DFG-VK-Vorstand denunziertAntimilitaristInnen

eine Antimilitaristin 09.05.2010 22:32 Themen: Militarismus
Der Bundesvorstand der DFG-VK hat diese Woche drei Berliner
AntimilitaristInnen bei der Polizei denunziert. Die Übermittlung ihrer
Namen geschah im vollen Wissen, dass den Betroffenen nun mit hoher
Wahrscheinlichkeit Hausdurchsuchungen bevorstehen und ein
Ermittlungsverfahren wegen ihrer politischen Aktivitäten droht.
Die Maßnahme des Bundesvorstandes steht in Zusammenhang mit der Aktion
„Feste feiern, wie sie fallen“, die in Berlin zu einem „Schampussaufen“
eingeladen hatte, sobald der nächste Bundeswehrsoldat „fällt“. Diese Aktion
mit dem Namen „Tag Y“ war auf der Homepage www.bamm.de beworben worden.
Seit über einem Monat ist sie als satirische Provokation geoutet.

Die Staatsanwaltschaft wirft den Verantwortlichen Volksverhetzung und
Beleidigung vor. Mitte und Ende April hat es bereits Hausdurchsuchungen
gegeben, um Personen zu ermitteln, die für die Einstellungen auf
www.bamm.de verantwortlich sind. Diese Durchsuchungen waren offenbar
erfolglos, weil sie keine Namen lieferten. Da hat nun die DFG-VK geholfen.

Laut Durchsuchungsbeschlüssen sei der Aufruf zum „Tag Y“ geeignet, „den im
Ausland stationierten Soldaten der Bundeswehr ein Lebensrecht abzusprechen
und durch den Aufruf zum Feiern auch das Sicherheitsgefühl der
Bundeswehrangehörigen und deren Familien stark zu beeinflussen.”
Das sind starke Worte. Wie wenig der Staatsmacht selbst am „Lebensrecht“
der afghanischen Bevölkerung und ihrem Sicherheitsgefühl liegt, hat sie
eindrücklich dokumentiert, als sie Oberst Klein, dem Verantwortlichen für
das Massaker von Kundus, einen Persilschein ausstellte.

Es geht hier nicht darum, die Aktion „Tag Y“ zu rechtfertigen.
Es geht um die Frage: Lassen wir zu, dass die Staatsgewalt eine
antimilitaristische Aktion kriminalisiert, und lassen wir zu, dass ein
Friedensverband wie die DFG-VK sich als williger Helfer der
Staatsanwaltschaft betätigt?
Denn auch wer „Tag Y“ ablehnt, wird ja erkennen, dass hinter dem
Verfolgungseifer der Staatsanwaltschaft eine politische Motivation steht.
Der Verteidigungsminister, der Wehrbeauftragte, der Bundeswehr- und der
Reservistenverband fordern vehement eine Bestrafung der
AntimilitaristInnen. Je mehr die Zustimmung der Bevölkerung für den
Afghanistan-Krieg schwindet, desto repressiver geht der Staat gegen
diejenigen vor, die – aus seiner Sicht – der Truppe den Dolch in den Rücken
stoßen.

Die staatliche Repression ist an sich schon ein Skandal, aber kein
unerwarteter.
Viel schlimmer ist es, dass sich nun auch die DFG-VK militärisch
„einbetten“ lässt. Ihr Bundessprecherkreis (BSK) hat den Berliner
Landesvorstand bereits im Januar darauf hingewiesen, „dass wir als BSK
verpflichtet sein könnten, im Falle von Ermittlungen seitens der Berliner
Justiz Eure Adressen mitzuteilen.“

Am 3. Mai, hat die Staatsanwaltschaft ein Fax an den Vorstand geschickt und
die Herausgabe einer Namensliste verlangt. Bei Weigerung wurde eine
Bürodurchsuchung angedroht.
In so einem Fall muss es unter politisch aktiven Menschen normal sein, sich
zu verständigen und eine Lösung zu finden, die für alle Seiten möglichst
schonend ist. Natürlich hätte der Landesverband Berlin-Brandenburg nicht
eine Beschlagnahme sämtlicher Vereinsunterlagen und –computer in Kauf
nehmen wollen. Es wäre aber möglich gewesen, eine Lösung zu finden.

