[B] Zum "Fahnenkrieg" in Neukölln
Deutschland-Autofähnchen so weit das Auge reicht, unzählige Balkone verunstaltet durch stoffgewordene schwarz-rot-goldene Sympathiebekundungen für die „Jungs in Südafrika“, bis hin zum Kühlregal des nächsten Supermarktes, in dem die Deutschland-Butter unverdrossen um die patriotischen Käufer_innen wirbt, reicht dieses „neue Selbstbewusstsein“. Ein Diskussionsbeitrag zum "Fahnenkrieg" in Neukölln.
Von „Fahnenkriegen“ und Integrationszwängen - Rassistischer Normalzustand im Sommerloch
Spätestens seit dem „Sommermärchen“ 2006 nie richtig weg, erlebt der „unverkrampfte Patriotismus“ aka deutscher Nationalismus zur aktuellen Fußball-WM der Männer eine nächste Phase der Hochkonjunktur. Deutschland-Autofähnchen so weit das Auge reicht, unzählige Balkone verunstaltet durch stoffgewordene schwarz-rot-goldene Sympathiebekundungen für die „Jungs in Südafrika“, bis hin zum Kühlregal des nächsten Supermarktes, in dem die Deutschland-Butter unverdrossen um die patriotischen Käufer_innen wirbt, reicht dieses „neue Selbstbewusstsein“. Die üblichen Nebenwirkungen dieses nationalen Taumels lassen dann auch nicht lange auf sich warten. Waren es bei der Männer-EM 2008 noch Dönerimbisse in Dresden die die geballte Gewalt eines Mobs aus ganz normalen deutschen Fußballfans, angereichert mit rechten Hooligans und organsierten Neonazis, zu spüren bekamen, häufen sich auch in diesem Sommer wieder die Übergriffe auf all diejenigen, die nicht in das Bild des „guten Deutschen“ passen. So war beispielsweise von einem rassistischen Übergriff in Gesundbrunnen im Vorfeld des Spiels Deutschland-Ghana oder eine Pfeffersprayattacke auf einen Afrikaner in der U-Bahn zwischen Friedrichshain und Lichtenberg zu lesen. Auch Menschen die nicht ins Modell der heteronormativen Geschlechtermatrix passen oder passen wollen, werden verstärkt Ziele von Gewalt, so kam es auf der Landsberger Allee aus einer Personengruppe heraus zu einem transfeindlichen Übergriff und am Vorabend des Achtelfinales England-Deutschland im Volkspark Friedrichshain innerhalb von nur zehn Minuten zu einer Serie von homophoben Angriffen. Auch hier agierten die Täter_innen aus einer Gruppe heraus. Mögen diese Entwicklungen der_die kritischen Betrachter_in kaum verwundern, ist der Zusammenhang zwischen Fußball-Nationalismus und rechter Gewalt doch bereits wissenschaftlich nachgewiesen worden und ist im Zwangskollektiv der Nation durch die Definition über beständige Ausschlüsse des „Anderen“ , Gewalt gegen alle die „nicht dazugehören“ immer schon vorprogrammiert. Trotzdem ist die Nichtthematisierung in der Öffentlichkeit augenfällig. Die bürgerlichen Medien haben sich stattdessen auf ein anderes Thema eingeschossen. In Neukölln soll ein „Fahnenkrieg“ toben. Alle waren sie schon da, „Tagesspiegel“, “Berliner Morgenpost“, Spiegel Online und das ARD-Nachtmagazin, um das 500 € teuren und 22x 5 m großen Deutschland-Banner an dem Haus an der Kreuzung Sonnenalle/Pannierstraße abzulichten. Sie interviewen Ibrahim Bassal, Inhaber des Elektronik-Shops im Erdgeschoss des Hauses, er hat gemeinsam mit seinem Cousin dem Tempelhofer CDU-Politiker Badr Mohammed die Fahne angeschafft und aufhängen lassen. Doch die schwarz-rot-goldene Harmonie in der Sonnenalle wird, so klagen die Medien, immer wieder von Unbekannten gestört. So sollen Vermummte bereits zwei Mal das überdimensionierte Banner nachts von der Fassade entfernt haben. Inzwischen hängt die dritte Fahne, die nur noch an den deutschen Spieltagen bis auf Bodenreichweite herabgelassen wird und Ibrahim Bassal hält tapfer Nachtwache, um erneute antinationale Aktionen zu verhindern. Als Miesmacher haben die Journalist_innen von der Divise „schwarz-rot-hass“ angetriebene „Linksautonome“ ausgemacht, die in Neukölln einen regelrechten Feldzug gegen Deutschland-Fahnen gestartet hätten. Doch die Dreistigkeit sich nicht am Abfeiern der der deutschen Nation in ihrem regressiven Normalzustand zu beteiligen und gar offensiv gegen dieses vorzugehen, ist dabei nicht der alleinige Grund der Empörung. Dass ausgerechnet die Fahnen von vielen in Nordneukölln lebenden Migrant_innen davon betroffen sind, gibt Anlass „den Autonomen“ vorzuwerfen sie würden das Ziel verfolgen, dass „Migranten Migranten bleiben“ und eine Integration in die deutsche Mehrheitsgesellschaft zu verhindern.
