Erlangen: Antirassistisches Fußballturnier

Ultras gegen Rassismus 21.06.2010 20:19 Themen: Antifa Antirassismus
Am 19./20. Juni fand in Erlangen das antirassistische Fußballturnier der "banda sinistra" und von "Fiasko Nürnberg" statt, bei dem eindrucksvoll gezeigt wurde, wie Fußball ohne Nationalismus aussehen kann.
Am Wochenende des 19. und 20. Juni 2010 fand in Erlangen inmitten des nationalen WM-Trubels die neue Auflage des antirassistischen Fußballturniers der "banda sinistra" statt. Unterstützt wurde die Veranstaltung dieses Jahr von der antifaschistischen Würzburger Ultragruppierung "Fiasko Nürnberg". So demonstrierten Linke und Fußballfans Hand in Hand, was sie von der Fußball-WM der Männer in Südafrika und dem hierzulande stattfindenden Hurra-Patriotismus halten.

Als Turnierort diente die Freizeitanlage Sylvaniastraße direkt am Rhein-Main-Donau-Kanal in Erlangen-Frauenaurach.

Vor Ort entdeckte man zunächst an einer nahegelegenen Kanalbrücke die "Begrüßung" aus dem nationalen Lager. So prangerten in zittriger Handschrift, die der eines/r Eingeschulten gleichend, Parolen wie "Rote Karte für Linksfaschisten", "Antifa aufs Maul" oder "Nationaler Widerstand" an der Brücke. Die Wände erstrahlen aber mittlerweile in neuem Glanz. Zudem war auf dem Spielfeld ein großes Hakenkreuz eingebleicht, welches aber durchgestrichen wurde und dem Turnier auch keinen Abbruch tat. Trotzdem bleibt die Frage offen, aus welchem genauen Umfeld die TäterInnen stammen, da in Erlangen abgesehen von rechten Studentenverbindungen kaum von einer organisierten Naziszene zu berichten ist und sich bei der Veranstaltung selbst auch niemand blicken ließ.

Unbeeindruckt davon - diese Hand voll Idioten sollte an dem Tag ja auch nicht im Mittelpunkt stehen - trafen dann gegen Mittag die ersten der insgesamt ca. 200 TeilnehmerInnen ein und läuteten einen unterhaltsamen Fußballtag ohne Nationalismusscheiße ein.

Auf dem Gelände wurde veganes und fleischiges Essen angeboten, außerdem gab es eine bunte Palette an Getränken, alles zu humanen Preisen. Zudem wurde für die nicht am Fußballspielen interessierten TurnierbesucherInnen ein Stencilworkshop angeboten.

Rund um den leider holprigen Platz bildeten sich nach relativ breiter regionaler Mobilisierung (Internet, Flyer, Radio Z) schließlich ganze 16 Teams à 7 SpielerInnen, welche in vier Vierer-Gruppen gegeneinander antraten. Gespielt wurde 10 Minuten je Spiel. Erfreulich war das breite und bunte Spektrum der FußballerInnen. So traten AntifaschistInnen aus dem Ballungsraum Nürnberg/Fürth/Erlangen, sowie auch von weiter her (Kitzingen, Würzburg, Lichtenfels,...) gegen den Ball. Auch breite Teile regionaler Subkultur ergänzten das Teilnehmerfeld, oder einfache Hobbymannschaften, die demonstrierten, dass es in Erlangen und Umgebung doch einige Jugendliche gibt, die Rassismus den Kampf ansagen. Vor Ort waren auch einige Personen der Nordkurve Nürnberg, welche zeigten, dass auch dies kein Platz für menschenverachtende Ideologien ist und Rassismus in der Kurve schwerstens verurteilt wird.

