Erneuter Mord durch Neonazis in Moskau

siempre antifascista! 26.05.2010 02:29 Themen: Antifa Weltweit
Am Samstag, den 23.05.2010 ereignete sich in Moskau erneut ein Mord an einem Angehörigen einer Subḱultur. Eine Gruppe von Neonazis tötete den 27-jährigen Dmitrij Kashizyn einzig aus dem Grund, weil sie ihn für einen Antifa-Aktivisten hielten.
Übersetzung des Berichts von antifa.ru:

Gestern abend feierte eine Gruppe junger Leute den Geburtstag eines ihrer Musiker-Freunde bei einem Grill-Abend in der Nähe der Stroginskij-Brücke im Nord-Westen Moskaus. Nach dem Ende der Feier gingen die meisten Gäste, nur etwa 15 Leute, der größte Teil junge Frauen, blieben, um aufzuräumen. Alle von ihnen besaßen ein "slavisches" Äußeres. Plötzlich wurden sie von einer ca. 40-köpfigen Gruppe Neonazis angegriffen, die sich von der Brücke her näherte. Mit dem Ruf "Das sind sie, holt sie euch!" begannen die Neonazis, aus Gaspistolen zu feuern und sich auf die Gruppe zu stürzen. Einem Augenzeugen zufolge machten es sich die Angreifer zum Ziel, alle Anwesenden zu attackieren. Eine der Frauen trafen sie mit einem Pflasterstein, wobei ihre und Wirbelsäule verletzt wurde. Als diejenigen, die fliehen konnten, wieder an den Tatort zurückkehrten, fanden sie den 27jährigen Dmitrij Kashizyn in einer Blutlage liegend vor. Ihm waren an die 15 Messerstiche zugefügt worden, durch die er an Ort und Stelle verblutete.
Die Miliz traf 10 Minuten nach den Geschehnissen ein, ein Krankenwagen erst 40 Minuten später.
Anhand der Aussage eines Augenzeugen dieser Tragödie kann der Ablauf des Mordes rekonstruiert werden:
Die Gruppe junger Leute feierte friedlich den Geburtstag ihres Freundes. Viele von ihnen waren selbst Musiker_innen oder Anhänger_innen der Hardcore-Szene, was ihnen äußerlich an ihrem Kleidungsstil auch anzusehen war. Es ist anzunehmen, dass es gerade das subkulturelle Äußere sowie die Tattoos der Anwesenden waren, welche die Aufmerksamkeit der Neonazis erregten. Mit der Annahme, es handle sich bei der Gruppe um Antifa-Aktivist_innen, beschlossen sie vermutlich, diese anzugreifen. Dass es sich hierbei um einen geplanten und zielgerichteten Angriff handelte, lässt sich anhand einiger Faktoren aufzeigen.
1.) Der Angriff geschah zum Ende der Feier. Ein Neonazi muss die Feiernden zufällig entdeckt und seinen Kameraden von ihnen berichtet haben, woraufhin sie den Angriff vorbereiteten.
2.) Bei ihrer Attacke schrien die Angreifer typische und eindeutig neonazistische Losungen und trugen sowohl nicht-letale Schusswaffen als auch Messer bei sich.
3.) Alle Neonazis waren vermummt.

Von den Freunden des Ermordeten haben wir erfahren, dass keine der anwesenden Personen der Antifa angehörte bzw. sich überhaupt für Politik interessierte. Auch Dmitrij Kashizyn selbst besaß keinerlei Verbindungen zur antifaschistischen Bewegung, er war lediglich ein Hardcore-Fan, der ab und zu Konzerte seiner Lieblingsbands besuchte. Keine_r der Angegriffenen trug Selbstverteidigungswaffen bei sich, der äußerst brutale Überfall kam für alle überraschend.

Die Neonazis griffen also eine harmlose Gruppe feiernder junger Menschen an, schlugen sie zusammen und ermordeten einen jungen Mann einzig aus der Annahme heraus, er könne ein politischer Gegner sein.

