Niedersachsen: Hähnchenmastanlage im Bau abgebrannt

Symphatisant 04.08.2010 22:51 Themen: Biopolitik Ökologie
Wie verschiedene regionale Zeitungen berichteten ist eine im Bau befindliche 1600 Quadratmeter große Halle einer Hähnchenmastanlage im Dörfchen Sprötze bei Buchholz im Kreis Harburg in der Nordheide in der Nacht zum letzten Freitag vollständig ausgebrannt. Es entstand ein Sachschaden in Höhe von 500.000 Euro. Die Polizei teilte gegenüber den Medien auf Nachfrage mit, dass Brandbeschleuniger gefunden wurde, der wohl in Hohlräume des Daches gegossen wurde.
Somit steht die für 37.000 Tiere ausgelegte erste genehmigte Zulieferanlage für Europas größte Hähnchenmastanlage in Wietze im Kreis Celle vier Wochen vor ihrer Inbetriebnahme schon nicht mehr.
Um jene Hähnchenschlachtanlage betreiben zu können, müssen im Umkreis von 100 km etwa 400 Hähnchenmastanlagen neu errichtet werden. Dies wird von Politik und Lobby vor allem im Bereich der strukturschwachen Heide als Infrastruktur- und Arbeitsplatzbeschaffungsmaßnahme angepriesen.
Auf einer vom Landvolk, einer regionalen Unterorganisation des Deutschen Bauernverbandes im Norddeutschen Raum, am Brandort organisierten Solidaritätskundgebung am Sonntag wurde die Verdoppelung der ausgesetzten Belohnung zur Ergreifung der Täter_innen in Aussicht gestellt. Außerdem sprach die niedersächsische Agrarministerin Astrid Grotelüschen (CDU) vor den 300 versammelten Bauern und 200 weiteren Unterstützern. "Vor den Trümmern zu stehen, schnürt mir die Kehle zu. Mit dieser Brandstiftung ist eine Grenze überschritten worden." In einem in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung erschienen Interview sprach sie davon, dass es eine generelle Radikalisierung der Sprache unter Mastanlagengegnern gäbe und man sich nicht wundern müsse, wenn irgendwann eine Grenze überschritten würde. Schließlich sei den Polizeiberichten zu entnehmen, dass es Wochen zuvor Mahnwachen und Demonstrationen vor Ort gegen den Bau der Anlage gegeben habe. Sie halte jedoch weiterhin daran fest, die Massentierhaltung in Niedersachsen voran zu treiben. Einen Zusammenhang mit dem Putenmastbetrieb ihrer Familie sehe sie jedoch nicht. Vielmehr müsse der Bedarf an Fleisch auf dem Markt mit dem hohen Qualitätsniveau und den optimalen Rahmenbedingungen für Tier- und Verbraucherschutz in Niedersachsen gedeckt werden. Zu diesen "optimalen Rahmenbedingungen" dürfte auch die Ansiedlung eines Tierveruschslabors des Pharmakonzerns Boehringer Ingelheims in direkter Nachbarschaft der Tierärztlichen Hochschule Hannover zählen. Dort sollen zukünftig Tierimpfstoffe zur Optimierung der Massentierhaltung entwickelt werden. Auch hiergegen regte sich Widerstand, zur Zeit stehen 5 angebliche Besetzer_innen des Bauplatzes wegen "Hausfriedensbruchs" am Amtsgericht Hannover vor Gericht.

