[Tr.Kurdistan] Waffenstillstand beendet

Kurdistaninfo 02.06.2010 23:09
KCK BEENDET EINSEITIGEN WAFFENSTILLSTAND

Die Gemeinschaft der Kommunen Kurdistans (KCK), die Dachorganisation der PKK und der Guerilla HPG, erklärte offiziell das Ende ihres 13 monatigen Waffenstillstandes. Sie erklärte, dass der türkische Staat und die AKP nicht die notwendigen Schritte für einen Friedensprozess eingeleitet hätten:

„Trotz unserer Bemühungen die Gewalt zu beenden, setzte der türkische Staat und die AKP ihre Vernichtungspolitik gegen die kurdische Freiheitsbewegung fort.“
Dies war der 6. von Ankara ignorierte einseitige Waffenstillstand der kurdischen Guerilla seit 1993. In den 13 Monaten der Aktionspause führte der türkische Staat mindestens 273 Militäroperationen gegen die kurdische Guerilla durch, verbot die linke kurdische DTP und inhaftierte 1440 ihrer Mitglieder, 4475 waren von Festnahmen betroffen.

Auch die Bemühungen von Abdullah Öcalan Ansprechpartner_innen auf türkischer Seite zu finden stießen auf keine Gesprächsbereitschaft, seine für einen Friedensprozess erarbeitete Roadmap wird von der türkischen Regierung immer noch unter Verschluss gehalten. Auch die Initiative der aus der Guerilla und dem Flüchtlingscamp in Maxmur ausgesandten „Friedensbotschafter_innen“ war vom türksichen Staat und den Medien sabotiert worden. Die Botschafter_innen wurden mit politischen Verfahren überzogen und sind mit langjährigen Haftstrafen bedroht. Auch die Menschenrechtssituation hat sich rapide verschlechtert, im Jahr 2009 wurden 61 Personen von der Polizei erschossen, 24 starben in Haft, 397 Fälle von Folter wurden gemeldet und insgesamt 20720 Menschenrechtsverletzungen in den kurdischen Gebieten dokumentiert. (IHD). Viele tausend Kinder und Jugendliche erwarten Verfahren, hunderte sind nach dem Terorgesetz wegen angeblicher Steinwürfe inhaftiert. Mindestens neun Kinder wurden 2009 Opfer extralegaler Hinrichtungen.
26 kurdische Zeitungen wurden 62mal geschlossen und mehrere Journalist_innen in Haft genommen. Besonders herrausstechend ist hier der Fall von Vedat Kursun, der als Journalist der Zeitung Atadiya Welat, wegen Propaganda für eine verbotene organisation zu 166 Jahren Haft verurteilt worden war.

In der Erklärung wurde betont, dass die AKP für einen heraufziehenden „tragischen Krieg“ verantwortlich sei.


HAKKARI/ORAMAR: ATTENTAT AUF MILITÄRKOMMANDANTEN

Am 1. Juni führten um 10.00 morgends kurdische Guerillas ein Attentat auf einen Militärkommandanten in Oramar/Hakkari durch. Die Guerilla erlitt bei der Aktion keine Verluste. Skorsky Helikopter brachten die Leiche des Kommandanten weg und bombardierten die Region schwer. Es kam auch zu breitem Artilleriebombardement auf das Zap Gebiet.


HAKKARI/ÇUKURCA: GEFECHTE, 1 SOLDAT GESTORBEN, 2 VERLETZT

Bei einem Gefecht mit der kurdischen Guerilla am 31.05. im Landkreis Çukurca wurden 2 Soldaten verletzt, eine Gefreiter starb. Über Verluste auf Seiten der Guerilla ist nichts bekannt. Aus Çukurca wird fast pausenlos Südkurdistan mit Artillerie bombardiert. Große Soldatenkontingente wurden in die Region transportiert. Der Lärm der Geschütze, ist auch im Stadtzentrum deutlich zu hören.


GEFALLENE GUERILLAS IN DERSIM UND HATAY

Bei schweren Gefechten an der Grenze der Provinzen Dersim und Bingöl, am 25.05. verloren vier Guerrillas durch das Bombardement aus Kobrahubschraubern ihr Leben. Ein weiterer Guerilla fiel in Hatay bei einer Aktion der Guerilla gegen ein Radarzentrum der türkischen Armee.


