Freiburg: Outing zu geplantem Nazi-Zeltlager

Recherche Antifa Freiburg 28.07.2010 18:31 Themen: Antifa

Neonazis in Südbaden – durch die mediale Präsenz der Bombenbastelei von (Ex-)JN-Stützpunktführer Thomas Horst B. und den Outings der „Jungen Nationalisten Lörrach“ und den „Freien Kräften Lörrach“ (jetzt: „Aktionsgruppe Lörrach“), wurde letztes Jahr vieles über ihre Strukturen und Personal im Raum Lörrach der Öffentlichkeit bekannt.


Doch nicht nur im südlichsten Südbaden gibt es organisierte Neonazis, sondern auch in der Ortenau, zum Beispiel in Lahr oder in Wyhl im Landkreis Emmendingen. Die Nazis, von denen im Folgenden die Rede ist, organisieren sich unter dem Namen „Kameradschaft Südsturm Baden“ und planen ein Zeltlager vom 30.07. bis zum 01.08.2010 nur wenige Kilometer nördlich von Freiburg.

KSB am 1. Mai 2010 in Schweinfurt Die im Winter 2007/2008 gegründete „Kameradschaft Südsturm Baden“ (KSB) beschreibt sich selbst als ein „starkes Südbadisches Netzwerk von Achern bis Freiburg“. Wie es sich mit der tatsächlichen Stärke der Kameradschaft verhält, sei zunächst einmal offen gelassen, ihre Mitglieder jedenfalls leben in der Tat im südlichen Baden verteilt und sind zum größten Teil seit mehreren Jahren in der regionalen Naziszene aktiv.

Öffentlich in Erscheinung trat die Kameradschaft in den letzten drei Jahren zu mehrerlei Anlässen. Am Volkstrauertag 2008 nahm sie am vom NPD-Kreisverband Karlsruhe-Land organisierten „Heldengedenken“ am sogenannten „Ehrenmal Panzergraben“ in Rheinau teil. Sie unterzeichneten die Aufrufe zu den Naziaufmärschen am 4. April 2009 in Baden-Baden, am 1. Mai 2009 in Ulm/Neu-Ulm und am 1.Mai 2010 in Schweinfurt (siehe Foto). Auf den beiden letztgenannten Demonstrationen war die KSB mit eigenem Transparent und Fahnen anwesend, der Aufmarsch in Baden-Baden fiel aus. Dieses Jahr organisierte sie einen Bus, der fast voll besetzt 42 Neonazis nach Schweinfurt fuhr. Ebenso organisierte sie einen Bus nach Dresden im Februar 2009. Im August 2009 beteiligte sie sich am allgemein gescheiterten Konzept der sogenannten „Hessmobs“, bei dem Nazis an über 100 Orten in der Bundesrepublik Flashmobs zur Erinnerung an den Hitler-Stellvertreter Rudolph H. ankündigten. Einer davon wurde von der KSB in Emmendingen organisiert.

Aufgrund der antifaschistischen Mobilisierung gegen das „Heldengedenken“ im Jahr 2009, verzog sich die KSB am letztjährigen Volkstrauertag vorsorglich auf den Nimberg bei Teningen-Nimburg, ungefähr 20 Kilometer nordwestlich von Freiburg. Am dortigen Kriegerdenkmal las Kameradschaftsführer Alexander F. vor wehenden Baden- und Reichsfahnen ein Gedicht vor und betrauerte deutsche TäterInnen. Die KSB filmte diese Aktion, unterlegten sie zusätzlich mit pathetischem Nazi-Singsang und veröffentlichten das Video auf Youtube. Dort findet sich übrigens auch ihr erstes Video, in dem sich die KSB ihrer Taten rühmt. In diesem Fall waren diese das Verkleben von Naziaufklebern (nicht nur an den eigenen Fahnen) und das Aufhängen von Transparenten an Autobahnbrücken. Dass das Video miserabel gemacht ist schreibt sie freundlicherweise gleich dazu. Überhaupt zählt Kameradschaftsmarketing nicht gerade zu den Stärken der „Kameradschaft Südsturm Baden“.

Neben ihrenöffentlichen Auftritten veranstaltete die KSB jedoch auch mehrereKameradschaftsabende und mehrtägige Zeltlager, denen anders alsihren dilettantischen Medienauftritten eine nicht unerheblicheBedeutung für die lokale Naziszene zukommt. Überall wo sich Nazisungestört treffen und vernetzen können, verfestigen sichrassistische, antisemitische und völkisch-nationale Ideologien undnicht selten kommt es zu Gewalt. So zum Beispiel im Falle eines Überfalles (2)in Lahr am 26. November 2006, an dem mehrere KSB-Mitgliederbeteiligt waren. Vor besagtem Tag betranken sich Thomas Reymann,Andreas Scholtis, Benjamin Carstensen und Miriam Uhri zuammen mitRoman Saint-Luc (Front National- sowie NPD-Mitglied) und siebenweiteren Nazis aus dem Elsaß in einer Kneipe in Lahr. Später trafensie auf der Straße auf einen tunesischstämmigen Deutschen, den siezunächst schubsten und beschimpften, dann durch die Stadt jagten,mit einem Stuhl zu Boden schlugen und auf ihn eintraten. Der Mannwurde bewusstlos in ein Krankenhaus eingeliefert, der Übergriff vonder Polizei hinsichtlich seines rassistischen Hintergrundverharmlost. Von den beteiligten Nazis welche sich heute in der„Kameradschaft Südsturm Baden“ organisieren, wurde keineRverurteilt. Reymann, Scholtis und Carstensen waren davor schon wegenanderen Gewaltdelikten und rassistischen Beleidigungen polizeilichbekannt.

Hütte der KSB Mit der NPD hat die „Kameradschaft Südsturm Baden“ keine Berührungsängste und verklebt nicht nur die Aufkleber der Partei. Alexander F., Thorsten Z. und Florian B. besuchten zum Beispiel am 27.09.2008 eine Veranstaltung der NPD in Teningen-Nimburg, auf welcher der Nazipublizist Jürgen Schwab einen Vortrag mit dem Titel "Deutsch-Russische Schicksalsgemeinschaft" hielt. Die Veranstaltung fand im „Gasthaus Krone“ in der Bottingerstrasse 29 statt. Zum Mitbegründer und führenden Kopf des NPD-Kreisverbandes Karlsruhe-Land, Daniel Lang, pflegt die KSB ein besonders gutes Verhältnis. Lang mobilisiert NPD-intern zu den Bussen der Kameradschaft zu überregionalen Nazievents und besucht die Zeltlager der KSB.

Weitere Informationen findet Ihr beino-nazis-freiburg und bei indy-linksunten

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Ergänzungen

Camping vs. Bungalow

n.o.n.a.m.e. 29.07.2010 - 13:59
Dabei müßten sie gar nicht Zelten. Laut diesem Artikel hier haben sich ostsächsische Nazis eine ganze Bungalow - Siedlung mit Lokalen und Campingplätzen gekauft:

 http://de.indymedia.org/2010/07/286887.shtml

Taten statt Warten

Sympa 29.07.2010 - 14:51

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sauber — (A)

selbstbestätigung — antifahooligan LE