste Peinlichkeit, die die Halberstädter Neonazis dumm da stehen lässt. Schon im Februar wurde ein Liederabend der NPD verboten, weil ein Neonazi aus dem NPD-Umfeld ein Video im Internet veröffentlicht hatte, auf dem bei einer ähnlichen Veranstaltung ein paar Monate zuvor, der Hitlergruß gezeigt wurde. Bei einem zweiten Demo-Versuch könnte mit organisatorischer Hilfe der JN allerdings alles ein wenig professioneller ablaufen.
Die Neonazis, die vermutlich nicht nur aus ganz Sachsen-Anhalt anreisen, werden versuchen, an diesem Tag Werbung für ihre reaktionären Inhalte zu machen und weiter in die Gesellschaft hineinzutragen.

Sinn und Zweck dieser Veranstaltung sollen außerdem die frühzeitige Mobilisierung von Wählerstimmen für die NPD bei der Landtagswahl im Jahr 2011 und die Thematisierung des 3. Oktobers, dem „Tag der deutschen Einheit“ sein. So lautet auch das Motto „03. Oktober 1990 – vom Regen in die Traufe! Wir wollen leben, Freiheit, Einheit und ein souveränen Staat.“
Dieses Motto lässt erahnen, dass die Zielgruppe der Wendeverlierer und Nostalgiker mit nationalistischer Hetze gegen die herrschenden Verhältnisse begeistert werden soll. Wenn Nazis versuchen, sich ungestört zu organisieren und in der Öffentlichkeit für ihre Mordssache zu werben, ist das für uns Grund genug, ihnen die Tour zu vermasseln.

Kommt am 02.10.2010 nach Halberstadt,
achtet auf aktuelle Infos bei sportfest.blogsport.de!

Volksstimme Bericht

teli 30.08.2010 - 18:21
100 Demonstranten: "ALGE bleibt"

Knapp 100 junge Frauen und Männer haben am Sonnabend in Oschersleben für den Erhalt des alternativen Wohnprojekts ALGE demonstriert. Mehr als zwei Stunden sind sie in Begleitung von zahlreichen Polizeibeamten durch die Stadt marschiert. Bis auf einige von außen provozierte Zwischenfälle verlief die Aktion friedlich.


Einmal rund um Oschersleben marschierte der Demonstrationszug, bis er nach zwei Stunden wieder am ALGE-Gelände ankam. Dass die Mitglieder des Vereins ALGE ihr alternatives Wohnprojekt in der Magdeburger Straße nicht aufgeben wollen, bevor sie in Oschersleben eine neues, gleichwertiges Domizil gefunden oder bereitgestellt bekommen haben, dürfte nun klar sein. Denn am Sonnabendnachmittag haben sie genau das in den Straßen von Oschersleben lautstark kundgetan.

"ALGE bleibt" war das Motto dieser Demonstration, die vorschriftsmäßig angemeldet, vorschriftsmäßig organisiert und auch vorschriftsmäßig über die Bühne gegangen war. Nahezu problemlos waren knapp 100 ALGE-Mitglieder und Sympathiesanten aus Oschersleben, Halberstadt, Quedlinburg, Burg oder auch Magdeburg Punkt 16 Uhr vor dem ALGE-Haus in der Magdeburger Straße gestartet, um hier zwei Stunden später wieder anzukommen.

In diesen zwei Stunden haben die Demonstranten Oschersleben so gut wie umrundet und dabei zweimal angehalten, um per Megaphon über ihr Anliegen ausführlich zu informieren. Der erste Haltepunkt war der Kreisverkehr in der Hornhäuser Straße, der zweite unmittelbar vor der Bewos-Geschäftsstelle in der Wasserrenne. Sowohl hier als auch da ist das zehn Jahre alte ALGE-Projekt als "einziger Schutzraum zwischen Magdeburg und Halberstadt" bezeichnet worden, auf dessen Gelände Menschen "nicht nur vor faschistischen und rassistischen Übergriffen, sondern auch vor anderen Arten von Diskriminierung, beispielsweise vor Sexismus und Homophobie" sicher seien. Und es ist betont worden, dass diese Menschen hier die Möglichkeit haben würden, "sich frei nach ihrem Belieben zu entfalten, also alternativ zu leben und sich, sowie ihre Umwelt kreativ selbst zu gestalten".

Deshalb müsse das ALGE-Projekt am jetzigen oder an einem gleichwertigen Standort in Oschersleben erhalten bleiben, wie die Demonstranten forderten und sowohl die Stadt Oschersleben als auch die Wohnungsbaugesellschaft Bewos kritisierten. Die Bewos, weil sie den Pachtvertrag mit der ALGE nicht verlängert habe, um das Gelände "aus wirtschaftlichen Gründen dem Trink- und Abwasserverband für den Bau eines Parkplatzes zu überlassen". Und die Stadt wurde kritisiert, weil sie das zulasse.

"Das ist der einzige Schutzraum zwischen Magdeburg und Halberstadt"

Während für die knapp 100 Demonstranten all das im Mittelpunkt ihrer Aktion stand, waren fast genausoviele Polizeibeamte aus Haldensleben, Halberstadt, Magdeburg und von anderen Polizeistandorten nach Oschersleben gekommen, um zu gewährleisten, dass diese Demonstration friedlich über die Bühne geht. Bereits gegen 14 Uhr hatten etliche Polizei-Mannschaftswagen, wie auch andere Autos mit uniformierten und zivilen Polizisten, auf dem Parkplatz gegenüber des ALGE-Hauses und an anderen Stellen der Demonstrationsstrecke Position bezogen.

Sie alle waren langdurch per Funk verbunden mit Armin Friedrichs, dem Leiter des Polizeireviers Börde. Der Einsatzleiter hatte sich bereits im Vorfeld mit dem Demonstrations-Veranstalter Marcus Hein über die Demonstrations-Auflagen verständigt und war auch von Anfang bis Ende vor Ort, um den Marsch durch Oschersleben und damit den Einsatz seiner Leute im Blick zu haben.

Gesehen hat Friedrichs dabei vor allem eine friedliche Aktion, wie er gegenüber Volksstimme bestätigte. Gesehen hat er aber auch, dass seine Kollegen während dieser Demonstration auf dem Parkplatz vis-a-vis des ALGE-Hauses zwei Betrunkene festgenommen haben. Der eine Betrunkene, so Friedrichs, sei der rechten Szene zuzuordnen gewesen und habe einen der Demonstrationsteilnehmer mit einer Glasflasche beworfen, "aber zum Glück nicht getroffen", so Friedrichs. Und froh war der Polizeichef sicherlich auch, dass nicht nur die Demonstration selbst, sondern auch die anschließende Demo-Feier auf dem ALGE-Gelände friedlich und ohne weitere Vorkommnisse abgelaufen ist.

Titel der Ergänzung

Dein Name 01.09.2010 - 10:28
Statt die Provo-Nazis am Netto vor der Alge zu entfernen,nahmen die Bullen 2 antifaschisten fest die sich vor dem Angriff der Nazis schützten.
Die Bullen konnten nach so einer Friedlichen Demo natürlich ihren Adrenalinausstoß nicht rauslassen und da kam diese Situation gerade recht.

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