Israel will FREE GAZA MOVEMENT internieren

Karoun Demirjan 30.05.2010 16:02 Themen: Blogwire Repression Weltweit
Maskierte Kommandotrupps der israelischen Marine wollen die Schiffe der Hilfsflotte der FREE GAZA MOVEMENT entern und in den israelischen Hafen Aschdod entführen. Die Passagiere sollen in ihre Heimatländer deportiert oder in Israel interniert werden.
Israel teilte am Donnerstag mit, (in Aschdod), dem wichtigsten Hafen im Süden das Landes, sei ein behelfsmäßiges Gefangenenlager eingerichtet worden, und gab gleichzeitig das Ende eines tagelangen Seemanövers bekannt, bei dem intensiv das Stoppen einer Hilfsflotte geübt wurde, die Hunderte pro-palästi­nensische Aktivisten an Bord hat, die an diesem Wochenende versuchen wollen, die dreijährige Blockade des Gaza-Streifens zu durchbrechen.

Militärbehörden kündigten an, maskierte Kommandotrupps der israelischen Marine würden die acht Schiffe vor der Küste abfangen und sie in den Hafen (Aschdod) es­kortieren; dort ließe man den Aktivisten die Wahl, das Land zu verlassen oder ins Gefängnis zu gehen.

Diese harsche Reaktion könnte allerdings dem Vorhaben der Aktivisten noch mehr Nach­druck verleihen und wieder mehr Aufmerksamkeit auf die oft kritisierte Blockade des Ga­za-Streifens lenken.

"Wir wissen, dass wir mit unseren Hilfsschiffen einer guten Sache dienen," sagte Dror Feiler, 68, ein in Israel geborener schwedischer Aktivist, der sich an Bord eines Frachtschiffes befindet, das von Griechenland nach Gaza unterwegs ist. "Wenn die Israelis wollen, dass wir dafür bezahlen, werden wir dafür bezahlen, aber wir werden immer wieder kommen."

Etwa 750 Aktivisten, darunter eine Nobelpreisträgerin und eine ehemalige Abgeord­nete des US-Kongresses, haben sich vor einigen Tagen mit 10.000 Tonnen Versor­gungsgütern für Gaza eingeschifft. Am Samstag werden sie vor der israelischen Küste erwartet.

Die Freiwilligen erklärten, sie brächten dringend benötigte Materialien in eine Region, die von Israel und Ägypten blockiert wird, seit Militante der Hamas im Juni 2007 dort die Macht übernahmen.

Israel, das die Hamas als Terrororganisation betrachtet, hält die Blockade für erfor­derlich, um die islamistischen Kämpfer am Bau von Waffen zu hindern. Es hat die Hilfsflotte als Propagandacoup verurteilt; Israel besteht darauf, dass es in Gaza kei­ne humanitäre Krise gebe, und hat angeboten, die Hilfe über offizielle Kanäle auszu­liefern.

"Wenn die Aktivisten wirklich am Wohle wären, hätten sie die Angebote Ägyptens oder Israels angenommen, die humanitäre Hilfe an die Menschen in Gaza weiterzuleiten," erklärte der israelische Regierungssprecher Mark Regev. "Stattdessen haben sie sich für eine billige politische Schaunummer ent­schieden."

Unter Leitung des Generalmajors Eliezer Marom, des Chefs der israelischen Marine, sei in den letzten Tagen das Entern von Schiffen und das Verbringen von Passagie­ren an Land geübt worden, teilte das Militär mit. Man wolle sich alle Mühe geben, um ein gewaltsames Vorgehen gegen die Hilfsflotte zu vermeiden, aber die Kommando­trupps der Marine, die auch Kampfhunde dabei hätten, seien, wenn nötig, auch auf eine militärische Konfrontation vorbereitet.

"Wir haben nicht die Absicht, irgendwelche dieser Leute zu verletzen, werden aber auf jeden Fall unseren Auftrag ausführen. Wir werden sie darin hindern, den Gaza­Streifen zu betreten," sagte Generalmajor Marom. Das Militär kündigte gleichzeitig an, dass die Festgenommen (in ihre Heimatländer) deportiert werden.