Von der „Parallelgesellschaft“ zum Normalisierungsinstrument des deutschen Nationalismus
Ein gänzlich ungewohntes Bild von Neukölln wird in diesen Berichten gezeichnet. Ein Ort von dem in der Presse sonst nur in Zusammenhang mit „Parallelgesellschaften“, „integrationsunwilligen Migrant_innen“ und „kriminellen Großfamilien“ die Rede ist, scheint Musterbeispiel für gelungene Integration geworden zu sein und das alles nur durch simple schwarz-rot-goldene Stofffetzen. In einem Bezirk in dem der Bezirksbürgermeister in schöner Regelmäßigkeit gegen Migrant_innen hetzt und diese wahlweise „mitteleuropäisch zivilisieren“ oder gleich abschieben möchte, sind die Migrant_innen nun plötzlich im Idyll der deutschen Mehrheitsgesellschaft angekommen. In einem Bezirk in dem im Auftrag des Bezirksamt eine Task Force eingerichtet wird, speziell um sich des „Problem“ der Sinti & Roma in bestimmten Kiezen zu entledigen und die „Ordnung“ wieder her zu stellen, werden von Migrant_innen aufgehängte Deutschland-Fahnen zum Inbegriff der Friedfertigkeit und Unverfänglichkeit des neuen deutsche Nationalismus. Nationalismus als Eintrittskarte und Mitmachangebot für ansonsten durch institutionalisierten und alltäglichen Rassismus marginalisierte Menschen. Die Mitwirkung von Migrant_innen am „Partypatriotismus“ bietet eine ideale Vorlage deutschen Nationalismus den Status der Normalität zu verleihen und das Bild des multikulturellen, weltoffenen und friedlichen Deutschlands zu pflegen. Eine Nation die „selbst“ Migrant_innen bei ihrer Inszenierung von Gemeinschaft mitmachen lässt und zu Recht wieder stolz auf sich sein kann. Dort liegt dann auch der größte Hund begraben. Die oben aufgezählten Übergriffe sind abscheulich und verachtenswert, aber dennoch sind sie nicht repräsentativ für den deutschen Nationalismus anno 2010. Vielmehr gebärdet dieser sich als harmloser, weltoffener und hipper Freizeitspaß, vor dem sich niemensch zu fürchten hat. Vom Punk über der_die „alternative“ Student_in bis zur_zum Hochschulprofessor_in, jede_r macht bereitwillig mit. Mag sich mensch sonst doch „eher als links“ verorten und der im Kasernenhofton daher kommende konservative Nationalismus „vor dem Hintergrund `unser Geschichte´“ als nicht zeitgemäß in die rechte Schmuddelecke verbannt werden, ein Kranz aus schwarz-rot-goldenen Plastikblumen um den Hals muss dann schon sein. Es geht ja schließlich nur um Fußball. Der Bogen zur Staatsräson der „Berliner Republik“ muss dann gar nicht erst geschlagen werden, fügt sich die Position doch hervorragend ein. Ausgestattet mit einer „besonderen Verantwortung“ aus der inzwischen so beispielhaft aufgearbeitet deutschen Geschichte, ist es eben nur „normal“, dass sich Deutschland das holt, was ihm als „Global Player“ zusteht – wenn nötig mit allen Mitteln- ob auf dem Fußballplatz oder in Afghanistan. Kamen die Auslandseinsätze der Bundeswehr bisher als „humanitäre Interventionen“ daher und waren Bundeswehrsoldat_innen lediglich „Entwicklungshelfer_innen in Uniform“, verliert auch diese Fassade zusehends ihre Notwendigkeit, wie die jüngsten Interview-Äußerungen von Ex-Bundespräsident Köhler im Deutschlandradio illustrieren.
