Großdemonstration gegen Stuttgart 21

Bahnhof erhalten - Kapitalismus abreißen 11.08.2010 22:54
Am Samstag, den 7. August 2010 fand in Stuttgart erneut eine Großdemonstration mit mehr als 15.000 TeilnehmerInnen gegen das Milliardenprojekt Stuttgart 21 statt. Nach der Auftaktkundgebung vor dem vom Abriss bedrohten Nordflügel des Stuttgarter Hauptbahnhofs, zog die Demo gegen 20 Uhr über die Theodor-Heuss-Straße zu Rotebühlplatz/Rotebühlstraße, welche kurzzeitig während einer Zwischenkundgebung blockiert wurden. Dann ging es über die Eberhardstraße weiter zum Marktplatz, wo vor dem Rathaus mit Pfeifen, Trommeln und Parolen Lärm gegen S21 gemacht wurde. Anschließend ging es über den Karlsplatz auf die Bundesstraße zurück in Richtung Hauptbahnhof. Nach Beendigung der Demonstration wurde spontan der Hauptbahnhof von mehreren tausend Menschen gestürmt, die eine Runde durch den Hauptbahnhof liefen und mit ohrenbetäubendem Lärm die Gleiszugänge blockierten. Währenddessen wurde vor dem Hauptbahnhof der Arnulf-Klett-Platz von weiteren DemonstrantInnen blockiert. Durch die Länge des Demonstrationszuges von ca. 1 km kam der Verkehr in der Innenstadt teilweise zum erliegen oder musste von der Polizei umgeleitet werden.
Charakter des Protestes
Die Bewegung gegen Stuttgart 21 besteht zu großen Teilen aus bürgerlichen Gruppierungen und Parteien wie den Grünen und vor allem aus vielen engagierten Privatpersonen. Ein Großteil der Bewegung führt legale und symbolische Aktionen durch, andere Teile, wie die Gruppen „Parkschützer“ und „Bei Abriss Aufstand“, organisieren seit Wochen Blockadetrainings, tragen kämpferische Aktionsformen in die Bewegung und bereiten sich darauf vor, den Nordflügel und den Park durch Blockaden zu schützen. In Veröffentlichungen und Reden wird des öfteren auf die Verbindungen zwischen Wirtschaft und politischen Entscheidungsträgern, die z.T. offene Korruption, Vetternwirtschaft und die arrogante Missachtung des Bevölkerungswillens hingewiesen. Auch innerhalb der verschiedenen Kräfte und Gruppen der Proteste gegen Stuttgart 21 gibt es verschiedene Ansichten zu der zukünftigen Ausrichtung der Proteste, ihren Aktionsformen sowie ihren Forderungen und Zielen.

Wie weiter?
Eine entscheidende Frage für die Zukunft wird sein, wie sich das Verhältnis von langsamer Radikalisierung der Protestformen und der absehbaren Resignation bei Misserfolg der friedlichen Demonstrationen und Blockaden entwickelt. Wird es bei einem Abriss genügend Menschen geben, die tatsächlich versuchen, einen Aufstand dagegen zu entwickeln? Momentan ist die Frage sehr wahrscheinlich mit Nein zu beantworten.Durch unsere Teilnahme an den Demonstrationen und Kundgebungen wollen wir eine antikapitalistische Perspektive in den Protest tragen und versuchen zu vermitteln, dass dieses Projekt nicht im luftleeren Raum stattfindet. Die undemokratische Vorgehensweise, die Klüngel und personellen Überschneidungen zwischen Wirtschaft und Politik, das für einen Großteil der Menschen unsinnige Verkehrskonzept europäischer Schnellverbindungen zu Lasten des öffentlichen Nahverkehrs – all dies ist keine Dummheit oder Ignoranz der Verantwortlichen. Sie versuchen das durchzusetzen, was ihre Freunde in den Aufsichtsräten der Firmen, die von Stuttgart 21 massiv profitieren, als Ergebnis sehen möchten und worauf sie sich in ihren Gewinnberechnungen schon fest verlassen – Profite durch Grundstücksverkäufe, Bauaufträge und den vielen weiteren Möglichkeiten, die dieses Projekt für Firmen und Konzerne bietet. Diese Interessen versuchen die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft gegen die Interessen der Mehrheit der Bevölkerung durchzusetzen und ernten dafür zurecht wütenden Protest.

Koordinierungstreffen
Um das weitere Vorgehen und Verhalten innerhalb der Proteste gegen Stuttgart 21 zu diskutieren und weitere Aktionen mit antikapitalistischem Charakter vorzubereiten, laden wir ein zu einem Koordinierungstreffen am

Mittwoch den 18. August 2010 um 20 Uhr ins
Subversiv - Soziales Zentrum Stuttgart
Burgstallstraße 54, 70199 Stuttgart

U-Bahn Linien U1 und U14 bis Haltestelle Bihlplatz, dann 50 m in Fahrtrichtung Vaihingen/Heslach, dann links in die Neugereutstraße, nach 20 m ist das Ziel erreicht. Wir freuen uns auf euer zahlreiches Erscheinen.

