Homophobie & Sexismus am Chiemsee Reggae
Am gestrigen Samstag taten Aktivist_innen des rabatz-Bündnisses ihren Unmut über schwulenfeindliche "Künstler", die Jahr für Jahr am Chiemsee Reggae auftreten können, Kund und thematisierten die ignorierte sexualisierte Gewalt auf dem Festivalgelände. Die Kampagne war insbesondere auf den Headliner und Hasssänger Sizzla ausgerichtet - der wurde im Laufe der Woche aber abgesagt, weil die bösen Autonomen kommen wollten. Dies war auch die Befürchtung der Dorfpolizei, die die Kundgebung mit provinziell-absurden Auflagen und Repressionen überzog. Diese führen am Ende zum verfrühten Abbruch der Kundgebung.
Die CRP Konzertagentur, die den Chiemsee Reggae Summer veranstaltet, ist durch das rabatz-Bündnis - einem Zusammenschluss von neun autonomen Gruppen in Oberbayern, Salzburg und Tirol - bereits 2009 angeschrieben worden. In dem Offenen Brief wurden sie aufgefordert, ein Beratungs- und Präventionskonzept gegen sexualierte Gewalt am Festival zu installieren und keine weiteren homophoben Acts zu buchen. Beides ist nicht eingetreten. Geradezu im Gegenteil wurden mit Athony B und Sizzla zunächst zwei einschlägig als homophob bekannte Acts eingeladen.
http://91.90.148.244/rabatz/wp-content/uploads/2010/08/chiemsee_2.jpgNachdem die letztjährige Intervention fehlgeschlagen war, wurden für das heurige Festivalwochenende die Anstrengungen intensiviert: Neben einem Flugblatt "Murder Inna Dancehall", das beispielsweise auf dem Riding Higher Festival verteilt wurde, starteten Aktivist_innen auch eine Vortragsreihe in der Region. Den abschließenden Punkt sollten Infostände während des gesamten Wochenendes und eine Kundgebung am Samstag bilden. Als Sizzla dann überraschend einen Tag vor Festivalbeginn abgesagt wurde, wäre das Informationsmaterial einerseits veraltet gewesen, andererseits kursierten im Internet bereits wüste Gewaltandrohungen (dokumentiert bei luzi-m; ein Highlight: "diese drecks schulen und da soll ma keinen hass auf die haben"), so dass es kleinen Gruppen von Aktivist_innen kaum zuzumuten war, sich alleine an einen Infostand zu stellen. Das Ganze nimmt tragikomödiantische Züge an, hatten die Veranstalter_innen zuvor erklärt, dass wegen der von rabatz angekündigten Proteste die "körperliche Unversehrtheit" ihrer Besucher_innen nicht mehr gewährleistet sei. Diese implizite Unterstellung, die Kritiker_innen Sizzlas seien gewalttätig, war allerdings umgehend zurückgewiesen worden.
Diese machte auch einen großteil der etwas verspätet gehaltenen Redebeiträge an der Kundgebung aus. Das Antisexistische Aktionsbündnis München (asab_m) legte die Notwendigkeit des Konzeptes der Definitionsmacht dar. Die Münchner Jugendantifa (r|am) ergänzte spezifischer zu sexuellen Übergriffen auf Festivals. Die antifa-nt hingegen hatte Probleme bei der Anreise, gerüchteweise soll sie bei der Eröffnung des Rosenheimer Herbstfestes gesehen worden sein. Ihr antirassistischer Beitrag, der auf kritische Aspekte von Einreiseverboten für homophobe Künstler hinwies, musste ebenso wie ein Grußwort aus Bern vorgelesen werden. Die "Stop Murder Music Campaign" der Reitschule wartete dann entsprechend nochmals mit einer fundierten Auseinandersetzung mit Homophobie im Reggae auf.
¹ Die CRP Konzertagentur mit Sitz in Trostberg veranstaltet das Festival, bei dem die in Hamburg ansässige A.M.O.K. offenbar für das Booking verantwortlich ist.