Der Berliner Landesvorstand, von dem Fax am Abend des 3. Mai informiert,
verabredete sich mit dem Politischen Geschäftsführer Monty Schädel für den
6. Mai zu einer Besprechung. Wenige Stunden bevor diese stattfand, sandte
der Bundesvorstand einen Brief an die Staatsanwaltschaft, in dem er drei
Namen mitteilte und sie als Verantwortliche des Berliner Landesverbandes
bezeichnete. Und das, obwohl die Staatsanwaltschaft nur ein einfaches Fax
ohne jede Rechtsverbindlichkeit geschickt hatte. Davon, dass die DFG-VK
verpflichtet war, die eigenen Mitglieder zu verpfeifen, konnte zu diesem
Zeitpunkt keine Rede sein. Es sei hinzugefügt, dass Monty sich den Berliner
Aktiven gegenüber vom Vorgehen des Vereinsvorstandes klar distanziert hat.

Politisch aktive Menschen wissen, was sie von Denunzianten zu halten haben.
Friedens- und antifaschistische Organisationen werden ihre Zusammenarbeit
mit der DFG-VK überdenken müssen. Wer gemeinsam mit der DFG-VK Blockaden
von Atomwaffenstandorten, von Nazi-Aufmärschen oder andere
kriminalisierbare Aktionen vorbereiten will, weiß, dass in der DFG-VK
Zuträger der Staatsanwaltschaft sitzen. Das Misstrauen wird auch diejenigen
DFG-VK-Aktiven treffen, die das Vorgehen des Vorstands verurteilen –
solange sie mit diesem in Kontakt stehen.
Der Landesverband Berlin-Brandenburg wird deswegen bis auf weiteres dem
Bundessprecherkreis keinerlei Informationen über geplante Aktivitäten
zukommen lassen.

Der Berliner Verband ist aber daran interessiert, dass die DFG-VK eine
handlungs- und bündnisfähige Kraft bleibt. Deswegen macht er diesen Vorgang
öffentlich, deswegen ruft er Euch dazu auf, Stellung zu nehmen – zur
Kriminalisierung der Berliner AntimilitaristInnen, und zur Denunziation
durch den DFG-VK-Vorstand. Diesem muss klar signalisiert werden, dass er
seine Glaubwürdigkeit verloren hat. Wird dessen Verhalten geduldet, droht
das Ende der DFG-VK als integrer politischer Kraft.
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Ergänzungen

Selber Schuld

Karl 09.05.2010 - 22:49
Monty Schädel vom Bundesvorstand hat 2007 in Heiligendamm die Autonomen, die sich gegen die angreifende Berliner Hundertschaften wehrten mit den Nazis, die 1992 in Rostock-Lichtenhagen die Asylberwerber-Unterkunft in azündeten gleichgesetzt.
Wer danach noch Mitglied in einer solchen Organisation bleibt in dem eine Person wie Herr Schädel weiter in führenden Kreisen aktiv sein kann, der darf von mir aus 100 Hausdurchsuchungen bekommen.

Widerspruch!

Protest 10.05.2010 - 09:40
die DFG-VK ist ein homogener Verein, in dem es sowohl bürgerliche als auch (wenige?) linksradikale Gliederungen gibt. Die Berliner Gruppe gehört dabei klar zum linken Flügel und setzt ja nicht zum ersten Mal auf kreativ-provokante Formen, während andere lieber den 443. Ostermarsch veranstalten. Aber ist ja beides berechtigt.
Monty Schädel hat zwar 2007 große Scheiße geredet, aber - es soll Menschen geben, die in der Lage sind, sich zu ändern. Als 2009 die französischen Bullen auf anti-Nato-DemonstrantInnen eingeprügelt haben, gehörte M. Schädel zu jenen "etablierten" FriedensaktivistInnen, die sich NICHT distanziert haben. Nachzulesen zum Beispiel in den damaligen Ausgaben der jungen WElt usw. DAfür musste sich Schädel starke Kritik von den Rechten in seinem Verein anhören.

Na wie auch immer - es gibt Linke in der DFG-VK, und selbst wenn es eine bürgerliche Gliederung getroffen hätte: Solidarität mit Leuten, die wegen von mir aus umstrittener und von mir aus auch geschmackloser Aktionen kriminalisiert werden, ist doch wohl das Mindeste. Und den Denunzianten, die Namen an Bullen weitergeben, gehört doch wohl ein Tritt in den Arsch.

