Naziangriffe: Berlin - Nürnberg - Moskau

Never forget! 27.05.2010 13:50 Themen: Antifa Weltweit
Anlässlich des fast tödlichen Angriffs auf einen 17 Jährigen in Nürnberg Ende April, sowie des Neonazimordes in Moskau und einem brutalen Neonaziangriff in Berlin-Prenzlauer Berg am vergangenen Sonntag, wurde jetzt ein Flugblatt zu diesem Thema veröffentlicht.

Kopiert es, verteilt es, legt es in öffentlichen Räumen aus.
Mit dem Flugblatt soll Gegenöffentlichkeit geschaffen werden, die sich jenseits von Extremismus-Debatten bewegt, die es zu Hauf im Zusammenhang mit Neonaziangriffen gibt und gab.

Als Verfasser_innen begreifen wir uns als Teil der "Siempre Antifascista"-Kampagne, die sich die Thematisierung neonazistischer Morde und anderer rechter Gewalttaten zum Ziel gesetzt hat (international und regional).
Berlin - Nürnberg – Moskau
Wir dulden keinen Neonaziterror!

Ob lokal, regional oder international - eine immer militanter auftretende Neonaziszene verübt eine steigende Anzahl von Übergriffen auf Alle und Alles, was nicht Ihrer biologistischen Vorstellung eines "rassisch reinen Volkskörpers" entspricht. Permanent gibt es schwere Angriffe auf Menschen, die keinen Platz in dieser herbei phantasierten organischen Konstruktion haben.
Am Sonntag, dem 23. Mai ereignete sich in Berlin-Prenzlauer Berg ein brutaler Übergriff auf einen Migranten und nur wenige Wochen zuvor prügelte ein Stadtbekannter Neonazi einen 17 jährigen Migranten in der Nürnberger Innenstadt ins Koma. Die Opfer beider Übergriffe sind wieder auf dem Weg der Besserung. Dass Übergriffe wie diese aber auch einen tödlichen Ausgang haben können zeigte, auf erschreckende Art und Weise, der Überfall von 40 Neonazis auf eine Gruppe alternativer Menschen m 23.Mai in Moskau. Einer von ihnen, Dmitrij Kashizyn, überlebte den Angriff nicht. Mit 15 Messerstichen rissen die Mörder Dmitrij aus dem Leben.

Um dem entgegenzutreten, um zu zeigen, dass es Menschen gibt, denen der Terror der Neonazis nicht egal ist, ist es wichtig gegen Neonazis in jedweder Form aktiv zu werden. Diesen Text sehen wir als Teil einer Gegenöffentlichkeit, die die rechten Übergriffe offensiv thematisiert, in einen Kontext stellt und sie dem Vergessen entreißt.

Wir werden nicht wegschauen…


BERLIN - PRENZLAUER BERG: Neonazis prügeln mit Holzlatten

In den frühen Morgenstunden des 23. Mai wurde gegen 4.45 Uhr ein 25 jähriger Migrant von einer zehnköpfigen Gruppe in der Lychener Straße rassistisch beleidigt. Die Gruppe begann ihn zu verfolgen und schlug ihn schließlich zu Boden. Sie begannen daraufhin mit Holzlatten so lange auf ihr Opfer einzudreschen, bis dieses sich aus der Situation selbst befreien konnte. Dem Angegriffenen gelang es, eine der Latten zu ergreifen und sich zur Wehr zu setzen, worauf hin die Angreifer_innen von ihm abließen und sich kurzzeitig zurückzogen. Nachdem sich der 25-Jährige aufgerappelt hatte, erschienen erneut drei bis fünf Personen aus der Gruppe und warfen Glasflaschen und Pflastersteine nach ihm. Der Mann brachte sich vor den Angreifer_innen in Sicherheit und alarmierte die Polizei. Eine Absuche der Umgebung blieb erfolglos. Die Besatzung eines Rettungswagens brachte den Verletzten zur ambulanten Behandlung in eine Klinik.

