[Marburg]: Kurdisches Kommando übt Piratenakt auf der Lahn

YXK-Ortsgruppe Marburg 07.07.2010 18:12 Themen: Militarismus Repression Soziale Kämpfe Weltweit
Zur aktuellen bundesweiten Kampagne Tatort-Kurdistan führte die YXK-Ortsgruppe Marburg heute ihre erste Aktion durch: Mit zwei Tretbooten schipperte die Gruppe Studierende ausgerüstet mit einem großem Transparent und einem Megafon heute eine gute halbe Stunde auf der Lahn in der Marburger Innenstadt auf Höhe der Mensa herum, um lautstark auf die Themen der Kampagne aufmerksam zu machen.
15 Leute waren damit beschäftigt, die musikalisch hinterlegte Aktion durchzuführen, die Informationen durchs Megafon zu verkünden und am Ufer die dazugehörigen Flyer zu verteilen.
Die Aktion fand im Rahmen der bundesweiten Kampagne TATORT-Kurdistan (www.tatort-kurdistan.blog.de) statt.

Das hierzu verteilte Flugblatt:

Kampagne TATORT Kurdistan: von Rüstungsexporten, Kreditvergaben bis hin zu Giftgas und anderen Aktivitäten deutscher Unternehmen in Kurdistan

Seit Frühjahr dieses Jahres eskaliert die Situation in den kurdischen Gebieten der Türkei. Die militärischen Operationen befinden sich auf einem neuen Höhepunkt. Die Initiative der türkischen Regierung, die sogenannte „demokratische Öffnung“ zur Lösung der kurdischen Frage, bewies sich als Lippenbekenntnis. Die pro-kurdische Partei DTP wurde im Dezember 2009 verboten, die seit April 2009 andauernde Verhaftungswelle reißt nicht ab, Morde unbekannter Täter und Dorfverbrennungen stehen wieder auf der Tagesordnung. Die kurdische Freiheitsbewegung, allen voran die Frauenbewegung, schafft es trotz des vorherrschenden Kriegszustandes für ihre Ziele, für den demokratischen Konföderalismus, für eine freie Gesellschaft zu kämpfen. Ein Teil dieses Kampfes ist der Aufbau von Rätestrukturen in kurdischen Dörfern und Städten.
An diesem schmutzigen Krieg und den Menschenrechtsverletzungen des türkischen Staates, der hauptsächlich auf dem Rücken der Zivilbevölkerung ausgetragen wird – Dorfzerstörungen, Vergewaltigungen, Morde an politischen AktivistInnen, massenweise Inhaftierungen von Kindern (über 4.000 von ihnen sitzen mittlerweile in türkischen Gefängnissen) sind an der Tagesordnung – sind die deutsche Wirtschaft, sowie der deutsche Staat auch beteiligt.
Deutschland hat der Türkei zwischen 2000 und 2009 Rüstungsgüter im Wert von knapp 1,8 Milliarden Euro geliefert. Dies geht aus der Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke im Bundestag hervor. Unter den gelieferten Rüstungsgütern waren 2005 unter anderem 298 Kampfpanzer vom Typ Leopard 2A4. 2009 wurden weitere 41 Panzer dieses Typs geliefert. 15 Leopard-Panzer gingen als „Ersatzteilspender“ an die türkische Armee. Vertragliche Zusagen, die gelieferten Waffen, Munition und Rüstungsgüter nicht bei internen Konflikten und bei grenzüberschreitenden Militäraktionen zu verwenden, gebe es nicht, teilt die Bundesregierung weiter mit. Die Türkei sei NATO-Partner und habe seit 2002 „mit mehreren Reformpaketen die innere Stabilisierung und Demokratisierung gestärkt“. Außerdem habe die EU Beitrittsverhandlungen mit der Türkei aufgenommen, „da die EU-Kommission festgestellt hat, dass die Türkei die Politischen Kopenhagener Kriterien (insbesondere Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Schutz von Menschenrechten) hinreichend erfüllt“.

Dies ist nur ein Beispiel für die Schuld, die der deutsche Staat und die deutsche Wirtschaft auf sich laden, wenn sie sich an dem Konflikt in Kurdistan mehr oder weniger unmittelbar beteiligen. Weitere Beispiele neben den Rüstungsexporten sind die Beteiligung an Energieprojekten, Kreditvergaben, aber auch die repressive Asylpolitik, die politisch motivierte Kriminalisierung von AktivistInnen in Deutschland und die Nicht-Anerkennung der Minderheitenrechte in Deutschland lebender KurdInnen.