Linke sollten jetzt protestieren

Soli 10.05.2010 - 11:33
Die Berliner DFG-VK ist eng verbunden mit dem (bei indy-Linken vielleicht besser bekannten ) Büro für antimilitaristische Maßnahmen (Bamm). Bei Gelöbnix-Demos und Veranstaltungen geben die ihre Vereinskohle wenigstens für die richtigen Zwecke aus.
Es wäre jetzt für alle Linke, die auch nur ansatzweise mit dem Bamm sympathisieren, wichtig, dem Bundesvorstand der DFG-VK klar zu machen, dass er sich vom Acker machen soll. Die Leute von Bamm/Berlin - und die anderen linken Gruppen innerhalb der DFG-VK - brauchen jetzt Rückhalt aus der Szene, um ihre Position im Verein zu halten und die Bullenspitzel aus dem Vorstand wegzudrängen. Denn das sind Opportunisten.

Schreibt einfach kurz mal Eure Meinung an die DFG-VK Bundesspitze:
 info@dfg-vk.de


DFG-VK interne Diferenzen

Gnu 10.05.2010 - 22:24
Die DFG-VK hat interne Diferenzen. So ist der BSK etwas wie ein Dachverband der einzelnen Landesverbände die sich aus wenigen Ortsverbänden bilden. Jeder macht sein komunales Ding. So passen die Berliner z.b. nicht mit den Bayern zusammen, sicher auch weil sie eine andere Art von Humor haben. Die DFG-VK ist auch kein "junger" Verein, ihre Mitglieder gehören zu den Älteren in den politisch aktiven Kreisen.
Der Artikel gefällt mir insoweit nicht, das er befangen geschrieben wurde, wohl von einer/einem Betroffenen.
Quellen dieser Aktion gibt es auf  http://www.bamm.de/

paszifistisch

Partisan 11.05.2010 - 16:51
Na nun noch pazifistischer als diese Aktion gehts ja nun wirklich nicht, ganz ohne Gewalt und Waffen. Einfach nur ein Fest. Natürlich sarkastisch. Und von der Justiz soll so ein pazifistischer Sarkasmus zu einer Waffe gemacht werden um zu kriminalisieren. Das erinnert schön an die DDR, da durfte auch nicht alles gesagt werden, sonst kam man in den Knast. Naja und die Satire Zeitschrift Titanic musste ja auch schon das ein oder andere Titelblatt wieder aus dem Programm nehmen.
Die DFG-VK mit Kommunisten, Sozialisten oder ähnlichem zu vergleichen ist schon madig. Wie wäre es wenn sie rein als Pazifisten bezeichnet werden? Ist das einigen nicht Schublade genug?
Du bist genau bei dem richtigen Thema, die DFG-VK hat sich schon immer von militanten Friendensbewegungen und deren Aktivisten distanziert.
Wenn es jemanden zu krass ist, dann soll er weghören, aber es nicht wegmachen, weil das ist Zensur. Jedem recht getan ist ein Ding das keiner kann.

Die Namen stammen nicht von Monty Schädel

Denunziant 12.05.2010 - 09:21
Da die Namen kurz vor dem Treffen von Monty Schädel mit den Bamm-Leuten übergeben wurden, scheint da jemand aus dem Büro eigenmächtig gehandelt zu haben. D.h. jemand dem der Dialog-Kurs von Monty schädel nicht gefiel.

Davon abgesehen fehlt eine kritische Ausinandersetzung mit der "Satire". Die Leute von Bamm scheinen sich nicht bewusst gemacht zu haben, dass die gestorbenen Soldaten Freunde und Verwandte haben. Die können sehr gut etwas gegen die Verpflichtung als Soldat gehabt haben, trotzdem trauern sie. Jedenfalls wird ein miltärkritischer Angehöriger der gestorbenen Soldaten durch die Aktion davon abgehalten, sich der Friedensbewegung an zu schliessen.

Es war Juergen Graesslin

junge welt 12.05.2010 - 14:41
»Schneller Rücktritt würde nichts bringen«
Ein Führungsmitglied der DFG-VK denunzierte Berliner Mitglieder an die Staatsanwaltschaft. Gespräch mit Monty Schädel
Interview: Gitta Düperthal
Monty Schädel ist Bundessprecher der Deutschen Friedensgesellschaft DFG-VK

Ein satirisch gemeinter Aufruf des Landesverbands Berlin-Brandenburg der Deutschen Friedensgesellschaft DFG-VK hat jetzt Ärger ausgelöst: Daß dieser zum Schampus-Saufen einlud, wenn der nächste Bundeswehrsoldat in Afghanistan fällt, stieß beim Bundesvorstandsmitglied Jürgen Grässlin nicht nur auf Mißfallen: Er denunzierte Landesvorstandsmitglieder und nannte der Staatsanwaltschaft Namen…
In diesem Streit geht es nicht nur um die im Verband umstrittene Aktion, die seit April abgeschlossen ist. Der Umgang damit war im Bundesverband, der sich aus Friedensaktiven aus sehr unterschiedlichen sozialen und politischen Spektren in der Bundesrepublik zusammensetzt, schließlich im Konsens beschlossen worden: Kein Schampus-Saufen vor dem Ehrendenkmal in Berlin, sondern vor dem Haus der Wirtschaft. So geschah es dann auch.

