Kampagne gegen griechische Linke

pressebeobachterin 07.05.2010 02:11
Nach dem Tod von drei Bankangestellten im Umfeld der Athener Sozialproteste nimmt die Hetze gegen die Bewegung zu. Die liberale Taz ist in Deutschand wieder mal an erster Stelle.
Es kommt ja selten vor, dass Indymedia in den Holzmedien überhaupt Erwähnung findet, meistens werden Informationen einfach ohne Quelle entnommen. Doch am Freitag widmet die liberale Taz gleich einen ganzen Artikel der deutschen Indymedia-Ausgabe.

Es geht um die Berichterstattung über die griechischen Sozialproteste und den bedauernswerten Tod von drei Bankangestellten, die an Rauchvergiftung starben, nachdem die Bank in der sie arbeiteten in Flammen aufging. Da gäbe es tatsächlich viel zu schreiben und zu recherchieren, beispielsweise, ob es stimmt, dass die ArbeiterInnen gezwungen wurden, an ihrer Arbeitsstelle zu bleiben, obwohl sie darum gebeten hatten, während der Demo, die an der Bank vorbeiging, von der Arbeit fernzubleiben. Oder ob wirklich für den Staat unangenehme Steuerakten in der Bank lagen und so klammheimlich entsorgt wurden. Das ist aber nicht die Frage der Taz-SchreiberInnen.
Sie empören sich vielmehr, dass solche Fragen überhaupt gestellt werden und hetzen gegen die soziale Bewwegung in Griechenland, die angeblich auch nach den 3 Toten soweiter macht, wie bisher, also die Proteste nicht aussetzt. Mit diesser Kampagne sind die Autoren aber ganz auf der Linie der griechischen Rechten, die genau das forderte.
Die Gewerkschaft der griechischen Bankangestellten, die nach dem Tod der 3 Kolleginnen in einen Streik trat, machte sehr gut auf die Verantwortung der Bankiers aufmerksam.

"Die ,ethischen Brandstifter' sind in der aktuellen Politik, in der miserablen Polizeitaktik und den Führungsetagen der Banken zu suchen, die die Bankangestellten mit erpresserischen Maßnahmen davon abgehalten haben, die Bank zu verlassen."

Die Gewerkschaft hat hier die Verantwortung genau auf den Punkt gebracht. Man muss nur hinzufügen, dass es jährlich weltweit Tausende Tote bei Bränden an Arbeitsstätten gibt, weil die Kapitalisten aus profitgründen selbst minimale Schutzrechte nicht einhalten.

Es ist bezeichnet, dass ehemalige Linke wie Felix Lee sich für diese Kampagne hergeben. Es ist klar, dass sie die griechische Bewegung nicht erreichen. Aber die Kampagne zielt auf Deutschland, wo ja griechische Verhältnisse auf den Straßen mehr als wünschenswwert wären.

Auch hier wissen wir, dass die Kapitalisten über Leichen gehen und die Lees und andere Leichtmatrosen der herrschenden Verhältnisse ihnen mit ihrem moralinsauren Gewäsch zur Hilfe kommen würden.
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bei jeder Kritik

Ich 07.05.2010 - 02:31
die man bezüglich des Smashens/Abfackelns von Banken bzw., dass sie überhaupt ein passendes Symbol für den Kapitalismus wären, haben kann, muss doch wohl festgestellt werden, dass es ein tragischer Vorfall war, der weder von den Agierenden so gewollt war, noch, dass man ihnen Fahrlässigkeit unterstellen könnte. Die Kritiken, die von anderen Mitarbeiter_innen der Bank kommen, die sich ja sehr eindeutig positionieren, sind da doch sehr eindeutig und unterstützenswert. Die taz ist eben Verfechterin des "besseren" Deutschlands. Es sollte nicht wundern, von dort derlei Töne zu hören. Die Gewaltdebatte innerhalb der Autonomen wäre an ganz anderen Stellen sehr notwendig zu kritisieren - aber an dieser, wo es die taz tut, sind die Darstellungen doch sehr an den Haaren herbeigezogen.

