Hamburg: „Fette Mieten“-Party in Ottensen

Initiative "Recht auf Wohnraum" 16.06.2010 21:54 Themen: Soziale Kämpfe
Am heutigen 16. Juni tauchten erneut mehr als 30 AktivistInnen aus dem Umfeld der „Recht auf Stadt“-Bewegung bei einer Wohnungsbesichtigung in Hamburg-Ottensen auf, um mit einer „Fette Mieten“-Party auf die überteuerten Mieten und den anhaltenden Wohnungsmangel aufmerksam zu machen.
Nachdem es bereits am 27. April in Anlehnung an ähnliche Aktionen der Initiative Jeudi Noir in Paris eine solche Wohnungsbesichtigungs-Party im Karolinenviertel gegeben hatte, traf es dieses Mal den Stadtteil Ottensen. Hatte doch der von der Stadt neu eingesetzte Wohnungsbaukoordinator Michael Sachs erst vor kurzem in einem Interview erklärt: „Es gibt kein verfassungsgemäßes Recht auf das Wohnen in Ottensen. Wenn ich schnell eine preisgünstige Wohnung haben will, muss ich eben nach Bahrenfeld ziehen.“ (Welt Online, 05.06.2010). Das wollten einige MieterInnen und Wohnungssuchende nicht so stehen lassen und besuchten als „Initiative Droit au logement / Recht auf Wohnraum“ gegen 18.30 Uhr eine Wohnung im Gebäudekomplex des Mercado (einer großen Kaufhaus-Passage). Die 3-Zimmer-Wohnung liegt mit einer Miete von etwa 900 Euro – der Quadratmeter für 11,50 Euro kalt – deutlich über dem aktuellen Mietenspiegel. Mit Flugblättern wurden die wenigen BesucherInnen der Wohnungsbesichtigung über den Anlass der Aktion informiert. Leider war das Objekt noch bewohnt, so dass die AktivistInnen sich nur kurz die Wohnung anschauten und vor der Tür feierten, Sekt ausschenkten und zur Musik von Madness – „Our House in the Middle of the Street…“ – tanzten.

Im Anschluss an die Wohnungsparty zogen die AktivistInnen als kleine Spontandemonstration durch das Einkaufszentrum Mercado und die Ottensener Hauptstraße. Auf einem Transparent war die Forderung „Mieten runter“ zu lesen, Flugblätter wurden verteilt und die Passanten in Gesprächen über den Anlass der Aktion informiert. Die Initiative „Recht auf Wohnraum“ setzt sich für eine grundsätzlich andere Wohnungspolitik ein, die sich an den Bedürfnissen von MieterInnen und Wohnungssuchenden orientiert. Während fast 1,2 Millionen Quadratmeter an Büro- und Gewerbeflächen leer stehen, fehlt es in Hamburg vor allem an bezahlbarem Wohnraum. In einer Pressemitteilung solidarisierten sich die AktivistInnen darüber hinaus mit dem Kampf der Initiative NoBNQ, die sich gegen die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen in der Bernhard-Nocht-Straße (St. Pauli) wehrt. Weitere Aktionen gegen die Wohnungsmisere wurden angekündigt.
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pöbel 17.06.2010 - 16:52
hat gesehen:

taz-Artikel zur Mieten-Party

... 17.06.2010 - 23:17
DIE MARKTLAGE BEKOMMT BESUCH
von Lena Kaiser


WOHNUNGSMARKT Aktivisten aus dem Recht-auf-Stadt-Umfeld kapern einen Besichtigungstermin. Protest gegen hohe Mieten und zu wenig Wohnraum

"Our house", tönt es aus den Lautsprechern, "in the middle of the street": Protestaktion bei einer Wohnungsbesichtigung direkt am Parkdeck des Einkaufszentrums Mercado in der Ottenser Hauptstraße. Auf dem schmalen Gang haben sich am Mittwochabend neben dem erwarteten Publikum rund 30 Aktivisten der Initiative "Droit au logement" eingefunden. "Gut, dass ihr auf die Wohnungssituation aufmerksam macht", sagt ein Wohnungsinteressent zu den Aktivisten. "Wir sind schon ein halbes Jahr auf der Suche und wohnen zurzeit in einem Büroraum."

Mit einer Kaltmiete von 11,50 Euro liege diese Wohnung deutlich über dem Mietenspiegel, erklärt die Initiative. Die Aktion richte sich gegen Mietwucher und die allgemein steigenden Mieten. Die führten zu einem Verdrängungsprozess ganzer Bevölkerungsgruppen aus ihren Wohnvierteln an den Stadtrand.

Auch Sylvia Sonnemann vom Verein Mieter helfen Mietern findet den hier geforderten Mietpreis "unverschämt". Jedoch sei er bei derzeitiger Rechtslage zulässig: Nirgendwo stehe im Gesetz, dass sich die Miete am Mietenspiegel orientieren müsse. "Im Moment kann man nehmen, was man kriegen kann", sagt sie - und das sei ungebremst.

Zwar liege der Mietpreis etwas über dem Mietenspiegel, dennoch bewege er sich für den Stadtteil Ottensen im Durchschnittsbereich, sagt Michael Epping von der Wohnungsverwaltung des Einkaufszentrums. "Das ist die Marktlage." Die lasse die Preise nun einmal steigen und es handele sich um eine freifinanzierte Wohnung. "Wir könnten mit dem Preis wahrscheinlich sogar noch höher gehen und es wäre kein Problem."

