Fotos: 1. Mai 2010 in Berlin - Nachschlag

Umbruch Bildarchiv 12.05.2010 15:18 Themen: Antifa Freiräume Soziale Kämpfe
Gerade mal 600m schafften die schätzungsweise 600 Neonazis von ihrer am 1. Mai 2010 in Berlin geplanten Demoroute, viereinhalb Meter pro Anhänger die 350 Teilnehmer einer Überraschungsaktion am S-Bahnhof Halensee. Die offizielle Nazi-Demo musste sich vor den massiv blockierenden Gegnern zum Ausgangspunkt zurückziehen, die Spontan-Demo wurde von der Polizei aufgehalten und 289 Teilnehmer in Bussen abtransportiert. Die Zeichnen standen von Anfang an nicht gut für einen erfolgreichen Naziaufmarsch durch Berlins Mitte. Eine Bilderseite von der erfolgreichen Blockade an der Bösebrücke und von der revolutionären 1. Mai Demo 2010 in Berlin unter
 http://www.umbruch-bildarchiv.de/bildarchiv/ereignis/010510berlin.html
Ein Bündnis aus zivilgesellschaftlichen Initiativen und Vereinen, Gewerkschaften, Parteien, antifaschistischen Gruppen sowie Jugend- und Studierendenverbänden hatte seit Wochen zur Blockade des Naziaufmarschs aufgerufen. Bundesweit parallel angemeldete Aufläufe der Rechten ließ eine geringe Teilnehmerzahl vermuten. Die Veranstalter gaben keine Auskunft über den geplanten Verlauf der Route, so dass nicht organisierte Zuläufer Schwierigkeiten mit der Planung des Einstiegspunkts zur Demo bekamen. Eine weiträumige Absperrung durch die Polizei erschwerte ebenfalls den Zulauf, konnte aber das Einsickern von blockierenden Nazigegnern nicht gänzlich verhindern. Über die Tags zuvor bereitgestellten Absperrgitter bestätigte sich dann der bereits vermutete Verlauf der Demoroute durch Berlins Mitte. Um eine eventuelle Richtungsänderung des Umzugs entgegenzuwirken blockierten am Treffpunkt der Rechten, an der Böse Brücke, über tausend Nazigegner den Zugang zum Bezirk Wedding. Die Böse Brücke, 1948 benannt nach dem NS-Widerstandskämpfer Wilhelm Böse, trennte zu Zeiten der Berlinteilung Ost und West. Auch als Bornholmer Brücke bekannt rückte sie als eine der ersten Zugänge, die kurz vor dem Mauerfall geöffnet wurden, in das Blitzlichtgewitter der Weltpresse. Mittels Passierschein konnte damals der Grenzpunkt vom Wedding aus überschritten werden. Auf den darunter liegenden Bahngleisen durchfuhr die S-Bahn den Bahnhof Bornholmer Straße, dessen Ausstieg auf der Mitte der Brücke platziert ist. Heute war der Bahnhof der einzigste gesicherte Zugang zur Nazidemo. Links in Richtung Wedding wurden die Nazis empfangen von lauter Musik, Sprechchören und über Lautsprecher gut informierten Blockierern. In Laufrichtung Ost wurden sie unter Druck gesetzt von Nazigegnern, die mehrfach versuchten, die Polizeiabsperrungen zu durchbrechen. Schon auf der Anreise kam es zu zeitlichen Verzögerungen. Nazi-Gegner hatten am S-Bahnhof Priesterweg (Schöneberg) brennende Reifen auf die Stromschienen gelegt. Der Zugverkehr lief daraufhin nur eingleisig. Ca. 350 Rechte verließen am S-Bahnhof Halensee die Bahn und inszenierten auf dem Kudamm eine unangemeldete Demo. Als es zu tätlichen Angriffen gegen Passanten kam, schritt die anfangs untätig wirkende Polizei ein. 289 Nazis wurden abtransportiert und bis zum späten Abend in der Gefangenensammelstelle festgehalten. Nach Recherche des Tagesspiegel war diese Aktion von langer Hand geplant. "In einer Mail, die schon Tage zuvor vom Veranstalter an die anreisenden Nazigruppen verschickt wurde", kündigte man die spontane Demo als "Plan B" an. Die 600 Teilnehmer von "Plan A" begannen mit dreistündiger Verspätung im Stop and go - Tempo ihren Umzug von der Böse Brücke. Stunden vorher hatten Einsatzkräfte mit der Räumung einer Sitzblockade die ersten Meter für die Nazis freigetragen. Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) und andere Politiker stoppten mit einer nächsten Sitzblockade den Neonazi-Aufzug. Mit deutlich mehr Feingefühl wurde auch diese "Promiblockade" geräumt. In kurzer Entfernung hatte sich eine nächste Blockade mit 2000 beeindruckend lautstarken Teilnehmern formiert. Durch undichte Stellen in der weiträumigen Absperrung, mehrere tausend waren entlang der Gitter unterwegs, gelangten immer mehr Nazigegner in die Nähe der Demonstration. Die war nach kurzer Zeit umringt von Gegendemonstranten. Der DGB stellte Busse von ihrer Demo bereit, um die Blockaden zu unterstützen. Nach 600 Meter Strecke dann das aus und zurück zum Ausgangspunkt. Dort verabschiedeten 1000 Antifaschisten die Nazis und wünschten sie zur Hölle.... - cf -
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