[RUS] AnarchistInnen attackieren Verwaltung

Thadeus Schmal 30.07.2010 13:32 Themen: Antifa Weltweit Ökologie
Übersetzung von  http://avtonom.org/en/node/12853

Mittwoch, 28.07.2010

Nach Aussagen von Anwohnern hat gegen 20 Uhr eine Gruppe Jugendlicher, etwa 400 bis 500 Menschen, die Stadtverwaltung der nahe Moskau gelegenen Stadt Chimki angegriffen. Sie riefen Sprechchöre wie „Verteidigt den russischen Wald!“, „Strelchenko, Hände weg vom Wald!“ (Bürgermeister Strelchenko hatte eine Erlaubnis zum Bau einer Holztransportstrecke gegeben) usw. In einem Protestzug zog die Gruppe vom örtlichen Bahnhof Richtung Stadtverwaltung und trug dabei ein Transparent mit der Aufschrift „Schützt unsere Wälder vor den Nazi-Besatzern!“ vor sich her. Augenzeugen zufolge warfen die jungen Menschen Steine und Rauchbomben auf das Verwaltungsgebäude.
Daraufhin wurde der größte Teil des Gebäudes entglast, Verletzungen gab es nicht. Der Angriff („feast kamnemetaniya“) dauerte wenige Minuten und kurz darauf war es der Gruppe möglich sich zu zerstreuen. Die Polizei konnte niemanden festnehmen. Die Bewohner des Ortes hatten kaum Interesse, der Polizei zu helfen, vielmehr drückten sie ihre Unterstützung aus für die radikale Art, die Wälder von Chimki zu schützen. Das ist nicht überraschend, da die Entscheidung zur Abholzung (sowie auch der Bürgermeister) extrem unbeliebt unter den BürgerInnen ist.

Bereits seit einer Woche dauert die verfahrene Situation zwischen örtlichen BewohnerInnen und UmweltaktivistInnen auf der einen Seite und Bauunternehmen und Behörden auf der anderen Seite an. Letztere streben den sofortigen Baubeginn an, um die vorgesehene Verbindungsroute zum Flughafen Moskau-Scheremetjewo zu platzieren. Am 26. Juli kam es zu einem tumultartigen Aufruhr und am 28. Juli haben die Stadtverwaltung und das Bauunternehmen eine öffentliche Anhörung, die den BewohnerInnen die gesetzliche Grundlage und die Attraktivität der Abholzung erklären sollte, mit ungenügender Begründung abgesagt.

Wie beschrieben veranlasste die fehlende Bereitschaft zum Dialog der Behörden und des Bauunternehmens eine Verlagerung des Widerstandes auf eine radikalere Protestart. Es sollte auch erwähnt werden, dass die DemonstrantInnen Sprüche riefen, die Strelchenko vorwarfen, ein Attentat auf den oppositionellen Journalisten Michael Beketov im November 2008 in Auftrag gegeben zu haben.

Beketov wurde schwer verletzt und ist immer noch der Fähigkeit zu Sprechen und sich zu bewegen beraubt. Die Anschuldigungen, Strelchenko hätte mit dem Anschlag auf Beketov zu tun, die aktiv das Büro des Bürgermeisters kritisierte, ist weit verbreitet unter den StadtbewohnerInnen, wurde bislang jedoch nicht nachgewiesen.

Ebenso am 28. Juli gegen 17 Uhr versammelten sich annährend 200 Anwälte im Wald von Chimki im „DK „Homeland““, wohin sie die örtlichen Behörden zu einer öffentlichen Anhörung einluden, die von „Heat“ organisiert wurde [„Heat“ ist wohl die Firma, die mit dem Abholzen beauftragt ist; Ausgangstext hier sehr unklar: „Also today, at 17.00, nearly 200 advocates gathered at the Khimki woods DK "Homeland", where they invited the local administration to the public hearing, organized by "Heat", cut down the forest.“, Anm. d. Übers.].

Es war aber bereits eine Anzeige platziert, die die BewohnerInnen darauf hinwies, dass die Anhörung abgesagt wurde. Stattdessen versuchte die Verwaltung eine Kundgebung zu organisieren, die den Schnellstraßenbau und das Rohden des Waldes unterstützen sollte. Das erweckte den Zorn der Menschen, die darin eine „Provokation“ und „offensichtlichen Betrug“ sahen.

Nach einer kleinen Versammlung, zogen die Menschen in Richtung Rohdungsort [erneut sehr unklar: „rally defenders Himskinskogo timber headed to the site of harvesting“, Anm. d. Übers.], der nun Mitten ins Herz des Waldes vorstößt. Sie wollen das Öko-Camp dort nun ausweiten.

Vor der Ankunft trafen die VerteidigerInnen des Waldes auf Duzende von Polizei- und Sicherheitskräften. Sie ließen sie nicht bis zum Ort der Abholzung vor. Wie auch bei ICD Elena [unklar, Anm. d. Übers.], einem/R Aktivisten/In der Moskauer Umweltbewegung „Stadt des Gartens“ zufolge, ist die Situation sehr angespannt. [Ab hier wieder unklar: „We arrived on the scene helpers Zhirinovsky and amounted to an act of the General Prosecutor's Office that they and other people the police do not miss.“, Anm. d. Übers.].

