[HRO] Unpolitisches Ostseestadion

afa hro 09.08.2010 10:57 Themen: Antifa Antirassismus Kultur Medien
Am gestrigen Sonntag attackierten rund 150 Hansafans und Ultras auf der Südtribüne des rostocker Ostseestadions die NPD-Kader Udo Pastörs und David Petereit, die mit einigen rechtsradikalen Schlägern in Mitten der aktiven Fanmasse des FC Hansa das Spiel Hansa Rostock gegen TuS Koblenz verfolgen wollten.
Ein Bericht und Kommentar.
Vorweg: Die Autorin geht selbst seit einigen Jahren zu Spielen des FC Hansa und hat die laufenden Debatten innerhalb der Fanszene objektiv mitverfolgt. Sie ist keiner Gruppe zugehörig. Die im Beitrag erwähnten Gruppen, Internetseiten und Blogs stehen in keinem Zusammenhang mit ihr. Mit dieser Vorwegnahme soll eine mögliche Reaktion von Teilen der rostocker Fanszene, aber auch von Nazikreisen entgegengewirkt werden, die Personen etwaig zur Rechenschaft ziehen könnten oder dies versuchen.

Am gestrigen Sonntag fand im rostocker Ostseestadion das Spiel zwischen den FC Hansa Rostock und der TuS Koblenz statt, welches mit 2:0 für die Heimmannschaft endete. Damit stehen die Hanseaten nach 4 Spieltagen und 3 Siegen auf Platz 4 der Tabelle, während sich die Koblenzer mit nur 5 Punkten auf Platz 10 einfinden. Die beiden Tore für den FCH erzielte Tobias Jänicke, der seines Zeichens heiß vom Verein RasenBall aka Red Bull Leipzig umworben wird.
Das Spiel besuchten 13000 Zuschauer, von den 50-60 aus der Rhein-Mosel-Stadt kamen.

Wenige Minuten vor Anpfiff der Partie herrschte dabei Aufregung auf der Südtribüne, dem Standort der Ultras und aktiven Hansafans im Ostseestadion, die heute wieder sehr gut gefüllt war. Es ereignete sich, dass die zwei NPD-Kader Udo Pastörs und David Petereit das Stadion betraten und mit sich etwa 20-25 rechtsradikale Schläger dabei hatten. Kurz nach durchqueren der Stadiontore wurden sie allerdings erstmals angegriffen.
Es kann davon ausgegangen werden, dass sich die Nazi-Funktionäre unter die aktiven Fans mischen wollten, um dort Fuß zu fassen und so Aktivisten zu rekrutieren. Nachdem sich die Neofaschisten dem Stadion weiter näherten, kam es zu weiteren Attacken und folgend zu regelrechten Jagdszenen, in deren Folge einige der Braunhemden blutend zu Boden gingen. Der NPD-Fraktionsvorsitzende im Mecklenburg-Vorpommerschen Landtag war dabei sehr biedermännisch im Anzug gekleidet ins Stadion gegangen und hielt sich bei den Auseinandersetzungen zurück. Ließ sich jedoch fortwährend bespucken. Seine Mitgebrachten Bodyguards hingegen kam stilecht mit Mundschutz und Lederhandschuhen ins Stadion, als ob sie eine derartige Reaktion geradezu vorbereitet hätten. Die Polizei hielt sich zunächst weitgehend zurück und konzentrierte sich anschließend darauf die Angegriffenen aus dem Stadion zu eskortieren.