Jetzt haben allerdings Polizei, Bundeswehr und die Staatsanwaltschaft ein Verfahren wegen angeblicher Beleidigung und Volksverhetzung eingeleitet. Hintergrund war wohl die danach entbrannte öffentliche Diskussion zur Frage: Hat der um tote Soldaten entstehende Heldenkult kriegslegitimierenden Charakter? Die Polizei hat in den vergangenen Wochen Hausdurchsuchungen beim Internet-Provider SO 36 durchgeführt, bei dem der Landesverband Berlin-Brandenburg seine Homepage www.bamm.de laufen hat – aber offenbar nichts gefunden. Daraufhin hat die Staatsanwaltschaft ein Fax an den Bundesvorstandsvorsitzenden Jürgen Grässlin gesandt, und Informationen zu Antimilitaristen aus Berlin verlangt.

Welche Informationen hat er herausgegeben?
Trotz meines Einwandes, zunächst ein weiteres offizielles Schreiben abzuwarten und zuvor zumindest ein Gespräch mit den Aktiven in Berlin zu führen, hat er der Staatsanwaltschaft ein internes Schreiben wie auch die Namen unserer Funktionäre weitergegeben. Sein Argument: Schutz der 4500 DFG-VK-Mitglieder, deren Daten im Fall einer Durchsuchung unseres Büros in die Hände der Staatsanwaltschaft gefallen wären. Wie das motiviert ist und ob dahinter eventuell nur politische Naivität steckt, kann ich nicht sagen: Gespräche stehen noch aus.

Aber Grässlin war erklärter Gegner der Aktion – könnte seine Reaktion nicht aus politischen Gründen erfolgt sein?
Sicherlich hatte er sich gegen die Aktion ausgesprochen – aber ihm deshalb persönliche Rachegefühle zu unterstellen, wäre verfrüht. Unsere Organisation umfaßt eben ein breites Spektrum: Während Jürgen Gräss­lin noch mit Bundeswehr und anderen politischen Gegnern verhandeln würde, befürworten andere die direkte politische Aktion. In diesem Zusammenhang steht aber die Herausgabe der Daten wohl nicht. Während andere sagten, die seien Berliner selbst schuld, wenn sie so eine pietätlose Aktion machen, hat er sich gar nicht dazu geäußert.

Ist das Vertrauen untereinander in einer politischen Organisation wie der DFG-VK durch Grässlins Verhalten nicht gestört? Müßte er nicht zurücktreten oder hat er sich entschuldigt?
Nein, über die Härte der Vorwürfe ist er möglicherweise noch gar nicht informiert. Ein schneller Rücktritt würde auch gar nichts bringen. Die Diskussion über dieses Verhalten muß geführt werden – denn es geht hier um eine breite Streitdebatte.

Welche unterschiedlichen Positionen werden in der DFG-VK zur Aktion vertreten?
Die einen sehen es als berechtigt an zu provozieren, um dem etwas entgegenzusetzen, wenn die Bundeswehr Helden feiert. Andere haben die Überschrift der Aktion »Feste feiern, wie sie fallen« wörtlich genommen – und die Ironie nicht verstanden oder verstehen wollen. Das Anstoßen auf den Tod von Soldaten wurde als menschenverachtend wahrgenommen. Das war aber nie Absicht der Aktion: Sie sollte auf den Propagandaeffekt hinweisen. Gleichgültig, ob die Aktion gefällt oder nicht, sollte jedoch klar sein: Mit der Staatsanwaltschaft arbeitet man nicht zusammen!

Wie ist all das in der Öffentlichkeit angekommen?
Beim Bundeswehrverband, Wehrbeauftragten und Reservistenverband hat man sich tief getroffen gefühlt. Ihre Kriegspolitik wurde entlarvt. Viele andere haben nur aus dem Bauch heraus, rein moralisch und nicht politisch argumentiert. Es gibt also noch eine Menge Diskussionsstoff.