Die Firma “Heat” vermochte die AktivistInnen nicht zu finden und erhielt somit auch keine Freigabe für die Abholzarbeiten. Deshalb heuerten die Sicherheitskräfte Schläger [wohl Fußballrowdys und Neonazis, s. russische Quellentexte unten, Anm. d. Übers.] an, die die AktivistInnen angriffen. Daraufhin sandte der Abgeordnete der Partei „Gerechtes Russland“ in der Staatsduma Anton Belyakov eine Anfrage [wieder unklar: „sent deputatscue request“, Anm. d. Übers.] an den russischen Generalstaatsanwalt.

Darüber hinaus geben AktivistInnen an, dass am 30. Juli öffentliche Anhörungen zum Abholzungs-Skandal in im örtlichen Parlament [„Public Chamber“] von Chimki stattfinden sollen.

Quellen:

Wald-VerteidigerInnen von Chimki halten eine Pressekonferenz und zerstreuen sich wegen den Schlägern  http://avtonom.org/en/node/12834 (rus)

Der Angriff auf die Wald-VerteidigerInnen von Chimki  http://avtonom.org/en/node/12797 (rus)

---Ende der Übersetzung---
weitere Links:
Euronews -  http://de.euronews.net/2010/07/29/anarchisten-greifen-stadtverwaltung-an/
animalnewyork.com -  http://animalnewyork.com/2010/07/russian-environmentalists-dont-play-anarchists-storm-town/
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Ergänzungen

was machen 200 Anwälte im Wald?

yeti 30.07.2010 - 15:06
gemeint sind hier evtl Befürworter des Projekts

Video

dein Name 30.07.2010 - 19:29
Rosja 28.07.2010 - kilka set antifa i anarchistów zaatakowali miejską administrację m. Chimki.

 http://www.youtube.com/watch?v=wFIMyOK0y7k

Aufstand in Russland erfordert wirklich Mut

xyz 30.07.2010 - 21:17
Wer in Russland demonstriert landet schnell im Knast, manchmal werden gleich ganze Demos eingeknastet (sieht dann so aus:  http://www1.de.indymedia.org/2003/03/44155.shtml und  http://www1.de.indymedia.org/2003/03/44328.shtml). Jetzt gibt es ein neues Gesetz: 15 Tage Haft wenn man einemBeamten nicht folge leistet und der FSB (mittlerweile sowas wie ein Geheimdienst und eine Geheime Staatspolizei zusammen) darf Leute genauso lange ins Gefängnis stecken, als "Verwarnung":  http://www.bbc.co.uk/news/world-europe-10801029

@xyz

abc 31.07.2010 - 04:45
du hast schon recht. doch solltest du nicht außer acht lassen, dass es vielmals schon reicht zu solchen aktionen einen gefüllten geldbeutel mitzunehmen. auf der wache wird man, (wenn man sympathisch ist, gutes russisch spricht und auch ein paar witze machen kann, gehts günstiger. das ist dann quasi verhandlungssache wurde mir in petersburg erklärt), schnell für solche dinge, hooliganismus usw. wieder rausgeworfen. wenn aber die omon oder der fsb anrückt, dann klappt das nicht mehr wirklich. normale streifenbullen, die arme schlucker sind und auch mal sympathie für sowas haben, nehmen lieber dein geld und lassen dich laufen.

wichtig

a 31.07.2010 - 11:03
Mehrere Aktivist_innen und Journalist_innen, die über die Aktion berichtet haben, wurden in Moskau verhaftet oder einfach von Polizei verschleppt. Es scheint, dass das Geschehene Aktion einigen ganz hoch sehr beeindruckt hat und jetzt muss gezeigt werden, wo es der Hammer hängt.

In erste Linie sind Leute betroffen, die in Öffentlichkeit, als Sprecher_innen der Antifa und antiautoritären Linke bekannt sind. wie Aleksey Gaskarov und Maksim Solopov, die am 28. Juli verhaftet wurden.

es ist dringend Solidarität in jeglicher Form angesagt.

auf englisch die Erklärung der AD aus Moskau:  http://avtonom.org/en/node/12872

Die Fortsetzung der Geschichte: Repression

Leser 06.08.2010 - 15:42
Es gab mehrere Verhaftungen:  http://de.indymedia.org/2010/08/287253.shtml - ist leider gerade aus unerfindlichen Gründen wieder aus dem Newswire gestrichen worden... Soli-Aktion in Moskau ist morgen, Samstag, 17 Uhr Ortszeit (15 Uhr MESZ).

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 4 Kommentare an

hjn — pouj

wahren wohl sehr "gemischte leute" — Es wurde keinE AutorIn angegeben!

@ yeti — T. Schmal