Nachtrag: Krisendemo-Auswertung Berlin

Theorie.Organisation.Praxis B3rlin 29.07.2010 14:26 Themen: Blogwire
Knapp 20.000 Menschen artikulierten in Berlin am 12. Juni 2010 unter dem Motto “Die Krise heißt Kapitalismus” ihren Unmut und Ärger über die staatlichen Regulations- und Zwangsformen, den kapitalistischen Normalvollzug auch in seiner Krise am Leben zu erhalten. Über 1000 Menschen fanden sich unter dem Motto „Show An Undead Sytem How to Die!“ im Antikapitalistischen Block ein, um zu demonstrieren. Im Vorfeld beteiligten sich bereits am 5. Juni über 200 Menschen an dem Berliner Workshoptag “We Love The Crisis!”, um über Ursachen und Gestalt der Krise zu diskutieren.

Anzumerken bleibt, dass die Berliner Polizei auf der Krisendemo ihren ganz persönlichen Umverteilungskampf der Fahnen und Transparente vom Antikapitalistischen Block in ihre Aservatenkammer mit äußerster Brutalität austrug. Scheinbar fürchteten die BeamtInnen, die aktuellen Sparmaßnahmen könnten bis weit in die Stoffbestände der Berliner Polizei hineinreichen. Anders lassen sich kaum die Tritte zu Kopf und Körper von Demonstrations-teilnehmerinnen, das Zusammenschlagen von Festgenommenen oder die gezielten Hiebe auf Nasenbeine wegen ein paar Meter Stoff erklären. Umso mehr erfreut es uns, dass es den Teilnehmer_innen des Antikapitalistischen Blocks gelang, diesen bis zum Ende der Demonstration gegen die immer wieder stattfindenden Angriffe und Isolierungsversuche der Polizei durchzusetzen.

Gewalt und Willkür der Exekutive sind offensichtlich ebenso Bestandteil des lockersten Gewaltmonopolisten, der jemals deutsche Pässe ausgeben hat, wie ihre künftige Legitimation durch den Moabiter Justizzirkus und eine unsachliche Presse von Tagesspiegel bis Spiegel, die anlässlich von Böllern eine neue RAF herbeiphantasiert. Eine ausführliche Auswertung der Demo findet ihr hier.
Deutschland im WM-Fieber.
Auswertung Krisendemo am 12. Juni 2010.

Für den 12. Juni 2010 hatte das bundesweite Protestbündnis „Wir zahlen nicht für eure Krise!“ zu Demons­trationen in Stuttgart und Berlin aufgerufen. Eine Woche nach Verkündung des Sparpakets der Bundesregie­rung demonstrierten in beiden Städten etwa 20.000 Menschen gegen eine „unsoziale Krisenpolitik“, gegen „das Finanzkapital“, und einige auch gegen den Kapitalismus selbst.

Wir beteiligen uns seit einigen Monaten am Berliner Bündnis, und haben zur Demonstration einen antikapitalistischen Block mit organisiert. Unser Ziel ist, in einer Phase krisenhafter Instabilität die Möglichkeiten politischer Radikalisierung auszuloten. Da­bei geben wir uns alle Mühe, den Fokus der Proteste von oberflächlichen Krisensymptomen auf das grundlegende Herrschaftsverhältnis von Staat und Kapital zu lenken. Eine solche Kritik ums Ganze scheint vielen zu abstrakt und politisch nicht vermittelbar. Lieber wird mit gut gemeinten und auf den ersten Blick anschlussfähigeren Forderungen gearbeitet: „massive Umverteilung von oben nach unten“, „30-Stunden-Woche bei vollem Lohn- und Personalausgleich“, für Erwerbslose „500 Euro Eckregelsatz, repressionsfrei“, und immer wieder „Banken und Konzerne sollen zahlen“. Statt Lohnarbeit als privatwirtschaftliches Ausbeutungsverhältnis zu kritisieren, soll sie nur noch „gerecht verteilt“ werden.