@ich

tagmata 07.05.2010 - 08:33
nun, zu kritisieren wäre allenfalls, würde eine so prägnante und kompatke kritik wie die hier nicht ihre angemessene verbreitung finden. ich hab jetzt nicht nachgeschaut, aber die taz hat immerhin ne kommentarfunktion.

und was die gewaltdebatte innderhalb der deutschen autonomen angeht: die wird ganz gewiss nicht auf einem öffentlichen forum wie indymedia geführt. das was hier abgeht, ist als soziologisches phänomen allenfalls vergleichbar mit den nationalen pöbeleien ("weihnachten auf den champs-elyssées!") die im august 1914 öffentlich zutragetraten. klar, von links, aber die "moderne" linke in einem land wie d. ist im großen und ganzen mehr kind des kapitalismus und sich dessen weniger bewußt, als sie bereit ist einzugestehen.

vergleichende Gerechtigkeit???

Antirevoluzer 07.05.2010 - 08:44
Wenn in den großen und kleinen Köpfchen mal meer wäre und trotz aller Beweise für die Schuld des jeweils anderen ein Bereitschaft entstünde für den Tot undschuldiger oder Unbeteiligter die Verantwortung zu tragen, das wäre wirklich eine Revolution!

Den Staat angreifen heist auch bessere Konzepte zur Kriesenbewältigung zu haben und dafür die Profitgier der gegenwärtig Herrschenden ganz abzubauen. Die Mehrheit wählt die Geier die letztlich alle und jeden ausbeuten. Griechenland als letztes Rad am neuwagen einer illusiorischen Festung Europa droht ganz aus dem Gefährt geworfen zu werden.

Die gegenwärtig Herrschenden beseitigen aber permanent unliebsamme Individuen aus ihren Bannkreisen. Die Grenze verlauft nicht zwischen den Völkern sondern zwischen oben und unten. Zwischen den Ober und Unterschichten wütet ein Polizei und Bürokratensystem und hat wieder ganz eigene Interessen oder Vorstellungen wie es mit uns weiter geht!

Eine Revolution von unten, ja, nur bleibt die Revolution diesmal unten und wird erst gar nicht mehr versuchen an die Weltmacht zu kommen. Polizeigewalt ist eine Sauerei der Herrschenden. Die mediale Gewalt eine weitere. Die Geldgewalt ist die Nächste. Die Arbeitsgewalt ist nicht die letzte. Die politische und Bildungsgewalt die schrecklichste.

Der Mord an 3 Menschen oder der Mord an 3000 Menschen im World Trade Center, Menschenopfer um politische Ziele in der Gesellschaft durchzusetzen. Was ist daran geil?

Die Taz distanziert sich und zugleich verteidig dieser linke Flügel die gegenwärtige Politik des Krieges und der Kriesen. Hauptsache am Ball bleiben?


AKW's abschalten
Regenwälder retten statt Palmoel
Todesstrafe abschaffen, weltweit
Bedingungsloses Grundgehalt ausnamslos
weg mit der fremdenfeindlichen Politik
für autonome Zusammenhänge
und gegen die Kriminalisierung Andersdenkender

literatür

tagmata 07.05.2010 - 08:46
nur indirekt relevant, aber dafür um so relevanter: die analysen der sozialen faktoren in  http://en.wikipedia.org/wiki/The_Guns_of_August

"Outdated forms of wartime etiquette. Although the technology, aims, methods, and plans of World War I were drastically different from earlier wars, military leaders continued to insist upon a form of martial etiquette from civilians which increased resentment between the countries. To illustrate, Tuchman regularly quotes from the diaries of German generals who commandeered the homes and supplies of civilians. One recurrent theme within their diary entries was that they simply couldn't understand why the property owners refused to fully cooperate, in line with past wartime courtesy."

sich den schinken mal durchzulesen wird helfen, fehler zu vermeiden. in der derzeitigen situation ein vermutlich viel wichtigeres buch als alles was marx jemals geschrieben hat.