Integration – Nein, Danke !
Ein Schlagwort das in der Debatte immer wieder auftaucht und leider viel zu häufig unkritisch reproduziert wird, ist das der Integration. Hinter dem Wort Integration steht dabei ein rassistisches wie ausgesprochen wirkmächtiges Konzept. Es ist kein Konzept, dass gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe von Migrant_innen zum Ziel hat, sondern vielmehr die Anpassung der Migrant_innen an den gesellschaftlichen Idealtypus der deutschen Mehrheitsgesellschaft propagiert und somit auf die Errichtung einer homogenen und scheinbar wiederspruchlosen Gesellschaft, geeint in einer „deutschen Leitkultur“, ausgerichtet ist. Institutionalisierte Unterdrückungs-und Ausgrenzungsmechanismen etwa in Form von Sondergesetzen gegenüber in Deutschland lebenden Migrant_innen und ihre Stigmatisierung und Diskriminierung durch den im Alltag allgegenwärtigen gesellschaftlichen Rassismus wird dabei selbstverständlich ausgeblendet, geschweige denn im Diskurs der Mehrheitsgesellschaft mit reflektiert. Migrant_innen als etwas dauerhaft „Fremdes“ wahrgenommen und in ihrer Existenz als Bedrohung von Werten, Normen und Kultur der Mehrheitsgesellschaft konstruiert, sollen so möglichst schnell und reibungslos in die Mehrheitsgesellschaft eingliedert werden und ihren Teil zum Erfolg des nationalen Kollektivs der Deutschen auf dem Weltmarkt beitragen. Integrationszwang als Zwang zum Mitwerkeln für die Nation ist Ausdruck der autoritären Gemeinschaftsvorstellung der Nation. Alles was dem nationalen Erfolg im Weg steht muss neutralisiert und am besten gleich aus Selbigen geräumt werden. So richtet sich der Zwang zur „Integration“ in die Gesellschaft nicht nur gegen Migrant_innen, sondern ist auch ein Disziplinierungsinstrument gegen alle diejenigen die gesellschaftlichen (Herrschafts-)verhältnissen und Normvorstellungen nicht entsprechen oder sich auch nur nicht vorbehaltlos unterordnen wollen und etwa die Vorstellung ein selbstbestimmtes Leben jenseits der Logik von Staat, Nation, Kapital noch nicht aufgegeben haben.
Wider dem nationalen Taumel – egal wer da taumelt
Die Nation ist ein Zwangskollektiv, in dem gesellschaftlichen Widersprüche, wie das permanente Konkurrenzverhältnis der Individuen zueinander, verschleiert und individuelles Glück hinter dem vermeintlich übergeordneten Interesse des nationalen Kollektivs zurückstehen muss. Die Ideologie der Nation steht mit ihrem Bestehen somit notwendigerweise zwischen der Erkenntnis der Verhältnisse als Voraussetzung ihrer Kritik und späteren Überwindung und den Insass_innen des Kollektivs. Sie stellt also ein zwingend zu überwindendes Hindernis im Kampf für eine freie Gesellschaft dar. Jeglicher positiver Bezug auf die (deutsche) Nation auch durch das öffentliche Zuschaustellen von nationalen Symbolen, ist eine Manifestation einer ständig reaktionären, antiuniversellen und anti-aufklärerischen Ideologie, sie muss daher stets Ziel einer linksradikalen Intervention werden.
Gegen Zwangskollektive und nationale Beschränktheit – Deutschland abschalten.