NÜRNBERG: Fast tödlicher Neonaziübergriff

Vor fast 4 Wochen, am 28 April, wurde ein 17-Jähriger Antifaschist von einem Neonazi auf einem Nürnberger U-Bahnhof lebensgefährlich verletzt. Der Neonazi, langjähriger Aktivist der Kameradschaftsstruktur „Freies Netz Süd“, schlug auf den Jugendlichen ein, nachdem dieser die Freundin des Nazis auf ihre Tasche der rechten Kleidungsmarke „Thor Steinar“ ansprach. Der Täter schlug und trat daraufhin mehre Male unvermittelt auf den Kopf des 17-Jährigen ein. Die Umstehenden Passanten leisteten keine Hilfe. Durch die Schläge erlitt er schwerste Verletzungen, die in einem künstlichen Koma behandelt werden mussten. Das Opfer des Angriffes war für rund drei Minuten klinisch tot. Hätten die Ärzte ihn nicht wieder beleben können, wäre er vielleicht das 150. Todesopfer neonazistischer Gewalt in Deutschland nach 1990 geworden. Mittlerweile ist der Betroffene zum Glück wieder aus dem Koma erwacht.
Der Angriff reiht sich in eine lange Kette von Ereignissen in der Region ein, wo vor allem Antifaschist_innen und alternative Jugendliche aus Fürth, Nürnberg und Umgebung massiv durch neonazistische, sogenannte „Anti-Antifa-Gruppen“ verfolgt und eingeschüchtert werde.

MOSKAU: Mord an Dmitrij Kashizyn

Am Abend des 23. Mai feierte eine Gruppe junger Leute den Geburtstag eines ihrer Musiker-Freunde bei einem Grill-Abend in der Nähe der Stroginskij-Brücke im Nord-Westen Moskaus. Nach dem Ende der Feier gingen die meisten Gäste, nur etwa 15 Leute, größten Teils junge Frauen, blieben, um aufzuräumen. Alle von ihnen besaßen ein "slavisches" Äußeres. Plötzlich wurden sie von einer ca. 40-köpfigen Gruppe Neonazis angegriffen, die sich von der Brücke her näherte. Mit dem Ruf "Das sind sie, holt sie euch!" begannen die Neonazis, aus Gaspistolen zu feuern und sich auf die Gruppe zu stürzen. Einem Augenzeugen zufolge machten es sich die Angreifer zum Ziel, alle Anwesenden zu attackieren. Eine der Frauen trafen sie mit einem Pflasterstein, wobei ihre Wirbelsäule verletzt wurde. Als diejenigen, die fliehen konnten, wieder an den Tatort zurückkehrten, fanden sie den 27jährigen Dmitrij Kashizyn in einer Blutlache liegend vor. Ihm waren an die 15 Messerstiche zugefügt worden, durch die er an Ort und Stelle verblutete. Die Miliz traf 10 Minuten nach den Geschehnissen ein, ein Krankenwagen erst 40 Minuten später.
Anhand der Aussage eines Augenzeugen dieser Tragödie kann der Ablauf des Mordes rekonstruiert werden: Die Gruppe junger Leute feierte friedlich den Geburtstag ihres Freundes. Viele von ihnen waren selbst Musiker_innen oder Anhänger_innen der Hardcore-Szene, was ihnen äußerlich an ihrem Kleidungsstil auch anzusehen war. Es ist anzunehmen, dass es gerade das subkulturelle Äußere sowie die Tattoos der Anwesenden waren, welche die Aufmerksamkeit der Neonazis erregten. Mit der Annahme, es handle sich bei der Gruppe um Antifa-Aktivist_innen, beschlossen sie vermutlich, diese anzugreifen. Dass es sich hierbei um einen geplanten und zielgerichteten Angriff handelte, lässt sich anhand einiger Faktoren aufzeigen.

1.) Der Angriff geschah zum Ende der Feier. Ein Neonazi muss die Feiernden zufällig entdeckt und seinen Kameraden von ihnen berichtet haben, woraufhin sie den Angriff vorbereiteten.

2.) Bei ihrer Attacke schrien die Angreifer typische und eindeutig neonazistische Losungen und trugen sowohl nicht-letale Schusswaffen als auch Messer bei sich.

3.) Alle Neonazis waren vermummt.

Von den Freunden des Ermordeten erfuhren Antifaschist_innen, dass keine der anwesenden Personen der Antifa angehörte bzw. sich überhaupt für Politik interessierte. Auch Dmitrij Kashizyn selbst besaß keinerlei Verbindungen zur antifaschistischen Bewegung, er war lediglich ein Hardcore-Fan, der ab und zu Konzerte seiner Lieblingsbands besuchte. Keine_r der Angegriffenen trug Selbstverteidigungswaffen bei sich, der äußerst brutale Überfall kam für alle überraschend.

Die Neonazis griffen also eine harmlose Gruppe feiernder junger Menschen an, schlugen sie zusammen und ermordeten einen jungen Mann einzig aus der Annahme heraus, er könne ein politischer Gegner sein.

