[B-Nk] NPD floppt am 8.Mai

out of nk 14.05.2010 16:40 Themen: Antifa
Ausgerechnet am 8.Mai, dem 65.Jahrestag der Zerschlagung des Nationalsozialismus, wollte die NPD im Neuköllner Stadtteil Britz eine Saalveranstaltung durchführen. Doch dieses Vorhaben endete in einer faustdicken Blamage. Statt der angekündigten 80 Teilnehmer_innen fanden nur etwa 20 Nazis unter dem gellenden Pfeifkonzert von mehr als hundert Gegendemonstrant_innen den Weg in das stark abgeschirmte Gebäude am Buckower Damm.
Wohl aus Angst vor den zu erwartenden Gegenprotesten, verzichtete die NPD drauf, die Veranstaltung im Vorfeld öffentlich zu bewerben. Auch das Bezirksamt Neukölln fiel wie bereits bei einer ähnlichen Veranstaltung im September 2008( http://de.indymedia.org/2008/09/226260.shtml ) durch eine Strategie des Verschweigens von Auftritten von Nazis in Neukölln auf. Dies war bereits damals von antifaschistischen Gruppen kritisiert ( http://neukoelln.antifa.net/index.php/component/content/article/18-pressemitteilungen/433--berlin-npd-floppt-in-nord-neukoelln ) worden. So wurde die Öffentlichkeit über die geplante NPD-Veranstaltung am 8.Mai bis zuletzt nicht informiert. Dies geschah offensichtlich ebenfalls in der Absicht effektive antifaschistische Gegenproteste zu verhindern. So wurde die Veranstaltung erst wenige Tage vor dem geplanten Termin bekannt. Antifaschist_innen aus dem Bezirk begannen umgehend mit der Mobilisierung ( http://de.indymedia.org/2010/05/280367.shtml ) und veröffentlichten eine Flyervorlage ( http://media.de.indymedia.org/media/2010/05//280447.pdf) zur Weiterverbreitung.

Thema der Veranstaltung hieß es im Vorfeld, würden „politische Fragen unserer Zeit“ und die Arbeit der NPD-Fraktion im Sächsischen Landtag sein. Als Referent war Andreas Storr angekündigt. Der in Berlin geborene Storr war hier u.a. beim „Bund Heimattreuer Jugend“, der JN Berlin und im Kreisverband Marzahn-Hellerdsorf der NPD aktiv ( http://de.indymedia.org/2007/04/173871.shtml) , bevor er 2006 als Mitarbeiter der NPD-Landtagsfraktion nach Sachsen wechselte. Seit 2007 ist Storr Mitglied im sächsischen Landesvorstand der NPD und gehört seit 2009 als Abgeordneter dem Sächsischen Landtag an. Was von ihm zum 8.Mai zu erwarten war, wurde in einer von der sächsischen NPD-Fraktion in der letzen Woche veröffentlichten Pressemitteilung deutlich, in der in üblicher geschichtsrevisionistischer Manier von einer vermeintlichen „Befreiungslüge“ die Rede ist.

Am Tag selbst fanden sich trotz kurzer Mobilisierungszeit und umfangreichen Alternativprogramm ab 11.00 Uhr bis zu 130 Antifaschist_innen aus verschiedenen Spektren vor Ort zu einer Gegenkundgebung zusammen. Der Tagungsort der NPD war weiträumig abgesperrt. Der einzige Zugangsweg zum Gebäude war zu beiden Seiten mit Hamburger Gittern versehen und wurde von einem massiven Polizeiaufgebot unter anderem mit Hunden gesichert. Gegen 11.45 Uhr trafen zunächst Andreas Storr und Sebastian Thom (Neukölln), Mitglied im Berliner Landesvorstand der NPD und offenbar Verantwortlicher für den Tag, mit samt mitgebrachtem Rednerpult am Buckower Damm ein. Kurz nach zwölf folgte dann eine Gruppe von etwa 15 Nazis aus Richtung Rudow. Die Gruppe bestehend u.a. aus Jill-Pierre Glaser (Neukölln), Julian Beyer (Neukölln), Thomas Schirmer(Neukölln), Erik Wagner (Neukölln), Andre Groth (NPD) und Angelika Willig (u.a. Autorin in der NPD-Parteizeitung „Deutsche Stimme“) passierte zügig die am Gitter lautstark protestierenden Gegendemonstrant_innen. Patrick Weiß (Neukölln), wie so oft mit Kamera unterwegs, versuchte unterdessen Antifaschist_innen abzufotografieren. Die Berliner NPD war außerdem vertreten durch den Landesvorsitzenden Uwe Meenen. Trotz sehnsüchtigen Wartens verirrten sich nur noch einige vereinzelte ältere Nazis zum Veranstaltungsort. Einzig erwähnenswert war noch der Auftritt des Publizisten Hendryk M. Broder, der, begleitet von einem Kamerateam, als Zuschauer an der Veranstaltung teilnahm. Nach etwa zweieinhalb Stunden und einem wirren Vortrag von Andreas Storr endete die Veranstaltung. Die abweichenden Angaben der Polizei, die in einer Pressemitteilung von 40 Veranstaltungsteilnehmer_innen spricht, sind wohl darauf zurückzuführen, dass auch anwesende Journalist_innen und die Gruppe um Hendryk M. Broder in die Zählung mit einbezogen wurden.

Insgesamt bleibt festzuhalten: Eine vollkommen missglückte Veranstaltung der NPD, die keinerlei Außenwirkung entfalten konnte. Mit nur c.a. 20 anwesenden Nazis blieb die Zahl der Teilnehmenden deutlich hinter den erwarteten 80 zurück. Erfreulich waren auch die, trotz der aus der Verschweigepolitik des Bezirksamtes resultierenden kurzen Mobilisierungszeit, starken Gegenprotesten von bis zu 130 Gegendemonstrant_innen aus Zivilgesellschaft und autonomen Antifas. Eine Tatsache, die im Hinblick auf kommende Auftritte der NPD und anderen Nazis in Neukölln zuversichtlich stimmt. Bereits am 17.Juni plant die NPD die nächste Veranstaltung am gleichen Ort, auch hier ist wieder mit entschlossenen Protesten zu rechnen.

Presseartikel im Vorfeld:
 http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2010/0506/berlin/0110/index.html
 http://www.tagesspiegel.de/berlin/protest-gegen-npd-tagung-in-neukoelln/1815652.html

Pressemeldungen zum Tag:
 http://www.tagesspiegel.de/berlin/-neonazis-blamieren-sich-in-neukoelln/1816982.html
 http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=ba&dig=2010%2F05%2F10%2Fa0049&cHash=0493c667f7
 http://www.rbb-online.de/nachrichten/politik/2010_05/brandenburg__gedenken.html

Kurzer Bericht (rbb-abendschau):
 http://www.rbb-online.de/abendschau/archiv/archiv.media.!etc!medialib!rbb!rbb!abendschau!abendschau_20100508_1.html
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na und? — antifaschista berlin

Also — ich