(Berlin) Werkstattprojekt Linienhof räumungsbedroht

Linienhof bleibt 01.08.2010 22:22 Themen: Freiräume Repression
Ab dem 3.8.2010: Räumung des Linienhofes (Berlin-Mitte) verhindern!!
Der Linienhof (offene Werkstätten) ist einer der letzten „Freiräume“ in Berlin-Mitte!
Am 22.07.2010 erreichte die Nutzer_innen eine Räumungsankündigung. Am 03.08. um 8h will einer der Bauherren (Greffrath) das Gelände mit einer Baufirma betreten und am 05.08. mit den „Erdarbeiten“ beginnen.
Bis dahin solle der Hof leer geräumt sein. Dafür gibt es aber noch nicht einmal einen richterlichen Beschluss.

WAS IST DER LINIENHOF ?
Seit fast 20 Jahren existiert das selbstverwaltete Kulturprojekt „Linienhof“ in der „Kleinen Rosenthaler Straße“ in Berlin Mitte. Das Gelände bietet Ateliers und Werkstätten Platz und ist ein offener Raum für kreative Projekte aller Art. Durch den Verein „Kathedrale e.V.“, welcher das Grundstück seit Jahren nutzt, ist es z.B. möglich, eine gut ausgestattete „Selbstschrauber-Werkstatt“, eine Schmiede und eine Puppentheaterwerkstatt zu betreiben. Die Werkstatt steht nach Absprache mit dem Verein allen interessierten Menschen zur Verfügung. In den letzten Jahren fanden hier verschiedene Kunstausstellungen, Veranstaltungen, Workshops etc. statt.
Ein wichtiger und seltener Freiraum im Stadtteil Berlin-Mitte.

Doch auch dieses selbstverwaltete Projekt soll nun privaten Interessen weichen. Trotz Nutzungsvereinbarung und kulturellem Wert sollen die Gebäude abgerissen werden und einem weiteren Neubau Platz machen. Ein weiterer Schritt in der Umstrukturierung des Stadtteils.

WER STECKT DAHINTER ?
Dies wird nicht wie zu erwarten von profitorientierten Immobiliengesellschaften ausgeführt, sondern von Personen des öffentlichen kulturellen Lebens und linker Politik.
Die Bauherrengemeinschaft, die das Gelände vor drei Jahren erwarb, setzt sich aus Menschen zusammen, von denen man wohl einen sensibleren Umgang mit freien Kulturräumen erwartet hätte. Hortensia Völkers, eine der neuen EigentümerInnen, ist künstlerische Direktorin der Kulturstiftung des Bundes. Zusammen mit dem freien Journalisten und Globalisierungskritiker Mathias Greffrath (Oranienstrasse 173) und der „alternativen“ Architektin Anne Lampen, soll ein sogenanntes Mehrgenerationenwohnhaus (wofür es EU-Gelder gibt) für private Zwecke errichtet werden.
Diese Baugemeinschaft wusste von Anfang an, um was für ein Gelände bzw. Projekt es sich handelt und will dieses nun zerstören. Und dass dieses private Bauprojekt einen der letzten Freiräume in Berlin-Mitte vernichten wird, scheint den kulturverbundenen und politischen Menschen der Bauherrengemeinschaft egal.

LINIENHOF BLEIBT !
Zu der von Herrn Greffrath angekündigten „Begehung“ am 3.8.2010 um 8h, sowie an den darauf folgenden Tagen, laden die Nutzer_innen und Freund_innen zum Frühstück und Unterstützung in den Linienhof ein (Kleine Rosenthalerstraße 9/10, Berlin Mitte).

Weitere Aktionen zum Erhalt der offenen Werkstätten des Linienhofes sind zusammen mit anderen selbstverwalteten Projekten aus Berlin geplant.
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Ergänzungen

