Vertreibungen in Ostjerusalem gehen weiter

Solidarisieren! 30.05.2010 21:19 Themen: Antirassismus Militarismus Repression Weltweit
Während die "Free Gaza!"-Schiffe näher und näher kommen, um die völkerrechtswidrige Blockade des Gazastreifens durch das israelische Militär zu durchbrechen, zeigten die Menschen auf den Freitagsdemonstrationen in der Westbank ihre Unterstützung für die Menschen in Gaza und die AktivistInnen auf den Schiffen. Ein besonders eindrucksvolles Ereignis war die Demonstration in Ni'ilin, wo das Dorf den zweiten Jahrestag seines zivilen Kampfes gegen den Landraub durch den Mauerbau beging. In Sheikh Jarrah (Ostjerusalem) gehen derweil die Vertreibungen arabischer Menschen aus ihren Häusern zugunsten jüdischer Siedler weiter.
Ni'ilin
Die wöchentliche Demonstration in Ni'ilin stand ganz im Zeichen des zweiten Jahrestages des Kampfes, den das Dorf gegen Landraub und Mauerbau aufgenommen hat. Die Protestierenden trugen Transparente, die an die fünf Protestierenden erinnerten, die während der letzten zwei Jahre durch die Armee ermordet wruden. Auch der Gefangenen aus dem Dorf, die durch israelische „Sicherheits“kräfte aufgrund ihrer Teilnahme an Demonstrationen eingesperrt worden sind, gedachten die TeilnehmerInnen des Protestmarsches. Die Protestierenden erreichten die Mauer, und der Protest ging einige Minuten vor dem geschlossenen Stahltor weiter. Dann schoss die Armee mit Tränengas und zwang die DemonstrantInnen so, die Mauer entlang zu laufen, wo einige von ihnen damit begannen, Steine in Richtung der SoldatInnen zu werfen. Der Protest endete nach einigen Stunden, ohne dass jemand ernsthaft verletzt wurde.

Nabi Saleh
In Nabi Saleh drangen die SoldatInnen ins Dorf ein, bevor die Demonstration starten konnte. Es fand eine Auseinandersetzung zwischen den Dorfjugendlichen auf der einen Seite und SoldatInnen sowie Grenzpolizisten auf der anderen Seite statt, die bis gegen 20 Uhr andauerte. Die Grenzpolizisten überfluteten die Straßen des Dorfes mit Tränengas, das von einem auf einem Jeep montierten Granatwerfer abgefeuert wurde. Zwei Jugendliche wurden verletzt, einer von ihnen wurde von einer Tränengasgranate am Kopf getroffen. Beide wurden ins Krankenhaus gebracht.

Bil'in
Annähernd 150 palästinensische, israelische und internationale Protestierende hielten die wöchentliche Demonstration gegen den Zaun in Bil'in ab. Sie wurde von der Polizei mit Tränengas- und Knallschockgranaten angegriffen, dennoch erreichten die Protestierenden den Zaun und begannen zu singen: „1, 2, 3, 4 – occupation no more!“. Bald darauf überquerten SoldatInnen den Zaun und versuchten jeden, den sie fangen konnten, zu verhaften, was den Protest immens verkürzte. Die meisten Protestierenden flohen aus Angst, verhaftet oder mit Gas beschossen zu werden. Drei Israeli wurden verhaftet, unter ihnen ein 76 Jahre alter Mann, und der palästinensische Kameramann des Dorfes wurde ebenfalls verhaftet. Dies war das dritte Mal innerhalb eines Monats, dass der Kameramann verhaftet wurde, aber diesmal war der leitende Militäroffizier so weise, ihn sofort wieder freizulassen, da ihm offenbar bewusst ist, dass das Dokumentieren eines öffentlichen Protestmarsches kein Verbrechen darstellt. Es scheint, dass die Armeeaggression – oder die wesentlich kürzere Protestdauer – einige Dorfjugendliche dazu bewegte, mit Hilfe von nichttödlichen Armeekontrolltechniken [Steinewerfen] zurückzuschlagen, was rund eine Stunde dauerte. Die drei Israeli wurden übrigens noch am Abend wieder freigelassen.

Ma'asara
In Ma'asara gingen über 70 DemonstrantInnen – PalästinenserInnen, Israeli, einige ItalienerInnen und eine Menge französischer Leute – zum wöchentlichen Protest. Sie liefen auf den Ortsausgang ihres Dorfes zu, der aber von SoldatInnen blockiert wurde, die zusätzlich von Scharfschützen auf den Dächern, die die Szenerie verfolgten, umgeben waren. Rund 30 SoldatInnen hinterten die DemonstrantInnen daran, weiter zu ihrem Gemeindeland zu gehen.
Es wurden Reden in Arabisch und in Englisch gehalten, die zum Teil die Belagerung von Gaza in Erinnerung riefen. Die Protestierenden sangen zusammen Bella Ciao, begleitet vom Trommeln der Sambagruppe, die auch diesmal wieder für eine gute Stimmung sorgte. Ein trauriges französisches Partisanenlied wurde daraufhin ebenfalls gesungen.
Die SoldatInnen mochten nicht wirklich, dass die DemonstrantInnen ihnen und ihren Jeeps so nahe kamen, und sie beschlossen, die Protestierenden zurück ins Dorf zu drängen. Sie hielten sich mit geschulterten Waffen die Hände und begannen zu schieben. Einige weitere Reden und ein bisschen Getrommel mit entsprechenden politischen Slogans beendeten die Demonstration friedlich.

