Repression gegen kreidemalende Antispes

Mahnwächter_innen - Hähnchenmast Sprötze 15.05.2010 18:32 Themen: Ökologie
13. - 21.5. in Buchholz i.d.N. - Mahnwache gegen Hähnchenmastanlage Spötze;
Am 15.5. gehen Leute mit Flyern und Kreide zum Markt;
Drei Aktivistis werden wegen Personalienverweigerung festgenommen;
Zwei wieder frei, eine wegen Personalienangabeverweigerung ED-behandelt und bis zu 12 Stunden in Gewahrsam - ab ca. 12:00, aktuell immer noch.

Wer mit der Polizei über dieses Vorgehen diskutieren oder sich darüber Beschweren will, kann auf dem Revier unter 04181 285-0 anrufen.
Um den Protest gegen die Hähnchenmastanlage in die Öffentlichkeit zu tragen wurde, zusätzlich zu der seit Donnerstag stattfindenden Mahnwache, am heutigen Samstag auf dem Wochenmarkt ein kleines Straßentheater aufgeführt, um die Qualen der Massentierhaltung zu verdeutlichen, und ein dahinterstehendes kapitalistisches System aufzuzeigen. Mit Kreide wurden die Käfiggrößen, ein Tiertransporter und der Schlachthof auf die Straße gezeichnet. Bei dem Theater wurden dann die Hähnchen aus den viel zu engen Käfigen brutal in den aufgezeichneten Transporter "verfrachtet", von dort aus in den "Schlachthof" um dort wiederum brutal umgebracht zu werden. Dazu wurden Fakten über Massentierhaltung und die Anlage in Sprötze erzählt. Zum Beispiel dass in dieser, in Bau befindlichen Anlage 36 800 Hähnchen gehalten werden sollen. Pro Quatratmeter 20 bis 30. Oder dass in Deutschland gerade hunderte Großanlagen in Bau oder in Planung sind. Einige Leute blieben stehen und hörten zu. Alles in allem eine kleine nette Aktion - ohne viel Aufwand aber auch nicht wirklich staatsgefährdend. Dennoch ließen es sich die OrdnungshüterInnen nicht nehmen, zum Ende noch aufzutauchen und die Tierbefreiungs-AktivistInnen wie TerroristInnen zu behandeln. Sie wurden durchsucht und die Personalien wurden aufgenommen. 3 konnten oder wollten die Personalien nicht angeben, oder hatten keinen Personalausweis dabei. Wobei eine ihre korrekten Personalien angegeben hatte, die Bullen sie jedoch nicht richtig aufschreiben konnten, und sie deshalb wegen "Angabe falscher Personalien" mitnahmen. MarktbesucherInnen welche die Situation mitbekamen, fanden es unerhört, dass Menschen wegen Kreidemalen (was im Übrigen vollkommen legal ist) so behandelt werden, wandelten sich in Kürzester Zeit zu PolizeigegnerInnen und fingen sogar an selber mit Straßenkreide zu malen.

Auf der Wache wurde dann anderen AktivistInnen, die sich nach ihren gefangenen FreundInnen erkundigten, von einem Bullen freudig erzählt, dass bei den 3 Festgenommenen nun in allen Körperöffnungen nachgeguckt würde, ob dort ein Ausweis versteckt sei. Wie von den 2 inzwischen wieder Rausgekommenen berichtet wurde war das allerdings nur widerwärtiges Geblöffe. Eine Aktivistin, die sich weigert ihre Personalien anzugeben, wird zur Zeit noch auf der Wache gehalten und wurde ED-Behandelt. Die Daten müssen abgeglichen werden, was bis zu 12 Stunden dauern könne, meinten die Bullen.
Wer mit der Polizei über dieses Vorgehen diskutieren will, oder sich darüber Beschweren kann auf dem Revier unter 04181 285-0 anrufen.

Währenddessen geht die Mahnwache gegen die, in Bau befindliche Hähnchenmastanlage in Sprötze noch bis kommenden Freitagmorgen weiter. Es sind alle herzlich eingeladen vorbeizukommen, mit uns zu diskutieren, die Mahnwache zu unterstützen, vegane Leckereien zu naschen und das Workshopprogramm zu bereichern oder daran teilzunehmen, und am allerbesten natürlich, sich für Aktionen gegen die Anlage, Speziesismus und die Gesamtscheiße zu vernetzen.