Dieses schreckliche Ereignis beweist zum wiederholten Male, dass die Gefahr, von Neonazis attackiert oder ermordet zu werden, jede_n von uns treffen kann, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Nationalität.

Die Antifaschist_innen Moskaus bekunden der Familie des Ermordeten ihr Beileid. Wir werden unser Möglichstes dafür tun, dass die Schuldigen nicht unbestraft bleiben. Das Geschehene bestärkt uns einmal mehr in dem Wissen, dass die neonazistische Bedrohung real ist und das es eine existentielle Notwendigkeit ist, gegen Neonazist_innen und ihre Symphathisant_innen Widerstand zu leisten. Es ist die Pflicht eines jeden vernünftigen Menschen, das Möglichste zu tun, damit sich so etwas nicht noch einmal wiederholt.

Dmitrijs Freunde haben einen Spendenaufruf zur Unterstützung der Familie gestartet.


Quelle:  http://www.antifa.ru/4462.html


weitere Artikel (russisch):

*  http://www.gazeta.ru/social/2010/05/24/3372165.shtml
*  http://www.izvestia.ru/obshestvo/article3142152/
*  http://www.ikd.ru/node/13542
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Ergänzungen

Miliz

.... 26.05.2010 - 11:16
Miliz meint in diesem Fall wohl die normale Polizei. In Russland wird die Polizei Miliz genannt.

"Vielleicht haben sie uns verwechselt?"

-o-o- 26.05.2010 - 11:32

Das Geburtstagskind, das die Party ausrichtete erzählt gegenüber der Izvestija folgendes.



"Am Samstag sind wir in einer großen Gruppe nach Stroguno gefahren um meinen Geburtstag zu feiern. Wir haben Schaschliki gegrillt, Bier getrunken und entspannt gechillt. Gegen 22:30 Uhr waren wir nur noch 15 Menschen, davon waren die Hälfte Mädchen. Es begann zu dämmern. Wir machten uns bereit aufzubrechen, haben die Reste des Essens zusammengepackt und den Müll eingesammelt. Plötzlich sahen wir wie ein Mob von ca. 30-40 Mann aus der Richtung des Restaurants "GlavBeach". Alle schwarz vermummt. Sie schrien: Da sind sie. Zicke-zacke. Holt sie euch! Und dann begannen sie Steine und Flaschen auf uns zu werfen. Einer der Typen schoß mit einer Pistole, wahrscheinlich einer Schreckschußpistole. Ich hörte mindestens drei Schüße. Wir sind dann abgehauen und in verscheidene Richtungen gerannt. Das Geschrei und der Lärm dauerte ungefähr zwei Minuten und verstummte dann. Als wir zurückkehrten, sahen wir, daß einer von uns es nicht gschafft hat wegzulaufen. Es war meine Freund Dima Kaschizyn. Er sha schlimm aus: sein Gesicht und Kopf waren zerschlagen, die Hand verdreht, und sein Rücken übersät mit Messerstichen. So wie er aussah, wurde er mehrmals von hinten in der Nähe des Herzen mit einem langen, dünnen Messer getroffen. Die Miliz behauptet, daß unsere Gruppe irgend etwas besonderes gehabt haben muß, weil diese Typen ausgerechnet uns überfallen hätten. Aber wir sind ganz normale Leute und ich verstehe absolut nicht, warum dies passierte. Vielleicht haben die uns mit irgend wem verwechselt?"



Interessant ist außerdem, daß die Polizei verschiedene Versionen des Geschehens verbreitete, Aktivitäten von Nationalist_innen (oder Nazis) allerdings kategorisch verneinte. Sie attestierten allen, daß sie Russ_innen seien. Nazilosungen gab es nicht! Woher sie das nur wissen?#

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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ULTRASH Festival/ 28. 29.Mai 2010/ — siempre antifascista!

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