Spätestens seit dem „Sommermärchen“ 2006 nie richtig weg, erlebt der „unverkrampfte Patriotismus“ aka deutscher Nationalismus zur aktuellen Fußball-WM der Männer eine nächste Phase der Hochkonjunktur. Deutschland-Autofähnchen so weit das Auge reicht, unzählige Balkone verunstaltet durch stoffgewordene schwarz-rot-goldene Sympathiebekundungen für die „Jungs in Südafrika“, bis hin zum Kühlregal des nächsten Supermarktes, in dem die Deutschland-Butter unverdrossen um die patriotischen Käufer_innen wirbt, reicht dieses „neue Selbstbewusstsein“. Die üblichen Nebenwirkungen dieses nationalen Taumels lassen dann auch nicht lange auf sich warten. Waren es bei der Männer-EM 2008 noch Dönerimbisse in Dresden die die geballte Gewalt eines Mobs aus ganz normalen deutschen Fußballfans, angereichert mit rechten Hooligans und organsierten Neonazis, zu spüren bekamen, häufen sich auch in diesem Sommer wieder die Übergriffe auf all diejenigen, die nicht in das Bild des „guten Deutschen“ passen. So war beispielsweise von einem rassistischen Übergriff in Gesundbrunnen im Vorfeld des Spiels Deutschland-Ghana oder eine Pfeffersprayattacke auf einen Afrikaner in der U-Bahn zwischen Friedrichshain und Lichtenberg zu lesen. Auch Menschen die nicht ins Modell der heteronormativen Geschlechtermatrix passen oder passen wollen, werden verstärkt Ziele von Gewalt, so kam es auf der Landsberger Allee aus einer Personengruppe heraus zu einem transfeindlichen Übergriff und am Vorabend des Achtelfinales England-Deutschland im Volkspark Friedrichshain innerhalb von nur zehn Minuten zu einer Serie von homophoben Angriffen. Auch hier agierten die Täter_innen aus einer Gruppe heraus. Mögen diese Entwicklungen der_die kritischen Betrachter_in kaum verwundern, ist der Zusammenhang zwischen Fußball-Nationalismus und rechter Gewalt doch bereits wissenschaftlich nachgewiesen worden und ist im Zwangskollektiv der Nation durch die Definition über beständige Ausschlüsse des „Anderen“ , Gewalt gegen alle die „nicht dazugehören“ immer schon vorprogrammiert. Trotzdem ist die Nichtthematisierung in der Öffentlichkeit augenfällig. Die bürgerlichen Medien haben sich stattdessen auf ein anderes Thema eingeschossen. In Neukölln soll ein „Fahnenkrieg“ toben. Alle waren sie schon da, „Tagesspiegel“, “Berliner Morgenpost“, Spiegel Online und das ARD-Nachtmagazin, um das 500 € teuren und 22x 5 m großen Deutschland-Banner an dem Haus an der Kreuzung Sonnenalle/Pannierstraße abzulichten. Sie interviewen Ibrahim Bassal, Inhaber des Elektronik-Shops im Erdgeschoss des Hauses, er hat gemeinsam mit seinem Cousin dem Tempelhofer CDU-Politiker Badr Mohammed die Fahne angeschafft und aufhängen lassen. Doch die schwarz-rot-goldene Harmonie in der Sonnenalle wird, so klagen die Medien, immer wieder von Unbekannten gestört. So sollen Vermummte bereits zwei Mal das überdimensionierte Banner nachts von der Fassade entfernt haben. Inzwischen hängt die dritte Fahne, die nur noch an den deutschen Spieltagen bis auf Bodenreichweite herabgelassen wird und Ibrahim Bassal hält tapfer Nachtwache, um erneute antinationale Aktionen zu verhindern. Als Miesmacher haben die Journalist_innen von der Divise „schwarz-rot-hass“ angetriebene „Linksautonome“ ausgemacht, die in Neukölln einen regelrechten Feldzug gegen Deutschland-Fahnen gestartet hätten. Doch die Dreistigkeit sich nicht am Abfeiern der der deutschen Nation in ihrem regressiven Normalzustand zu beteiligen und gar offensiv gegen dieses vorzugehen, ist dabei nicht der alleinige Grund der Empörung. Dass ausgerechnet die Fahnen von vielen in Nordneukölln lebenden Migrant_innen davon betroffen sind, gibt Anlass „den Autonomen“ vorzuwerfen sie würden das Ziel verfolgen, dass „Migranten Migranten bleiben“ und eine Integration in die deutsche Mehrheitsgesellschaft zu verhindern.