Diese Ausrichtung der Krisenproteste ist problematischer als sie klingt. Denn sie verharrt inhaltlich wie strategisch völlig in den herrschenden Formen kapitalistischer Vergesellschaftung. Es werden verbreitete Sozialstaatsillusionen fort­geschrieben, und die systemischen Krisentendenzen des Kapitalismus als Resultat unausgewogener Politik verharmlost. Wer nur den Sozialstaat wohnlicher machen will, hat dessen nationalökonomische Exis­tenzbedingungen bereits anerkannt: Schuften für den Chef und Verzichten für den Standort.

Zwar wurde mit dem diesjährigen Berliner Demo-Motto „Die Krise heißt Kapitalismus“ eine grundsätzlichere Kritik angedeutet. Aber sie wurde eben doch nicht erklärt, und mit dem reformistischen Forderungskatalog auch sofort wieder durchgestrichen. So musste insgesamt der Eindruck entstehen, dass am 12. Juni lediglich für eine ausgewogenere Lastenverteilung und einen nachhaltigeren Kapitalismus demonstriert wurde. So jedenfalls berichtete die Presse. Ungeachtet dieser fragwürdigen Mehrheitslinie ist das Krisenbündnis derzeit der einzige überregional mobilisie­rungsfähige Organisationsansatz jenseits der staatstragenden DGB-Gewerkschaften. Hier finden gewerk­schaftliche Bezirks- und Basisgruppen, Erwerbsloseninitiativen, stadt- und bildungspolitische Bündnisse und autonome Antifas ein Forum, das noch einmal nützlich werden könnte. Zwar werden in der Hoffnung auf Massenzulauf auch Linkspartei und DGB umworben. Doch Vereinnahmungsversuche bleiben riskant. In Stuttgart jedenfalls wurden die kurzfristig eingeschleusten Redner von SPD und Grünen ausgepfiffen und mit Eiern von der Bühne gejagt.

Unsere Kritik am falschen Ganzen haben wir vorläufig vor allem im antikapitalistischen Block ausbuchsta­biert. Der Aufruf „Show an undead system how to die!“ zielte auf den Zusammenhang von kapitalistischer Verwertungslogik, Standortkonkurrenz und Krisennationalismus. Während der Demo liefen fünf längere Re­debeiträge und mehrere Jingles gegen die Zumutungen des kapitalistischen Alltags und gegen verkürzte, personalisierende Krisendeutungen. „Schuld“ ist eben nicht die „Gier“ von „Mana­gern und Spekulanten“. Sie sind nur Charaktermasken eines global intensivierten Verwertungszwangs, der von den ka­pitalistischen Führungsmächten mit Billionensummen gegen seine eigenen Krisen immunisiert wird.

Dass von all dem in den Medien nichts durchgedrungen ist, lag an einem „linksextremisti­schen Sprengstoff­anschlag“. So jedenfalls der Tenor der Berliner Polizei, die 14 teils schwer verletzte Beamten meldete. Die Sprin­gerpresse sprach schon wenige Stunden später von einer „mit Nägeln und Scherben präparierten Split­terbombe“, und die Qualitätspresse schrieb es drei Tage lang ab. Umgehend veranstaltete das Berliner Abgeordnetenhaus eine Aktuelle Stunde zur „neuen RAF“, wie kurz darauf auch der Deutsche Bundestag.

Der Erfolg dieser manipulativen Hetzkampagne gegen den antikapitalistischen Block ist ein schönes Beispiel für den Zusammenhang von Krise und autoritärer Formierung, und für den Niedergang der liberalen Öffent­lichkeit und der „vierten Gewalt“. Falschmeldungen der Polizei wurden durchweg unkritisch übernommen und um Horror­märchen erweitert: Der „schwarze Block“ habe die Beamten unvermittelt mit Steinen und Flaschen angegriffen, und im anschließenden Handgemenge die Bombe geworfen. Daran ist zwar alles falsch, aber die mediale Stigmatisierung antikapitalistischer Kritik ist in­zwischen so selbstverständlich, dass jeder Hinweis auf den tatsächlichen Verlauf der Po­lizeiübergriffe als freche Lüge notorischer Gewalttäter weggewischt werden kann.

