[Rostock] Pluto TV und JVA Besuch

Hirsch 20.06.2010 15:55 Themen: Soziale Kämpfe
Im Rahmen des Aktionstages gegen eine geknastete Gesellschaft fanden auch in und bei Rostock Aktionen statt.
Am Vormittag versammelten sich einige Aktivist_Innen direkt in der Stadt am Uniplatz und spielten etwas Straßentheater: Hier wurde ein Aktivist symbolisch festgenommen und saß hinter Gittern und ein weiterer spielte die „Bullizei“, den herrschenden Aufpasser.
Andere Aktivist_Innen hielten Schilder mit Sprüchen wie „Mensch weg – Probleme weg?“, „Miteinander reden und selbst intervenieren statt Polizei, Knast und Strafe“ und „Knast schützt nicht vor Gewalt, sondern dort ist sie stärker. Knast ist Zurichtung auf Gewalt“ und verteilten Flyer. Zeitgleich interviewte ein Team vom Pluto TV die Passant_Innen in der Stadt und stellte Fragen nach dem Sinn von Strafen, wer diese bestimmt und warum es überhaupt Knäste gibt.
Die Reaktionen waren darauf natürlich sehr unterschiedlich. Viele Menschen fanden es total unverständlich, etwas gegen Gefängnisse zu haben, andere gerieten durch die scheinbar naiven Fragen des Pluto TV Team ins nachdenken und grübeln und wieder andere kamen ins Gespräch mit den Aktivist_Innen.
Insgesamt sorgte die Aktion für Aufsehen, regte zum Nachdenken an und führte natürlich zu Diskussionen.

Nach dem Straßentheater machte sich ein Teil der Gruppe dann auf nach Dummerstorf, zur JVA Waldeck. Dummerstorf ist ein kleines Dorf ca. 10 km südlich von Rostock, wo sich neben der JVA (zuständig für die Vollstreckung von Freiheitsstrafen von mehr als 6 Jahren für erwachsene Männer, Untersuchungshaft und offener Vollzug) auch eine Einheit der Bereitschaftspolizei und die Bundesbeauftragte für die Stasiunterlagen befinden.
Die JVA liegt halb im Wald, durch einen Zaun und eine große Mauer ist kein Kontakt zu den Insassen möglich. Neben dem Hauptgebäude befindet sich der offene Vollzug.
Die Aktivist_Innen bemalten mit Kreide die Straße – sehr zum Unmut der Angestellten der JVA die im Eingangsbereich saßen, schmückten den Zaun mit Luftschlangen und Ballons und hängten auch ein Transparent auf. Nach kurzer Zeit machte sich die Gruppe dann weiter auf dem Weg Richtung Dummerstorf, um dort noch Flyer zu verteilen, weil mensch direkt bei der JVA nicht wirklich viel Öffentlichkeit hat. So befand sich die Gruppe praktisch direkt auf dem Weg zur Bereitschaftspolizei, ohne dies genau zu wissen da alle sehr viel Spaß hatten.
Allerdings gesellten sich nach 5 Minuten die Cops zu den Aktivist_Innen und kamen mit 4 – 5 Autos herangebraust. Darunter auch zwei Beamte der MAEX, der Mobilen Aufklärungseinheit Extremismus in MV, die bei den Aktivist_Innen gleichermaßen bekannt und beliebt sind. Die eigentlich einfache Personalien Kontrolle zog sich in die Länge: Ausweise wurden nicht gefunden, stattdessen wurden Kassenbons und Hannah Montana Karten als eben solche ausgegeben, andere durchwühlten gefühlte 30 min ihre Portmonees, buchstabierten ihre Namen oder tanzten und malten mit Kreide auf der Straße. Auch das Pluto TV Team kam kurz zum Einsatz, aber weder der Beamte der Bereitschaftspolizei noch einer der MAEX Kollegen hatte Lust mit den Wesen vom Pluto zu diskutieren.
Nach fast einer Stunde durften sich die Aktivist_Innen dann wieder auf den Weg machen und setzten sich ca. 100 m entfernt auf einen Parkplatz und machten ein Picknick bei noch schönem Sonnenschein. Kurz danach wurde sich dann auf dem Weg zu Fuß nach Rostock gemacht, immer begleitet und “beschützt“ von der MAEX, die fast im Schritttempo und unauffällig auffällig der Gruppe hinter herfuhr.

Alles in allem ein schöner Tag, bei dem durch kurze und kleine Aktionen das Thema in den Blickpunkt geraten ist und zu Diskussionen anregte, die bei diesem „Reizthema“ natürlich geführt werden müssen. Weil Reaktionen wie „Und was passiert mit Vergewaltigern und Mördern?“ natürlich nicht mit dem Spruch „Knäste sind scheiße“ zu beantworten ist.

Freiheit für alle politischen und sozialen Gefangenen!
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