mensch braucht natürlich die mentale flexibilität um von einem militärischen konflikt auf einen sozioökonomischen 100 jahre später umzudenken, aber als gute linke haben wir die ja, newar ;-)

ihr kotzt mich so an

kein nachplapperer 07.05.2010 - 08:49
da sterben drei menschen in einer bank, weil ein mob von gewaltgeilen, die unbedingt was brennen sehen wollten, nicht so genau drauf geachtet haben ob da menschen in dem haus sind oder nicht.
und ihr habt nichts anderes zu tun als hier aufzurechnen und da zu rechtfertigen.
der hinweis darauf, die chefs hätten die angestellten nicht rausgelassen soll doch die MÖRDER entlasten.

so ein rechtsverständnis haben auch manche stammesführer in südlichen regionen dieser erde: wenn dir einer ins auto fährt, dann bist du als ausländer immer schuld. denn wenn du nicht ins land gekommen wärst, hätte dir auch keiner reinfahren können. so wird die ursache des leids glatt ins gegenteil gelogen. warum schiebt ihr die schuld nicht gleich auf die baufirma, die die bank irgendwann errichtet hat.

schuld sind jene, die das haus angezündet haben. das sind mörder.

daher ist es nur gut dass die proteste zu einem halt gekommen sind. über diese dinge muss man nachdenken und sprechen. verstehen, warum eine brennende bank nicht das ende des kapitalismus bedeuten kann.
der generalstreik kann auch ohne steinewerfen und luxusautos abfackeln weitergehen. das tut den bossen ohnehin viel mehr weh und ist die beste waffe um das interesse der arbeiter durchzusetzen. tote bankangestellte sind es nicht.

wenn ihr nicht in der lage seid euch sowas einzugestehen, dann sind eure solierklärungen keinen pfifferling wert.

@ihr kotzt mich an

nachplapperer 07.05.2010 - 09:17
Deine Analyse ist sehr kurz: Strukturelle Gewalt, an der tausende Menschen täglich sterben kennst du wohl nicht? Aufstandsbekämpfungsstrategien, und Desinformation wohl auch nicht, tja.

Das Konzept der Moral

Prof 07.05.2010 - 09:24
Meine Solidarität gillt den griechischen ArbeiterInnen unumschränkt.

Dennoch wird hier viel Mist verbreitet dem ich eine neue Denkrichtung geben möchte. Es ist garnicht geil wenn "Unbeteiligte" im Rahmen von Protesten, Streiks oder sozialen Kämpfen zu Schaden oder gar zu Tode kommen. Doch nicht immer trifft den Handelnden die Schuld.
Unser Staat hat nicht umsonst die Maxime: "Mit Geiselnehmern wird nicht verhandelt" undn icht umsosnt sind an deren Tod nicht du untätigen Cops schuld sondern die Handelnden Personen (Geiselnehmer). Nun heißt es Banken und Großkapital haben seit geraumer Zeit die Gesellschaft in Geiselhaft genommen..und das stimmt auch.

Das Moralische Konzept...wenn da "Unbeteiligte" im Spiel sind ist die Aktion abzubrechen machen sich Konzerne, Staat und Bullen doch gerne zu Eigen, weil sie auf genau die Verblendeten hoffen die ihre Moral nicht überwinden können. Das vor Demonstrationen ArbeiterInnen in den Fabrigen, Banken what ever eingeschloßen werden, das Bullen Zivilisten als "Menschliche Schutzschilde" missbrauchen, das sich dieVerantwortlichen hinter "Unverantwortlichen" verstecken ist ein Konzept das darauf abzielt jede revolutionäre Aktion moralisch zu überwinden.
Wenn wir unser Recht auf Befreiung nicht umsetzen, jede Demo, jeden Streik, jede Aktion abbrechen weil die Vernatwortlichen sonst ein paar Unschuldige über die Klinge springen lassen, dann haben wir von Anfang an verloren.
Wenn sichz das rumspricht werden alle Vernatwortlichen der Krise so handeln! Wenn wir uns von denen auf der Nase rumtanzen lassen, dann werden die immer weiter machen. Es mag moralisch konkludieren aber der Geiselnehmer stellt immer neue Forderungen...wenn sein Druckmittel erstmal akzeptiert wird. Wir müssen diese Zwnagslage moralisch Überwinden. Es ist immer traurig wenn Menschen sterben..abereine Revolution ist eben keine Tulpenwiese. Wenn wir ewig in der Resignation verharren leiden wesentlich mehr Menschen als wenn wir die Resignation überwinden und zum Handelnden Subjekt werden.