Als die Berliner Staatsanwaltschaft eine Woche später eingestehen musste, dass am Rande der Demo nicht mehr als ein professioneller Feuerwerkskörper gezündet worden war, schauten schon alle Fußball-WM. Die verletzten Beamten hatten sich mehrheitlich längst in Luft aufgelöst. Die bewährte Eskalationsstrategie der Berliner Polizei ist damit wieder einmal aufgegangen. Mit ihren klein­karierten Auflagen besitzt sie ein Instrument, im Grunde jeden antikapitalistischen Demonstrationszug aufzu­mischen und zu kriminalisieren.

Wie üblich wurde unser Block von Anfang an durch ein enges Polizeispalier bedrängt, und streckenweise von Hundestaffeln begleitet. Demonstrierende wurden fortlaufend provo­ziert und gestoßen. An einer durch Baustellen verengten Passage der Torstraße griffen Einsatztrupps der Polizei die Spitze des Blocks ohne Anlass brutal an, und versuchten ihn vom Rest der Demo abzuschneiden. Dabei wurde Demonstrierenden immer wieder ins Gesicht geschlagen, und selbst ein klar gekennzeichneter Ordner ausführlich verprügelt. Nur mit Mühe konnte das Demonstrationsrecht gegen die bewaffnete Staatsmacht durchgesetzt werden. Willkürliche und exzessive Polizeigewalt wird inzwischen nur noch dann öffentlich problematisiert, wenn sie zufällig beweiskräftig dokumentiert werden konnte, oder wenn das Opfer mit acht Kugeln im Körper tot liegenbleibt. Immerhin ist mit der aktuellen Kampagne “Mehr Verantwortung bei der Polizei” von Amnesty International ein erster Schritt getan, notorische Polizeigewalt und Strafvereitelung im Amt wieder stärker öffentlich zu hinterfragen.

Die Extremismusdoktrin der neuen Bundesregierung verschafft der grünen Fußtruppe noch weitere Spielräume. Sie bewertet linke Kritik gesellschaftlicher Herrschaft und Ausgrenzung als „extremistisch“, und damit als dem erklärten Chauvinismus neonazistischer Gruppen wesensverwandt. Als Symptom betrachtet, offenbart dieser extremismustheoretische Unsinn freilich nur die Verunsicherung der selbsternannten „Mitte“ angesichts der inzwischen auch hierzulande nicht mehr zu leugnenden Brutalität ihres bürgerlichen Regimes.

Bemerkenswert und erfreulich ist, wie entschlossen das Krisenbündnis den wochenlangen Medienhetze stand ge­halten hat. Alle Versuche, über die Stigmatisierung des antikapitalistischen Blocks als Brutstätte eines neuen Linksterrorismus das gesamte Demobündnis zu spalten, blieben ohne Erfolg. Auch die ständigen Polizeiübergriffe während der Abschlusskundge­bung am Alexanderplatz haben das Bündnis überzeugt, künftige Demons­trationen wirksamer gegen die organisierte Staatsgewalt zu schützen.

Erfolglos blieb allerdings auch das Anliegen, mit den Krisendemonstrationen am 12. Juni eine breitere Protestbe­wegung anzustoßen. Es demonstrierten vor allem die am Bündnis beteiligten Gruppen und ihr politisches Umfeld. Betriebsabordnungen blieben eine Randerscheinung. Dies ist, neben einer schwachen Mobilisie­rung, vor allem der herrschenden politisch-ideologischen Krisenverarbeitung in Deutschland zuzuschreiben. Während in vielen anderen europäischen Ländern Streiks und Massenproteste an der Tagesordnung sind, herrscht hierzulande zwischen Regierenden und Regierten weitgehend Burgfrieden.