Die Kampagne TATORT Kurdistan hat zum Ziel, all diese Themen aufzugreifen und die deutsche Rolle in dem kurdischen Konflikt aufzuzeigen. Sie arbeitet mit Vernetzungs-, Recherche- und Öffentlichkeitsarbeit auf einen bundesweiten Aktionstag am 1. September, dem weltweiten Antikriegstag, hin. Menschen die sich der Kampagne anschließen möchten oder an der Thematik interessiert sind, können weitere Informationen auf der Seite der Kampagne erhalten (www.tatort-kurdistan.blog.de).

In Hessen hat sich eine eigene Koordination gebildet, die weitere Aktionen geplant hat. Für Informationen oder Teilnahme an den Aktionen Kontakt unter:  tatort-kurdistan.hessen@gmx.de

In Kürze werden in allen größeren hessischen und deutschen Städte diverseste Aktionen folgen. Haltet die Augen offen und erkundigt euch über die Kampagne:

Besucht die Kampagne im Internet: tatort-kurdistan.blog.de
Nehmt Kontakt mit der Koordination in Hessen auf:  tatort-kurdistan.hessen@gmx.de
Besucht den Blog der YXK-Marburg: yxkmarburg.blogsport.de

Hinter dem Faschismus steht das Kapital, der Kampf um Befreiung ist international!
Deutsche Waffen, deutsches Geld morden mit in aller Welt!!
Hoch die internationale Solidarität!!!
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Demonstration in Hamburg 9.7. * 17 Uhr Hbf

TATORT KURDISTAN 07.07.2010 - 22:21
Stoppt den Krieg!
Frieden für Kurdistan!

Demonstration Freitag * 9.7. * 17 Uhr am Hamburger Hauptbahnhof!
In Kurdistan beherrscht der Krieg wieder den Alltag.

Der NATO-Staat Türkei greift im Kampf gegen die kurdische Freiheitsbewegung zunehmend auf die Kriegspraxen der 1990er Jahre zurück und vertreibt die Dorfbevölkerung aus den Grenzregionen zwischen Türkei, Iran und Irak. Erst in der letzten Woche wurden zwei Dörfer nahe der bekannten antiken Stadt Hasankeyf, Bizinka (Keçeli) und Xerbekar (Palamutlu), sowie die angrenzenden Felder und Obstplantagen, von türkischen Soldaten in Brand gesetzt und vollkommen zerstört.

Der Bevölkerung werden mehr und mehr die Lebensgrundlage durch den täglichen Terror genommen. Sie können nur unter lebensgefährlichen Bedingungen ihrer alltäglichen Arbeit nachgehen. So wurden am 28. Juni 4 Dorfbewohner von türkischen Soldaten beschossen, als sie in den frühen Morgenstunden zum Kräutersammeln auf die Alm zogen. Die 61- und 62-jährigen Kurden wurden vom Militär dabei erschossen, ein 75-Jähriger schwer verletzt. Der Generalstabsvorsitzenden der Inneren Sicherheit, General Fahri Kır, gab lapidar als Erklärung, dass die Bevölkerung nur schwer von den PKKlern zu unterscheiden wäre.
Täglich werden Menschen, ob Jung oder Alt festgenommen und verhaftet. Folter und Erniedrigungen sind wieder zur Normalität gegen die kurdische Bevölkerung geworden.
Diese repressive Situation hat sich seit dem letzten Jahr stetig gesteigert. Seit dem bedeutenden Wahlsieg der mittlerweile verbotenen Partei für eine demokratische Gesellschaft (DTP) im März letzten Jahres verschlechtert sich die Lebensrealität in Nordkurdistan (kurdische Gebiete in der Republik Türkei) fast täglich. Tausende gewählte PolitikerInnen, BürgermeisterInnen etc. sitzen mittlerweile in den Gefängnissen. Auch weit über tausend Kinder und Jugendliche wurden verhaftet. Fast alle werden unter anderem wegen „Mitgliedschaft in einer verboten Organisation“ zu hohen Haftstrafen verurteilt. Auch Journalisten werden bei ihrer Arbeit behindert. So wurde in Adana der Mitarbeiter der einzigen kurdischsprachigen Tageszeitung Azadiya Welat ermordet. Der Journalist und ehemalige Chefredakteur von Azadiya Welat, Vedat Kursun, zu 166 Jahren Haft verurteilt.
Auch wurden alle 34 FriedensbotschafterInnen, die im Oktober letzten Jahres aus dem Flüchtlingscamp Maxmur im Irak und den VertreterInnen der Guerilla aus den Kandil-Bergen in die Türkei kamen und mit diesem Schritt ein Zeichen für den Frieden setzen wollten, verhaftet.