Die Schuld am Tod der drei Menschen tragen im Rahmen von Sozialen Protesten nicht die Protestierenden sondern die die das Leid heraufbeschworen haben! Die die die ArbeiterInnen einschließen und sich auch weiterhin der Verantwortung verweigern, ein Lebenswertes Leben für alle Menschen zu schaffen.

Gegen Polizeigewalt und Staatsterrpr helfen keine Bitten und Apelle sondern nur der Widerstand. Das heißt auch der Widerstand gegen die moralischen Verpflichtungen die sie uns aufbürden und an die sie sich selber nicht halten.

Die Griechen gehen bisher sehr solidarisch und Verantwortungsbewusst mit ihrer Situation um. Was man von den restlichen Europäern (die Franzosen mal ausgenommen) nicht sagen kann.
Die Milliarden, ja gar Billionen-Beträge die jetzt den Herrschenden ind die Tasche geschoben werden zwingen uns, unseren Kindern und den Kindern unsere Kinder ein leben in bitterster Armut auf. Die Folgen erleben wir schon heute, aber das sind erst die Anfänge. Mittellossigkeit, Zwangsarbeit, Inhaftierung, brutaler Terror durch Cops und private Sicherheitsfirmen, Deklassierung, Erniedrigung und auch Mord sind auch in Deutschland allgegenwärtig. Der Druck auf die Menschen nimmt schon im Kindergarten extrem zu, Selektion ab dem 6. Lebensjahr und und und. Wer das seinen Mitmenschen und Kindern zumutet ist ein Menschenfeind...nichtder der dagegen ankämpft!

Fürden Kommunismus! Los Jetzt Hier!

keine inhaltliche Ergänzung

Pöbelmoralist 07.05.2010 - 09:28
Neben den drei, bzw. je nach Rechtsauffassung sogar vier, toten Menschen, sollte Mensch auch nicht die verletzten Polizisten vergessen, und auch nicht die Griechischen Menschen die bald verhungern, und auch nicht die die an der europäischen Außengrenze verhungern und ersaufen und sowieso überall sterben Menschen. Das ist doch schrecklich. Und ihr redet hier über Politik als könnte man damit was ändern. Wenn Aufstände Tote fodern, sind diese sofort einzustellen. Für mehr Schweigeminuten!

Lest Bücher,
geht auf die Straße,
SPRECHT mit den Menschen
und kämpft.

@nachplapperer

ihr kotzt mich so an 07.05.2010 - 09:28
achso, das hatte ich ganz vergessen, strukturelle gewalt, totalitäre verhältnisse, prekariat, massenmord. hast recht, da finden sich wirklich tausende von gründen eine bank anzuzünden mit menschen drin.

hast mich überzeugt. los, zünden wir alle banken an, dann ist kommunismus.


manchmal fühl ich mich hier wie in der dritten klasse.

erinnert sich noch jemand, warum wir das tun?

unhappy revolutionary 07.05.2010 - 09:35
wir wollten die veränderung nicht, um der veränderung willen. wir wollen sie nicht, weil wir spass daran haben.

nein, die revolution ist nichts, worauf man sich freut oder an dem man sich aufgeilt. sie ist ein notwendiger und alternativloser akt der befreiung der menschheit.

tote, selbst wenn schuldig, können kein grund zur freude sein, aber wer glaubt, dass eine gesellschaftliche umwälzung ohne opfer stattfindet ist ein narr.

wer wirklich glaubt, wir könnten die gesellschaft verändern, indem wir höflich darum bitten, dass jahrhundertealte eliten die macht abtreten, bevor sie uns auf direktem kurs in den nächsten raubkrieg um die letzten ressourcen der erde führen, ist genauso dumm wie die amerikanischen militärs die von der "chirurgischen präzision" ihrer angriffe faseln.

es bleibt die entscheidung von jedem von uns, aber wer nicht bereit ist, diesen preis zu bezahlen, wird sich mit dem kapitalismus abfinden müssen. wird sich abfinden müssen mit millionenfachem leid, elend und tod.

