Hamburg stimmt ab

C. Montgomery Burns 17.07.2010 14:57 Themen: Bildung Soziale Kämpfe
In Hamburg findet morgen der erste rechtsverbindliche Volksentscheid statt. Eigentlich geht es um die Frage, wie künftig die Grundschule organisiert sein soll. Doch diese Frage hat Dimensionen angenommen, die auch in der bürgerlichen Presse ganz unverhohlen als Klassenkampf wahrgenommen werden. Was ist passiert?
Deutschland hat so seine Eigenarten. Dazu gehören schikanöse und antiquierte Dinge wie Residenzpflicht und das Verbot der doppelten Staatsangehörigkeit. Auch kennzeichnend für Deutschland ist ein extrem selektives Schulsystem, das Kinder im Alter von zehn Jahren in die Kategorien „gut, mittel, schlecht“ einteilt und auf entsprechende Schulen schickt. Danach ist das Rat Race aber noch nicht gelaufen. Die Kinder sind permanent mit psychischem Druck durch Abschulen, dem Verweis auf die jeweils untere Schulform, konfrontiert. Der Weg zum Studium oder zu einem berufsqualifizierenden Abschluss kann so auf ewig verbaut werden. War dieses System im Europa des 19. Jahrhunderts noch durchaus üblich, steht Deutschland heute damit alleine da. Das aber immer noch erschreckend überzeugt, wie nicht nur die Vorgänge in Hamburg zeigen.

Die Kritik am selektiven deutschen Schulsystem ist fast so alt wie das System selbst. Schon 1848 tauchten erste Forderungen nach einer Schule für alle auf. Es dauerte dann aber noch mal 72 Jahre, nämlich bis zur Reichsschulkonferenz 1920, bis diese Frage ernsthaft diskutiert wurde. Als damals geradezu revolutionäres Ergebnis kam erstmals eine vierjährige Grundschule für alle dabei heraus. Vorher wurden Kinder bereits ab Klasse 1 getrennt und entweder auf die Volksschule oder auf private Vorschulen, die auf´s Gymnasium vorbereiteten und Schulgeld kosteten, geschickt. Der Zusammenhang zwischen Besitz und Bildung war also damals noch mehr institutionalisiert als heute. Die Proteste gegen die „Einheitsschule“ aber keineswegs leiser.

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die alliierten Besatzungsmächte der Ansicht, dass das elitäre deutsche Schulwesen mitverantwortlich für den Aufstieg des Faschismus gewesen sei, da das gegliederte Schulsystem bei einer kleinen Gruppe ein Überlegenheits- und bei der Mehrzahl der Schüler ein Minderwertigkeitsgefühl auslöse, und wollten deshalb längeres gemeinsames Lernen bis Klasse 6 und eine Vereinheitlichung der weiterführenden Schulen herstellen. Während in der Ostzone dieses System realisiert wurde, schafften es die Behörden in den Westzonen jegliche Schulreformen so lange zu boykottieren und zu blockieren, bis letztlich doch das Schulsystem des Dritten Reiches weitgehend erhalten blieb. In den 70er Jahren wurden dann aber schließlich die ersten westdeutschen Gesamtschulen, hauptsächlich auf Betreiben der SPD, eingeführt. Während in Frankreich 1977 der bürgerlich-liberale Staatspräsident Valéry Giscard d’Estaing erfolgreich die Gesamtschule zur Regelschule machte, scheiterte dieser Versuch der SPD-FDP-Regierung in Nordrhein-Westfalen 1978 an einem von der CDU initiierten Volksbegehren.

Der „Pisa-Schock“ 2000 brachte dann erstmals wieder Bewegung in die Diskussionen um das deutsche Schulwesen. In diesem damals erstmals von der OECD durchgeführten Schulvergleich, landete das „Land der Dichter und Denker“ unterhalb des Durchschnitts. Gleichzeitig wurde deutlich, dass in keinem anderen Industrieland ein so starker Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungschancen besteht wie in Deutschland. Statt aber daraus die Konsequenzen zu ziehen und mehr Menschen in den Bildungsprozess zu integrieren und also Gesamtschulen zu Regelschulen zu machen, setzten konservative Politiker auf noch mehr Elitenförderung. Die schwarz-gelbe Landesregierung in Niedersachsen unter Christian Wulff schaffte 2003 das dort bis dato übliche gemeinsame Lernen bis Klasse 6 zugunsten einer Selektion nach Klasse 4 ab und verbot die Gründung neuer Gesamtschulen, was bis 2008 andauerte. Bayern schickt seit 2006 Kinder die bei der Einschulung nicht ausreichend Deutsch sprechen gleich zur „Förderschule“.