Diese klassenübergreifende staatsbürgerliche Komplizenschaft gründet nicht unwesentlich in der gerade in Krisenzeiten spürbaren Überlegenheit des deutschen Kapitals und des deutschen Staates in der globa­len Konkurrenz. Beide können sich dank volkswirtschaftlicher Reserven und einer vorläufig unbeschadeten Kreditwürdigkeit noch immer berechtigte Hoffnungen machen, „gestärkt aus der Krise hervorzugehen“. Auch deshalb wurde ausgerechnet im Krisenjahr 2009 die „gemäßigte“ Große Koalition abgewählt, und statt des­sen mit 15% FDP-Stimmen auf einen harten Konsolidierungskurs gesetzt.

Aus stand­ortnationalistischer Perspektive ist das nachvollziehbar: Der deutsche Staat kann noch immer riesige Kon­junkturpakete und Stütz­maßnahmen finanzieren, mit de­nen die Krise bislang tatsächlich national abgefedert werden konnte. Die Staatspleiten an der europäischen Peripherie verschaffen den Deutschen einen zusätzlichen ideellen Krisen­gewinn. Sie scheinen zu belegen, dass die Verzichtsrunden der letzten 15 Jahre sinnvoll waren und fort­gesetzt werden müssen.

Das Bündnismotto „Wir zahlen nicht für eure Krise!“ prallt an dieser Grundhaltung ab. Insgesamt herrscht eine Art nationaler Leidensstolz, der gegenüber schwächeren Ländern schnell in Sadismus umschlagen kann: „Pleitegriechen“ und Konsorten werden noch härtere Ein­schnitte an den Hals gewünscht, als man selbst seit Jahren akzeptiert hat. Die Deutschen zahlen mehrheitlich offenbar klaglos, so lange dieser ideologische Nektar fließt. Ihr artgerechter Treffpunkt ist keine Krisendemo, sondern die Fanmeile.

Das Krisenbündnis plant für die zweite Jahreshälfte weitere Demonstrationen, voraussichtlich zur Verabschiedung des Sparpakets im Bundestag. Solche Versuche politischer Sammlung machen aber nur Sinn, wenn schon im Vorfeld linke Betriebsräte, Gewerkschaftsuntergliederungen, Prekarisierte und Erwerbslose stärker einbezo­gen werden. Als antikapitalistische Gruppe werden wir weiter gegen nationale Befriedungspolitik streiten, und für eine Gesellschaft, deren Reichtum allen gehört.

 http://top-berlin.net/

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Ergänzungen

Krise und Widerstand

News 29.07.2010 - 14:53
München: Transpi-Aktion gegen Sparpaket
Verfasst von: Einige Münchner AktivistInnen. Verfasst am: 22.07.2010 - 23:57.


In den Morgenstunden des 19. Juli 2010 wurden in München Transparente mit der Losung „Aufstehen gegen das Sparpaket – die Krise heißt Kapitalismus“ an verschiedenen Autobahnüberführungsbrücken aufgehängt. Mit dieser Aktion wollten wir ein kleines Signal für Widerstand gegen die massiven Angriffe des Kapitals auf die Existenzbedingungen der ArbeiterInnenklasse unter dem Vorzeichen der Krisenverwaltung setzen.

Einsparungen bei Arbeitslosengeld, Sozialleistungen, Löhnen, Gesundheitswesen, Bildung, öffentlichen Einrichtungen, Elterngeld etc. bei gleichzeitigen Steuergeschenken für Reiche zeigen mehr als deutlich: ArbeiterInnen, Erwerbslose, SchülerInnen, Studierende, Kranke… zahlen nicht nur für die Krise, die Krise dient darüber hinaus dazu, die aggressive Umverteilung von unten nach oben zu beschleunigen.