CRP läuft A.M.O.K.¹
Besonders ätzend dabei ist, dass die Veranstalter_innen die von diesen Herren ausgehende, aggressive Diskriminierung von Homosexuellen auch noch unter dem Label der "Meinungs- und Kunstfreiheit" subsumieren. Kein Wunder, wirkt die PR-Strategie von Michael Buchholz auch wie ein homophober A.M.O.K.-Lauf; diverse Rechtfertigungsschreiben lesen sich wie Traktate religiöser Fanatiker gespickt mit kulturrassistischen Verklärungsmustern. Tenor: Der Jamaikaner ist halt mal schwulenfeindlich und sieht sich.durch Homosexuelle in seinen religiösen Empfindungen verletzt. Weil die Unterschichten-Künstler sich nicht gewählt ausdrücken können, sagen sie halt, dass Schwule verbrannt gehören.http://91.90.148.244/rabatz/wp-content/uploads/2010/08/chiemsee_2.jpgNachdem die letztjährige Intervention fehlgeschlagen war, wurden für das heurige Festivalwochenende die Anstrengungen intensiviert: Neben einem Flugblatt "Murder Inna Dancehall", das beispielsweise auf dem Riding Higher Festival verteilt wurde, starteten Aktivist_innen auch eine Vortragsreihe in der Region. Den abschließenden Punkt sollten Infostände während des gesamten Wochenendes und eine Kundgebung am Samstag bilden. Als Sizzla dann überraschend einen Tag vor Festivalbeginn abgesagt wurde, wäre das Informationsmaterial einerseits veraltet gewesen, andererseits kursierten im Internet bereits wüste Gewaltandrohungen (dokumentiert bei luzi-m; ein Highlight: "diese drecks schulen und da soll ma keinen hass auf die haben"), so dass es kleinen Gruppen von Aktivist_innen kaum zuzumuten war, sich alleine an einen Infostand zu stellen. Das Ganze nimmt tragikomödiantische Züge an, hatten die Veranstalter_innen zuvor erklärt, dass wegen der von rabatz angekündigten Proteste die "körperliche Unversehrtheit" ihrer Besucher_innen nicht mehr gewährleistet sei. Diese implizite Unterstellung, die Kritiker_innen Sizzlas seien gewalttätig, war allerdings umgehend zurückgewiesen worden.
Strategiewechsel nach Sizzla-Absage
An der Kundgebung hielt das Büdnis dennoch fest. Dies erwies als vollkommen berechtigt angesichts des Ersatz-Acts Busy Signal. Er taucht nicht nur auf den Listen homophober Regae-Künstler auf. Die infogruppe rosenheim kritisiert in einer Pressemitteilung auch, dass seine aggressiven heterosexitischen Lyrics ein Klima begünstigen, in dem sexualisierte Gewalt gegen Frauen stattfindet (Link).Diese machte auch einen großteil der etwas verspätet gehaltenen Redebeiträge an der Kundgebung aus. Das Antisexistische Aktionsbündnis München (asab_m) legte die Notwendigkeit des Konzeptes der Definitionsmacht dar. Die Münchner Jugendantifa (r|am) ergänzte spezifischer zu sexuellen Übergriffen auf Festivals. Die antifa-nt hingegen hatte Probleme bei der Anreise, gerüchteweise soll sie bei der Eröffnung des Rosenheimer Herbstfestes gesehen worden sein. Ihr antirassistischer Beitrag, der auf kritische Aspekte von Einreiseverboten für homophobe Künstler hinwies, musste ebenso wie ein Grußwort aus Bern vorgelesen werden. Die "Stop Murder Music Campaign" der Reitschule wartete dann entsprechend nochmals mit einer fundierten Auseinandersetzung mit Homophobie im Reggae auf.