Sinnvollere Ansätze kamen von der 2008 gebildeten schwarz-grünen Regierung in Hamburg. Die Grünen hatten unter den Slogan „Neun macht klug“ im Wahlkampf Werbung für ein gemeinsames Lernen bis Klasse 9 gemacht. Auch die CDU sah Reformbedarf an den Schulen, wollte diesen aber bei der Einführung von Stadtteilschulen, als Zusammenlegung von Haupt-, Real- und Gesamtschulen bewenden lassen. Als Kompromiss kam ein am 7. Oktober 2009 beschlossenes längeres gemeinsames Lernen bis Klasse 6 in neu zu schaffenden Primarschulen und die Einführung von Stadtteilschulen, die auch zum Abitur führen, heraus. Die Gymnasien sollen erhalten bleiben und das Abitur schon nach Klasse 12 anbieten. Die Klassengröße soll auf 25 Schüler, in „Problemgebieten“ auf unter 20 reduziert werden. Außerdem soll künftig das „Sitzen bleiben“ und damit auch das „Abschulen“ abgeschafft werden. Dafür sollte dann aber auch das Elternwahlrecht wegfallen, d.h. Eltern sollte die Entscheidungsmöglichkeit auf welche weiterführende Schule ihr Kind gehen soll genommen werden. Das war wohl ein Fehler...

Als entschiedene Gegner der Hamburger Schulreform fand sich die bürgerlich-rechtspopulistische Initiative „Wir wollen lernen“ zusammen. Ihr Anführer ist dabei der Blankeneser Rechtsanwalt Walter Scheuerl. Scheuerl ist zuvor bereits als häufig frequentierter Anwalt und Sprecher, manche sagen auch Lobbyist, von Firmen in Erscheinung getreten, die mit dem Tierschutzgesetz in Konflikt geraten waren. ( http://furtrade-exposed.com/) Scheuerl schaffte es dabei häufig, dass am Ende nicht die Verursacher, sondern diejenigen, die Skandale von Firmen aufgedeckt hatten auf der Anklagebank saßen. Ein Fall war die Firma Landkost Ei, die Eier, die in Massentierhaltung „hergestellt“ wurden, als Bio-Eier verkauft hatte. Genau diesem Prinzip folgte nun auch die Scheuerl-Initiative „Wir wollen lernen“. Ein mieses Schulsystem wurde angepriesen und Selektion zynisch als „Bildungsvielfalt“ deklariert. „Wir wollen lernen“ organisierte Demos gegen die Schulreform u.a. mit Unterstützung des Schauspielers Sky du Mont. Ein Reformbefürworter der am Rande einer solchen Demo ein Schild mit der Aufschrift „Unterschicht grüßt Oberschicht – eure Schule wollen wir nicht“ wurde dabei von einem Scheuerl-Anhänger zu Boden geschubst und verletzt. ( http://www.taz.de/1/nord/artikel/1/rangelei-der-klassen/) Scheuerl selbst bekämpfte seine Gegner wie gewohnt juristisch. Die Initiative Pro Schulreform schwärzte er bei Warner Bros. wegen Rechteverletzung aufgrund der Verwendung des Superman-Logos an und der Jungen GEW ließ er verbieten einen Flashmob mit Sky-du-Mont-Masken durchzuführen.

„Wir wollen lernen“ startete ein Volksbegehren gegen die Reform und war damit erfolgreich. Mit 184.500 Unterschriften übertraf sie deutlich die Hürde von 62.000 Unterschriften, die für ein erfolgreiches Volksbegehren nötig sind und an der die Initiative „Eine Schule für alle“ ein Jahr zuvor gescheitert war. Es folgten Verhandlungen zwischen Senat und „Wir wollen lernen“, die jedoch am absoluten Reformunwillen der Initiative scheiterten. Dafür jedoch besserte der Senat nach, führte das Elternwahlrecht wieder ein (welches auch wieder ein Abschulen vom Gymnasium nach Klasse 7 ermöglicht) und schaffte das Büchergeld ab. Dadurch wurden auch die Oppositionsparteien SPD und Die Linke. mit ins Boot geholt. Die Novellierung der Schulreform wurde am 3. März 2010 von der Bürgerschaft einstimmig beschlossen. „Wir wollen lernen“ bestand aber weiterhin auf einen Volksentscheid zur Primarschule, der am kommenden Sonntag stattfindet.