Das Programm der nächsten Tage:

Immer:
19:00 VoKü

Heute:
ca. 20:00 spielt der Liedermacher Fidl Kunterbunt

Sonntag
11:00 Brunch
15:00 öffentliche Diskussion, eventuell mit dem Bauern der Mastanlage Herrn Eickhoff
17:00 Vortrag über den Zusammenhang von Klimawandel und Tierhaltung mit anschließender Diskussion
18:30 Jonglageshow

Montag
ganztags: Die Bürgerinitiative Wietze, die sich gegen einen den-Schlachthof bei Celle engagiert, stellt sich und ihren Protest vor
ca. 13:00 veganer Kochkurs
15:00 Vortrag Gesunde Vegane Ernährung
17:00 Jonglierworkshop

Dienstag
14:00 Diskussion über veganen Lifestyle
17:00 Informationen über den Protest gegen das Tierversuchslabor LPT in Mienenbüttel

Mittwoch
11:00 Brunch
14:00 Kritik an Peter Singer
16:00 kritische Auseinandersetzung mit Peta

Donnerstag
ab 11:00 der ganzen Tag (mit Pausen) Presseworkshop
17:00 veganer Kochkurs



Noch einige Hintergrundinformationen zur Mastanlage in Sprötze:

Wenn es nach den Plänen des Landwirts Eickhoff geht, soll die ländliche Umgebung von Sprötze im Landkreis Harburg demnächst eine vermeintliche industrielle Aufwertung erfahren: durch eine Hühnermastanlage, in der 36,800 Tiere ein kurzes und elendes Dasein fristen würden. Während alle Formen der Tierhaltung Ausbeutung und Verdinglichung von Lebewesen beinhalten, stellt die Mast eine besonders extreme Form dar. Auch ihre Auswirkungen auf die Umwelt sind enorm. Aufgrund dieser verschiedenen Aspekte ist die Mastanlage unbedingt abzulehnen und zu verhindern – und zwar nicht durch wie üblich still abnickende Behörden, sondern durch das Engagement von Anwohnern/innen wie Ihnen.

Mastbetriebe verletzen die Würde der Tiere

Die erwähnte Verdinglichung der in Massentierhaltung eingesperrten Lebewesen hat in einem Stall wie dem in Sprötze geplanten deutlich sichtbare Folgen. Die Hähne sind zwar auf schnelles Wachstum hin gezüchtet. Dennoch geben ihre Beine im Laufe der Versechzigfachung ihres Gewichtes binnen der zwei Monate Lebensspanne immer häufiger nach; die Tiere hocken passiv auf dem Boden. Krankheiten entwickeln sich trotz der meist stattfindenden Beimischung von Antibiotika ins Futter. Eine Sterberate von um die 5% gilt in derlei Anlagen als normal und noch profitabel. Dass die engen Käfige, die von den schockierenden Bildern aus der Eierproduktion bekannt sind, in der Mast keine Verwendung finden, hat dabei keine Linderung der Leiden zu bedeuten: Die Hähne sind zu 20 bis 30 Tieren pro Quadratmeter zusammengepfercht.

Diese Punkte kommen zu den allgemein gegen die Nutzung von Tieren sprechenden ethischen Erwägungen hinzu. Nach diesen ist es höchst fragwürdig, fühlende und leidensfähige Lebewesen als bloße Fleischlieferanten/innen zu züchten, sie während ihres Lebens kompletter menschlicher Dominanz zu unterwerfen und diese beschnittene Existenz dann schnellstmöglich zu beenden. Mit der Mastanlage in Sprötze würde also ein hervorstechendes Beispiel eines Industrieapparates, der nach lebensverachtenden Effiziensprinzipien funktioniert, entstehen. Das gilt es zu verhindern.

Mastbetriebe sind menschenverachtend

Ein Mastbetrieb wie der in Sprötze geplante hat Folgen, die weit über die auf die direkt betroffenen Hühner hinausgehen. Während das auch für andere Formen der Tierhaltung gilt, sind die Konsequenzen in der Massentierhaltug ungleich gravierender. Einerseits ist da die Belastung der Umgebung eines Maststalls mit Nitraten und Amoniak aus den Ausscheidungen der Hühner. Ob diese sicher nicht ins Grundwasser gelangen und die Qualität des guten Nordheidewassers beeinträchtigen würden, ist ungewiss. Für Geruchsbelästigung sorgen würden sie in jedem Fall.
Weitere Konsequenzen hängen mit der katastrophalen Energiebilanz des Produktes Fleisch zusammen. Denn bevor die Tiere geschlachtet und verarbeitet werden können, müssen sie gefüttert werden. Getreide, insbesondere Soja, wird für diesen Zweck in Gebieten angebaut, auf denen eigentlich auch Nahrungsmittel für Menschen wachsen könnten. Oft sind ehemalige Regenwaldflächen etwa in Südamerika betroffen.
Damit die Fleischindustrie in aller Welt ihre tierischen Opfer mit oft genmanipuliertem Billigfutter versorgen kann, werden also Wälder brandgerodet und menschliche wie nichtmenschliche Bewohner/innen vertrieben. Die Produkte werden dann quer über den Globus bis etwa nach Norddeutschland transportiert. All diese Schritte bedeuten einen enormen Beitrag zum Klimawandel – nach unabhängigen Berechnungen bereits mehr als der des weltweiten Verkehrs. Auch eine weitere wachsende Bedrohung wird durch Hühnermast verschlimmert: Während in vielen Regionen das Wasser knapp wird, verschwendet diese Industrie Schätzungen zufolge 3,900 Liter des kostbaren Nass für die aufwändige Herstellung eines einzigen Kilogramms Fleisch.