DERSIM: GUERILLAAKTION UND MILITÄROPERATIONEN

Nachdem in der Nacht zum 31.05. einen Angriff auf eine Basis von Spezialeinheiten durchgeführt worden war, weiten sich die Operationen mit Luftunterstützung aus. Gebiete an der Grenze zu Bingöl und in Nazimiye liegen unter schwerem Bombardement.
Bei dem Angriff der Guerillas wurden mehrere Jammer Fahrzeuge der türkischen Armee getroffen. Bei dem Angriff kam auch eine große Zahl von Soldaten ums Leben. Panzer und Hubschrauber versuchten erfolglos den Guerillas nachzusetzen, die sich ohne Verluste zurückziehen konnten.


HPG BEKENNT SICH ZU RAKETENANGRIFF IN ISKENDERUN

Die kurdische Guerilla HPG bekannte sich zu dem Raketenangriff auf die Marinekommandantur von Iskenderun am 31.05., bei dem 7 Soldaten starben und 11 verletzt wurden. Ein Militärfahrzeug vom Typ Reo wurde ebenfalls vollständig zerstört. Die Guerillas erlitten keine Verluste. Die Guerilla zeigte damit ihre Reaktionsfähigkeit auch in diesem weit westlichen Gebiet, gegen ein gut geschütztes Ziel wie die Marinekommandantur. Sie erklärte, sie werde die Aktionen ausweiten, so lange wie der türkische Staat seine Militäroperationen in Kurdistan fortsetzt.
Am frühen Morgen des 2. Mai vermuteten die Soldaten in der Marinekommandantur einen erneuten Angriff der Guerilla und eröffneten das Feuer. Sie waren aufgrund von Windgeräuschen in Panik geraten.


SIIRT/PERVARI: ZWEI GUERILLAAKTIONEN IN FOLGE

Ebenfall Ende Mai führte die HPG eine Aktion gegen einen Militärstützpunkt durch. Schon am 27.05. zuvor war die Kreiskommandantur der Jandarma angegriffen worden. Dabei waren ein Soldate gestorben und einer verletzt worden. Bei dem neuerlichen Angriff, starben und Soldat und ein Dorfschützer, zwei Soldaten und ein Dorfschützer wurden verletzt. Die Soldaten setzten den Guerillas mit Operation nach. Dabei starb ein weiterer Soldat. Die Guerilla konnte sich ohne Verluste zurückziehen. Die Guerilla rief die Dorfschützer nochmals deutlich auf nicht an Operationen teilzunehmen.


ZAP: HPG RUFT DORFSCHÜTZER AUF DIE WAFFEN NIEDERZULEGEN

Die Regionalkommandantur der HPG von Botan warnte am 1. Juni die Dorfschützer davor an Operationen teilzunehmen und forderte sie auf ihre Waffen niederzulegen. Sie wies darauf hin, dass bei Gefechten in der Region einige Dorfschützer gestorben oder verletzt worden seien und dass der türkische Staat die Dorfschützer bewusst gegen die Guerilla vorschickt. Die HPG erklärte, sie wolle die Dorfschützer nicht als Ziel sehen, und dass die Dorfschützer oft unter großem Druck vom türkischen zu den Operationen gezwungen würden. Deshalb warnte die HPG die Dorfschützer erneut und forderte sie auf die Waffen niederzulegen. Andernfalls könne sie keine Verantwortung übernehmen.


WAN: 40 DORFSCHÜTZER WEIGERN SICH AN OPERATION TEILZUNEHMEN

In Wan/Çatak weigerten sich 40 Dorfschützer zusammen mit dem türkischen Militär zur Operation auszurücken. Sie legten die Waffen nieder. Daraufhin wurden sie zum Militärkommando gerufen und aufgefordert ihre Waffen zu nehmen und zu Hause zu bleiben.


BINGÖL: MILITÄR ZWINGT DORFSCHÜTZER ZUM SCHUTZ VON STÜTZPUNKTBAUSTELLEN

Während das türkische Militär die Grenzgebiete mit Soldaten vollstopft, beschleunigt es auch den Bau neuer Stützpunkte. Um diese Baustellen zu schützen werden vom türkischen Militär Dorfschützer zwangsverpflichtet.