Zu kämpfen hat die Initiative vor allem mit ihrem elitären Image, welches durch einen Panorama-Beitrag nochmal bestätigt wurde. ( http://daserste.ndr.de/panorama/media/panorama408.html) Ihre Motivation liegt ohnehin auf der Hand: Ein reiches Bürgertum will verhindern, dass seine Kinder mit Migranten und Kindern aus „Hartz-IV-Familien“ in einem Klassenzimmer sitzen. So sieht es auch Hamburgs konservativer Bürgermeister Ole von Beust: „Es kann nicht sein, dass die Wohlhabenden sich nur um ihre Interessen kümmern und diejenigen, die in einer schwierigen Situation leben, nicht einmal mehr die Hoffnung oder die Chance haben, dass es besser werden kann.“ Und: „Aber mich hat überrascht, dass manche so unverhohlen sagen: Wir wollen nicht, dass unsere Kinder länger als notwendig mit Kindern mit Migrationshintergrund zur Schule gehen. (…) Da tauchen, auch bei Bürgerlichen, unverhohlen Ressentiments auf“. Doch auch „Wir wollen lernen“ musste zurück rudern. Halluzinierten sie zu Anfang noch über eine Verstärkung sozialer Gegensätze durch die Stadtteilschulen, scheinen sie diese Schule mittlerweile zu akzeptieren. Nur die Primarschule muss jetzt als Hassobjekt herhalten.

Die Initiative „Wir wollen lernen“ liegt in Umfrage derzeit vorne ( http://archiv.mopo.de/archiv/2010/20100709/deutschland-welt/politik/umfrage_schulreform_gegner_in_hamburg_vorn.html). Obwohl sich Erziehungswissenschaftler weitgehend einig sind, dass längeres gemeinsames Lernen sowohl für „starke“ als auch für „schwache“ Schüler besser ist, obwohl alle anderen europäischen Ländern mindestens bis Klasse 6 gemeinsam lernen, obwohl alle in der Bürgerschaft vertretenen Parteien, die Gewerkschaften, die Kirchen und die Handwerkskammer die Schulreform unterstützen. Gegen die Schulreform agitieren, außer der Scheuerl-Initiative, hauptsächlich die FDP ( http://daserste.ndr.de/panorama/media/hhj484.html), die NPD ( http://gewstudis.blogsport.de/2010/07/13/kein-fussbreit-den-neonazis-gegen-sozialdarwinismus-und-rassismus-im-deutschen-bildungssystem) und die Springer-Presse ( http://www.die-linke-hh.de/politik/diskussionen/detail/artikel/diskussionen-2010/springerpresse-im-hamburger-schulkampf.html). Anders würden die Mehrheitsverhältnisse freilich aussehen, wenn auch die Migranten mitstimmen dürften. Aber das geht natürlich nicht...

Sollte sich die Scheuerl-Initiative durchsetzen, wird es in Zukunft noch schwieriger, die Deutschen vom längeren gemeinsamen Lernen zu überzeugen. Dann ist das Projekt „Eine Schule für alle“ mittelfristig gestorben. Damit sei auch nochmal allen, die vorhaben sich am Sonntag der Stimme zu enthalten, ans Herz gelegt diese Entscheidung nochmal zu überdenken. Ein Ja zur Vorlage der Bürgerschaft ist kein generelles Ja zur Bildungspolitik von Schwarz-Grün. Es geht auch nicht um die Zementierung der Zweigliedrigkeit. Es geht um die schwere Geburt einer 6-jährigen Grundschule, gegen die es kein vernünftiges Argument gibt.

Die Wahlparty der „Schulverbesserer“, also der Reformbefürworter, findet am Sonntag ab 18.00 Uhr im Kulturhaus 73, Schulterblatt 73, im Hamburger Schanzenviertel statt.

Weitere Artikel zum Thema:
 http://de.wikipedia.org/wiki/Schulreform_in_Hamburg
 http://www.jungewelt.de/2010/07-16/040.php
 http://www.taz.de/1/zukunft/bildung/artikel/1/es-geht-um-die-kinder/
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Ergänzungen

"Gibt es eine richtige Schule im Falschen?"

HWP 17.07.2010 - 15:17
„Sind aber Schulen der falsche Ort, um eine Fertigkeit zu erlernen,
sind sie es erst recht, um Bildung zu vermitteln.
Die Schule erfüllt beide Aufgaben
deshalb schlecht, weil sie häufig nicht zwischen
ihnen unterscheidet.“ (Ivan Illich)

Kritischer Aufruf zur Schulreform
 http://gshg.blogsport.de/2010/05/30/gibt-es-eine-richtige-schule-im-falschen/

Ich sehe das etwas anders!