So kam es den Tag über bei idealem Fußballwetter - nicht zu heiß, nicht zu kalt, kein Regen, welcher angekündigt war - zu den Gruppenspielen. In Gruppe A setzte sich der "FC Splitterbombe" an Platz 1 der Gruppe und zog mit "Egal United" ins Viertelfinale ein. Für die "Leberschaden Crew Lichtenfels" und "Oi" kam das Aus in der Vorrunde. In Gruppe B, die vermeintliche "Todes"-Gruppe, musste dann der erste Favorit, die "Rejects United" (www.myspace.com/rejects_united) überraschend die Segel streichen, obwohl man mit einem überragendem 5:0 gegen den Gruppenletzten "Zipp" ins Turnier startete. Damit gehörten wohl die "Red Shamrocks" aus Nürnberg und Fürth, sowie die Titelverteidiger der "Ballversager" vorerst zu den Top-Favoriten. In der Gruppe C holte sich "Avanti Nürnberg" den Gruppensieg und zeigte damit, dass die Nordkurve Nürnberg nicht nur auf der Tribüne, sondern auch auf dem grünen Rasen zu den Besten gehört. Knapp dahinter auf Grund des schlechteren Torverhältnisses "Kommando Koala". "Erlangen Dub Zitty" und "deLUKS" konnten den Heimvorteil nicht nutzen und schieden aus. Eine herausragende Leistung zeigte auch das "Fiasko" in Gruppe D, welche mit 3 Siegen in 3 Spielen die Gegner beherrschte. Abgeschlagen dahinter mit 4 Punkten erreichte "Team Absturz" (ehemals "Ultras Bambule") die K.-O.-Runde. Für "Energie Wurschtbrot" und "Dumm aber glücklich" gab es leider nichts zu holen. Nach der Gruppenphase wurde in einem Plenum der Viertelfinalisten entschieden, das Turnier noch am Samstag durchzuziehen, da für Sonntag ein TeilnehmerInnenschwund zu erwarten war. So kam es also direkt im Anschluss zur alles entscheidenden K.-O.-Runde, wo überraschenderweise ein Gruppensieger nach dem anderen stolperte. So standen sich im Finale die "Ballversager" und "Egal United" gegenüber, welche durch ein Sieg gegen das "Fiasko" knapp die Wiederholung des Vorjahresfinals verhinderten. Nachdem nach zwei mal sechs Minuten immernoch kein Sieger feststand, entschied das Elfmeterschießen und so konnten die "Ballversager" ihren Titel verteidigen. Alles in Allem bleibt auf ein faires Turnier mit viel Spaß zurückzublicken, wo auch die SchiedsrichterInnen nur mit An- und Abpfiff glänzen konnten.

Am Abend dann folgte nach einer kleinen Siegerehrung ein Konzert. So legte zunächst "DAUH" (www.myspace.com/dauhpunk) einen gewohnt sehr lustigen Auftritt hin, gefolgt von den "class war kids" (www.myspace.com/theclasswarkids), welche vor ca. 70 feiernden Jugendlichen eine coole Show boten. Für die ortsansässigen Fußgänger dürfte dieser Anblick auch für Erstaunen gesorgt haben, wie oft siehr man schon so ein Konzert im Bengalschein am Kanal? Ist jedenfalls viel geiler als Public Viewing!

Bevor dann Zelte aufgeschlagen und wahlweise geschlafen oder gefeiert wurde, kam es noch zu einer kleinen Diskussion bezüglich Antifaschismus im Fußball, bzw. dessen Vereinbarkeit mit der Ultrakultur. Ergebnis gibt es da natürlich keines, jedoch konnten hoffentlich ein paar Vorurteile gegenüber der Ultrabewegung bezüglich Männlichkeit/Mackertum, Gewalt & Intoleranz gegenüber Fans anderer Vereine, besonders bei politischen Veranstaltungen, zumindest entkräftet werden.

Es folgte für die einen auf Grund der Kälte eine leider doch nicht so angenehme Nacht in den Zelten, für die anderen eine kurzweilige am Lagerfeuer.

Am Sonntag ließ man dann den Tag ausklingen und ließ es sich gut gehen.

Zum Schluss kann man also ein positives Fazit ziehen, allerdings schade, dass schon recht viele Leute Samstag Abend abreisten, was den organisatorischen Ablauf ein wenig durcheinander brachte. Trotzdem Danke für eine gelungene WM-Alternative an alle TeilnehmerInnen und HelferInnen, welche sich auf welche Art und Weise auch immer mit eingebracht haben. Mit einer Fortsetzung dieser Veranstaltung darf gerechnet werden.



Für Fußball mit echter Fankultur und ohne Nationalismus!



Nazis in Erlangen und anderswo den Kampf ansagen!
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Ergänzungen

Baoteng Bashing

Sansibar 06.08.2010 - 21:02
Hallo,

hier noch ein Nachtrag zur WM uns zum Boateng Bashing.

WM-Nachspiel: Kevin-Prince Boateng setzt unter die „Autospiegel-Affaire”
einen Schlussstrich

Geht der junge Fußballwilde jetzt in Rente?

Berlin – Medienstars können auch anders. Der „Skandal-Kicker” (Bild) der
WM gönnt sich trotz Sommerloch eine Schlagzeilenpause. Ganz unspektakulär,
nur mit einem Fax, zog der Profifußballspieler Kevin-Prince Boateng am
Dienstagnachmittag, 26. Juli, seinen Einspruch gegen die Geldstrafe von
56.000 Euro wegen Sachbeschädigung zurück. So gähnte im größten
Verhandlungssaal des Amtsgerichtes Moabit, der wegen des ungeheuerlichen
Interesses der Journaille extra bereit gestellt worden war, am
Mittwochmorgen die Leere.

mehr auf www.al-bab.de

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mit freundlichen Grüßen

Das Sansibar-Team

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sehr schöne — sache

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@nils — fcn fans fight fascism

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