Sheikh Jarrah
Die wöchentliche Demonstration in Sheikh Jarrah, die wie immer erst Freitagnachmittag stattfindet, mehrere Hundert Leute stark und kraftvoll wie immer. Eine kleine Gruppe von DemonstrantInnen versuchte, die Straße vom Park aus, in dem die Kundgebung lief, zur Nachbarschaft zu überqueren, sie wurde aber von der Polizei zurückgeschickt. Am nächsten Tag bekamen zwei weitere palästinensische Familien den Räumungstitel, der besagt, dass sie ihr Haus zugunsten von jüdischen Siedlern zu verlassen haben.


Quelle: Anarchists against the wall, 30.5.2010,  http://www.awalls.org/




Interessante Links...

Anarchists against the wall
 http://www.awalls.org/
Berichte, Fotos und Videos von Demos und Aktionen inkl. Spendenaufruf!

AnarchistInnen gegen die Mauer (Israel)
 http://www.gegendiemauer.info.ms/
Übersetzte Berichte der Anarchists über die Freitagsdemos und andere Aktionen

Popular Struggle
 http://popularstruggle.org/
Aktuelle Nachrichten und Berichte über den Widerstand in den besetzten Gebieten

Activestills - Foto-Kollektiv von AktivistInnen
 http://activestills.org/
Fotos und Ausstellungen über die Besatzung

Ta'ayush = "Gemeinsam leben"
 http://taayush.org/
Israelisch-Palästinensische Solidaritätsarbeit

Breaking The Silence
 http://www.breakingthesilence.org.il/index_e.asp
Israelische SoldatInnen brechen das Schweigen

Menschenrechtsorganisation B'Tselem
 http://btselem.org/
Landkarten und viele andere Infos über die Besatzung

Kibush
 http://www.kibush.co.il/
Magazin gegen die Besatzung

Electronic Intifada
 http://electronicintifada.net/
Notwendige Ergänzung zu den kommerziellen Mainstream-Medien

International Solidarity Movement - deutscher Zweig
 http://www.ism-germany.net/
Solidarität ist machbar, Frau Nachbar!
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Ergänzungen

Israel greift Free-Gaza-Flotille an

Solidarität muss praktisch werden! 31.05.2010 - 08:38
Hier eine DPA-Meldung:

Konflikt um humanitäre Krise:
"Solidaritätsflotte" auf dem Weg nach Gaza angegriffen

Ein Elitekommando der israelischen Armee hat am frühen Montagmorgen gewaltsam drei Schiffe der "Solidaritätsflotte" für den Gazastreifen im Mittelmeer übernommen. Beim Sturm auf ein türkisches Passagierboot wurden nach Angaben der Organisation "Free Gaza" mindestens zwei Menschen getötet und bis zu 50 verletzt.


Ein Elitekommando der israelischen Armee hat am frühen Montagmorgen gewaltsam drei Schiffe der "Solidaritätsflotte" für den Gazastreifen im Mittelmeer übernommen. Beim Sturm auf ein türkisches Passagierboot wurden nach Angaben der Organisation "Free Gaza" mindestens zwei Menschen getötet und bis zu 50 verletzt. Die Schiffe hatten sich nach Angaben von "Free Gaza"- Sprecherin Audrey Bomse ganz klar in internationalen Gewässern befunden.
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Die israelische Armee verhängte eine Nachrichtensperre. Demnach darf aus Israel nicht über die Zahl der Toten und Verletzten berichtet werden. Die Boote werden zurzeit in den Hafen von Haifa geschleppt. Der arabische Fernsehsender Al-Dschasira berichtete, von dem gestürmten Boot seien sieben Verletzte in ein Krankenhaus nach Haifa geflogen worden. Ein Mensch soll schwer verletzt sein.
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Ein israelischer Armeesprecher wollte auf Anfrage den Einsatz sowie Opferzahlen weder dementieren noch bestätigen. "Israelische Quellen" gaben unter der Bedingung, ihre Namen nicht zu nennen, an, dass die Boote der "Solidaritätsflotte" die Wahl gehabt hätten umzudrehen oder ihre Hilfsgüter im Hafen von Aschdod zu löschen.

Hunderte Elitesoldaten waren den Angaben zufolge im Morgengrauen um 4.30 Uhr von Helikoptern und Schnellbooten an Bord des türkischen Schiffes IHH gekommen. Nach Angaben des israelischen Armeerundfunks sollen die Aktivisten versucht haben, den Soldaten die Waffen zu entreißen.

Die Organisatoren von "Free Gaza" werfen dem Kommando vor, das Feuer auf unbewaffnete Passagiere eröffnet zu haben. Die Soldaten sollen auch Tränengas eingesetzt haben. Nach israelischen Medienberichten wurde der israelische Botschafter in der Türkei in das dortige Außenministerium einbestellt.

Israel hatte in den vergangenen Tagen mehrfach angekündigt, die rund 700 pro-palästinensischen Aktivisten unter allen Umständen daran zu hindern, rund 10 000 Tonnen Hilfsgüter direkt in den Gazastreifen zu liefern.

Israel hat das kleine Palästinensergebiet am Mittelmeer nach Machtübernahme der radikalen Hamas-Organisation im Juni vor drei Jahren nahezu vollständig von der Außenwelt abgeriegelt. Israel hatte den Aktivisten angeboten, die Hilfsgüter im Hafen von Aschdod zu löschen. Die Hamas bezeichnete die Übernahme des Hilfsbootes als barbarischen Akt.
DPA

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