Bahnhof und Park erhalten – Kapitalismus abreißen
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Ergänzungen

Interessantes Thema

Stadtentwickler 12.08.2010 - 00:03
Gutachten rät zum Stopp von Stuttgart 21

Ein vom Umweltbundesamt in Auftrag gegebenes Gutachten empfiehlt offenbar, auf das umstrittene Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 zu verzichten. Unterdessen hat das Oberlandesgericht Stuttgart einen Eilantrag gegen die Abbrucharbeiten am Hauptbahnhof abgelehnt.

 http://www.swr.de/nachrichten/bw/-/id=1622/nid=1622/did=6758646/1snkx0o/index.html

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Organisierter Spießbürgerterror

egal 12.08.2010 - 16:50
Es ist wirklich interessant auf was leute ihre energie verschwenden.

Mal wieder....

Herr Müller 12.08.2010 - 21:13
Mal wieder weigern sich die StuttgarterInnen auch nur ein einziges Gesicht zu anonymisieren... warum denn bitte?
Ok... auch dieses mal ist nicht dramatisches passiert. Aber da es bei euch eine verdammte Regel zu sein scheint, kann selbst ich bald jeden einzelnen von Euch identifizieren. Ich verstehe es echt nicht. Und so langsam macht es mich nur noch wütend.

so einfach

jrk 12.08.2010 - 21:30
also leut erlich, ihr macht euch die welt auch einfach.
bahnhof erhalten kapitalismus abschaffen?
für was für eine art kapitalismus dieser bahnhof steht dazu kann mann hier nachlesen
 http://www.merian.de/reiseziele/artikel/a-642602.html
na ja den könnt ihr ja gerne erhalten aber ohne mich.
und was die architecketen der stuttgarter schule der stadt für nen dienst erwiesen haben, im 3 reich und danach? - da kann ja mal in der bücherei ein paar schriften zur stuttgarter
geschichte lesen.
und diese herliche vereinfachung dass es ein paar leuet einfach um ein paar gewinne geht,
mehr net, also dass bauunternehmer "interessiert keinen arsch" gewinne machen kann -spitze.

stuttgart hat sich bereits in den letzten jahren verändert, das projekt stuttgart21 ist nur
ein krönender abschluss dieser politik.

die innenstadt? punkerfrei, obdachlose sieht man kaum im öffenltichen bild, migrantinnen
werden von bullen gejagt.
die innstadtbezirke? überteuerter (frisch sanierter) wohnraum, veränderte bevölkerungsstruktur -
(oder warum bekommen die grünen gerade ins stgt-mitte so viel wählerstimmen, wohl weil da viele anwälte, künstler, selbständige ... nun wohnen.)
öffentlicher raum? - privatisiert, von bullen oder kameras bewacht.
besetzte häuser wagenburgen, autonomen zentren - alles geräumt.
gut fürs investitionsklima, gut um in der städtekonkurenz mithalten zu können,
gut um steuerkräftige bevölkerungsstrukturen halten und anziehen zu können.

trotzdem wohnen noch viele migrantinnen in der innenstadt (wo sollen sie auch sonst hin?)
trotzdem hängen noch viel obdachlose in der stadt versteckt herum (wo sollen sie auch sonst hin)
trotzdem hängen die, die sich die teuren preise der schicken (alternativen) clubs nicht
leisten können auf der strasse und in den parks herum (wo sollen sie auch sonst hin?)
und trotzdem besetzten punks häuser (was sollen sie sonst machen?)
trotz allen repressionen und erschwerten bedingungen gegen diese "randgruppen" gibt es sie und versuchen sie sich ihren platz in der stadt zu erkämpfen,
unorganisiert, unartikuliert, meist individuell,
und eigentlich wäre er die aufgabe der linken DIESEN widerstand zu unterstützen, damit er wieder organisiert ist, eine stimme hat ,
statt einen hässlichen nazibau zu verteidigen,
aber das ist kaum von leuten zu erwarten die ihren tollen alternativen clubs nachheulen wo
sie ihr Feierabendbier trinken können.
nun keine angst, für ein gutes Investitionsklima sind solche clubs unverzichtbar, also keine angst wenn die röhre geschlossen wird gibt es bald was neues oder geht halt ins
universum,
ach ja ein ein gewisser kontrollierter widerstand ist auch wichtig, also keine angst, die stadtt hat nicht umsonst auf ihr vorkaufsrecht für die böblinger straße verzichtet .)
 http://nusub-web.redio.de/upload/index.php?content=aktuelles
so long
viel spaß
und immer schön von revolution reden und kapitalismus meinen