Im wahrsten Sinne des Wortes handelt es sich bei der Reaktion der rostocker Fanszene um einen erfolgreichen Schlag gegen die NPD im Ostseestadion, der trotzdem nicht missverstanden werden darf. Wie auch die Gruppierung Suptras Rostock auf ihrer Seite selbst schreibt, war es ein Zeichen gegen jegliche Politik im Stadion. Gegen rechte, wie auch gegen linke. Die rostocker Fanszene gibt sich damit wiederholt vermeintlich unpolitisch und unterstreicht eindeutig, dass es weder Willen noch Muße gibt, dass sich auch präventiv gegen Politik jedweder Art positioniert wird und man politischen >AusfällenAusfällen< vorzubeugen und nicht fortlaufend nur darauf zu reagieren, wenn der Ruf erstmal schon ruiniert ist, wollen einige verantwortliche Führungspersonen dabei nicht zur Kenntnis nehmen.
Den Unwillen sich inhaltlich mit politischen Formen auseinandersetzen zu wollen, spiegelt auch der Umgang der führenden Gruppen mit dem neugegründeten Fanclub Unique Rebels wieder, der sich, bestehend aus links-alternativen Hansafans, etlicher Anfeindungen ausgesetzt sieht, damit ins Abseits gedrängt und regelrecht dazu gedrängt wird, dass Parallelstrukturen zu den bisher etablierten aufgebaut werden müssen. Kräfte die zum Fortschritt der Fanszene effektiver genutzt werden könnten.


Links zum Thema:
 http://www.endstation-rechts.de/index.php?option=com_k2&view=item&id=5194:rote-karte-f%C3%BCr-past%C3%B6rs-%E2%80%93-hansa-rostock-fans-jagen-npd-aus-dem-stadion&Itemid=759

 http://www.nordkurier.de/index.php?objekt=nk.homepage&id=701684

Gruppe Suptras Rostock
 http://suptras.de/

Gruppe Unique Rebels
 http://uniquerebels.blogsport.de/

Organisation Fanszene Rostock
 http://www.fanszene-rostock.de/

Blogs zu Thema
 http://fruttidimare.blogsport.de/
 http://ericcantona.blogsport.de/
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Ergänzungen

Babelsberg 03 vs. Hansa

. 09.08.2010 - 11:23
11.09. /// Babelsberg 03 vs Hansa Rostock /// im Potsdamer Karl-Liebknecht-Stadion.

Stellungnahme der Suptras

außenstehender 09.08.2010 - 18:56
Auch gestern ließ uns das Thema Politik beim Fußball nicht in Ruhe. Es nervt und schadet nur noch. Diese Sache ist schon oft thematisiert worden, da sie heutzutage einfach in sehr vielen Fußballszenen unseres Landes zum Alltag gehört und vielerorts einfach falsch mit umgegangen wird. Um unseren Standpunkt nocheinmal deutlich zu machen, gerade auch in Anbetracht des gestrigen Tages, möchten wir uns hierzu erneut kurz äußern:

Jede Politik, erst recht von extremistischer Art, hat bei Hansa Rostock nichts zu suchen!

Und nochmal an alle Erbsenzähler, Klugscheißer und politisch motivierten Spalter: damit sind links- und rechtsaußen gemeint! In Dinge, die aus unserer Sicht unsere Vereinspolitik und uns als Fußballszene betreffen , mischen auch wir uns ein.

Jeder Hansafan und Besucher unserer Tribünen kann und soll denken und meinen, was er will. Jeder Versuch, unseren Verein und seine Fanszene politisch zu beeinflussen oder komplett zu missbrauchen, ist allerdings zum Scheitern verurteilt! Jede Personengruppe, die entsprechendes versucht, hat die Konsequenzen zu tragen!

Dass es uns allen hiermit ernst ist, hat gestern eine Gruppe Rechtsextremisten der NPD zu spüren bekommen. Der Auftritt dieser Personen ohne jeglichen Bezug zu Hansa Rostock stellte schlicht und ergreifend eine dreiste und dumme Provokation dar und fand ein dementsprechend schnelles Ende.

Das entschlossene Handeln gegen diese Leute kann man überdies nicht zuletzt auch auf eine kürzlich begangene Dummheit derer zurückführen, denn kein tätlicher Angriff auf einen unserer Mitstreiter, egal aus welchem Grund, bleibt ohne Antwort.

