Atomfilz beim Endlager Gorleben

Wolfgang Ehmke 04.08.2010 22:42 Themen: Atom Blogwire Ökologie
BI Umweltschutz: "Röttgen will Gorleben durchboxen"

Mit großer Empörung reagiert die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-
Dannenberg (BI) auf die Entscheidung der Gesellschaft für Anlagen- und
Reaktorsicherheit (GRS), Dr. Bruno Thomauske an einer
"Eignungsprognose" für das geplante Endlager Gorleben mitwirken zu
lassen. Finanziert wird diese "Eignungsprognose" nämlich vom
Bundesumweltministerium.
"Der Filz erreicht unter Bundesumweltminister Norbert Röttgen eine neue Qualität", kommentiert BI-Sprecher Wolfgang Ehmke die Personalentscheidung. Thomauske wechselte vom Bundesamt für Strahlenschutz (BFS) zum Atomstromkonzern Vattenfall. Dort war er Geschäftsführer der Atomsparte im Vattenfall-Konzern, als in dessen Reaktor Krümmel bei Hamburg ein Trafobrand ausbrach und einen gefährlichen Zwischenfall verursachte. Nach massiven Vorwürfen wurde er von seiner Funktion entbunden. Zur Zeit hat er einen Lehrstuhl an der Technischen Hochschule Aachen, der vom Energiekonzern RWE gefördert wird.

Unter Minister Norbert Röttgen (CDU) leitet zudem Gerald Hennenhöfer die Abteilung für Reaktorsicherheit. Hennenhöfer war früher für den
Stromkonzern Viag tätig, einen Vorgänger von Eon, und setzt sich jetzt nicht nur für die Weiterführung der Arbeiten in Gorleben, sondern auch für eine Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke ein.

Bruno Thomauske forderte beispielsweise bei der Inbetriebnahme des neuen Atommüllzwischenlagers am AKW Brunsbüttel, die Erkundungen im Gorlebener Salzstock sollten wieder zügig fortgesetzt und das Genehmigungsverfahren zum Abschluss gebracht werden , erinnert die BI:

"Thomauske ist nicht nur voreingenommen, er ist ein Atom-Lobbyist. Floskeln wie Transparenz, Ergebnisoffenheit und Bürgerbeteiligung werden durch derartige Personalentscheidungen und den Antrag, im Salzstock Gorleben alternativlos ab 1. Oktober die Bauarbeiten wieder aufnehmen zu lassen, konterkariert. Unsere Einschätzung, wie wir die Einbindung von Atom- und Gorleben-Befürwortern bewerten, schwankt zwischen scham- und skrupellos", sagte Ehmke. Röttgen, so werde klar, wolle auf jeden Fall Gorleben durchboxen. "Von Unvoreingenommenheit und Neutralität keine Spur."

Hintergrund:
Bruno Thomauskes Karriere begann 1983 beim Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). Dort war er zunächst im Bereich des Strahlenschutzes auf dem Gebiet der Endlagerung radioaktiver Abfälle tätig. 1988 wurde er beim BfS Leiter des Projekts Gorleben. Von 1991 bis 1997 leitete er die Abteilung Projektmanagement für Endlagerprojekte und ab 1999 die Abteilung Endlagerprojekte/Betrieb. Nachdem Bruno Thomauske beim BfS sieben neue dezentrale Atommüllzwischenlager an AKW-Standorten genehmigte, wechselte er im Jahr 2003 zum Atomstromkonzern Vattenfall.