Die niedersächsische Agrarministerin steht mit ihrer Meinung jedoch nicht allein dar, denn auch die Bundesagrarministerin Ilse Aigner steht für den Ausbau der industriellen Landwirtschaft ein und forderte jüngst auf dem zweiten Außenwirtschaftstag den weiteren Ausbau der Agrarexporte.
Leidtragende einer solchen Politik sind neben den qualvoll gehaltenen und getöteten Tieren auch die Menschen des Trikonts. Mit Schützenhilfe von IWF, Weltbank und WTO wird die dortige kleinbäuerliche Landwirtschaft mit Hilfe europäischer Überproduktion mit Schleuderpreisen unterboten und damit zerstört. Stattdessen werden dort mit dem Geld der Industrienationen riesige Monokulturen angelegt, die den Futtermittel- oder Biotreibstoffbedarf eben jener Industrienationen abdecken sollen. Da Monokulturen jedoch den Boden viel stärker auslaugen als die althergebrachte kleinbäuerliche Selbstversorgungswirtschaft muss ständig neuer Boden erschlossen werden. Wenn hierzu Menschen vertrieben und uralte Regenwälder abgeholzt werden müssen dient das nur der Vergrößerung der Abhängigkeit der dort lebenden Menschen von den Lebensmittelexporten aus den Industrieländern.
Desshalb gründet sich der konkrete Widerstand innerhalb dieser Industrieländer gegen die Industrielle Landwirtschaft und ihre Tierhaltung explizit nicht nur auf das immense Leid, dass den zur Ware degradierten Tieren innerhalb der Anlagen angetan wird. Sondern auch auf die beschriebenen sozialen und ökologischen Folgen jener Landwirtschaft sind genauso gute Gründe dafür, dass mensch aktiv wird.

Zum Abschluss:
Lasst die Polizei im Dunkeln fischen!
Keine Spekulationen darüber wer, wie, was, wo getan oder nicht getan haben könnte, mit niemanden!
Keine Zusammenarbeit mit den Repressionsorganen, Anna und Arthur halten ihr Maul!

Quellen:



Links:
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Feuer und Flamme

Veganarchist 05.08.2010 - 07:39
Na, das ist doch mal eine gute Nachricht.
Zitat der niedersächsischen Agrarministerin Astrid Grotelüschen (CDU):
"Vor den Trümmern zu stehen, schnürt mir die Kehle zu"
Dann wollen wir doch mal hoffen das das stimmt und sie dran erstickt.

frage

euer fan 05.08.2010 - 08:43
stimmt es dass die Bauern in der Region ein Kopfgeld/Belohnung zur Ergreifung der TäterInnen ausgesetzt haben?

dpa und BILD berichten:

Ingo 05.08.2010 - 10:21
Niedersachsen Agrarministerin Astrid Grotelüschen (CDU) hat einen Brandanschlag auf eine Hähnchenmastanlage in Sprötze bei Buchholz (Kreis Harburg) scharf verurteilt. Auf einer Solidaritätsveranstaltung am Brandort sagte die Ministerin der Nachrichtenagentur dpa: «Vor den Trümmern zu stehen schnürt mir die Kehle zu. Mit dieser Brandstiftung ist eine Grenze überschritten worden.» Die Flammen hatte in der Nacht zu Freitag die Mastanlage komplett zerstört. Dabei war ein Schaden in Höhe von 500 000 Euro entstanden. Tiere waren zum Zeitpunkt des Feuers nicht in der Mastanlage, die erst in etwa vier Wochen in Betrieb gehen sollte.

han-online berichtet:

Wurfstern 05.08.2010 - 11:20
Der Brandanschlag auf die Hähnchenmastanlage des Landwirts Gerhard Eickhoff in Sprötze hat die Diskussion über Massentierhaltung neu entfacht. Tierschutz- und Umweltverbände im Landkreis verurteilten die Brandstiftung, kämpfen aber weiter gegen industrielle Mastbetriebe.

Wie berichtet, hatten Unbekannte am Freitagmorgen den umstrittenen, noch im Bau befindlichen Geflügelmaststall angezündet. Zuvor hatten wochenlang Aktivisten gegen den Bau protestiert und die Lebensbedingungen der Tiere kritisiert. Familie Eickhoff ist trotz der Strapazen der vergangenen Tage auch weiterhin bereit, sich dieser Diskussion zu stellen. "Wir möchten damit offen umgehen. Wäre der Stall fertig geworden, hätten Interessierte ihn sich gern ansehen können", sagen Eickhoff und seine Frau Angela.