Eine ungekürzte Version des Textes von www.antifa.ru ( http://www.antifa.ru/4462.html) zu dem Vorfall ist auf  http://de.indymedia.org/2010/05/282171.shtml nachzulesen.

FIGHT BACK!: Den rechten Terror stoppen!

Diese schrecklichen Ereignisse beweisen zum wiederholten Male, dass die Gefahr, von Neonazis attackiert oder ermordet zu werden, jede_n von uns treffen kann, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Nationalität.
Während Menschen durch Neonazis schwer verletzt oder sogar ermordet werden bemühen Behörden aus Polizei und Staatsanwaltschaften phantasiereich Extremismustheorien und dichten Angriffe, die klar von rechts ausgehen, in „Links-Rechts-Auseinandersetzung“ um. In Nürnberg diskreditieren sie das antifaschistische Engagement des 17-Jährigen als „Linksextremismus“ und gaben ihm eine Mitschuld an der Tat, da er die beiden Neonazis, Täter und Freundin, durch die Kritik provoziert hätte.

Dieses schreckliche Ereignis wird weiter entpolitisiert- seit 2 Wochen hat der Täter den SPD-Anwalt Axel Graemer, der angeblich die rechte Dimension des fast tödlichen Übergriffs nicht erkennen könne. Mit einer ähnlichen Entwicklung sehen sich auch russische Antifaschist_innen konfrontiert. Der russische Staat lässt regelmäßig unter fadenscheinigen Begründungen linke Konzerte auflösen und setzte antifaschistische Gruppen unter Druck. Der Staat beruft sich auf die mittlerweile erneut verschärften Extremismusgesetze, wenn es darum geht die linke Bewegung in Russland unter Druck zu setzen.
Das Geschehene bestärkt uns einmal mehr in dem Wissen, dass die neonazistische Bedrohung real ist und das es eine existentielle Notwendigkeit ist, gegen Neonazist_innen und ihre Symphathisant_innen Widerstand zu leisten. Es ist die Pflicht eines jeden vernünftigen Menschen, das Möglichste zu tun, damit sich so etwas nicht noch einmal wiederholt.
Gemeinsam gegen Neonazi-Gewalt und die Gleichsetzung linker, antifaschistischer Politik mit menschenverachtenden, neonazistischen Ideologien! Global denken – lokal handeln!

Antifa ist und bleibt notwendig!

Solidarität zeigen und handeln.:
29.Mai 2010
10 Uhr | Bernau S-Bhf. – Neonaziaufmarsch blockieren!
 http://antifabernau.blogsport.de/

12 Uhr | Fürth Hauptbahnhof – Solidaritätsdemo für den Angegriffenen  http://alf.blogsport.de/

14 Uhr | Nürnberg U-Bahnstation Plärrer – Solidaritätsdemo für den Angegriffenen |  http://www.redside.tk/

Mehr Infos:
 http://siempre.red-skins.de/
 http://www.naziterror-stoppen.tk/
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Ergänzungen

Plakate

Ergänzer*i*n 27.05.2010 - 14:56
Plakate zum ausdrucken und kleben gehen.

Plakate und Flyer als PDF

kohiö 27.05.2010 - 15:36
zum runterladen...

Auf nach Nürnberg/Fürth

antifaCISTA 28.05.2010 - 06:57
Das An­ti­fa­schist­sche Ak­ti­ons­bünd­nis Nürn­berg mo­bi­li­siert unter dem Motto „Fight Back! Na­zi­struk­tu­ren an­grei­fen! FNS zer­schla­gen!“ zu einem kämp­fe­ri­schen An­ti­fa-​Block auf der Dop­pel-​De­mons­tra­ti­on.

Sams­tag 29. Mai:
erst 12:00 Uhr Fürth, Haupt­bahn­hof
dann 14:00 Uhr Nürn­berg, Plär­rer

Es existieren bereits Zugtreffpunkte:
Zugtreffpunkt München: 8:30 München Hbf, Gleis 26
Zugtreffpunkt Stuttgart: 8:30, Stuttgart Hbf, Gleis 16

mehr Infos alf.blogsport.de oder redside.antifa.net

in die Offensive gegen Nazigewalt

AFA SFA 28.05.2010 - 15:53

Solidarität mit den Opfern - Kampf den Tätern!

jüngste Nazigewalt in Nds. :  http://de.indymedia.org/2010/05/282124.shtml

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Auf nach Bernau! — Afa Bln

Die Menschheit ist schlecht! — Resignierter

Am Samstag nach Bernau! — Berliner AntifaschistIn