Positives Feedback
Die Resonanz auf die Kundgebung und Flugblattverteilung war im Allgemeinen viel besser als es die Auswüchse auf der CRS-Homepage hatten vermuten lassen. Von den jährlich bis zu 25.000 Besucher_innen scheint eben nur ein kleiner Teil des harten Szene-Kerns unbändiges Gefallen an den homophoben Hasstiraden eines Sizzlas oder Athonoby zu finden. In Macker-Manier mag er sich zwar rabiat Gehör verschaffen - Geld lässt sich mit solchen esoterisch anmutenden Zirkeln alleine aber eher nicht verdienen. Zumindest nicht in dem Maßstab, wie es der Chiemsee Reggae als hochkommerzielle Veranstaltung, bei dem manchmal aber noch der amateurhaft provinzielle Charakter des Trostberger Managements durchscheint, abwerfen dürfte.Repression Chiemgauer Art
Provinziell haben sich auch die staatlichen Repressionsorgane verhalten. Zugewiesen wurde ein vollkommen verschlammtes Wiesenstück als Kundgebungsort. Dieser musste also zwangsläufig auf die anliegende Straße ausgedeht werden, weil eine erhebliche Gesundheitsgefährdung für die Teilnehmer_innen davon ausging. Das wiederum missfiel der Einsatzleitung, die auferlegte, dass nur ein Meter der Straßebreite genutzt werden darf und nur vier auswählte Flugblattverteiler_innen sich außerhalb dieses Korridors bewegen dürfen. Alarmstufe Rot zum ersten, als ein Transparent auf der falschen Straßenseite entrollt wurde, weil es dort besser sichtbar gewesen wäre. Die nächste Eskalationsstufe aber erst gegen Abend, als aus den Lautsprechern ein etwas ordinäres, gegen die Polizei gerichtetes Lied zu hören war. Dann durfte keine Musik mehr abgespielt werden, weshalb die Kundgebung frühzeitig abgebrochen wurde. Noch davor hat die Polizei sich eine ganz neue Form der Sippenhaft ausgedacht: Vier Aktivist_innen wird unterstellt, sie hätten Flugblätter außerhalb der Kundgebung verteilt, was nach Meinung der Ordnungshüter eine Ordnungswidrigkeit sei. Betroffene und Versammlungsleitung berichten unabhängig voneinander, dass angedroht wurde, die Höhe eines möglichen Bußgeldes hänge vom Verlauf der Kundgebung ab.¹ Die CRP Konzertagentur mit Sitz in Trostberg veranstaltet das Festival, bei dem die in Hamburg ansässige A.M.O.K. offenbar für das Booking verantwortlich ist.
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(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
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Ergänzungen
IT IS NOT RACIST TO CONDEMN BLACK HOMOPHOBIA
"In any case, homophobia is not authentic Jamaican culture at all. It was foisted on the people of Jamaica in the nineteenth century by British colonisers and their Christian missionary allies."
Die ich rief, die Geister, Werd ich nun nicht los.
Sachlich ist, was Sache ist.
Was ist also unseriös an der Behauptung, er sei schwulenfeindlich?
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
schöne Aktion!
Applaus ausm Norden! solidarische Grüße in den Süden..
Bombaclaat!
Habt ihr Langeweile und übersetzt Patois von Ghettosängern, die oft nicht mal richtig Lesen und Schreiben gelernt haben? Glaubt ihr, die verstehen auch nur ein Wort von euren Anliegen? Und glaubt ihr ernsthaft, dass Sizzlas Texte irgendein Weißbrot auf dem Chiemsee-Festival homophob beeinflussen könnten? Sicher nicht, die verstehen nämlich selbst überhaupt kein Patois, sind normal mitteleuropäisch sozialisiert und haben sicher ziemlich ähnliche Einstellungen wie ihr - mögen nur andere Musik. Kümmert euch mal um echte Probleme!
Die einzig wahre Aktion gegen jamaikanischen Sexismus ist eine Investition in jamaikanische Bildung! Sammelt beim nächsten Festival lieber Geld für freigeistige Schulen in der dritten Welt!
keepin it real!
