Leipzig: NPD-Veranstaltung mit Hindernissen

Antifaschistinnen 28.06.2010 15:36 Themen: Antifa
Am 25.6.2010 erwartete nicht nur der Leipziger Kreisverband der NPD einen hochrangigen Gast, auch über 50 spontan zusammen gekommene AntifaschistInnen harrten – wenn auch aus anderen Gründen - der Ankunft des NPD-Bundesvorsitzenden, Udo Voigt
Mit zwei Vortragsveranstaltungen warb die NPD Leipzig für dieses Juni-Wochenende öffentlich im Internet. Neben Voigt sollte am darauf folgenden Tag der wegen einem Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim vorbestrafte ehemalige Vorsitzende des NPD-Kreisverbandes Hagenow, Rüdiger Klasen, sprechen.

Offensichtlich schöpft die extrem rechte Stadt-Partei Mut, denn bisher wurde derartige Veranstaltungen lediglich intern beworben. Wenig neues dagegen bot die Szenerie vor der Odermannstraße 8. Nicht nur der hohe Zaun, auch düster drein blickende Neonazis sorgten dafür, dass die Nazis unter sich blieben.

Das NPD-Zentrum in der Odermannstraße, das nach seiner Eröffnung noch regelmäßige und vielfältige Proteste auslöste, scheint inzwischen normaler Bestandteil des Stadtteillebens zu sein. Zwar fanden zu gegebenen Anlässen Proteste gegen die Präsenz der Nazi-“Trutzburg“ statt - so im Februar wegen eines bundesweiten Neonazi-Treffens zur Abstimmung des Sicherheitskonzeptes für den Naziaufmarsch am 13.2. in Dresden und am 8. Mai aus Anlass der Befreiung vom NS - das alltägliche Treiben allerdings kann unbeachtet und störungsfrei von statten gehen.

Das Zentrum in der Odermannstrasse bildet weiterhin die Basis für die Bestrebungen einen „nationalen Sozialismus“ zu errichten. Regelmäßig finden dort Veranstaltungen, z.B. Kampfsporttraining und ideologische Schulungen statt. Die Jungkader der NPD, gleichsam Schnittstellen zur „parteifreien“ Neonaziszene, bleiben dabei das entscheidende Pfund der überalterten Parteibasis in Leipzig. Die zwei Hauptprotagonisten Tommy Naumann (Vorsitzender der sächsischen NPD-Jugendorganisation JN) und Istvan Repacki werden für ihre Tätigkeit inzwischen über staatliche Gelder – als Angestellte von Landtagsabgeordneten – finanziert. Hauptsächlich betätigen sie sich derzeit als Aufbauhelfer von Jugend-Strukturen im ländlichen Raum und als Verantwortliche des sachsenweiten NPD-Ordnungsdienstes, der auch nach dem 13.2.2010 in Dresden bei NPD-Aufmärschen am 1.5. in Zwickau und am 17.6. in Dresden zum Zuge kam.

Beim geplanten Besuch Udo Voigts am 25.6. fehlte die jugendliche Fraktion der Leipziger NPD. Stattdessen wurden ältere, gesetzte Funktionäre wie der NPD-Bürobetreiber und Landtagsabgeordnete Winfried Petzold, der Leipziger Stadtrat Klaus Ufer oder der Parthensteiner Stadtrat Peter Köppe gesichtet. Spiegeln sich hier die Konfliktlinien mit denen die gesamte NPD derzeit verstärkt zu kämpfen hat? Die von Udo Voigt protegierte „Verbürgerlichung“ der NPD – durch Änderung des Namenszusatzes „Die Nationalen“ in „Die soziale Heimatpartei“ oder die Fusion mit der DVU - stößt in der Partei auf Gegenwind. Voigt geht mit diesem auf dem Bundesparteitag Anfang Juni forcierten Kurs allerdings d´accord mit dem „sächsischen Weg“, der auf weniger NS-Romantik als auf populistische BürgerInnennähe setzt. Dieser Weg könnte für die Jungkader, die die Struktur der Jungen Nationaldemokraten in Sachsen inzwischen fest in der Hand haben, allerdings ein Problem darstellen, ein Problem für ihren eigenen neonationalsozialistischen Anspruch und ein Problem für ihre Legitimation gegenüber der parteiskeptischen, jugendlichen Basis, die sie sanft an die Partei zu binden versuchen.
Ob Udo Voigt am 25.6. den Weg ins NPD-Zentrum fand, bleibt offen. Der erste Versuch des Ankommens wurde durch die Präsenz der protestierenden AntifaschistInnen vereitelt. Sichtlich irritiert suchte der Nazi-Funktionär in seinem silbernen Mercedes das Weite. Ein weiteres Mal wurde er wenig später auf der Lützner Strasse, um die Ecke von seinem Zielort, gesehen.

Es gelang den Anwesenden Öffentlichkeit zu schaffen und den reibungslosen Ablauf der NPD-Veranstaltung zu stören, was essentiell ist um diesen Schranken zu weisen und zu demonstrieren, dass ihre Präsenz nirgendwo geduldet und hingenommen wird. Auf dass beim nächsten Mal mehr Leute ihren Hintern hochbekommen .. Wir haben keinen Bock auf Ruhe & Wegsehen! Nazizentren zu Eierschalen!
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