Berlin: Cafe Zapata nicht geräumt

Janine F. 21.07.2010 08:46 Themen: Freiräume Kultur
Das im Tacheles ansässige Cafe Zapata wurde heute, am 21. Juli 2010, nicht geräumt. Ein Formfehler im Räumungstitel verhinderte die Räumung. Auch die Räumung des restlichen Tacheles, die am 28. Juli 2010 stattfinden sollte, fällt aus. Die neuen Räumungstitel werden bestimmt in den nächsten zwei/drei Monate ausgestellt. Zeit genug für eine radikale Linke zu diskutieren wie sie sich oder ob sie sich überhaupt zum Tacheles verhalten will.
Das Tacheles wurde am 13. Februar 1990 in Berlin von einer "Künstlerinitiative" besetzt und kurze Zeit später legalisiert. Bis zum 31. Dezember 2008 gab es symbolische Mietverträge, danach wollte der neue Eigentümer - die HSH Nordbank - die Mieter und Mieterinnen verdrängen.

Heute waren etwa 50 Personen bei der angekündigten Räumung und das Frühstück war sogar kostenlos. Drei Bauarbeiter hielten sich schon einige Minuten vor 8 Uhr bereit, standen ohne Gegenreaktionen inmitten der frühstückenden Leute. Punkt acht kam dann der Gerichtsvollzieher und wurde von einem Verantwortlichen des Cafe Zapata per Handschlag empfangen. Kurze Zeit später stellte sich heraus, dass die falsche Person auf den Räumungstitel stand und die Räumung somit nicht vollzogen werden kann.

Neben den etwa 50 Leuten, die eher der Party-, Yuppie- und Kunstszene zuzurechnen sind, waren nur ein handvoll Autonome anwesend. Wahrscheinlich liegt das an der kurzen Mobilisierungszeit und dem Konsum und Kommerz im Tacheles selbst. Hierzu kursiert im Internet seid gestern ein Aufruf der "Bewegung Schwarzer Phönix".

In dem Aufruf heisst es:

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Tacheles reden - Tacheles verändern

In den letzten fünfzehn Jahren war das Tacheles ein Ort des Kommerz, des Konsums und der Selbstbezogenheit. Bei teuren Getränken und verkäuflicher Kunst feierten Touristen und Touristinnen den unbekannten Ruinenflair, konsumierten Drogen, die dort gehandelt wurden, und taten kaum etwas für die emanzipatorische Veränderung der Gesellschaft.

Das muss verändert werden! An der Brunnenstrasse 183 konnten wir beobachten was passiert, wenn niemand in solche Projekte iinterveniert. Und letztendlich verlieren wir immer mehr für unsere Zwecke nutzbare Häuser. Wir schwächen uns selbst, wenn wir nichts unternehmen und uns unsere Substanz wegnehmen lassen.

Darum halten wir es für wichtig die jetztigen Nutzer und Nutzerinnen rauszuwerfen und das Haus Tacheles zu verteidigen. Lasst uns die Räumung abwehren und kostenfreien Wohnraum für obdachtlose Menschen in diesem Gebäude einrichten. Lasst uns emanzipatorische Projekte, gemeinsames Kochen und Politwerkstätten im Tacheles organisieren. :

Für eine militante Verteidigung und eine emanzipatorische Nutzung des Tacheles!

Grüsse an die Liebig 14, an die Rote Flora und an das AZ Köln

Bewegung Schwarzer Phönix

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In dem Aufruf wird auch dazu aufgefordert zur Wiederbesetzung Helme und Seile mitzunehmen, sowie sich an einem Tag X-Konzept zu beteiligen. Dieser Aufruf knüpft wahrscheinlich an der Organisierungs- und Militanzdebatte an, an der sich die "Bewegung Schwarzer Phönix" beteiligte.

Die Frage ist nun, ob die Leute im Tacheles weiter ihre kommerzielle Schiene fahren oder ob sie sich der radikalen Linken öffnen, Wenn sie so weitermachen wie bisher, würde dann eine Wiederbesetzung des Tacheles Sinn machen?
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Ergänzungen

Nicht wirklich kommerziell

Pl 21.07.2010 - 11:24
So wirklich kommerziell ist eigentlich nur die Bar auf dem Hof, aber die gehört nicht wirklich zum Tacheles. Der Betreiber kam einfach eines morgens an und hat die Leute aus dem Tacheles bedroht, die ihn und seinen Kommerz nicht wollten, der hat gleich ein paar Schläger dabei gehabt und Tatsachen geschaffen. Das Tacheles steht in erster Linie für Berliner Off-Kultur, dort gibt es ein alternatives Kino, ein Theater, ein Cafe, in dem regelmässig subkulturelle Events stattfinden, eine Hall of Fame und preiswerte Räume. Hat die Köpi auch. Da das Tacheles zugleich eine Touri-Attraktivität ist und das (unfrewillige) Epizentrum der Gentrifzierung, hat es geschafft Off-Kultur und die Sympathie für besetzte Häuser bis in Spiesser-Kreise zu tragen. Es gibt viel am Tacheles zu kritisieren, aber niemand kann die Bedeutung für die Kultur der Stadt leugnen.

schwarzer phönix als privatisierer`?

egal 21.07.2010 - 13:22
Die Erklärung von Schwarzer Phönix ist echt dreist: "Drogen und Selbstbezogenheit" , ach wie schlimm. Mit dem Argument könnte man dafür sein, alle linken Projekte zu räumen.