Die Behörden in Aschdod haben drei große weiße Zelte aufgestellt, die mit Compu­tern und medizinischem Bedarf ausgestattet sind. Nach Auskunft von Offiziellen werden die (an Land gebrachten) Aktivisten identifiziert, dann mit Bussen zum inter­nationalem Flughafen Israels gebracht und deportiert. Diejenigen, die sich weigern, freiwillig zu gehen, werden in ein nahe gelegenes Gefängnis eingeliefert.

"Wir möchten daran erinnern, dass diese Leute Israel illegal betreten," sagte Maya Ka­dosh, eine Sprecherin des (israelischen) Außenministeriums.

Offizielle teilten mit, die Ladung (der Schiffe) werde einer Sicherheitsüberprüfung unterzo­gen und dann UN-Einrichtungen zur Verteilung in Gaza übergeben.

Am Donnerstag hat die UNO beide Seiten aufgefordert, "sorgsam und verantwor­tungsbewusst zu handeln und sich um eine vernünftige Lösung zu bemühen"; gleichzeitig hat sie von Israel verlangt, die Blockade zu beenden, und ihre "Besorg­nis über den unzureichenden Fluss von Materialien über die offiziellen Kontroll­punkte" ausgedrückt, "durch den eine ausreichende Versorgung, ein Beginn des Wiederaufbaus und der Wiederbelebung der Wirtschaft nicht gewährleistet" sei.

Israelische Behörden haben Behauptungen, in Gaza entwickle sich eine "humani­täre Katastrophe", scharf zurückgewiesen.

"Es gibt keine Kraftstoffknappheit, keine Knappheit an Medikamenten und keine Knappheit an irgendwelchen Versorgungsgütern im Gaza-Streifen," erklärte die Mili­tärsprecherin Avital Liebovitch.

Israelische Offizielle haben vor der Ankunft der Hilfsflotte eine PR-Kampagne gest­artet und Reporter eingeladen, sich anzuschauen, wie Versorgungsgüter, medizini­scher Bedarf und andere Güter tonnenweise über die Grenze nach Gaza transferiert werden. Die offizielle Pressestelle der Regierung ging sogar soweit, die Journalisten mit einer sarkastisch formulierten Einladung zum Besuch eines der wenigen Luxus­restaurants in Gaza zu ermuntern.

Kritiker halten solche Behauptungen für irreführend. Sie meinen, die Blockade habe die Herrschaft der Hamas nicht erschüttert, sondern nur die Schwächsten unter der Bevölkerung Gazas getroffen und zu einer blühenden Schmuggelindustrie entlang

der Grenze zu Ägypten geführt, die der Hamas die Möglichkeit eröffne, sich durch den Verkauf reichlich beschaffter, aber überteuerter Lebensmittel und Verbrauchs­güter zu bereichern.

Es sei aber praktisch unmöglich, die Schäden an Tausenden von Häusern zu repa­rieren, die durch die verheerende israelische Offensive verursacht wurden, mit der Anfang 2009 die Raketen der Hamas gestoppt werden sollten.

Die Organisatoren der Hilfsflotte erklärten, die Schiffe seien mit einigen der am dringend- sten benötigten Baustoffe beladen - mit Zement und Bauholz - und mit hochwertigem me­dizinischem Bedarf.

Die pro-palästinensischen Free Gaza Movement (die Organisation "Befreit Gaza!", s. http://www.freegaza.org/de/unser-ziel- ), welche die Hilfsflotte organisiert hat, unter­nimmt damit bereits den neunten Versuch, Gaza auf diesem Weg zu helfen. Israel hat fünf Transporte erlaubt, aber seit dem Ende seiner Offensive im Januar 2009 kei­ne Schiffe mehr durchgelassen.

Unter den Passagieren sind die irische Friedensnobelpreisträgerin Mairead Corrigan-Ma­guire (s. http://de.wikipedia.org/wiki/Mairead Corrigan ), die ehemalige US-Abgeordnete Cynthia McKinney ( http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_08/LP11708_280708.pdf), eine über 80 Jahre alte Holocaust-Überlebende, ein pensionierter Oberst der US-Army und Abgeordnete aus einem Dutzend europäischer Staaten (Aus Deutschland mit dabei sind Matthias Jochheim [stellvertretender Vorsitzender der IPPNW], Norman Paech [eme­ritierter Hochschullehrer und I PPNW-Beiratsmitglied], der in Deutschland lebende Palästi - nenser Nader el Sakka [Palästinensische Gemeinde Deutschland e.V.] und zwei Abgeord­nete des Deutschen Bundestages, Inge Höger [Verteidigungsausschuss] und Annette Groth [Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe] ).