Der Kritik der Tierschützer an der Bodenhaltung von 36 000 Masthähnchen begegnen die Eickhoffs mit Verständnis: "Natürlich sind das riesige Zahlen, das kann sich der Verbraucher erst mal gar nicht vorstellen." Trotzdem sei die Nachfrage nach günstigem Hähnchenfleisch sehr groß, und ein einzelnes Tier liefere nur wenig Fleisch - da kämen schnell große Zahlen an Tieren zusammen, die gemästet und geschlachtet werden müssten. Da sei es doch besser, wenn der Verbraucher wisse, wo und wie die Tiere aufgezogen würden. Denn schon jetzt werde viel Fleisch aus dem europäischen Ausland importiert, wo die Haltungsverordnung für Jungmastgeflügel der Europäischen Kommission nicht so streng durchgesetzt werde wie in Deutschland.

Diese regelt den Aufbau der Anlagen, die Besatzdichte und welche Alarmsysteme installiert sein müssen, zum Beispiel falls die Lüftung ausfällt. 39 Kilogramm, also ungefähr 20 Tiere, dürfen laut Verordnung auf einem Quadratmeter gehalten werden. Wolle man Biogefügelfleisch produzieren, könne man höchstens 500 Tiere frei lebend halten, so Eickhoff. Dementsprechend hoch seien die Preise für den Verbraucher - und das könnten und wollten die meisten nicht bezahlen.

"Bei uns bekämen die Tiere selbst angebautes Futter, wir kaufen nichts dazu. Und der neue Schlachthof in Wietze ermöglicht kurze Transportwege", argumentiert der 23-jährige Malte Eickhoff. Der angehende Landwirtschaftsmeister will in den Betrieb seines Vaters einsteigen, seine Zukunft sollte mit der Mastanlage gesichert werden. "Wir haben ein Interesse daran, dass die Tiere gesund sind und dass mit ihnen gut umgegangen wird. Natürlich gibt es schwarze Schafe, aber man kann nicht alle über einen Kamm scheren", sagt sein Vater. Ob er die Anlage neu aufbauen wird, kann er noch nicht sagen. "Aber man darf den Kopf nicht in den Sand stecken. Das wollten die Brandstifter ja erreichen."

Artikel:  http://www.han-online.de/Harburg-Land/article53596/Wir-haben-ein-Interesse-daran-dass-die-Tiere-gesund-sind.html

40.000 Hähnchen verendeten durch Hitze

http://www.epochtimes.de 05.08.2010 - 11:25
Knapp 40.000 Masthähnchen sind vor zweieinhalb Wochen im niedersächsischen Kreis Uelzen ein qualvollen Hitzetod gestorben. Nach Angaben des Kreises fiel am 10. Juli bei Außentemperaturen von 37 Grad in einer Hähnchenmastanlage in der Gemeinde Gerdau die Belüftungsanlage aus. Durch die Hitze seien die fast 40.000 Hähnchen in dem Stall binnen zwei Stunden verendet, sagte Kreis-Sprecher Martin Theine am Mittwoch in Uelzen und bestätigte einen Bericht der Uelzener „Allgemeinen Zeitung“.

Der Betreiber der Mastanlage habe nach den Feststellungen des Veterinäramtes den Stall am späten Nachmittag des 10. Juli noch einmal kontrolliert, sagte der Sprecher weiter. Bei einer weiteren Kontrolle um 19.00 Uhr seien die Hähnchen bereits tot gewesen. Ein Mobilfunkalarm, der den Betreiber via Handy über den Ausfall der Belüftung hätte informieren müssen, habe nicht funktioniert. Ein technisches Gutachtens, das der Landwirt selbst in Auftrag gegeben habe, solle die Ursache des Ausfalls von Belüftung und Alarmsystem klären.

Frontal21 - Billige Hähnchen

muss 05.08.2010 - 12:14
am 27.07. kam ein interessanter kurzer Bericht aufm ZDF in 'Frontal21' über die Mastanlagen und den Hintergründen:

 http://frontal21.zdf.de/ZDFde/inhalt/7/0,1872,8093415,00.html

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 15 Kommentare an

Yeeeehaaa! — ----

Bravo! — dein name

Toll — Icke

@ Icke — Holunda

Super! — Superman

@ Toll — Mattes

go — VEGAN

ein bisschen empathie für die bauern bitte — nachdenken, veganers!!

volle solidarität — mit der alf

armer — bauer

Wem nützt es? — doubtit

forza — antispe