Dresden: 500 auf Demonstration gegen Naziterror

outrage 26.08.2010 21:31 Themen: Antifa Freiräume Repression
Heute fand in Dresden eine Demonstration gegen Naziterror statt. Anlass waren die Brandanschläge auf die alternativen Wohnprojekte „Praxis“ in Dresden-Löbtau und die Robert-Matzke-Straße 16 in Dresden-Pieschen innerhalb einer Woche. Knapp 500 Menschen trugen am Abend ihre Wut auf die Straßen von Dresden-Pieschen, -Mickten und –Trachau.
Während der Demonstration selbst gab es kaum besondere Vorkommnisse. Nachdem anfangs noch ein Anmelder gefunden werden musste, konnte sich der Demonstrationszug ungestört auf der Leipziger Straße formieren. Es gab verschiedene Redebeiträge, die nochmal den Anlass der Demonstration erklärten und auch über den Dresdner Tellerand hinaus darauf hinwiesen, dass in Sachsen in diesem Jahr bereits insgesamt 11 Brandanschläge auf Linke und Migranten verübt wurden. An einem von Nazis beliebten Spätshop kam es zu leichten Rangeleien mit der Polizei und am Ende wurden Bengalos gezündet. Woraufhin die Polizei willkürliche Personalienfeststellungen unter den abreisenden Demonstrationsteilnehmern auf der Leipziger Straße vornahm. Als die Demonstration sich noch am Puschkinplatz sammelt, kam auch ein Trupp autonomer Nationalisten vorbei, unter ihnen Christian Leister. Vor einem Jahr vor Gericht noch ganz klein mit Hut wollte mit seinen Kumpanen vermutlich wieder eine linke Veranstaltung stören, stolperte dieses Mal aber wohl über seine eigenen Füße. Danach war von den Nazis nichts mehr zu sehen.

Obwohl es dieses Mal eher harmlos ablief, hat das Ganze einen ziemlich ernsten Hintergrund. Nachdem die jüngeren Nazis in Dresden, die oft gleichzeitig auch in der Dynamo-Fanszene aktiv sind, schon in der Vergangenheit sich wie gewöhnliche Kriminelle mit wenig Hemmungen aufführten, hat das Niveau mit den Brandanschlägen noch mal einen neuen Tiefpunkt erreicht. Wie wenig ernst das Ganze in Dresden genommen wird, zeigen vor allem die Reaktionen auf den ersten Brandanschlag auf die Praxis in Löbtau. Die zum großen Teil nämlich erst einfach ausblieben. Während in der Presse, vorneweg wieder durch Alexander Schneider von der Sächsischen Zeitung, den Hausbewohnern relativ offen ein „selbst schuld“ unterstellt wurde, was lediglich auf Unterstellungen der Polizei gegenüber den Hausbewohnern beruhte, dass diese angeblich ein paar Nächte vorher ein paar Nazis verprügelt hätten. Dass mit dem Brandanschlag willkürlich Tote und Verletzte in Kauf genommen wurden, hat kaum interessiert. Lediglich die Dresdner Opferberatung der RAA (Regionale Arbeitsstelle für Bildung, Integration und Demokratie Sachsen e.V.) gab eine Pressemitteilung heraus, in welcher der Anschlag deutlich verurteilt wurde und auf die wiederholten Angriffe auf das Haus in der Vergangenheit verwiesen wurde. Jedoch erst nachdem am Morgen des 24.08. ein weiterer Brandanschlag auf die Robert-Matzke-Straße 16 stattfand, änderte sich die Berichterstattung und von Seiten linker, grüner und sozialdemokratischer Politiker und Vereinen wurden jetzt Solidaritätserklärungen abgegeben.

Die Soko Rex des sächsischen LKA hat in beiden Fällen von Anfang an ermittelt, ob diese die Täter finden kann ist jedoch fraglich. Umso mehr wäre konsequentes geschlossenes Vorgehen gegen die Naziszene notwendig, um ihnen ihre Grenzen aufzuzeigen. Die für Dresdner Verhältnisse gut besuchte Demonstration am Abend war ein Anfang. Von Seiten Stadt wird dagegen rumlaviert, dass man ja nicht wisse, wer die Täter genau sind, und deswegen wird gleich gar keine Erklärung dazu abgegeben. Stattdessen zeigt man mit halbgaren Konzepten zum nächsten 13. Februar wie wenig ernst man das Ganze nimmt. Währenddessen feiern die Nazis und ihre Anhänger unter anderem in Fußballstadien die Anschläge und in Sachsen fand gestern der 11. Brandanschlag in diesem Jahr statt.