Von der „Parallelgesellschaft“ zum Normalisierungsinstrument des deutschen Nationalismus
Ein gänzlich ungewohntes Bild von Neukölln wird in diesen Berichten gezeichnet. Ein Ort von dem in der Presse sonst nur in Zusammenhang mit „Parallelgesellschaften“, „integrationsunwilligen Migrant_innen“ und „kriminellen Großfamilien“ die Rede ist, scheint Musterbeispiel für gelungene Integration geworden zu sein und das alles nur durch simple schwarz-rot-goldene Stofffetzen. In einem Bezirk in dem der Bezirksbürgermeister in schöner Regelmäßigkeit gegen Migrant_innen hetzt und diese wahlweise „mitteleuropäisch zivilisieren“ oder gleich abschieben möchte, sind die Migrant_innen nun plötzlich im Idyll der deutschen Mehrheitsgesellschaft angekommen. In einem Bezirk in dem im Auftrag des Bezirksamt eine Task Force eingerichtet wird, speziell um sich des „Problem“ der Sinti & Roma in bestimmten Kiezen zu entledigen und die „Ordnung“ wieder her zu stellen, werden von Migrant_innen aufgehängte Deutschland-Fahnen zum Inbegriff der Friedfertigkeit und Unverfänglichkeit des neuen deutsche Nationalismus. Nationalismus als Eintrittskarte und Mitmachangebot für ansonsten durch institutionalisierten und alltäglichen Rassismus marginalisierte Menschen. Die Mitwirkung von Migrant_innen am „Partypatriotismus“ bietet eine ideale Vorlage deutschen Nationalismus den Status der Normalität zu verleihen und das Bild des multikulturellen, weltoffenen und friedlichen Deutschlands zu pflegen. Eine Nation die „selbst“ Migrant_innen bei ihrer Inszenierung von Gemeinschaft mitmachen lässt und zu Recht wieder stolz auf sich sein kann. Dort liegt dann auch der größte Hund begraben. Die oben aufgezählten Übergriffe sind abscheulich und verachtenswert, aber dennoch sind sie nicht repräsentativ für den deutschen Nationalismus anno 2010. Vielmehr gebärdet dieser sich als harmloser, weltoffener und hipper Freizeitspaß, vor dem sich niemensch zu fürchten hat. Vom Punk über der_die „alternative“ Student_in bis zur_zum Hochschulprofessor_in, jede_r macht bereitwillig mit. Mag sich mensch sonst doch „eher als links“ verorten und der im Kasernenhofton daher kommende konservative Nationalismus „vor dem Hintergrund `unser Geschichte´“ als nicht zeitgemäß in die rechte Schmuddelecke verbannt werden, ein Kranz aus schwarz-rot-goldenen Plastikblumen um den Hals muss dann schon sein. Es geht ja schließlich nur um Fußball. Der Bogen zur Staatsräson der „Berliner Republik“ muss dann gar nicht erst geschlagen werden, fügt sich die Position doch hervorragend ein. Ausgestattet mit einer „besonderen Verantwortung“ aus der inzwischen so beispielhaft aufgearbeitet deutschen Geschichte, ist es eben nur „normal“, dass sich Deutschland das holt, was ihm als „Global Player“ zusteht – wenn nötig mit allen Mitteln- ob auf dem Fußballplatz oder in Afghanistan. Kamen die Auslandseinsätze der Bundeswehr bisher als „humanitäre Interventionen“ daher und waren Bundeswehrsoldat_innen lediglich „Entwicklungshelfer_innen in Uniform“, verliert auch diese Fassade zusehends ihre Notwendigkeit, wie die jüngsten Interview-Äußerungen von Ex-Bundespräsident Köhler im Deutschlandradio illustrieren.
