IBA-Show auf der Veddel (HH)

Gefüllte Cocktail-Tomaten statt Sozialwohnung 09.05.2010 15:02 Themen: Freiräume Soziale Kämpfe
Am 6. Mai hat Ole von Beust in Hamburg das sog. IBA-Dock eröffnen. Diese Präsentation nahmen einige Aktivist_innen zum Anlass, darauf hinzuweisen, dass die IBA (Internationale Bauausstellung) die Lebenssituation im Stadtteil in keinster Weise verbessert und in vielerlei Hinsicht verschlechtert hat.
Das Durchschnittseinkommen der Bewohner_innen auf der Veddel ist im Hamburger Durchschnitt besonders niedrig. Und über die Hälfte der Menschen sind nicht im Besitze einer deutschen Staatsbürgerschaft und damit in rechtlicher und sozialer Hinsicht besonders benachteiligt. Noch ist der Anteil an Sozialwohnungen recht hoch, 2014 wird die Sozialbindung aller dieser Wohnungen verschwunden sein.

Vor diesem Hintergrund feuerte sich am 6. Mai die IBA (Internationale Bauausstellung) mit Sekt und Häppchen (bspweise mit Krabbensalat gefüllte Cocktailtomaten) im Kreise ihrer Profiteur_innen und Förderer_innen. Anlass war die Eröffnung des Zwischenpräsentationsjahres 2010 sowie des Umzugs der Ausstellung „IBA at work“ in das 8 Millionen teure Dock bei der Veddel. Das schwimmende Büro- und Ausstellungsgebäude dient der IBA als Propagandazentrale für ihre Imagekampagnen.
IBA-Show auf der Veddel (HH)
Gefüllte Cocktail-Tomaten statt Sozialwohnungen.

Während der „Chef“ der IBA, Uli Hellwig, auf der Bühne von einer guten Verankerung in der Bevölkerung sprach, spiegelt die Einladungspolitik das Gegenteil wider. Es wurden gezielt Einladungen an Wirtschaftsvertreter_innen und Bürgerschaftsabgeordnete verschickt, eine öffentliche Bewerbung für Anwohner_innen blieb aus. Wir können nur mutmaßen, dass sich dadurch die IBA einer öffentlichen Kritik entziehen wollte. Trotz der Versuche ein exklusives „VIP Treffen“ zu zelebrieren, gab es einige Proteste.

Kurz bevor Ole von Beust und sein hochrangiges Gefolge eintrafen, wurde ein ca. 25m langes Transparent mit dem Slogan „IBA versenken – Wohnraum verschenken“ auf der gegenüberliegenden Uferseite entrollt. Zudem tuckerte ein kleines Protestboot der Gegener_innen der Hafenquerspange um das IBA Dock herum. Zusätzlich mischten sich einige Pappschilder sowie ein Transparent unter die Anzugträger_innen. Auf dem Transparent wurde auf die Situation des Infoladens Wilhelmsburg aufmerksam gemacht, der kürzlich aufgrund IBA-kritischer Äußerungen durch die IBA Partnerin SAGA gekündigt wurde (Siehe Indymedia Artikel:  http://de.indymedia.org/2010/04/277995.shtml). Außerdem wurde ein kritisches Informationsflugblatt des Arbeitskreises Umstrukturierung Wilhelmsburg und dem Projekt Revolutionäre Perspektive Veddel verteilt.
Während Ole versuchte die derzeitigen und künftigen Stadtentwicklungsprojekte der IBA schön zu reden, musste er mehrmalige Buhrufe und Sprechchöre über sich ergehen lassen.

Die Einweihung des Zwischenpräsentationsjahres weist auf weitere Gelegenheiten hin, die IBA und ihre Stadtentwicklungspolitik vielfältig anzugreifen. Die Aktivist_innen dieser Aktion hoffen auf einen Sommer mit einer kraftvollen Ausgestaltung der Frage was „Recht auf Stadt“ auf der Elbinsel heißt.


Links:
Arbeitskreis Umstrukturierung Wilhelmsburg (AKU):  http://aku-wilhelmsburg.blog.de/
Infoladen Wilhelmsburg:  http://infoladen-wilhelmsburg.nadir.org/
Projekt Revolutionäre Perspektive Hamburg (PRP):  http://prp.bplaced.com/wordpress/
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Ergänzungen

Solidarische Grüße aus Berlin-Neukölln!

44 09.05.2010 - 16:55
Auch hier wird mit der Eröffnung des 'Tempelhofer Parks' und der geplanten Internationalen Gartenschau, sowie dem geplanten Bau von sog. 'Townhouses' Stadtpolitik von oben gemacht. Die Aufwertung des Virtels wird nicht allzulange auf sich warten lassen, schon jetzt steigen die Mieten im Kiez und die VermieterInnen hoffen in Zukunft auf noch mehr Profite. Lasst euch nicht Unterkriegen, die Störungen von Propagandaveranstaltungen ist ein gutes Mittel das Bild des Stadtvirtels zu negativieren, egal ob IBA, IGA oder 'Park'! Gentrifizierungsprozesse sind aufhaltbar bzw. veränderbar!