Bisher waren alle Friedensbemühungen von Seiten der kurdischen Freiheitsbewegung erfolglos verlaufen. Seit 1993 hatte sie u. a. mit sechs einseitigen eingehaltenen Waffenruhen und vielen weiteren Initiativen Wege hin zu einem gerechten Frieden beschritten. Alle diese Initiativen wurden weder von Seiten der Türkei noch von Seiten Europas mit friedenspolitischen Aktivitäten beantwortet. Im Gegenteil: Die Hand zum Frieden von kurdischer Seite wurde als Schwäche der Freiheitsbewegung ausgelegt und mit militärischen Operationen und erheblicher Repression gegen die Zivil-Bevölkerung beantwortet.
Auch in Deutschland. Noch immer wird an dem sogenannten PKK-Verbot, dass 1993 vom damaligen Innenminister Kanther ausgesprochen wurde, festgehalten. Dieses Verbot hat in Deutschland bis heute zu unzähligen Haus- und Vereinsdurchsuchungen und -schließungen, zu Festnahmen und Verhaftungen etc. geführt. Es dient noch immer einer ständigen Überwachung, wie u. a. dem Abhören von Vereinsräumen und Telefonen. Besonders die kurdischen Medien waren und sind im Visier des deutschen Staates. Einmalig in Europa wurden kurdische Nachrichtenagenturen, die Tageszeitung Özgür Politika und auch das kurdische Fernsehen Roj TV in Deutschland verboten.
Dies sind gute Voraussetzungen für effektive Geschäfte auf dem Waffenmarkt. Allein von 2000 bis 2009 hat Deutschland Rüstungsgüter für 1,8 Milliarden Euro an die Türkei geliefert. Dabei mehr als 300 Kampfpanzer vom Typ Leopard 2A4. Wir können die Bevölkerung in Nordkurdistan fragen, ob sie diese Panzer in ihren Dörfern und Städten schon zu sehen bekommen haben.

Doch der Freiheitswille der kurdischen Bevölkerung ist nach 30 Jahren Krieg nicht mehr mit militärischen und polizeilichen Maßnahmen zu zerschlagen. Für ihre Zukunft und mit ihrer Selbstorganisierung so­wie dem Aufbau demokratischer politischer und sozialer Struk­turen, setzten sie sich gegen die Unterdrückung und den Kriegsterror zur Wehr.
Um den Friedensbemühungen der kurdischen Bevölkerung, der Freiheitsbewegung sowie der Friedensinitiativen in der Türkei auch hier Gehör zu verschaffen, demonstrieren wir heute hier in Hamburg.

Diese Demonstration wird von der Kampagne TATORT Kurdistan organisiert. Die Kampagne TATORT Kurdistan hat zum Ziel, die Verantwortung und die Rolle deutscher Unternehmen und der Bundesregierung sichtbar zu machen. Auf der Seite  http://tatort-kurdistan.blog.de/ findet ihr Hintergrundinformationen zu dieser Kampagne. Unter anderem wird es am 01.September 2010, dem Weltfriedenstag, ein bundesweiten Aktionstag geben. Beteiligung erwünscht!

Wir fordern:
* Stoppt die militärischen Operationen der türkischen Armee!
* Deutsche Waffen raus aus Kurdistan!
* Freiheit für Abdullah Öcalan und alle politischen Gefangenen!
* Weg mit §129a/b, Terrorlisten und dem PKK Verbot!



Stoppt den Krieg!
Frieden für Kurdistan!
Demonstration 09.07.2010
17 Uhr Hachmannplatz/Hbf
Hamburg

 http://tatort-kurdistan.blog.de

sehr schöne aktion...

...weiter so!! 07.07.2010 - 22:29
die aktion ist mal wirklich kreativ. macht weiter so und belebt die kampagne mit neuen, innovativen aktionsformen. hut ab und zwei dicken daumen hoch.

in BERLIN geht es auch weiter mit der kampagne am mittwoch, 14.7.,um 20 uhr im bethanien 'New Yorck 59', mariannenplatz 2, u-bhf. kottbusser tor mit einer INFOVERANSTALTUNG zur aktuellen situation in kurdistan und zur Kampagne
TATORT Kurdistan!!

 http://tatort-kurdistan.blog.de/

--------

ccb 07.07.2010 - 22:34
"Hinter dem Faschismus steht das Kapital (...)"
Na kommt schon Leute. Das ist doch echt mal nicht mehr so ganz up to date (und war genau genommen auch früher ja schon falsch). Hinter dem deutschen, ebenso wie dem italienischen Faschismus steckten und stecken dann nämlich doch noch ein paar andere (nicht zuletzt eben auch viele ArbeiterInnen).

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 4 Kommentare an

Ecke — Kopfball — Tor — unentschieden

Mal Ehrlich — wieso

ohmann — öhhh

Keine Grenzen — Antifa Pjöngjang