Berliner Brennpunktbewohner 17.07.2010 - 15:42
Der Initiator der geplanten Hamburger Schulreform ist der Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Klaus-Jürgen Tillmann, ehemals Professor an der Uni-Bielefeld und Vordenker des "Projekt Ganztagsschulen".

Tillmann war schon in seiner Funktion als Leiter des Landesinstituts für Bildung und Medien der geistige Vater solch fragwürdiger Ansätze wie der Einführung des "jahrgangsübergreifenden Lernens" (JÜL) an den Grundschulen in Berlin, unter dem beispielsweise meine beiden Töchter gerade zu leiden haben.

Die Ergebnisse dieses Sozialexperiments sind eine einzige Katastrophe: Durchschnittlich 12,1 % Wiederholer gegenüber 2,4 % in den zwei Jahrgangsschuljahren zuvor, d.h. eine Verfünffachung der Sitzenbleiberquote und das ohne eine inhaltliche Anforderungserhöhung!

Die Ergebnisse in Berlin sind nur frappierend: In den bürgerlichen Vierteln funktioniert JÜL leidlich; in Brennpunktschulen weitet es sich mit bis zu 70% Wiederholern an einzelnen Schulen zur offenen Katastrophe aus.

Nicht zu Unrecht läuft gerade der Neuköllner Bildungsstadtrat Schimmang Sturm gegen das Modell. In seinem Bezirk (einem der Berliner Problemgebiete) haben sich seit Einführung von JÜL die Sitzenbleiberzahlen mehr als verzehnfacht!

Die Hamburger Schulreformer tut so, als wollen sie vorrangig die Lernbedingungen migrantischer Kids verbessern. In Wirklichkeit sind aber sozialromantische Lehrerklientel und linksliberaler Mittelstand (deren Kinder eben gerade NICHT in den Problembezirken zur Schule gehen) das eigentliche Zielpublikum.

Die Befindlichkeiten des großbürgerlichen Widerstands in Hamburg sind zwar in das Zentrum der Berichterstattung gerückt, die schlimmsten Leidtragenden der Reformen werden hingegen gerade die Kinder bildungsferner Eltern sein.

Sie werden im Fall eines Erfolges der Reformer nämlich die Supppe auszulöffeln haben!




Kritische Gedanken zur Schule und ihrem Stoff

arguschul 17.07.2010 - 18:39
Argumente zur Schule finden sich hier: http://arguschul.net

Und dann gibt es noch

Heiner 17.07.2010 - 20:19
eine Menge Menschen, die die ganze Zeit schwer antirassistisch sind, die Migrantenfamilie zwei Treppen unter ihnen verbessert ihren linken Lifestyle ganz entschieden. Kaum dass dann aber ihre Kinder in die Schule müssen, besorgen sie sich Meldeadressen in Gegenden mit möglichst geringem Migrantenanteil an der Bevölkerung, damit ihre Kinder bloß nicht mit denen auf die Schule gehen. Und schon wir ein weiterer Mensch zum Rassisten erzogen. Hier in Berlin jedenfalls sehr verbreitet. Zum kotzen sind diese Heuchler.

Deine Stimme gegen Ausgrenzung und Lügen

Die Linke.SDS Uni Hamburg 18.07.2010 - 02:38
Am 18.7. findet in Hamburg der Volksentscheid über die Schulreform statt. Die Briefwahl läuft bereits. Auch wenn es hier vordergründig nur um die Frage geht, ob die Grundschule künftig vier oder sechs Jahre dauern soll, handelt es sich es sich letztlich um eine Richtungsentscheidung. Ist die Bevölkerung an einem gerechteren Schulwesen, das auf Chancengleichheit setzt interessiert, oder nicht? Die Argumente der Reformbefürworter sind hinlänglich bekannt. Aus erziehungswissenschaftlicher Sicht ist längeres gemeinsames Lernen äußerst sinnvoll, alle anderen europäischen Länder machen´s vor, und das derzeitige Schulsystem produziert einfach zu viele „Verlierer“. Was also sind die Argumente der Gegner?

Die Initiative „Wir wollen lernen“
Die sog. Scheuerl-Leute (benannt nach ihrem Führer Walter Scheuerl, der sich vorher bereits einen Namen als Fachanwalt der Tierquäler-Branche gemacht hat) betrachtet sich als Gruppe „aufgebrachter Eltern“ die sich vor allem über die zunächst geplante Abschaffung des Elternwahlrechts, auf welche weiterführende Schule die Kinder gehen sollen, erregten. Obwohl das Elternwahlrecht durch den Senat mittlerweile längst wieder eingeführt wurde, wird weiterhin suggeriert dem sei nicht so. Die Primarschule wird hier zum diffusen Hassobjekt, wie für andere ein Minarett. Den Kampf gegen die Stadtteilschulen hat „Wir wollen lernen“ mittlerweile aufgegeben. Die Aufrechterhaltung der Hauptschulen war einfach nicht vermittelbar.