>>>Wir schwächen uns selbst, wenn wir nichts unternehmen und uns unsere Substanz wegnehmen >>>lassen.

Desweiteren ist es nicht so, dass die Künstler aus dem Tacheles irgendwem das Haus weggenommen haben. Klar gab es eine Kommerzialisierung, aber das Tacheles war nie ein linkes Projekt.

>>>>Darum halten wir es für wichtig die jetztigen Nutzer und Nutzerinnen rauszuwerfen und >>>>das Haus Tacheles zu verteidigen. Lasst uns die Räumung abwehren und kostenfreien >>>>Wohnraum für obdachtlose Menschen in diesem Gebäude einrichten.

Das glaubt ihr ja selber nicht: In welchem linken Hausprojekt dürfen denn Obdachlose wohnen? Ich habe lieber ein kommerzielles Kunstprojekt als die Privatisierung dieses Hauses durch eine selbstbezogene Politszene.

tacheles

tachelesartist 21.07.2010 - 13:23

bewegung schwarzer phönix fürn arsch!

(A) 21.07.2010 - 13:34
"(...) konsumierten Drogen, die dort gehandelt wurden (...) "
Damit hat sich die Bewegung schwarzer Phönix aus der radikalen Linken bereits verabschiedet. Wer so unreflektiert über das Tacheles redet, den Bullen und sonstigen Gegnern sogar noch Zitate zuschiebt, mit denen gegen das Projekt vorgegangen werden könnte, der braucht sich nicht zu wundern, wenn er bei der nächsten Gelegenheit von Linksradikalen aufs Maul bekommt!

Keine Zusammenarbeit mit Polizei und Justiz!
Keine Aussagen über illegale Aktivitäten auch nicht auf Indymedia!
Anna und Arthur haltens Maul!

Auch in

HH 21.07.2010 - 16:17

Die Struktur des Tacheles ist vielfältig.

Tachelese X 24.07.2010 - 15:52
Die Einwendungen der Bewegung Schwarzer Phönix eignen sich ausschließlich zur blinden Polarisierung. Als Aktiver aus dem Haus kann ich mir nur ein müdes Lächeln abringen, weil die Autorin/der Autor offensichtlich nicht den geringsten Einblick in das Tun und Schaffen der einzelnen Personen im Haus hat. Richtig ist, dass das Treiben im Haus aus "linker" Sicht bestimmt befremdlich erscheint. Aber von außen irgendwie geartete Besitzansprüche anzumelden, ohne vorher Kontakt mit den "Tachelesen" aufzunehmen, ist nicht nur arrogant, sondern schlicht anmaßend. Das Haus wurde in den frühen 90ern von Nazis angegriffen und erfolgreich verteidigt. Wenn die Pseudo-Linken angreifen, werden sie ähnlich Prügel beziehen! Das Tacheles ist ein Kunsthaus und als kreativer Freiraum konzipiert. Wer seine ideologisch verbrämten Ideen ausleben will, sollte lieber das Politikhaus Tacheles gründen. Aber sucht euch dafür euer eigenes Haus!

Ihr schon-wir nicht

CounterStrike 24.07.2010 - 18:35
Tacheles Räumung
CounterStrike 21.07.2010 - 14:50
Tja eigentlich sollte man nur den Kopf schütteln, aber ihr habt echt nich mehr alle Latten am Zaun! Aber als anonymer Fred Banane aus der 12. Reihe will man ja auch mal was sagen,gelle? Dafür is ja dieses Portal jut geeignet!

zu Shelter:
Nein, wir sind nicht an der Tacheles-Räumung beteiligt, noch wurden wir damit beauftragt! Wir werden uns auch in Zukunft nicht an der Tacheles-Räumung und anderen Häuser- und Zwangsräumungen beteiligen, noch Aufträge dafür entgegen nehmen!

Uns stellt sich nur die Frage wie pc und integer sind Portale/Personen und andere Medien, die solchen Schwachsinn unhinterfragt veröffentlichen und verbreiten und wie dämlich muss man sein, nicht zu wissen wie viele Securityfirmen solche Aufträge liebend gern ausführen würden, ohne sich auch nur einen Gedanken darüber zu machen!

Mich als öffentliche Person könnt ihr ruhig anquatschen, ihr tollen Detektive, dafür habt ihr aber keinen Arsch in der Hose ihr Birnen!

z

Lieben Gruß Franco (Shelter Security)

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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BLABLABLABLA — YUPPIES

status Q — ...............

Wieso Tacheles? — xvx

solidarisieren! — echt mal

name — ergänzung

@ xvx — blue dot

Linker Faschismus? — Antifaschist

@xvx — blude dot

nur so als einwurf — knochenjochen

nur so als einwurf — knochenjochen

nur so als einwurf — knochenjochen

nur so als einwurf — knochenjochen

@"ergänzung" — watdafuck

Erstens — anonym