Es gibt also in Dresden und Sachsen nach wie vor viel zu tun. Packen wirs an!



Die Bewohner der Praxis benötigen nach wie vor auch Unterstützung in Form von Spenden um den zerstörten Hausrat zu ersetzen und um bessere Schutzvorrichtungen bauen zu können. Die Rote Hilfe Dresden nimmt Spenden unter dem folgenden Konto entgegen:

+++ Empfänger: Rote Hilfe Dresden +++
+++ Verwendungszweck: Brandanschlag – Praxis +++
+++ Kontonummer: 609760434 +++
+++ Bankleitzahl: 36010043 +++


--> Broschüre über die lokale Naziszene <--

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Ergänzungen

Sächsische Zeitung

abgeschrieben 26.08.2010 - 22:02
Polizeibericht

Etwa 500 demonstrieren gegen Brandanschläge

Rund 500 Leute des linken Spektrums haben gestern Abend in Pieschen gegen Brandanschläge auf linke Wohnprojekte demonstriert. Sie vermuten, dass es sich dabei um Taten von Rechtsextremen handelte. Der Umzug führte vom Puschkinplatz zum Trachauer Bahnhof. Die Polizei sicherte die Demo ab. Vereinzelt kam es zu Verkehrsbehinderungen. (lex)

DNN-Bericht

local 27.08.2010 - 11:17
Ein Bericht in den Dresdner Neueste Nachrichten:

500 Teilnehmer in Pieschen und Trachau demonstrieren "gegen Naziterror"


Dresden. Am Donnerstag haben am späten Nachmittag und Abend ungefähr 500 Menschen in Pieschen und Trachau im Bereich der Leipziger Straße und des Puschkin-Platzes "gegen Naziterror" protestiert. Hintergrund sind die Brandanschläge auf alternative Wohnprojekte an der Columbusstraße in Löbtau und an der Robert-Matzke-Straße in Pieschen innerhalb einer Woche. In beiden Fällen ermittelt die Soko Rex des Landeskriminalamtes.

Die Polizei rückte zur Demo am Donnerstag mit 100 Einsatzkräften an. Von einer Spontandemo, wie die Teilnehmer behauptet hätten, könne nicht die Rede sein, so ein Polizeisprecher. "Wir gehen von einer geplanten Demo aus." Die Polizei ermittelt wegen des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz und prüft, ob Strafanzeige wegen Beleidigung und Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte gestellt wird.

© DNN-Online, 27.08.2010, 10:01 Uhr


 http://www.dnn-online.de/dresden/citynews/500-teilnehmer-bei-demo-in-pieschen-und-trachau/r-citynews-a-8651.html

unerlaubte Demo, hui!

Dresden Fernsehen 27.08.2010 - 18:29
Freitag, 27. August 2010 14:35

Großeinsatz: Dresdner Polizei musste unerlaubte Demo stoppen!

Eine Ansammlung von 500 zum Teil vermummten Personen führte am Donnerstag zu einem mehrstündigen Polizeieinsatz. Eine Anmeldung, wie es das Versammlungsgesetz verlangt, lag nicht vor. +++




Bei Internetrecherchen waren Dresdner Ermittler am Mittwoch (25.08.2010) auf einen Aufruf zur Teilnahme an einer Demonstration am 26.08.2010 am Puschkinplatz gestoßen. Der Aufruf wurde bereits am Vortag (24.08.2010) veröffentlicht. Hintergründe der geplanten Demonstration waren die zurückliegenden Brandstiftungen an der Columbusstraße und der Robert-Matzke-Straße.

Auf Grundlage dieser Information bereitete sich die Dresdner Polizei auf einen möglichen Polizeieinsatz vor. Eine Anmeldung, wie es das Versammlungsgesetz verlangt, lag hingegen nicht vor.

Ab 18.00 Uhr versammelten sich gestern etwa 500 Personen am Puschkinplatz. Auf Drängen der Dresdner Polizei übernahm schließlich eine 24-jährige Landtagsabgeordnete die Verantwortung als Versammlungsleiterin.

Gegen 19.15 Uhr startete der Aufzug vom Puschkinplatz und führte mit einer Zwischenkundgebung über die Leipziger Straße bis zum Haltepunkt Trachau. Verkehrseinschränkungen waren die Folge. Gegen 20.15 Uhr beendete die Versammlungsleiterin die Demonstration.