Die FDP
Die in Hamburg außerparlamentarische Oppositionspartei geht noch einen Schritt weiter und lügt die Bevölkerung direkt an, in dem sie wahrheitswidrig behauptet der Volksentscheid am 18.7. ginge um die Frage nach dem Elternwahlrecht. Die Tatsache, dass die FDP sich in Sachsen und Bayern für die Einführung der 6-jährigen Primarschule einsetzt, kommentierte eine Delegierte auf dem letzten FDP-Landesparteitag gegenüber dem NDR mit der Floskel: „Andere Länder, andere Sitten.“ Der FDP scheint Bildung ziemlich schnuppe zu sein. Hauptinteresse ist die Demontage des Senates, die Hoffnung auf Neuwahlen und der Traum vom Wiedereinzug in die Bürgerschaft. Einen solch rücksichtslosen Umgang mit der Zukunft der jungen Generation konnte selbst die Liberale Hochschulgruppe an der Uni Hamburg nicht mittragen und stand dem einstimmigen Beschluss des Studierendenparlaments zur Schulreform nicht im Weg.

Die NPD
Ein ehrlicheres Interesse am derzeitigen deutschen Schulsystem ist den Neofaschisten zu unterstellen. Auf ihrer Homepage verkünden sie: „Die NPD unterstützt weiterhin massiv durch Flugblattverteilungen und Sicherstellung der Plakatpräsenz das Anliegen der Volksinitiative Wir wollen lernen, um Schaden vom deutschen Volk abzuwenden.“ Begründet wird dies hier in altbekannter Manier: „Intelligenz und andere Qualifikationen sind nach Erkenntnissen der modernen Biologie zu etwa gleichen Teilen genetisch vorbestimmt, bzw. durch Übung und soziale Faktoren erst im Leben zu erwerben. Die NPD geht von der wissenschaftlich bewiesenen Grundvoraussetzung unterschiedlicher Leistungspotentiale aus.“ Hieraus wird die Schlussfolgerung gezogen: „Die NPD setzt auf ein Konzept von circa 20 Schülern pro Klasse und konsequenter Sonderbeschulung von Ausländern und leistungsunfähigen deutschen Schülern, um zu verhindern, daß die gutwilligen deutschen Schüler durch die vermeintlich coolen Leistungsverweigerer oder Klassenkasper negativ beeinflußt werden.“

Falsche Behauptungen, Eigeninteressen, Sozialdarwinismus und Ausländerhass. Sollen das Argumente gegen die Hamburger Schulreform sein?

Am 18.7. hast Du die Chance, die Schule von Scheuerl, FDP und NPD abzuwählen. Nein zu "Wir wollen lernen" - Ja zur Primarschule!

Pro Schulreform

C. Montgomery Burns 18.07.2010 - 10:33
@Berliner Brennpunktbewohner: Ich weiß zwar nicht, was derzeit an Berlins
Grundschulen so los ist, was aber das "Sitzen bleiben" betrifft, sei nochmal erwähnt dass das durch die Hamburger Schulreform abgeschafft wird.

@Schlaubi Schlumpf: Ich bin seinerzeit auf eine niedersächsische Realschule gegangen und da hat man in Chemie und Geschichte praktisch gar nichts gelernt und in den anderen Fächern war der Unterricht auch sehr dürftig. Daraus wurde dann später auf dem Gymnasium ein Problem. Niemand aus meiner Jahrgangsstufe hat es auf Anhieb zum allgemeinen Abitur geschafft, auch wenn mittlerweile viele studieren. Das muss doch ein Appell sein, die Schule auszutauschen und nicht die Menschen!
Und warum müssen "Murat und Cem" jetzt wieder als Beispiel für Ungebildete herhalten? Sicher, die meisten Migranten kommen aus einem proletarischen Millieu und sprechen schlechter Deutsch als Einheimische. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie deshalb keine guten Abschlüsse machen können! Man muss ihnen nur mal die Chance dazu geben!

Ich bin es sowieso leid, dass bei einem Schulsystem, das europäischer Standard ist, immernoch so getan wird, als sei es ein "Experiment".

NDR berichtet

Ingo 18.07.2010 - 15:36

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Volksentscheid — Murat

Guter Artikel! — Herb Barth