ich nicht.

kindisch!

hansi 07.05.2010 - 09:36
oh mann, so blinde rechtfertigungen machen mich sprachlos.

da sind drei leute umgekommen! und ein ungeborenes kind!

und du laberst was von wegen der kapitalismus ist schuld!

nach der logik kann man auch sagen, bei den KZ-todesmärschen sind die leute nicht am lagerleben gestorben, sondern an den frontbewegungen, die die märsche erst nötig gemacht haben.

an Hansi aka Idiot

Logik-Fan 07.05.2010 - 09:50
"nach der logik kann man auch sagen, bei den KZ-todesmärschen sind die leute nicht am lagerleben gestorben, sondern an den frontbewegungen, die die märsche erst nötig gemacht haben. "

Wenn Logik dann richtig! Dann hätten die Allierten nämlich auf ihren Vormarsch verzichten müssen, weil sie wussten, dass es Opfer unter Unschuldigen geben würde.
Haben sie aber nicht!! Und jetzt rate mal warum!!

Drei Tote Menschen...

sandankoro 07.05.2010 - 09:59
...und hier wird reflexartig wieder von Verschwörungen geredet und werden mögliche! Verantwortungen militanter Gruppen in Griechenland beiseitegeschoben.

Es kann nicht sein was nicht sein darf!?

Klar ist, dass im Rahmen eines eskalierten Protestes ein Gebäude in Brand gesteckt wurde und in Folge des Brandes drei Menschen qualvoll starben.
Klar ist auch, dass es im Vorfeld offensichtlich Versäumnisse beim Brandschutz gegeben hat, sowie wohl auch einen Chef, der "seine" Leute unbedingt im Büro sehen wollte.

Und?

Wenn jemand in einem alten Strohdachhaus verbrennt, weil jemand die Hütte angezündet hat, ist trotzdem der schuld, der das Streichholz entzündet hat.

Wenn Flüchtlinge in Containern verbrannt sind, waren sie dann auch selber schuld oder ist DAS! natürlich wieder etwas GANZ anderes?

Weil ein Chef einer Bank seine Leute einem Risiko aussetzt, kann ich trotzdem als Demonstrant nicht einen Brandsatz da reinballern ohne sicher zugehen, dass sich wirklich niemand mehr im Gebäude aufhält!

Ich habe in vielen Ländern und auch in Griechenland schon Riots gesehen, und keiner hier braucht mir zu erzählen, dass sich auf unserer Seite nur Leute bewegen, die militante Aktionsformen nur überlegt einsetzen und wenn sicher ist, dass keine Unbeteiligten zu Schaden kommen!

Das Abfackeln von Gebäuden birgt immer ein enormes Risiko, zum Einen natürlich für eventuell noch darin befindliche Personen, zum Anderen aber auch z.B. für Feuerwehrleute die dann in so einen brennenden Kasten reinmüssen um zu löschen.
Eine zerlegte Einrichtung mit Buttersäurearoma reicht doch auch oder?

Die Wahrscheinlichkeit, dass es ein Brandsatz war ist doch sehr hoch, und es war auch an diesem Tag nicht das einzige Gebäude welches gebrannt hat.

Eine linke und militante Szene muss die Stärke und den Mut aufbringen anzuerkennen, dass gewisse Aktionsformen oder Leute die meinen solche Aktionsformen anwenden zu müssen, aus der Szene geschmissen gehören. Da ist es letztendlich egal ob die Bank durch einen Brandsatz, eine Gasgranate oder wen auch immer angezündet wurde.

Es gab und gibt bei Demonstrationen Brandstiftungen an Gebäuden und damit immer wieder das Risiko, dass unbeteiligte sterben. Das ist zutiefst menschenverachtend und hat nichts mit linken Ideen oder Aktionsformen zu tun! Genauso menschenverachtend ist das Bagatellisieren von Mord, dass hier einige immer noch meinen tun zu müssen, sei es aus falsch verstandener Solidarität oder aus wirklicher Sympathie (ich weiss nicht was letztendlich schlimmer ist!).

Solidarität mit den Protesten in Griechenland? Ja!