Auf mehrere Arten und Weisen also verursacht oder verschlimmert die Massentierhaltung Probleme wie Hunger und Wassermangel, belastet die Natur in ihrer direkten und weitesten Umgebung. Dies und insbesonders die absolute Verachtung, die sie ihren Opfern entgegenbringt, lässt nur einen Schluss zu: Es muss ihre Abschaffung angestrebt werden! Eine Verhinderung der Hühnermastanlage in Sprötze wäre ein kleiner, aber wichtiger Schritt in diese Richtung.
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Ergänzungen

bei allem respekt....

landwirt 16.05.2010 - 10:21
bei allem respekt für die aktion, und bei aller unterstützung für das berechtigte anliegen diese anlagen zu verhinder. aber warum behauptet ihr unwaren blödsinn?
"Mit Kreide wurden die Käfiggrößen, ein Tiertransporter und der Schlachthof auf die Straße gezeichnet. Bei dem Theater wurden dann die Hähnchen aus den viel zu engen Käfigen brutal in den aufgezeichneten Transporter "verfrachtet", von dort aus in den "Schlachthof" um dort wiederum brutal umgebracht zu werden."
masthähnchen werden nicht in käfigen gehalten. das liegt, anders als gerne behauptet, nich an der tierliebe der mäster oder wem anders, sonder einfach daran, dass das fleisch von käfiggeflügel blaue flecken hat und somit schlechter zu verkaufen ist.
"Pro Quatratmeter 20 bis 30."
laut Tierschutznutztierhaltungsverordnung (siehe  http://bundesrecht.juris.de/tierschnutztv/BJNR275800001.html#BJNR275800001BJNG0007003089 ) dürfen bei tieren unter 1,6 kg lebendgewicht 35kg lebendgewicht/m^2 gehalten werden. bei 30 tieren pro m^2 würde dies bei einem gewicht von nichtmal 1,2 kg/tier erreicht; so leicht schlachtet keineR die viecher. und bevor gleich kommt, an sowas hlt sich eh keiner: die großen unternehmen (wiesenhof und co) wissen, wie viele tiere ihre mästerInnen halten dürfen. sie haben keine kosten durch stallbau, hätten aber erhebliche kosten durch skandale und haben die komplette kette vom kücken bis zur schlachtung unter kontrolle --> in die richtung wird kaum was laufen.
"Krankheiten entwickeln sich trotz der meist stattfindenden Beimischung von Antibiotika ins Futter."
antibiotikafütterungen sind verboten und können durch futterproben auch leicht kontrollierbar. ändert nix dran, das der medikamenteneinsatz hoch ist und das ungesund für alle ist.

und warum fehlen so wesentlcihe sachen wie mögliche fehlbetäubungen im schlachthof? warum personifizierte kritik an einem Landwirt, der einen Stall für ca 40.000 hähnchen bauen will, wahrscheinlich als einziger in der näheren umgebung, und nicht in orten im Landkreis Vechta mit mehreren millionen Tieren?

bei aller eben geäußerten kritik, viel erfolg mit den aktionen!

Ps: we feed the world hat einen hähnchenmast abschnitt, ganz sehenswert:  http://www.youtube.com/watch?v=MMuKXB6Sl_Q&feature=related

@landwirt

ich 16.05.2010 - 10:48
sicherlich magst du recht haben, es sind tatsäclich nicht alle mißstände überall zu finden... das du aber als beispiel für die vermeintliche einhaltung der gesetzlichen bestimmungen (zur skandalvermeidung) bei großen betrieben ausgerechnet "wiesenhof" anführst, amüsiert mich schon ein bischen:  http://news.google.de/news/search?aq=f&pz=1&cf=all&ned=de&hl=de&q=wiesenhof

richtervorbehalt

muss ausgefüllt werden 18.05.2010 - 02:25
Was sagt denn der Haftrichter dazu? Beim Festhalten zur Identitätsfeststellung ist der nämlich nach der hier wohl anzuwendenden StPO (oder weshalb sonst wollte die Polizei Personalien als zur Verfolgung einer nichtangeldeten Versammlung) dié Beteiligung des Richters vorgeschrieben. So die Betroffenen mögen können sie sich gerne ans Amtsgericht (Ermittlungsrichter) wenden und feststellen lassen, das das lange Festhalten ohne Beteiligung eines Richters illegal war. Rechtsweg ist wie bei StPO-Maßnamen üblich, der §98 II Satz 2 analog, Kosten werden für die Entscheidung nicht erhoben, allerdings auch keine eigenen Anwaltskosten übernommen.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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anruf getätigt — bullette war angepisst

blabla singer — rufer