Parallel zum Angriff auf unsere Existenzbedingungen bauen die Herrschenden ihre Sicherheitsarchitektur und Repressionsinstrumente weiter aus und treiben den Abbau von Grundrechten voran. International sehen sich die reichen und mächtigen Staaten durch die Krise bestärkt, ihren Zugriff auf Märkte und Rohstoffe mit Krieg und Gewalt durchzusetzen und abhängigen Staaten brutale Strukturanpassungsprogramme aufzuzwingen (siehe die angebliche Rettung Griechenlands durch die EU). Ideologisch flankiert werden die Angriffe von herrschender Seite mit rechter, rassistischer und nationalistischer Hetze, die sich gegen sogenannte Unterschichten und „gefährliche Klassen“ genauso richtet wie gegen „faule Pleite-GriechInnen“.

So weit so schlecht. Umso mehr ein guter Grund, aufzustehen, zu rebellieren, Widerstand zu leisten. Viel zu lange hat der Großteil der ArbeiterInnenklasse in Mitteleuropa, inklusive der radikalen Linken, die größten Zumutungen passiv ertragen. Dabei darf’s nicht bleiben!

Organisiert euch, schafft Bewusstsein an der sozialen Frage, verbindet die soziale Frage mit den verschiedenen Bereichen, wo sich Widerstand regt! Setzt Signale der Wut, des Widerstands, des Klassenkampfs, in Betrieben, in Häusern und Stadtteilen, auf den Ämtern, an Schulen, Unis und Kliniken, auf der Straße…!

Organisieren wir uns gegen Sparpakete und andere herrschende Zumutungen, organisieren wir uns für eine antikapitalistische Perspektive!

Zeit für Aktion, Zeit für Aufstand!
Solidarität mit sozialen Unruhen weltweit!

Quelle:  http://linksunten.indymedia.org/de/node/22989

18. Oktober - Blockade in Frankfurt/Main

Aktionsgruppe Georg Büchner 29.07.2010 - 18:02
Die Verursacher und Profiteure der Krise blockieren!

Die Aktionsgruppe Georg Büchner lädt für den 21. August zu einer Aktionskonferenz nach Frankfurt am Main ein.

Wir wollen gemeinsam mit möglichst vielen Initiativen, Gruppen, Organisationen und Einzelpersonen den Aktionsaufruf für die Blockade zentraler Institutionen des Finanzsektors in Frankfurt (am Montag, den 18. Oktober) diskutieren, den Stand der Umsetzung abschätzen und die Einordnung und Verzahnung mit anderen Aktionen im Herbst besprechen.

Wir werden die Rolle des Finanzsektors für die derzeitige kapitalistische Krise deutlich machen, ohne zu vergessen, dass die gigantische Umverteilung gesellschaftlichen Reichtum von unten nach oben lange vor der ›Finanzkrise‹ begonnen hat.

Allen Beteiligten ist klar, dass Banken ein großes Rad in dieser Wirtschaftsordnung sind, aber nicht das einzige, an dem gedreht wird. Die immer wieder gemachte Unterscheidung in ›skrupellose‹ Banker und darunter leidende ›verantwortungsvolle‹ Unternehmen der ›Realwirtschaft‹ ist nicht nur irreführend, sie ist vor allem total falsch. Banken fungieren heute mehr denn je als zentrales Ketten- und Steuerungsglied zwischen ›Privatwirtschaft‹ und ›Staatsaufgaben‹. Sie sind überall engagiert und involviert: als Designer von ›riskanten Finanzprodukten‹ genau so, wie als Großaktionäre von Konzernen. Banken gehören heute zu gefragte Architekten von Verarmungsprogrammen. Sie sind fester Bestandteil von politischen ›Beraterstäben‹ jedweder Regierung, wobei die Frage, wer wen regiert durchaus gestellt werden kann.

Der Aktionsaufruf trägt dem besonderen Umstand Rechnung, dass manche Banken mehr als eine privatkapitalistische Bank sind, die bei verlustreichen Geschäften pleite geht. Uns geht es um so genannte ›systemrelevante‹ Banken. Diese Bedeutung haben sie nicht, weil besondern fiese Chefs diese Geschäfte führen. Ihr Systemrelevanz bekommen sie aufgrund struktureller Bedingungen: Sie handeln mit einer Quasi-Staatsgarantie, indem sie die ›Liquidität‹ dieses Systems garantieren sollen. Sie können demzufolge machen, was sie wollen – sie werden immer gerettet, während sie andere in den Ruin treiben.