Solidarität mit militanten Protesten? Ja!

Solidarität mit Leuten die andere Menschen umbringen oder das verteidigen? Nein!

Ûberwindung der Moral?

sandankoro 07.05.2010 - 10:29
Es ist schon erschreckend, mit welcher Kälte hier die "Überwindung der eigenen Moral" gefordert wird!

Wenn wir unser Handeln nicht mehr von unserer Moral kontrollieren lassen, ob als Einzelperson oder als Gruppe, dann wird es schnell wieder Leute geben die meinen, dass der Zweck alle Mittel rechtfertigt.
Da werden dann auch schnell mal im nächsten Atemzug "alle die gegen uns sind" als Feinde gestempelt und DU! wirst dann Richter und Henker in einem?!

Ich habe solche pseudorevolutionären Wahnsinnigen in Sierra Leone, Liberia und im Kongo erlebt, die fanden das auch völlig normal, zum "Erreichen des revolutionären Zieles" ganze Dörfer niederzumachen, willst Du davon mal die Fotos sehen?

Wenn der Kapitalismus für den Tod von Millionen verantwortlich ist können wir also auch den Tod von Menschen in Kauf nehmen um das zu ändern? Den Tod von wievielen denn? 3 oder 100 oder eine Million? Und wer entscheidet wer über die Planke geht?
Die "sympathischen" Typen in langen Ledermänteln oder der kleine Freak mit dem Molli?

Wo gehobelt wird da fallen Späne? Anscheind bei einigen "Linken" vorallem, wenn diese sich am Kopf kratzen!

@ALL!! Wer hat tote gerechtfertig?

Frage 07.05.2010 - 10:42
Oder gesagt das wäre geil,daß da unbeteiligte gestorben sind. Sich nutzluses Gejaule und bürgerliche Moralphrasen zu ersparen heißt nicht Tote gutzuheißen oder zu rechtfertigen!
Ganz abgesehen, davon daß es die Welt und noch viel weniger die Menschen in Griechenland nicht einen Dreck interessiert, was Mensch hier im im DSDS-Forum der Linken dazu denkt. Fahrt hin un guckts euch an, wenn ihr unbedingt ne persönliche Meinung braucht. Ansonsten einfach mal die Klappe halten und nachdenken. Zum Beispiel darüber wie Mensch HIER sinnvoll sein kann. (kleine Tipp: Forenbeiträge sind´s nicht. - LAso zum nachmachen: Computer aus und raus!)

keine kommentare bei der taz?

ich 07.05.2010 - 11:05
Bezeichnend, dass ausgerechnet bei dem Artikel keine Kommentare geschrieben werden dürfen...

Die jW ist keinen Deut besser als die TAZ

jemand halt 07.05.2010 - 11:49
Die Linkspartei-Postille "Junge Welt" ist in der Hinsicht keinen Deut besser als das die TAZ als Sprachrohr der GRÜNEN. In der heutigen Ausgabe ( http://www.jungewelt.de/2010/05-07/015.php) dokumentiert Heike Schrader ein Statement von HausbesetzerInnen zu den Toten vom Mittwoch. Heike Schrader spricht in diesem Zusammenhang von einen „offenen Plenum anarchistischer Gruppen“. Als Überschrift titelt die Zeitung „Die Mörder »betrauern« ihre Opfer“. Das lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig - für die jW sind neuerdings pauschal alle (griechischen) AnarchistInnen schlicht und einfach Mörder. Das kann man so zur Kenntnis nehmen. Ein Blatt allerdings, in dem etliche Leute schreiben, die ein ungetrübtes Verhältnis zum stalinistischen Terror an den Tag legen, sollte auf das eigene Glashaus aufpassen, bevor es beginnt, mit Steinen um sich zu schmeißen.

Unsicher im Urteil

Nachdenkender 07.05.2010 - 12:22
An die radikale Linke:

Gut, verstanden habe ich nun, dass sich die radikale Linke mit dem sozialen Protest in Griechenland uneingeschränkt solidarisiert und in den griechischen Protesten so was wie ein Anfang europaweiter sozialer Proteste gesehen werden sollte.