Im Anschluss an den Aufzug kam es auf der Bürgerstraße zu weiteren Verkehrsbeeinträchtigungen. Aus einer Gruppe von ca. 200 zum Teil vermummter Personen wurden in Höhe des Dreysigplatzes bengalische Feuer angezündet. Diese Personengruppe löste sich letztlich am Puschkinplatz auf. Am Rande des Aufzuges kam es vereinzelt zu Rangeleien mit Polizeibeamten. Die Beamten stellten von sechs Teilnehmern die Identitäten fest und sprachen die gleiche Anzahl an Platzverweisen aus. Die Dresdner Polizei ermittelt unter anderem wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte, Beleidigung und Verstößen gegen das Versammlungsgesetz.

Die Dresdner Polizei brachte von 17.00 Uhr bis 22.00 Uhr über 100 Polizeibeamte zum "Spontaneinsatz".

Quelle: Polizeidirektion Dresden

Sachsenspiegel

DD 28.08.2010 - 08:24
Im Sachsenspiegel vom MDR gabs gestern auch einen Beitrag zur Demonstration und den Brandanschlägen.

 http://www.youtube.com/watch?v=lnzuirxVk_M

Bilder

kuckerin 28.08.2010 - 09:28

Unbekannte zünden jüdische Begräbnishalle an

DNN 29.08.2010 - 13:27
Unbekannte zünden jüdische Begräbnishalle in Dresden-Johannstadt an

ast
Dresden. Auf die Begräbnishalle des Neuen Jüdischen Friedhofs in der Dresdner Johannstadt ist am frühen Sonntagmorgen ein Brandanschlag verübt worden. Wie die Polizei am Sonntag mitteilte, zündeten bisher unbekannte Täter die Eingangstür der Halle auf der Fielderstraße 3 an. Eine 66-jährige Radfahrerin bemerkte den Schwelbrand gegen 6 Uhr und informierte Feuerwehr und Polizei.

Der Brand konnte gegen 6.30 Uhr gelöscht und damit ein Übergreifen der Flammen auf die einstigen Synagoge verhindert werden. Dennoch entstand ein Schaden von 5000 Euro.

Die „Soko Rex" des Landeskriminalamtes Sachsen (LKA) hat die Ermittlungen aufgenommen. Die Beamten suchen Zeugen, die am Sonntagmorgen zwischen 3 und 6 Uhr Beobachtungen rund um den Tatort gemacht haben, die bei der Aufklärung der Straftat helfen können. Das LKA hat eine kostenfreie Telefonnummer geschaltet. Hinweise werden unter 0800 - 673 81 52 entgegengenommen.

Feuer auf dem Neuen Jüdischen Friedhof

MDR 29.08.2010 - 17:28
Auf die Begräbnishalle des Neuen Jüdischen Friedhofs in der Dresdner Johannstadt ist ein Brandanschlag verübt worden. Nach Angaben der Polizei zündeten bislang unbekannte Täter am frühen Sonntagmorgen die Eingangstür an. Eine Sprecherin des Landeskriminalamtes teilte mit, der Schwelbrand sei durch eine Radfahrerin entdeckt worden. Diese habe Feuerwehr und Polizei alarmiert.


Schaden von 10.000 Euro
Das Feuer an der Eichentür sei zügig gelöscht worden. Dadurch habe man weitere Schäden an der einstigen Synagoge verhindern können. Die jüdische Gemeinde schätzt den Sachschaden auf bis zu 10.000 Euro. Von den Brandstiftern fehlt bis jetzt jede Spur. Die Ermittlungen wegen schwerer Brandstiftung wurden von der Sonderkommission Rechtsextremismus (Soko Rex) des Landeskriminalamtes Sachsen übernommen.


Audio:  http://www.mdr.de/sachsen/7614860.html

Protest während der Stadtratssitzung dd

afa 02.09.2010 - 23:13
Heute solidarisierten sich während einer Stadtratssitzung im Dresdner Rathaus mehrere Menschen mit den von den Brandanschlägen betroffenen Projekten

Solidarität mit den Betroffenen!Demo am 18.09

afa 08.09.2010 - 23:01
Demo am 18.09 Albertplatz in Dresden

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 11 Kommentare an

So so... — blubberino

Gewalt... — ist nicht die Lösung...

@blubberino — immer schneller

@ Nick — Dein

500? — janeisklarsoweit

keine 500? — doch min. 500!

@Nick — LFK

geht doch! — war dabei