Im Wissen um die Unterschiede der Beteiligten wollen wir zusammen, massenhaft und entschlossen die Ebene symbolischen Protests verlassen. Wir wollen wirksamen und öffentlichen Druck ausüben, um klarzustellen, dass das regierungsamtliche Rede von einer Krise, zu deren Bewältigung alle beitragen werden, ein dreistes Selbstbereichungsprogramm – der Versuch, die selbst erwirtschaftete Krise zu einer weiteren Umverteilung von Unten nach Oben zu nutzen, ein fortgesetzter Raubzug darstellt. Die Streichung des Heizkostenzuschusses für Hartz-IVEmpfängerInnen, die Ausweitung der Zwangsarbeit für Langzeitarbeitslose, die Legalisierung von einkommensunabhängigen Zusatzbeiträgen in den gesetzlichen Krankenversicherungen (als weiterer Sprengsatz für das Solidarprinzip) reichen als Beispiele vollkommen, um Ernst damit zu machen: Es reicht!

Für die Aktionskonferenz werden folgende Arbeitsgruppen vorgeschlagen:

* AG Krisentheorien
* AG Blockade-Konzept (und ihre Umsetzung)
* AG Erkundungsteams durch die Finanzmetropole
* AG Militarisierung
* AG Internationale Kämpfe/Aktionsformen/Horizonte
* AG Perspektiven über den TAG X hinaus

Außerdem ist beabsichtigt, dass wir zu unserem Kongress AktivistInnen aus anderen Ländern(Griechenland, Frankreich, Italien…), Künstler, Publizisten und politisch Engagierte aus anderen gesellschaftlichen Bereichen einladen, um mit ihren Beiträgen uns und die Verhältnisse zum Tanzen zu bringen.

Wir bitten euch, diesen Aufruf durch weitere Unterschriften zu unterstützen und uns eure
Teilnahme schriftlich zukommen zu lassen, damit wir entsprechend planen können:

Als Zeitrahmen haben wir 10 – 18 Uhr vorgesehen.
Der Ort der Konferenz in Frankfurt wird rechtzeitig bekannt gegeben.

Vom Protest zum Widerstand

Aufstehen. 29.07.2010 - 18:08
Einladung zur Aktionskonferenz

Die Aktionsgruppe Georg Büchner und die hier aufgeführten UnterzeichnerInnen laden für den 21. August zu einer Aktionskonferenz nach Frankfurt am Main ein.

Wir wollen gemeinsam mit möglichst vielen Initiativen, Gruppen, Organisationen und Einzelpersonen den Aktionsaufruf diskutieren, den Stand der Umsetzung abschätzen und die Einordnung und Verzahnung mit anderen Aktionen im Herbst besprechen.

Wir werden die Rolle des Finanzsektors für die derzeitige kapitalistische Krise deutlich machen, ohne zu vergessen, dass die gigantische Umverteilung gesellschaftlichen Reichtum von unten nach oben lange vor der ›Finanzkrise‹ begonnen hat.

Allen Beteiligten ist klar, dass Banken ein großes Rad in dieser Wirtschaftsordnung sind, aber nicht das einzige, an dem gedreht wird. Die immer wieder gemachte Unterscheidung in ›skrupellose‹ Banker und darunter leidende ›verantwortungsvolle‹ Unternehmen der ›Realwirtschaft‹ ist nicht nur irreführend, sie ist vor allem total falsch. Banken fungieren heute mehr denn je als zentrales Ketten- und Steuerungsglied zwischen ›Privatwirtschaft‹ und ›Staatsaufgaben‹. Sie sind überall engagiert und involviert: als Designer von ›riskanten Finanzprodukten‹ genau so, wie als Großaktionäre von Konzernen. Banken gehören heute zu gefragte Architekten von Verarmungsprogrammen. Sie sind fester Bestandteil von politischen ›Beraterstäben‹ jedweder Regierung, wobei die Frage, wer wen regiert durchaus gestellt werden kann.