Aber: Ist es nicht irgendwie zu wenig? Klar, dass sich die hiesige Linke mit sozialen Protesten solidarisch zeigt, auch klar, dass die Krise in Griechenland irgendwas mit Europa und der Krise der Finanzmärkte zutun hat. Doch habe ich bisher weder eine überzeugende und nachvollziehbare Interpretation Griechenlandkrise noch deren Zusammenhang mit der Finanzkrise gelesen oder gehört. Viel mehr als der Kapitalismus ist immer Schuld – manchmal mit einer Portion Staats- oder Nationskritik gewürzt. Aber eine diese neue Situation angemessenen Analyse der kapitalistischen Verhältnisse des Finanzmarktes, dessen Implikationen auf staatliches Handeln sowie der Beziehung zwischen Finanzmärkten und menschlicher Lebenswelt existiert doch aus einer genuin zeitgenössischen linken Position nicht. Wie sich dann aus dieser Situation die Rechtfertigung einer revolutionären Praxis ableiten lässt, bleibt daher logischer Weise völlig unklar. Die Lösung - zumindest den Einlassungen hier bei Indy folgend - ist dann wohl ungefähr: Die Revolution ist immer gerechtfertigt und eine Gegenwartsinterpretation können wir uns sparen. Das Feld der Interpretation dieser größten Krise des Kapitalismus wird von den Linken einfach den Neoliberalen und neonationalen Steuerungsfetischisten überlassen.

Wenn aber eine genuin zeitgenössische Interpretation aus einer linken Perspektive fehlt, kann doch kaum ernsthaft über die Ethik und Moral des Protestes gestritten werden. Der Protest, meinetwegen auch die revolutionäre Politik, muss doch letztlich aus einer Gegenwartsanalyse hervorgehen, diese haben die Linken – zumindest bisher – nicht wirklich zu bieten. Einfach die Konzepte der Vergangenheit zu wiederholen, kann der neuen Situation nicht gerecht werden. Aus diesem Grund halte ich auch die Solidaritätsbekundungen mit einem sozialen Protest – der nun immerhin schon Tote gefordert hat – für problematisch. Ich persönlich zumindest habe Schwierigkeiten einen Protest mich mit einem Protest zu solidarisieren, dessen gedankliche Grundlage völlig unklar ist. Einfach im ewigen Anti zu verharren kann eine neue Politik kaum ermöglichen. Gerade diese Krise stellt an die Linke zu aller erst die Aufgabe eine Analyse und Interpretation der gegenwärtigen Verhältnisse zu liefern, diese kann nicht einfach auf ein bisschen Marxlektüre und schlichter Kulturkritik aufbauen, solange also die Linke keine solche Interpretation vorlegt, werde ich mich – auch aufgrund der vergangenen Erfahrungen mit linker Politik – an die gängige Moral und Ethik halten um diese Proteste zu beurteilen, und dann kann ich unter keinen Umständen eine derart eskalierende Gewalt gutheißen. Erklären und dann Handeln – das ist die Devise der Wahl.

Und das wilde Spekulieren, Distanzieren etc.

geht weiter... 07.05.2010 - 12:24
hört doch einfach mal auf mit dem Schwachsinn!
Die Fakten:
Drei Menschen sind durch einen Brand in einer Bank durchs Leben gekommen. An dieser Bank ist zu diesem Zeitpunkt eine Demonstration vorbeigekommen, welche die Bank zumindest entglast hat. Die Toten waren nicht im Erdgeschoß, im Erdgeschoß also in der Filiale scheint sich zu besagtem Zeitpunkt niemand aufgehalten zu haben.

Der Tod der drei Menschen ist tragisch, wie jeder unnötige Tod von Menschen tragisch ist. Nach momentaner bekannter Faktenlage ist es höchst warscheinlich, dass es zumindest von der Demonstration "gebilligt" wurde, dass dieses Haus angezündet wurde. Und zwar in der Annahme, es seien keine Menschen im Gebäude. Fakt ist jedenfalls auch, dass sobald die Nachricht über den Tod herum kam, sich die Demonstration erstmal zurück zog, geschockt war.