Das Problem sei, sagt Sonnemann, dass sich niemand mehr für diese Mietpreisentwicklung zuständig fühle. "Es kann nicht angehen, dass man den Wohnungsmarkt dem freien Markt überlässt." Zumal es ja soziale Steuerungsmechanismen gebe, merkt die Expertin an. Es müsse wieder möglich sein, sich gegen überhöhte Mieten mit einem gültigen Rechtsinstrument zu wehren.

Die Initiative "Droit au logement" geht mit ihren Forderungen noch einen Schritt weiter: Sie verlangt Regulierung und ein Umdenken in der Wohnungspolitik. "Während fast 1,2 Millionen Quadratmeter Büro- und Gewerbeflächen leer stehen", erklärt sie, würden jährlich 3.000 Wohnungen zu wenig gebaut.

Da es in Hamburg einen akuten Wohnungsmangel gebe, müsse es möglich sein, leer stehende Gebäude zu besteuern oder zu besetzen, sagt ein Aktivist. Der Senat verfolge offensichtlich die Strategie, in Innenstadtnähe attraktive Wohnquartiere für Besserverdienende zu schaffen. Dabei könne die Stadt etwa durch sozialen Wohnungsbau regulierend einwirken. "Recht auf Stadt" heißt demnach für die Initiative auch das Recht auf bezahlbaren Wohnraum - "am besten in gesellschaftlichem Eigentum".

Die Initiative "Droit au logement" fordert ein Umdenken in der Wohnungspolitik

Link:  http://www.taz.de/1/nord/hamburg/artikel/?dig=2010%2F06%2F18%2Fa0134&cHash=54a55c5a19

Taz, 18.6.2010

... 17.06.2010 - 23:29
Die Marktlage bekommt Besuch
WOHNUNGSMARKT Aktivisten aus dem Recht-auf-Stadt-Umfeld kapern einen Besichtigungstermin. Protest gegen hohe Mieten und zu wenig Wohnraum

"Our house", tönt es aus den Lautsprechern, "in the middle of the street": Protestaktion bei einer Wohnungsbesichtigung direkt am Parkdeck des Einkaufszentrums Mercado in der Ottenser Hauptstraße. Auf dem schmalen Gang haben sich am Mittwochabend neben dem erwarteten Publikum rund 30 Aktivisten der Initiative "Droit au logement" eingefunden. "Gut, dass ihr auf die Wohnungssituation aufmerksam macht", sagt ein Wohnungsinteressent zu den Aktivisten. "Wir sind schon ein halbes Jahr auf der Suche und wohnen zurzeit in einem Büroraum."

Mit einer Kaltmiete von 11,50 Euro liege diese Wohnung deutlich über dem Mietenspiegel, erklärt die Initiative. Die Aktion richte sich gegen Mietwucher und die allgemein steigenden Mieten. Die führten zu einem Verdrängungsprozess ganzer Bevölkerungsgruppen aus ihren Wohnvierteln an den Stadtrand.

Auch Sylvia Sonnemann vom Verein Mieter helfen Mietern findet den hier geforderten Mietpreis "unverschämt". Jedoch sei er bei derzeitiger Rechtslage zulässig: Nirgendwo stehe im Gesetz, dass sich die Miete am Mietenspiegel orientieren müsse. "Im Moment kann man nehmen, was man kriegen kann", sagt sie - und das sei ungebremst.

Zwar liege der Mietpreis etwas über dem Mietenspiegel, dennoch bewege er sich für den Stadtteil Ottensen im Durchschnittsbereich, sagt Michael Epping von der Wohnungsverwaltung des Einkaufszentrums. "Das ist die Marktlage." Die lasse die Preise nun einmal steigen und es handele sich um eine freifinanzierte Wohnung. "Wir könnten mit dem Preis wahrscheinlich sogar noch höher gehen und es wäre kein Problem."

Das Problem sei, sagt Sonnemann, dass sich niemand mehr für diese Mietpreisentwicklung zuständig fühle. "Es kann nicht angehen, dass man den Wohnungsmarkt dem freien Markt überlässt." Zumal es ja soziale Steuerungsmechanismen gebe, merkt die Expertin an. Es müsse wieder möglich sein, sich gegen überhöhte Mieten mit einem gültigen Rechtsinstrument zu wehren.

Die Initiative "Droit au logement" geht mit ihren Forderungen noch einen Schritt weiter: Sie verlangt Regulierung und ein Umdenken in der Wohnungspolitik. "Während fast 1,2 Millionen Quadratmeter Büro- und Gewerbeflächen leer stehen", erklärt sie, würden jährlich 3.000 Wohnungen zu wenig gebaut.

Da es in Hamburg einen akuten Wohnungsmangel gebe, müsse es möglich sein, leer stehende Gebäude zu besteuern oder zu besetzen, sagt ein Aktivist. Der Senat verfolge offensichtlich die Strategie, in Innenstadtnähe attraktive Wohnquartiere für Besserverdienende zu schaffen. Dabei könne die Stadt etwa durch sozialen Wohnungsbau regulierend einwirken. "Recht auf Stadt" heißt demnach für die Initiative auch das Recht auf bezahlbaren Wohnraum - "am besten in gesellschaftlichem Eigentum". LENA KAISER

Youtube-Video

... 28.06.2010 - 22:12
Nun gibt es auch ein Video von der Aktion auf Youtube zu bewundern...
 http://www.youtube.com/watch?v=NszrzwVAcV4

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Gute Aktion, — aber

Schade — Axel

@aber — anna

perspektivlos — was geht ab bei euch??

Bahrenfeld — Bahrenfelder