In Gaza treffen Hamas-Vertreter vor der Ankunft der Schiffe letzte Vorbereitungen. Nach ihrer Aussage wurden bereits Hotelzimmer für alle Aktivisten gebucht und Po­lizisten und medizinische Betreuer geschult; kleine Boote wurden darauf vorberei­tet, die Hilfsschiffe, die zu groß für den winzigen Hafen von Gaza sind, vor der Küste zu entladen.

"Wir sind voller Hoffnung, dass diese Schiffe den Gaza-Streifen erreichen werden. Es ist eine humanitäre Mission, die der Belagerung trotzt," sagte Yousef Rizqa, der stellvertretende Premierminister der Hamas-Regierung.

Die AP-Journalisten Grant Slater in Jerusalem und Dalia Nammari in Ramallah im West­jordanland haben zu diesem Bericht beigetragen.

Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

gaza ist keine insel

tagmata 30.05.2010 - 19:47
"Wir wissen, dass wir mit unseren Hilfsschiffen einer guten Sache dienen,"

wenns ihnen wirklich primär um humanitäre hilfe geht: warum benutzen sie dann nicht die landgrenze?

(vermutlich weil das langweilig und nicht besonders aufsehenerregend ist, und mensch sich nicht als david-gegen-goliath-mit-umgekehrten-ethnischen-vorzeichen fühlen kann. inwieweit der umstand reinspielt, daß dann für alle welt sichtbar wird das israel UND ÄGYPTEN den gazastreifen blockieren, ist auch so ne frage.)

aber im ernst mal: die ladung wird entweder von den israelis beschlagnahmt und verrottet in irgendeiner lagerhalle, oder sie wird von der hamas beschlagnahmt und unter ihren fanbois verteilt. das ist keine hilfsaktion, das ist ein pr-stunt. am elend der menschen dort unten ändert's nix.

klar, die leute in gaza stehen auf solche gesten, aber wenn sie die wahl hätten zwischen medienbuhei und evtl bißchen hilfsgüter, und weniger medienbuhei und dafür mehr hilfsgüter, ist vermutlich einigermaßen eindeutig, wofür sie sich entscheiden würden.

egal

egal 30.05.2010 - 20:02
die lebensmittel die so nach gaza kommen sind wohl zweitrangig.mossad agenten haben sicherlich die beladung überwacht.es währe auch blödsinnig auf so einer aktion waffen zu schmuggeln.vielmehr geht es um israels prestige,es muss beweisen das es die volle kontrolle über seine hoheitsgewässer hat dazu gehört auch die küste von gaza.
ein durchbruch nach gaza währe aus israels sicht ein angriff auf seine soveränität,deswegen ist auch mit massiven beschuss der flottile zu rechnen.nachdem disaster im libanon(50 abgeschossene merkavapanzer)und der bombardierung einer ungeschützen stadt mit brand und streubomben wird die israelische marine eher auf eine versenkung bauen als auf das bording.ohne schiffe kann man immer behaupten es währen waffen an bord,bei einer aufbringung müssten sie schon waffen nachweisen.

10 tote activistInnen

free gaza 31.05.2010 - 08:25
At least 10 activists killed as Israel Navy opens fire on Gaza aid flotilla

video vom angriff auf das eine schiff :
 http://news.bbc.co.uk/2/hi/middle_east/10195838.stm

19 Aktivisten getötet

@ 31.05.2010 - 14:30

most of the dead activists are turkish

@ 31.05.2010 - 14:35

Nachrichten von TRT

televizyon 31.05.2010 - 14:42

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 9 Kommentare an

Wo ist hier der Antisemitismus — denkender Mensch

@ tagmata — 9/11

@tagmata — egal

omg — anarchist

no comment — @@@