Zum Schluss erneut der Appell an alle: Haltet die Politik aus dem Spiel – sowohl rechts, als auch links! Es ist offensichtlich, wozu alles andere führt. Ob es nun ein plumper Aufmarsch oder ein unterschwellig verpackter Manipulationsversuch ist - es ist und bleibt mit Hansa Rostock nicht zu vereinbaren!

SUPTRAS ROSTOCK

Woanders gelesen ...

Kent Brockman 09.08.2010 - 19:15
... [FC Hansa: Politisch unpolitisch im Stadion?] ->  http://ostfussball.com/fc-hansa-politisch-unpolitisch-im-stadion-447/ (09.08.2010)

Rechtsradikale Hansa Rostock Fans

Faschohater 09.08.2010 - 19:22
Rechte Hansa Rostock Anhänger (Nazis)überfallen linksgerichtetes Fußballturnier!!!

Der Überfall auf zwei Fan-Gruppierungen des FC St. Pauli am Sonnabend (MOPO am Sonntag berichtete) wirft weiter Fragen auf. Die Täter können bislang keinem Spektrum zugeordnet werden.

Gegen 15 Uhr hatten laut Polizeiangaben rund 70 Vermummte das Klubheim des SC Union 03 an der Waidmannstraße (Altona) gestürmt, wo sich die "Ultràs St. Pauli" und die "Skinheads St. Pauli" gerade auf ein Fußballspiel gegeneinander vorbereiteten. Nach einer kurzen Attacke mit Rauchbomben und Leuchtraketen war der Spuk schon wieder vorbei. Ein Banner wurde gestohlen. Verletzte gab es laut offiziellen Angaben keine.

Ein Angreifer stolperte auf der Flucht, wurde von den St. Paulianern seiner Kleidung bis auf die Unterhose sowie sämtlicher Papiere entledigt und mit dem Hinweis, bei Rückgabe des Banners bekomme er seine Sachen wieder, in die Freiheit entlassen. Die Polizei rückte mit sechs Peterwagen an. Die Angreifer konnten trotzdem entkommen, so dass es nicht mehr als eine Vermutung bleibt, es seien Fans von Erzrivale Hansa Rostock am Werk gewesen.

Ein ähnlicher Vorfall im Oktober 2009, als "Ultràs" im Karoviertel von Vermummten überfallen worden waren, konnte bis heute nicht aufgeklärt werden. Auch damals hatte man den Angriff zunächst Hansa-Hooligans zugeordnet.

Oh Mann!

Ostrocker 11.08.2010 - 09:46
@Faschohater: Auch wenn es nach wie vor einige Leute(sowohl hier als auch in diversen Nazi-Foren) nicht wahr haben wollen;die von beiden Fanszenen gepflegte Feindschaft zwischen Pauli-und Hansafans hat mitlerweile nix mehr mit Politik zu tun.Der Pastörs-Rausschmiß aus dem OstseeStadion hingegen schon eher! Mag nicht ganz ins Weltbild passen,ist aber so...

Der Charakter der Suptras

Recherche-Antifa 11.08.2010 - 12:04
 http://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2010/08/09/fans-drangen-npd-politiker-aus-dem-stadion_4188