Thumbs Up
@"Badbwoy"
Sachlich bleiben
Zwar geht es in seinen Texten recht heftig zur Sache, aber mir ist keine Stelle bekannt, die irgend wie darauf schließen ließe, dass er über nicht-einvernehmlichen Sex singen würde. Es ist jedes Menschen Sache, auf welche Art Sex er/sie steht und solange der Jugendschutz gewahrt wird, darf mensch darüber auch singen. Dazu gehört eben auch "ich stehe auf harten, heftigen Sex mit Frauen, die darauf ebenso stehen".
Das "Vergewaltigungs-Klima" schaffen der hiesige Sexismus in Verbindung mit gesponsortem, günstigem Alkohol ganz locker alleine...
Ebenso ist die Argumentation unseriös, Busy Signal sei homophob, weil sein Mentor Bounty Killer homophob sei.
Battybwoys
warum wird so ein info punkt nicht vor jeder reggae party (die ja des öffteren auch in linke subculturen veranstalltet werden)gemacht?
die djs und soundsystems spieleneine menge solcher Battybwoy songs und da giebt es kein antifa die da etwas dagegen macht.ganz im gegenteil öffters wird auch noch zu solcher musik wie reggae und jungle gefeiert, wenn mensch mal genau hin hört dann bekommt man ziemlich schnell mit das es ein regelrechter aufruf zur gewalt,sexismus usw. in diesen songs zu hören ist.
kann nicht verstehen warum da so auf einem sizzla und der ach so bösen jamaica reggae fraktion rumgehakt wird, wenn es doch hier zu lande nicht besser ist. aber die kritik von euch geht nur an große konzerte , als ob es in dem kleinen club im kiez und die ecken ok ist, da will den Battybwoysong wohl keiner gehört haben ?
Dann schmückt die Tatsachen nicht unnötig aus
1. Da steht zwar nicht "mit solchen Lyrics ist er Verantwortlich dafür, dass...", aber zwischen den Zeilen unterstellt er doch eine Mitverantwortlichkeit - das sieht zumindest auch der/die VerfasserIn dieses Indy-Artikels so, wenn er/sie den Text zusammenfasst mit:
"Die infogruppe rosenheim kritisiert in einer Pressemitteilung auch, dass seine aggressiven heterosexitischen Lyrics ein Klima begünstigen, in dem sexualisierte Gewalt gegen Frauen stattfindet (Link)."
So sehr ich die Forderung nach vorbeugenden Maßnahmen gegen sexuelle Übergriffe ebenso wie nach Anlaufstellen für Betroffenen unterstütze: diese mit einer Kampagne gegen die gebuchten Künstler zu verknüpfen, würde ich überdenken. Der Zusammenhang ist so weit hergeholt, dass ihr denen, die dort entscheiden, ob es solche Maßnahmen gibt, viel zu leicht macht, dass ganze als unkonstruktiven Spinnkram abzutun. (Und ich will nicht sagen, dass es komplett Spinnkram ist, aber wenn mensch wirklich etwas an der Situation der sexuellen Übergriffe ändern will, dann halte ich das für die falsche Herangehensweise und ich würde da andere argumentative Schwerpunkte setzen.)
2. Ich halte nicht die Behauptung, er sei schwulenfeindlich, für unseriös. Dafür gibt es reichlich Belegmaterial. Mich stört lediglich der Stil, mit dem das Feindbild des schwulenfeindlichen "Hasssängers" Busy Signal ausgeschmückt wird: mit Schilderungen über das Verhalten eines dritten (Bounty Killer), für das derjenige, um den es hier geht, nicht verantwortlich gemacht werden kann.
Dadurch bekommt der Beitrag ein "Geschmäckle" einer Hetzschrift, das er eigentlich nicht nötig gehabt hätte, weil es genügend seriöse Fakten gegeben hätte, um die Argumentation zu unterstützen.
antirassistischer Beitrag d. Gruppe antifa-nt