Das Bild eines Lynchmobs, wie es unisono von der Presse inklusive Taz und junge Welt verbreitet wird, der marodierend durch die Stadt zieht und in einer Bank gerne mal deren Angestellte und Kunden bei lebendigem Leib verbrennt, stimmt also nicht. Es sind denkende Menschen, die über die Konsequenz der Handlung ebenso schockiert sind wie der "bessere Deutsche", der das hier aus der Entfernung ohne klare Informationen sofort weiß, wie es passiert ist und natürlich auch die Schuldigen schon herausgefunden hat. (Und versucht, alle anderen Stimmen mundtot zu machen, weil ja das Gedeutete so gut ins eigene Konzept passt.)
Wie hier schon so oft zitiert:
War beim G20 in London damals genauso. Dort hatte sich allerdings nach drei Tagen bewiesenermaßen (Video) die Indymedia-Version der Prügelbullen bewahrheitet. Also wenn ihr nichts neues zum Thema beisteuern könnt: Fresse halten.
Egal ob ihr der menschenverachtenden "Kollateralschaden"-Fraktion angehört (von der die Hälfte eh Bild, Taz und sonstige Redakteure sind, die gerade noch mal n schönes, passendes linksradikales Statement brauchen) oder der Anti-Anarcho Fraktion, die den tragischen Tod von drei Menschen dazu benutzen wollen, gleich jegliche Militanz nicht nur in Frage stellen, sondern verbieten wollen.

Lest aufmerksamer

tea 07.05.2010 - 13:41
So, jetzt habe ich mir diesen krassen Artikel in der Taz durchgelesen. Und? Ich kann nichts hetzerisches darin finden. Eine Beschreibung dessen, was in den letzten Tagen auf Indymedia und auch in der griechischen linken Szene nach dem Tod der Bankangestellten diskutiert wurde.
Mit dem Autor teile ich die Abscheu zynischer Verklärungsversuche. Macht mich das jetzt zu einem Linkspartei-nahen Grünen?
Die Toten, die vermutlich in Folge der aus der Demo heraus begangenen Aktionen starben, haben m.E. viele hier mehr schockiert, als sie einzugestehen bereit sind.
Viele von uns sind Meister im Rechtfertigen von hirnlosen Aktionen, ich schließe mich ausdrücklich mit ein. Bei jeder großen Nazi-Demo wird irgendeinem armen Schwein sein kleines Auto aufs Dach gedreht und abgefackelt, ob’s den Aufmarsch aufhält oder nicht. Meistens eher nicht. Dann aber irgendwie doch, zumindest in unserer Gedankenwelt - damit die Gewissensbisse nicht so groß werden, dass man da gerade Zeuge einer total hohlen Panne-Aktion geworden ist, die gar nichts mit dem Kampf für eine bessere Gesellschaft zu tun hat.
Viele lassen sich jetzt durch die Kritik an der Brandlegung in der Bank in die Defensive treiben und fangen an, wirres Zeug zu reden, um nicht in moralische Nöte zu geraten. Das darf so nicht gewesen sein und wenn doch, ist zumindest noch wer mit Schuld ... Und wer das kritisiert ist immer ein rechter Hetzer. Mumpitz.
Die Bevölkerung auf den Straßen Griechenlands genießt meine vollste Sympathie und es gibt keinen Grund, warum diese Bewegung jetzt geschwächt sein sollte. Die Toten sind bei der massenhaften Verwendung von Brandsätzen ein nicht auszuschließender Faktor. Wer solche Waffen einsetzt, sollte sich seiner Verantwortung für die möglichen Folgen sehr bewusst sein.
Es gibt keinen Grund, sich in die Ecke drängen zu lassen. Ein klares "Das war große Scheiße und hätte nicht passieren dürfen" sollte einfacher sein, als über Google übersetzte Texte vermeintlicher Kollegen der Toten zu verbreiten und Rechtfertigungen zu suchen. Gedenken wir der Toten. Der Kampf geht weiter.

"Nicht der allein mordet ...

- Kurt Tucholsky - 07.05.2010 - 19:49
"Nicht der allein mordet, der die Handgranate wirft. Auch der, der die Atmosphäre schafft, in der so etwas möglich ist."