Baugruppen - Gewinner im Neoliberalismus

Karla Pappel 02.08.2010 - 11:02
Liebe Leute;
wir kennen das Problem. Die Baugruppen stellen sich als alternativ dar. Sie sind es nicht. Wir schlagen uns in Alt-Treptow mit mittlerweile 7 Baugruppen rum. Das heißt cirka 200 Eigentumswohnungen. Bei gleichzeitig steigenden Mieten und einer "Prenzlauerbergisierung" des Kiezes. In dem Senat werden diese Baugruppen sogar als "sozialer Wohnungbau" deklariert. Dabei wird keinerlei Rücksicht auf sozial schwache Gruppen oder Anwohner_innen genommen, die Freiflächen, Brachen oder Grün erhalten wollen. Oder den Verdrängungsprozess in den Kiezen stoppen wollen, der mit dem Hineindrängen zahlungskräftiger Schichten angeheizt wird..
Der Riss geht auch innerhalb der "Linken" entlang und ist nur über eine Klassenfrage besser verstehbar. Nur wer Geld hat ist dabei auf den Run ins Eigenheim.
Wer vor ungefähr zehn Jahren noch in der Yorck 59 wohnte zum Beispiel kauft sich heute in die Baugruppen für 2000 bis 4000 €uro den Quadratmeter ein (wir wissen von konkreten Personen).
Oder die Gruppe f.e.l.s die das Bauherrenmodell sogar politisch verteidigte weil sich einige / ehemalige Grupenmitglieder in einer Baugruppe eingekauft haben.
Erbschaften, lukrative Jobs im und die gut vernetzte akademische Mittelschicht sind der Hintergund auf denen ehemaligen Linken möglich ist Eigenheim zu kaufen - jenseits gesellschftlicher sozialer Lösungen - die mal angestrebt waren.
Wir werden nicht umhin kommen über soziale Hintergründe zu reden und auch die neue Mittelschicht als GewinnerInnen im Neoliberlismus politisch anzugreifen - auch wenn sie mal links waren oder dieses heute noch für sich reklamieren wollen.

Das Private muss wieder politisch diskutiert werden. Die Ausgegrenzten und Überflüssigen dieser Stadt müssen sich organisieren.

Wenn wir Euch unterstützen können laßt es uns bitte wissen.

karlapappel.wordpress.com

Weitere Auseinandersetzungen zu diesem Thema:

 http://mietenstopp.blogsport.de/images/offenerBriefanFels.pdf
 http://mietenstopp.blogsport.de/images/AntowrtFelsImmer_diese_Widersprueche.pdf
 http://mietenstopp.blogsport.de/images/ImmerdieseLinkenBaugruppenFelSundKarLoh.pdf

Presse zum Linienhof

klaus 02.08.2010 - 13:18
Presseartikel zur Auseinandersetzung um den Linienhof:
 http://www.neues-deutschland.de/artikel/176465.aus-fuer-den-linienhof.html

Mathias Greffrats Argumentation ist absurd

... 02.08.2010 - 14:22
Aus dem ND-Artikel:
"Leinweber ist sauer. »Hier werden die letzten Freiräume in Mitte von Menschen zerstört, die sich eigentlich für deren Erhalt einsetzen müssten«. Mathias Greffrath weist diese Vorwürfe gegenüber ND zurück. Es habe immer wieder Kontakte mit den Nutzern des Hofes gegeben und man habe ihnen auch Umzugshilfen angeboten"
Was ist denn das für eine absurde Argumentation? Zerstörung der letzten unkommerziellen Freiräume Berlins ist dann gut, wenn man den Geräumten ein paar Umzugskartons schenkt bevor man sie aus der Stadt jagt? Hoffen wir, dass dieses Arschloch nicht so einfach durchkommt.

wer ist greffrath?

Michel de Montaigne 02.08.2010 - 18:28
Mathias Greffrath (* 1945) ist ein deutscher Schriftsteller und Journalist.

Greffrath studierte Soziologie, Geschichte und Psychologie an der FU Berlin. Nach dem Studium wurde er Lehrbeauftragter der FU Berlin und arbeitete als freier Journalist für die ARD und im Feuilleton der Wochenzeitung Die Zeit.

Von 1991 bis 1994 leitete er als Chefredakteur die Zeitschrift Wochenpost in Berlin. Als freier Journalist schreibt er seit 1995 für die Zeit, die Süddeutsche Zeitung, die deutsche Ausgabe von le monde diplomatique, die tageszeitung, die Zeitschriften GEO und Theater heute, vor allem über die „Zukunft der Arbeit“ und die Auswirkungen der Globalisierung auf Kultur und Gesellschaft. Für die Kolumne Das Schlagloch in der taz schrieb er früher regelmäßig Essays. Des Weiteren ist er Mitglied im wissenschaftlichen Beirat von Attac.[1]

Greffrath erhielt 1988 den Jean-Améry-Preis für Essayistik.