OSTKURDISTAN/IRAN: SCHWERE GEFECHTE UND GUERILLAAKTIONEN


Die linke kurdische PJAK, die vor Allem in Ostkurdistan/Iran aktiv ist, riefen zu einer Einheitsfront gegen das iranische Regime auf. Zuvor waren am 9. Mai 5 Guerillas der kurdischen HRK vergiftet und 5 politische Gefangene, unter ihnen 4 angebliche PJAK Mitglieder, hingerichtet worden. Am 13. Mai fand deshalb ein Generalstreik in mehreren kurdischen Städten statt, und auch hier beendete die kurdische Guerilla, die in enger Verbindung mit der KCK steht ihren Waffenstillstand. Bei Vergeltungsaktionen der Guerilla wurden vor Allem Stützpunkte der Armee, der Revolutionswächter und Dorfschützer angegriffen. Innerhalb von 20 Tagen fielen mindestens 74 iranische Soldaten. Das iranische und türkische Regime führten zusammen mehrfache großangelegte Militäroperationen durch, die Südkurdistan unter schweres Artilleriebombardement setzten und Grenzübertritte durch Armeekontingente beinhalteten.


KANDIL: HRK ZERSTÖRT MILITÄRFAHRZEUG

Die mit der PJAK assozierte HRK Guerilla zerstörte am 30.05. einen Lastwagen mit Soldaten, der sich auf dem Weg zu einer Operation befand. Vorher hatte das iranische und türkische Militär die ganze Region massiv mit Artillerie beschossen und viele zivil genutzte Flächen zerstört.


PİRANŞAR: 5 REVOLUTIONSWÄCHTER GETÖTET, 6 WEITERE VERLETZT

Die Guerilla tötete in der Nähe der ostkurdischen Stadt Piranşar fünf iranische Revolutionswächter, so nennen sich die Spezialeinheiten des Regimes, durch einen Hinterhalt. Sie verletzte 6 weitere außerdem wurde bei der Aktion ein Militärfahrzeug vollständig zerstört.


BANE: MILITÄRSTÜTZPUNKT ANGEGRIFFEN, 10 REVOLUTIONSWÄCHTER GETÖTET

Bei einem Angriff der HRK am 27.05. auf einen Stützpunkt der iranischen Armee in Bane, starben 10 der sog. Revolutionswächter. Nach der Aktion begann das iranische Militär eine großangelegte Operation, bei der auch die Umgebung bombardiert wurde. Direkt nach der Aktion waren die Telefone der Region für 48 Stunden tot.


SOMA: 15 IRANISCHE SOLDATEN UND ZWEI DORFSCHÜTZER GEFALLEN

Bei schweren Gefechten der iranischen Armee, mit der kurdischen HRK Guerilla, starben 12 Revolutionswächter und drei Guerillas. In Kamyaran und Ciwanro starben 3 weitere Soldaten und 2 Dorfschützer.


HEWLER: IRANISCHER ARTILLERIEANGRIFF TÖTET KIND

Bei einem Angriff der iranischen Militärs mit Artillerie am 30.05. ist auf föderalem kurdischen Gebiet ein 13jähriger Junge getötet worden, eine weitere Persone schwer verletzt worden.


SÜLEYMANİYE: IRANISCHES MILITÄR BOMBARDIERT SÜDKURDISCHE DÖRFER

Am 2. Juni setzte das iranische Militär mehrere Dörfer in Südkurdistan unter schweres Artilleriebombardement. Bei dem zweistündigen Bombenangriff wurde eine große Zahl von Vieh getötet. Viele Dorfbewohner_innen flohen in Panik. Eine große Zahl von Zivilist_innen wurde verletzt.
Quellen: ANF: 24.05.-02.06.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

DEMO SAMSTAG 12 UHR HERMANNPLATZ

Antifa International 03.06.2010 - 15:00
demo für palästina und kurdistan am samstag um 12 uhr am u-bhf hermannplatz!
hoch die internationale solidarität!

jugenddemo

firat amed 04.06.2010 - 00:19
Jugenddemo gegen die Ermordung von Serzan Kurt: Fr. 4.6., 15.00, FFM/ Römer; Zug aus MR um 13.35; tragt alle schwarze Kleidung!!

 http://www.youtube.com/watch?v=LatOfEHL2Co&feature=related