Wolfgang Ehmke 0170 510 56 06

Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow - Dannenberg e.V.
Rosenstr. 20 29439 Lüchow

Büro: Tel: 05841-4684 Fax: -3197
 buero@bi-luechow-dannenberg.de
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Protest gegen Reststrom für Biblis

Welt.de 05.08.2010 - 10:57
Opposition sieht "Profitscheffelei" mit "Schrottreaktoren" auf Kosten der Sicherheit

Die längere Laufzeit für den Kernreaktor Biblis B stößt bei der Opposition im hessischen Landtag auf scharfe Kritik. Die Übertragung von Reststrommengen auf Biblis B sei eine falsche Weichenstellung, sagte der SPD-Abgeordnete Norbert Schmitt gestern in Wiesbaden. "Es geht ja in Wahrheit nicht um Reststrommengen, sondern um die Vorbereitung einer langjährigen Laufzeitverlängerung", warf Schmitt dem Betreiber RWE Power AG vor.

Der Energiekonzern hatte am Dienstag mitgeteilt, er werde die Produktion von 8100 Gigawattstunden Strom vom stillgelegten Atomkraftwerk Mülheim-Kärlich (KMK) auf Biblis B übertragen. Der zweite Reaktor des Kernkraftwerks in Südhessen hätte sonst Anfang 2011 stillgelegt werden müssen.

Unter Sicherheitsaspekten sei die längere Laufzeit unverantwortlich, monierte die rheinland-pfälzische Umweltministerin Margit Conrad (SPD) in Mainz. Der letzte Störfall in Biblis B liege noch nicht einmal eine Woche zurück, sagte der hessische Grünen-Fraktionschef Tarek Al-Wazir. "Wir finden es unerträglich, wie RWE die Abschaltung seiner Schrottreaktoren in Biblis immer weiter hinauszögert - auf Kosten der Sicherheit unserer Bürger."

In dem Block, der seit 1976 läuft und zu den ältesten in Deutschland zählt, war vergangenen Freitag kurzzeitig die Stromversorgung für Teile des Notfallsystems ausgefallen. Der noch ältere Reaktorblock Biblis A liefert seit 1974 Strom. Das Ende von deutschen Atomkraftwerken berechnet sich nach produzierter Strommenge, nicht nach dem Alter. Im Atomkonsens war festgelegt worden, dass insgesamt 21 450 Gigawattstunden aus Mülheim-Kärlich auf Biblis B übertragen werden dürfen. Davon sind noch 13 350 Gigawattstunden übrig. Für die regierende CDU sagte der Abgeordnete Axel Wintermeyer, die Übertragung entspreche dem Gesetz. "Wenn sich die Opposition hier lautstark über Regeln beschwert, die der ehemalige Bundesumweltminister Trittin unter rot-grüner Führung genau so gestaltet hat, dann ist das unehrlich und eine reine Showveranstaltung", sagte Wintermeyer.

Die Linkspartei forderte die Stilllegung aller Kernkraftwerke, wie es im Atomkonsens vereinbart sei. "Biblis und andere Atomkraftwerke dienen rein dem Export und der Profitscheffelei", sagte die Abgeordnete Marjana Schott. Die CDU/FDP-Bundesregierung erwägt, den Atomkraftwerken längere Laufzeiten zuzugestehen, hat aber noch keine genauen Regeln festgelegt.
Anzeige

Biblis A hätte eigentlich Ende 2009 abgeschaltet werden sollen, der Block lag aber lange wegen Wartungsarbeiten still. Außerdem hat RWE von dem stillgelegten Atomkraftwerk Stade, das dem Konkurrenten Eon gehört, Reststrommengen für Biblis A zugekauft. Mit den nun übertragenen Reststrommengen könne auch Biblis B fast ein Jahr länger bis Anfang 2012 laufen, so RWE. Mit diesem Schritt will RWE den Reaktor am Netz halten, bis die Politik längere Laufzeiten beschließt, vermuten Atom-Gegner.

auch bei schacht konrad

nicht erforderlich 05.08.2010 - 20:36
auch beim erörterungstermin zur genehmigung des schacht konrad war bruno thomauske aus wolfenbüttel für das bfs als verhandlungsleiter verantwortlich und hat das genehmigungsverfahren mit viel eigeninititive gegen den willen der bevölkerung durchgeboxt.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 3 Kommentare an

Foto von Bruno Thomauske — Peter Lustig