Quelle:  http://de.wikipedia.org/wiki/Mathias_Greffrath

Er hat 2 Bücher über Michel de Montaigne, dem "Erfinder" der Essays geschrieben. Zitat über Montaigne aus Wikipedia: "In letzterer Hinsicht betonte er den Wert konkreter Erfahrung und unabhängigen Urteilens als Ziele der Bildung junger Menschen." Bin mal gespannt über die konkreten Erfahrungen mit Greffrath :-) Aber auch über die Erfahrungen, die Greffrath demnächst machen wird...

Quelle:  http://de.wikipedia.org/wiki/Michel_de_Montaigne

Wissenschaftlicher Beirat bei Attac ist er auch

 http://www.attac-netzwerk.de/das-netzwerk/wissenschaftlicher-beirat/mitglieder

und?

benutzer des platzes 04.08.2010 - 12:17
hallo, bin gerade nicht in berlin, deshalb kann ich mich leider nicht am protest gegen die räumung beteiligen. komme aber morgen wieder. würde mich trotzdem mal interessieren was gestern nun passiert ist.
ist der bagger schon da? oder haben die grundbesitzer erstmal aufgegeben und versuchen es mit legalen mitteln, also gerichtsverhandlung?
vielleicht könnte jemand die geschehenisse von zeit zu zeit aktualisieren. sind bestimmt auch noch andere daran interessiert.

M.Greffrath riet in der taz zum Arbeitsdienst

flopserver 04.08.2010 - 16:38
Ob er sich nun sagt:
"Ja hätte sich meine Anregung zu einem BRD-Reichsabeitsdienst (siehe:
 http://taz.de/1/debatte/kommentar/artikel/1/staatsbuerger-ohne-uniform/ )
durchgesetzt, hätte das den Leuten schon frühzeitig die Flausen aus dem Kopf getrieben." ?

"Großes Fressen" aus Protest gegen Räumung

Ingo 06.08.2010 - 17:10
ddp berichtet:

Mit einem "großen Fressen" will die Gruppe Tacheles gegen die drohende Zwangsräumung des gleichnamigen Kunsthauses in Mitte demonstrieren.

Auf der Freifläche hinter dem Tacheles-Gebäude an der Oranienburger Straße soll am Samstag ein "großes Fressen" aus Protest gegen die drohende Zwangsräumung veranstaltet werden. Am Abend soll dort eine große Tafel aufgestellt werden, jeder sei eingeladen, sich an der Aktion zu beteiligen, sagte eine Sprecherin. Auch könne jeder etwas zu Essen mitbringen. Die Veranstaltung beginnt um 18.00 Uhr.

"Wir wollen mit der bewussten politischen Aktion auf die Situation des Tacheles aufmerksam machen und mit den Leuten darüber ins Gespräch kommen", führte die Sprecherin an. Auch solle der Film "Das große Fressen" von Marco Ferreri aus dem Jahr 1973 gezeigt werden. Auch dieser kritisiere "bourgeoise Verhältnisse" wie jene, durch die das Kunsthaus akut von der Räumung bedroht sei.


Die mehrheitlich den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein gehörende HSH Nordbank möchte das Tacheles versteigern. Eine Tochtergesellschaft der Fundus-Gruppe hatte das Gelände von der Treuhandgesellschaft gekauft und wollte rund um das denkmalgeschützte Gebäude Wohn- und Geschäftshäuser bauen. Die Bank macht gegenüber der Gesellschaft Forderungen in Höhe von über 70 Millionen Euro geltend. Alle Räumungsversuche sind bisher jedoch gescheitert.

Das weit über die Grenzen Berlins hinaus bekannte Kunsthaus zieht jährlich über 300 000 Besucher an. Es beherbergt Ateliers, ein Kino sowie Lokale. Die Kaufhausruine unweit des Bahnhofs Friedrichstraße war 1990 von einer Künstlerinitiative besetzt worden. Später wurden Mietverträge abgeschlossen, die mittlerweile aber ausgelaufen sind.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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