Liebe Zeit,
es freut mich, dass sie auch mal über derartige Anti-Nazi-Aktionen in Rostock berichten. Allerdings muss explizit darauf hingewiesen werden, dass die Gruppierung extrem gewaltbereit ist und gegenüber anderen Fanclubs in Rostock und sogar den Verein FC Hansa Machtansprüche erhebt. So ist diese Gruppe dafür zu verantworten, dass es nicht nur diese gewalttätige Beseitigung von NPD-Funktionären gab, sondern auch für tätliche Angriffe auf den rostocker Sicherheitsdienst im Stadion, die Polizei (u.a. Stendal 2006) und militanten Aktionen während des Abstiegs, als Vereinsfunktionäre zur Rechenschaft gezogen werden sollten ( http://www.youtube.com/watch?v=q1bVw1scM04) . Innerhalb der Fanszene beansprucht die Gruppe Suptras Rostock einen uneingeschränkten Machtanspruch. Unliebsamen Fanclubs wird so auch unter Gewaltandrohung verboten Fahnen mitzubringen oder auch ihre Banner aufzuhängen. Darüber hinaus organisiert diese Gruppe verbotene Pyrotechnik-Aktion im Stadion, die in der Vergangenheit mehrfach Stadionbesucher und Spieler verletzten (Erinnert sei u.a. an die letzte Saison in Düsseldorf!).

Diese Gruppierung ist kriminiell, weshalb der FC Hansa Rostock schon einmal die Zusammenarbeit mit Suptras abgebrochen hat. Diese Bande gehört verboten!

Liebe Grüße

Nazis?

fussballfan 12.08.2010 - 14:51
Hey Faschohater,
du hast keine Ahnung von Fußball. Das war ganz normales Ultra-Gepose. Alle Ultragruppen klauen sich Schals und Fahnen untereinander und präsentieren sie dann bei einem Spiel. Das muß man nicht gut finden - aber dann geht es einem auch nichts an. Aber wenn man ein Banner von St.Pauli klaut ist man ein Nazi oder was? *kopfschüttel

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Ergänzung

ErgänzerIn 09.08.2010 - 16:30
Guter Artikel, tolle Aktion, nur ein Problem. Das kann niemand lesen.

Betrachte doch mal in Ruhe die letzten beiden "Sätze" und sag wo da Anfang und Ende ist und was sie aussagen sollen.

Satz 1:
"Die rostocker Fanszene gibt sich damit wiederholt vermeintlich unpolitisch und unterstreicht eindeutig, dass es weder Willen noch Muße gibt, dass sich auch präventiv gegen Politik jedweder Art positioniert wird und man politischen >AusfällenAusfällen< vorzubeugen und nicht fortlaufend nur darauf zu reagieren, wenn der Ruf erstmal schon ruiniert ist, wollen einige verantwortliche Führungspersonen dabei nicht zur Kenntnis nehmen."

Satz 2:
"Den Unwillen sich inhaltlich mit politischen Formen auseinandersetzen zu wollen, spiegelt auch der Umgang der führenden Gruppen mit dem neugegründeten Fanclub Unique Rebels wieder, der sich, bestehend aus links-alternativen Hansafans, etlicher Anfeindungen ausgesetzt sieht, damit ins Abseits gedrängt und regelrecht dazu gedrängt wird, dass Parallelstrukturen zu den bisher etablierten aufgebaut werden müssen. Kräfte die zum Fortschritt der Fanszene effektiver genutzt werden könnten."

Das ist ein reiner Wortsalat.

Sport und Politik?

Alfredo 12.08.2010 - 16:06
Ist es heutzutage nicht mal mehr möglich, dass Politiker (egal von welcher Partei)nicht mal mehr zum Fussball gehen können, ohne Gefahr zu laufen, im Härtefall ihr Leben zu verlieren?
Wieviel Fussballfans in Deutschland sind Angehörige einer Partei oder sympatisieren zumindest? Müssen die jetzt alle erschlagen werden, weil sie einem Fussballspiel beiwohnten oder wollten? Woher wollen einige "schlaue User" genau wissen, dass Pastörs indoktrinieren wollte? Oder hatte er bereits?

An diesem Geschehen sieht man mal wieder wer hier wen diskriminiert.

Nur für alle Fälle: "Nein, ich bin kein Nazis Wäre aber für eine begrenzte Zusammenarbeit linker und rechter Gruppierungen um das System in die Zange zunehmen. Einigkeit macht stark" :)