Quelle: http://www.jungewelt.de/2010/05-11/056.php

Offener Brief an Jürgen Grässlin

Christian und Felix 14.05.2010 - 16:45
Diesen Offenen Brief haben wir an die Redaktion der Zivilcourage (der Mitgliederzeitschrift der DFG-VK), an den Bundesvorstand, zur Kenntnisnahme an den Landesverband Berlin-Brandenburg / BamM und natürlich an Jürgen Grässlin geschickt.

***
Offener Brief an Jürgen Grässlin:

Wir sind selbst DFG-VK-Mitglieder und nach dieser Denunziation erklären wir hiermit unseren Austritt aus der DFG-VK.

Auch wer in den satirischen Provokationen "Schritte zur Abrüstung" und "Tag Y" die Ironie nicht versteht oder verstehen will, sie als "Genugtuung über den Tod eines Menschen" abstempelt und argumentiert, die Genugtuung über den Tod eines Menschen sei nach seiner Auffassung von Gewalt nicht mit dem Grundsatz der Gewaltfreiheit vereinbar, weil sie andere Menschen, insbesondere hinterbliebene Angehörige seelisch verletzt, darf Menschen, die anderer Auffassung sind, nicht bei der Staatsanwaltschaft denunzieren. Denunziation ist definitiv nicht mit dem Grundsatz der Gewaltfreiheit vereinbar. Denunziation bedeutet Zu(sammen)arbeit mit einer Organisation, dem Staat, die ein Gewaltmonopol für sich beansprucht und Gewalt ausübt, z.B. durch Bestrafung, durch Einschüchterung mithilfe von Hausdurchsuchungen etc. oder durch entstehende Anwaltskosten. Wer denunziert, ist Mittäter dieser Gewalt.
Laut einem Interview mit Monty Schädel in der jungen welt, sollst Du, Jürgen Grässlin, die Namen der wegen der Aktion „Tag Y“ kriminalisierten Aktivist_innen an die Staatsanwaltschaft übermittelt haben, um die anderen ca. 4500 Mitglieder, deren Liste bei einer angedrohten Bürodurchsuchung (für die noch nicht einmal ein richterlicher Durchsuchungsbescheid vorlag) den Ermittlern hätte in die Hände fallen können, zu schützen. NICHT IN UNSEREM NAMEN! Lieber stehen wir auf einer Liste von 4500 Namen, die die Staatsanwaltschaft nach den Namen der Beschuldigten durchsucht (wir wünschen den Schergen viel Spaß beim Suchen!), als dass in unserem Namen Antimilitarist_innen denunziert werden. Mit einer solchen Liste kann (oder zumindest darf) die Staatsanwaltschaft den anderen Mitgliedern übrigens gar nicht schaden, denn sie muss deren "Schuld" nachweisen und nicht die übrigen Mitglieder der Staatsanwaltschaft ihre Unschuld. Wenn die anderen Mitglieder gegenüber den Repressionsbehörden die Schnauze halten, kann der Staat weder die Nichtdenunzianten für ihre Aussageverweigerung noch die unbekannten Beschuldigten bestrafen.
Und selbst eine Beugehaft, Wohnungsdurchsuchung u.dgl. würden wir lieber in Kauf nehmen, als dass unseretwegen andere Menschen ans Messer geliefert werden. Für die Beugehaft u.dgl. muss kein Nicht-Denunziant für seine Nicht-Kollaboration mit dem Repressionsapparat ein schlechtes Gewissen haben, sondern die Richter und Staatsanwälte - die sind dafür verantwortlich.

Wir glauben, dass auch ein Auswechseln der Personen im Vorstand das Problem nicht beheben wird. Die Grundlage für die Anmaßung, im Namen aber gegen den Willen der Mitglieder einer Organisation andere Menschen zu denunzieren, liegt glauben wir weniger in der Person des Vorstandsmitgliedes, sondern vielmehr im Prinzip der Stellvertreterstruktur, durch die dem Vorstand, der nicht durch ein imperatives Mandat an die Interessen ihrer Mitglieder gebunden und ihnen gegenüber erst nach Ende der Wahlperiode Rechenschaft schuldig ist, für die Dauer ihrer Wahlperiode quasi ein Blankoscheck ausgestellt wird.

Die Konsequenz, die wir daraus ziehen werden, ist, uns in Zukunft nur in basisdemokratischen Zusammenhängen ohne Vorstand u. dgl. zu organisieren.

Solidarität mit den verfolgten Antimilitarist_innen!

Christian und Felix
***

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