Der Aktionsaufruf trägt dem besonderen Umstand Rechnung, dass manche Banken mehr als eine privatkapitalistische Bank sind, die bei verlustreichen Geschäften pleite geht. Uns geht es um so genannte ›systemrelevante‹ Banken. Diese Bedeutung haben sie nicht, weil besondern fiese Chefs diese Geschäfte führen. Ihr Systemrelevanz bekommen sie aufgrund struktureller Bedingungen: Sie handeln mit einer Quasi-Staatsgarantie, indem sie die ›Liquidität‹ dieses Systems garantieren sollen. Sie können demzufolge machen, was sie wollen – sie werden immer gerettet, während sie andere in den Ruin treiben.

Im Wissen um die Unterschiede der Beteiligten wollen wir zusammen, massenhaft und entschlossen die Ebene symbolischen Protests verlassen. Wir wollen wirksamen und öffentlichen Druck ausüben, um klarzustellen, dass das regierungsamtliche Rede von einer Krise, zu deren Bewältigung alle beitragen werden, ein dreistes Selbstbereichungsprogramm – der Versuch, die selbst erwirtschaftete Krise zu einer weiteren Umverteilung von Unten nach Oben zu nutzen, ein fortgesetzter Raubzug darstellt. Die Streichung des Heizkostenzuschusses für Hartz-IVEmpfängerInnen, die Ausweitung der Zwangsarbeit für Langzeitarbeitslose, die Legalisierung von einkommensunabhängigen Zusatzbeiträgen in den gesetzlichen Krankenversicherungen (als weiterer Sprengsatz für das Solidarprinzip) reichen als Beispiele vollkommen, um Ernst damit zu machen: Es reicht!

Für die Aktionskonferenz werden folgende Arbeitsgruppen vorgeschlagen:

* AG Krisentheorien
* AG Blockade-Konzept (und ihre Umsetzung)
* AG Erkundungsteams durch die Finanzmetropole
* AG Militarisierung
* AG Internationale Kämpfe/Aktionsformen/Horizonte
* AG Perspektiven über den TAG X hinaus

Außerdem ist beabsichtigt, dass wir zu unserem Kongress AktivistInnen aus anderen Ländern(Griechenland, Frankreich, Italien…), Künstler, Publizisten und politisch Engagierte aus anderen gesellschaftlichen Bereichen einladen, um mit ihren Beiträgen uns und die Verhältnisse zum Tanzen zu bringen.

Wir bitten euch, diesen Aufruf durch weitere Unterschriften zu unterstützen und uns eure
Teilnahme schriftlich zukommen zu lassen, damit wir entsprechend planen können:

Als Zeitrahmen haben wir 10 – 18 Uhr vorgesehen.
Der Ort der Konferenz in Frankfurt wird rechtzeitig bekannt gegeben.

11.09.10 nächste Großdemo in Berlin

muss ausgefüllt werden 29.07.2010 - 19:55

Polizei filmt aus streifenwagen

ocb 30.07.2010 - 11:43
gerade bei der berliner bullerei gefunden:

Berlin Krisendemo Rückblick

RSH 31.07.2010 - 14:14
Hier unser Rückblick von der Roten Szene Hamburg auf die Krisendemo und den antikapitalistischen Block in Berlin. Es ist vor allem positiv zu bemerken, dass nach unserem Aufruf nach Berlin zu fahren, sich etwa 50 Leute zur gemeinsamen Anreise trafen. Das ist für Hamburger Verhältnisse bei der Entfernung, der kaum vorhandenen Mobi in Hamburg und einem "nicht Antifa-Termin" schon wirklich sehr gut!

 http://roteszenehamburg.blogsport.de/2010/06/16/rueckblick-auf-die-krisendemonstration-in-berlin/