Integration – Nein, Danke !
Ein Schlagwort das in der Debatte immer wieder auftaucht und leider viel zu häufig unkritisch reproduziert wird, ist das der Integration. Hinter dem Wort Integration steht dabei ein rassistisches wie ausgesprochen wirkmächtiges Konzept. Es ist kein Konzept, dass gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe von Migrant_innen zum Ziel hat, sondern vielmehr die Anpassung der Migrant_innen an den gesellschaftlichen Idealtypus der deutschen Mehrheitsgesellschaft propagiert und somit auf die Errichtung einer homogenen und scheinbar wiederspruchlosen Gesellschaft, geeint in einer „deutschen Leitkultur“, ausgerichtet ist. Institutionalisierte Unterdrückungs-und Ausgrenzungsmechanismen etwa in Form von Sondergesetzen gegenüber in Deutschland lebenden Migrant_innen und ihre Stigmatisierung und Diskriminierung durch den im Alltag allgegenwärtigen gesellschaftlichen Rassismus wird dabei selbstverständlich ausgeblendet, geschweige denn im Diskurs der Mehrheitsgesellschaft mit reflektiert. Migrant_innen als etwas dauerhaft „Fremdes“ wahrgenommen und in ihrer Existenz als Bedrohung von Werten, Normen und Kultur der Mehrheitsgesellschaft konstruiert, sollen so möglichst schnell und reibungslos in die Mehrheitsgesellschaft eingliedert werden und ihren Teil zum Erfolg des nationalen Kollektivs der Deutschen auf dem Weltmarkt beitragen. Integrationszwang als Zwang zum Mitwerkeln für die Nation ist Ausdruck der autoritären Gemeinschaftsvorstellung der Nation. Alles was dem nationalen Erfolg im Weg steht muss neutralisiert und am besten gleich aus Selbigen geräumt werden. So richtet sich der Zwang zur „Integration“ in die Gesellschaft nicht nur gegen Migrant_innen, sondern ist auch ein Disziplinierungsinstrument gegen alle diejenigen die gesellschaftlichen (Herrschafts-)verhältnissen und Normvorstellungen nicht entsprechen oder sich auch nur nicht vorbehaltlos unterordnen wollen und etwa die Vorstellung ein selbstbestimmtes Leben jenseits der Logik von Staat, Nation, Kapital noch nicht aufgegeben haben.
Wider dem nationalen Taumel – egal wer da taumelt
Die Nation ist ein Zwangskollektiv, in dem gesellschaftlichen Widersprüche, wie das permanente Konkurrenzverhältnis der Individuen zueinander, verschleiert und individuelles Glück hinter dem vermeintlich übergeordneten Interesse des nationalen Kollektivs zurückstehen muss. Die Ideologie der Nation steht mit ihrem Bestehen somit notwendigerweise zwischen der Erkenntnis der Verhältnisse als Voraussetzung ihrer Kritik und späteren Überwindung und den Insass_innen des Kollektivs. Sie stellt also ein zwingend zu überwindendes Hindernis im Kampf für eine freie Gesellschaft dar. Jeglicher positiver Bezug auf die (deutsche) Nation auch durch das öffentliche Zuschaustellen von nationalen Symbolen, ist eine Manifestation einer ständig reaktionären, antiuniversellen und anti-aufklärerischen Ideologie, sie muss daher stets Ziel einer linksradikalen Intervention werden.
Gegen Zwangskollektive und nationale Beschränktheit – Deutschland abschalten.
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(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
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Ergänzungen
CDU-Schlandfahne Sonnenallee
Die spinnen...
Öh...
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
Bierfahne — Reiner Fahnenträger
ganz toll leute — DEUTSCHER
"Migrant" ist rassistisch — otto rehakles
Integration = böse? — RedZack
Einiges gut, einiges falsch — The Brain
@afa nklln — The Brain
Leichter als die Nation anzugreifen — Pocahon-tas`
Inhaltlicher Denkanstoß — Muhalla
"Integration, bitte, bitte!" — asd
gold abschneiden und kommunikativ mitwedeln — z